han,
der
;-es/-e
(+Uml.) oder -en
.1.
›Hahn, männliches Haushuhn‹; vereinzelt genereller: ›männlicher Teil von Hühnervögeln‹; auffallend vielfaches Eingehen in Phraseme und Sprichwörter (vgl. generell die Belege).Phraseme:
der indianische han
›Truthahn‹; der afrikanische han
wohl ›Perlhahn‹; die hanen einander beissen lassen
›einen Hahnenkampf veranstalten‹; um den han tanzen / den han ertanzen
für ein Gesellschaftsspiel bzw. dessen Gewinner; wie der han über kolen laufen
›etw. wie zufällig, ungewollt tun‹; jm. den roten han setzen; der han im korb sein; nach etw. / jm. kräht kein han; der han beist jn. vom miste
o. ä.; die hanen treten jm. ins gesicht
von einem scheisser
gesagt; jm. fliegt das gebratene hänlein in das maul
.Bedeutungsverwandte:
göcker
Syntagmen:
einen h. haben
›halten‹ / gewinnen / ertanzen, (jm.) einen h. geben
(als Abgabe; vielfach), die henne den han bedürfen; der h. krähen / singen, etw. zeigen, die flügel schwingen, hochfärtig / hübsch / fürsichtig sein, schöne kleider haben, das hun beissen, häne werden aus länglichen eiern; sich der hanen nären; dem h. den zagel ausziehen; jn. abwürgen wie die häne; der hauptlose han; eigenschaften / gewonheiten / geschrei des h.
Wortbildungen:
hanbaum
hanebalken
hanefeder
hanen(ge)krähe
hanenkrähen
hanekrat
hanengesang
hanengeschrei
hanengrome
grome
›Hode‹; Lexer 1, 1092
), hanenhödlein
hanenkam
hanenklaue
hanensteigen
hanentanz
6, 2106
; a. 1600; Kramer, Volksl. Ansb. 1961, 119
; 281; a. 1549), hanentrit
hanenzehent
Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
174, 33
(preuß.
, 1406
): 40 stucke czymmers czu sparren und hanebalken czur kolschunen gekoufft.
Luther, WA
41, 694, 25
f. (1536
): quando bibo forte plenum, ut rot ut han umb kampff.
Mieder, Lehmann. Flor.
142, 21
(Lübeck
1639
): Henn ohne Han bruͤtet das Nest.
Lappenberg, Fleming. Ged.
548, 35
(1635
): als ein edler Reuter (die itzo vber alle so wol Han im Korbe, als Meister im Felde seyn) sich hervor machen müßte.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 34, 1
(Hs. ˹md.
auf nd. Grundlage, v. M. 14. Jh.
˺): Ein hane sol kren, ein hunt sol bellen, kerren ein swin.
Schmitt, Ordo rerum
347, 6
(rhfrk.
, 1414
): crista vogil cam ... eyn hanen kamp.
Koeniger, Sendgerichte
158, 6
(rhfrk.
, 1517
): von hunkelen- ader hanenzenen sal ein ycklicher geben von einer ycklicher klucken ader hüne einen hanen.
Froning, Alsf. Passionssp.
4838
(ohess.
, 1501 ff.
): by dissen Judden wel ich bestan | als eyn hane, dem der zagel ist ußgezahen!
Lichtenstein, Lindener. Katzip.
167
(o. O. 1558
): ein weise hannefeder auff ein klügling.
Stoltzius, Chym. Lustg.
65, 10
(Frankf./M.
1624
): Gleich wie die Henn bedarff den Han: | Also der Monn der Sonn steht an.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
44, 11
(Frankf./M.
1550
): Der Han zeigt an die tollen Leut / | So gar nach nichts dann wollust streben.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
26, 34
(osächs.
, 1343
): êr wan der hane singet, sô saltu min driweit vorloukin.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
91, 12
(osächs.
, 1570
/7
): Aus runden eiern werden hennen, aus länglichten werden häne.
Weise. Jugend-Lust
103, 10
(Leipzig
1684
): Ey will mich der fremde Hahn von dem Miste beissen?
Gille u. a., M. Beheim
446, 73
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Der adaler [...] fleugt nun ob den darffern her | und nert sich der hanen und hennen.
Voc. Teut.-Lat. n vjr (
Nürnb.
1482
): Hanenkamp. crista oder ein kleinot auff einem helm.
Sachs
9, 6, 22
(Nürnb.
1535
): Im sommer stecket ir die mayen, | Habt kirchwey, hochzeyt, tentz und rayen, | Kugeln, hannensteygen und lauffen.
Ebd.
13, 113, 9
(1556
): Wo aber ich armer nem schaden, | So kreet doch kain han nach mir.
Ebd.
17, 372, 33
(1558
): Er wolt sein stadl im zünden an, | Drauff setzen im ein roten han.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2393, 20
(Nürnb.
1610
/18
): Ir [Weib] ist voller hannentrit | Vnd hat kein zahn im maul mehr nit.
Hulsius H ijv (
Nürnb.
1596
): die Hanenkrehe / le chant du Coq.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2229, 15
(Nürnb.
1610
/18
): Sie hat kein Alten scheisser lieb, | Dem die Hanen habn trettn ins gsicht.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 5, 1
(Nürnb.
1631
): auff mein Kind, steh auff geschwindt, | So bald der Han die Fluͤgel schwingt.
Rohland, Schäden
427
(nalem.
/schwäb.
, 1400
/33
): [an dem
bein holz] wachssent die roten berlon, vnd nennet man es hannenhoͤdlin. Grundmann u. a., A. v. Roes
197, 22
(alem.
, 15. Jh.
): das die Gallici, das ist die Walhen, nit unmúglich geheissen sint von der naturen und eygenschafft, die ein gallus, das ist ein han, an im het. [...] Die boͤsen eygenschafften des hanes sint dise, das er ist hochfertig, schryende, unkúsche, unstete, snelle zu̇ kryegende und unstette zu̇m fridden. Da von die Gallici, [...], sȯllent wissende sin, das sy [...] von snoͤden somen der Walhen iren ursprung enpfangen hant. Aber die gu̇ten eygenschafften des hanes sint, das er húbsch ist [...] mynnesam und milte. Da von weliche die eygenschafften an yn hant, die sint von edelem stamme der Walhen komen [...]. So sint diß die aller besten gewonheyten des hanes, das er fúrsihtig wachende ist [...]. Diß sint die geistlichen eygenschafften und gerehtikeyten, an den fúr die andern treffende und schynende sint die guͦten und gelerten prelaten der Walhen.
Leisi, Thurg. UB
7, 1021, 10
(Ermatingen
1375-1400
): Ist aber, das ainr ain han in sim hus hat, der behebtt den erben dem som wins.
Wyss, Luz. Ostersp.
7075
(Luzern
1545
): Ee hinacht zwey hanengsang werden than.
V. Anshelm. Berner Chron.
3, 79, 32
(halem.
, n. 1529
): Do kart sich Jaͤtzer um und gesach sine verbuzeten vaͤter ab irem hanbom stigen, daruf si gehuret.
Adomatis u. a., J. Murer. Zorob
196
(1575
): Bym aller besten hab ich die | [...] | Pfawen zum besten und Phasanen | Schneegaͤns und Indianisch Hanen.
Maaler
212r
(Zürich
1561
): Hanengekraͤy. [...]. Das Hanengeschrey / Die zeyt d’ nacht wenn die Hanen kraͤyend.
Sappler, H. Kaufringer
32, 69
(schwäb.
, Hs. 1464
): ich sprang von want zuo wenden | recht als ain hauptloser han.
Chron. Augsb.
2, 152, 2
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): der von Weinsperg hett den hanen ertantzet und wolt nit minder haben dann hundert tausend guldin für die kaufleut und ir guet.
Barack, Zim. Chron.
2, 80, 8
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Damit hat kain han mehr darnach gekreiet.
Ebd.
198, 22
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): der alwegen hievor vermaint het, er were an dem ort allain der han im korb.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
193, 26
(oobd.
, 1349
/50
): die henn tregt diu air in der rehten seiten irs leibes, dâ diu händl auz werdent.
Klein, Oswald
11, 45
(oobd.
, um 1423
): nim ross und wagen, henn und han, | gen niemant tü dich naigen.
Winter, Nöst. Weist.
2, 283, 21
(moobd.
, 1513
): Schneider zue Schwartzaw ist schuldig jerlichen einem pfarrer zue geben zwenn hannen von ainer hofstat.
Turmair
1, 366, 11
(Nürnb.
1541
): wie man [...] spectakel helt, daran man die hanen an einander beissen lesst im weinmonat.
Ebd.
154, 21
: und flogen in also (wie man spricht) pratne hendl in das maul.
Ebd.
4, 159, 6
(moobd.
, 1522
/33
): Als aber zwên han in ainem haus nit eins in die leng pleiben, wart er von seinem brueder Rhamesses, [...], vertriben.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
133
(oobd.
, 1607
/11
): 1 kopf inn einem gemalten lamglichten ledlin von einem africanischen hanen oder henn, meleagris von C. Gesnero genant.
Luther, WA
30, 2, 330, 10
f.; 26
f.; Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1328
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
544, 1203
; 546, 1261
; Kollnig, Weist. Schriesh.
78, 19
; Chron. Nürnb.
5, 457, 16
; Sachs
7, 24, 3
; 13, 252, 20
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
20, 17
; Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
269, 26
f.; ders., Wirtsch. Bern
319, 6
; ders., Gebiet Bern
121, 26
; Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
45, 31
; Turmair
1, 181, 31
; 4; 263, 11
; Bremer, Voc. opt.
56057
; Maaler
209v
; Dietz, Wb. Luther
2, 203
; Dalby, Lex. MHG Hunt.
1965, 80
; Vorarlb. Wb.
3, 1094
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
35, 164
; Schwäb. Wb.
3, 1141
.‒
Vgl. ferner s. v. abnemen
(V.) 2, antvogel
, bauernknecht
, bedunken
(das
) 3, beifällig
1.2.
eine in einer Gruppe durch ihre Stellung oder durch besonderes, auch merkwürdiges Verhalten herausgehobene Person; im Siebenb.: der in Städten das Wirtschaftswesen besorgende Beamte; Ortsvorstand in Dörfern (möglicherweise mit richterlichen Funktionen).Phraseme:
seltsamer han
›komischer Vogel‹.Belegblock:
Mannack, Rist. Pers.
169, 22
(Hamburg
1634
): Daß mag ich warlich wol lachen / der muß ein seltzamer Haan seyn / hat er sich etwa sonsten in Kriegen versuchet.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
611, 3320
(Magdeb.
1608
): Die von sein eigen Vnterthanen / | Waren die allerbesten Hanen / | Jn vielen Kriegen wol versucht.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5237
(rib.
, 1444
): Nym hie desen breiff, untdoe | Ind lys in vur diesme hennekyn
[Var. in Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
knaben5123
: ].
Kurz, Murner. Luth. Narr
2155
(Straßb.
1522
): Darumb ist er ein dapffer han, | Vnd ist vnß ein guͦter hauptman.
Barack, Zim. Chron.
3, 256, 38
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): das seltzame henle vom adel [...] macht, das der graf sich entschloss, [...].
Rechn. Kronstadt
1, 184, 11
(siebenb.
, 1507
): am tagh Fabiani vnd Sebastian han mÿr dem hannen gegen 23 flor. tenetur.
Ebd.
184, 15
(1508
): der han ÿst schuldich der stat an der czerung ken Offen flor. 154.
Schwäb. Wb.
3, 1094
; Rechn. Hermannst.
135, 44
; 377, 30
; 135, 44
.3.
›Hahn an Fässern o. ä., Zapfhahn‹; auch ›Hahn an einer Feuerwaffe‹.Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
97, 1
(preuß.
, 1449
): 6 eren hanen, do man durch czapt.
Maaler
205v
(Zürich
1561
): Haͤne (das) oder zapff / als an fassen oder anderen dingen.
Hulsius H ijv (
Nürnb.
1596
): Han / oder laaßzapff / une canal, vn robinet, buse.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 3, 5082
(moobd.
, 1486
): ain messein han zu ainer hampoting, ain messein leuchter.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1520
(oobd.
, 1607
/11
): die hanen zu dem bogen, der wasser gibt sambt seinen 4 nägeln.
Ebd.
2306
: darauff gerichte 4 gleiche hanen, wie uff büxen mit ihren fewerstainen an einem rad auffstehendt.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
95, 2
; Lippert, UB Lübben
2, 205a
, 14; Ralegh. America
39, 8
f.4.
›Hahn auf Häusern, Wetterhahn‹.Belegblock:
Sachs
17, 285, 26
(Nürnb.
1562
): Der höchst zu Landshut ist der hon, | Der auff Sanct Martins thuren steht.
Ebd.
414, 3
(1558
): Eß niemand kein han, | Die obn auff dem kirchthuren stahn.
Dasypodius
343r
.‒
Vgl. ferner s. v. 2
abseite
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