hag,
2
hagen
(selten),
hain
(dies vereinzelt; Kontraktion auch bei den Komposita),
der
,
wobd. und oobd. auch
das
;
-(e)s/-e
, auch
sowie
-er
, jeweils + Uml. (für
hag
),
–/-Ø
(für
hagen
);
zum Verhältnis der Formen vgl. Pfeifer
2000, 493
.
1.
›Umfriedung, Hecke; Verhau, Zaun, Umzäunung (aus verschiedenen strauchartigen, dornigen, hartholzigen Gewächsen)‹; auch: ›Wildhag‹; mit teilweise offenem Übergang zu 2.
Phraseme:
am hag sein
›in der Klemme sitzen, zu Ende sein‹;
hinter dem hag halten
›mit etw. hinter dem Berg halten‹;
am hag abziehen
›klein beigeben, unverrichteter Dinge abziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
einfang
 1,
fried
,
gatter
 1,
grabe
(
der
) 3,
hecke
(
die
) 2,
zaun
.
Syntagmen:
den / einen h. abhauen / aufbrechen / besehen / machen / niederhauen / verrücken / zumachen, einen h. um etw. schlagen
;
der h. etw. begreifen
›umgeben‹,
um etw
. (z. B.
um das schlos, um den garten
)
gehen, die häge zusammen stossen
;
durch den h. blicken / brechen / kriechen, mit einem h. umgeben sein, etw
. (z. B.
den acker
)
mit einem h. vermachen, einen markstein in den h. setzen, der beschorene / dicke / dornige / grüne / gute / unbilliche h
.;
den h. nach, bis an den h.
(so oft in Geländebeschreibungen);
der weg durch den h
.
Wortbildungen:
hagamsel
(a. 1557),
hagbrüchig
›die Umfriedung durchbrechend (vom Vieh)‹ (a. 1509),
hageiche
,
hageinung
›Strafbestimmung betr. mangelhafte Einfriedigung von Gütern“ o. ä‹ ( Schweiz. Id.
1, 282
; a. 1585),
hagenrose
(Beleg s. v.
1
haber
 1),
hagetter
›Torgatter‹ (a. 1308),
haghändschuh
›grober Fausthandschuh beim Beschneiden von Hecken‹,
hagholz
1 (a. 1521),
haglatte
,
hagmässig
›der Anlage eines Zaunes angemessen‹,
hagmesser
(dazu bdv.:
gerte
 1),
hagrebe
›wilde Rebe‹ (a. 1438),
hagrichte
›Korrektur ungerade verlaufender Grenzzäune‹ (a. 1637 f.),
hagschau
›Zaunbesichtigung, -kontrolle‹ (a. 1886),
hagschauer
(a. 1640),
hagschauung
(a. 1512),
hagstange
, wohl ›Zaunstange‹,
hagstat
›Zaun‹,
hagstecke
›Gerte, Stange zum Zaunbau‹ (als Gegenstand von Rechtsregelungen),
hagstekstaude
(ebenso),
hagstelle
a) ›Einfriedung‹, b) metonymisch: ›umfriedete Fläche‹,
hagwurz
,
hagziel
›Zaun als Grenze‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
20040
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[iz kument] des kunigis wol vumfzic man | zu machin einen hagen.
Luther, WA
10, 1, 1
(
1522
):
das sind die altar und hagen, dauon die propheten klagen uber das volck von Israel.
Volkmar
542
(
Danzig
1596
):
Hageiche / harte eich.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
731, 10
(
thür.
,
1421
):
unde hiben on den hagin nedir unde worffen mit bleiden dor.
Gille u. a., M. Beheim
57a
, 2 (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ain fuchslein lag | vor grunem hag. | da ging ein schare | Mit gensen pey.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
185, 19
(
nobd.
,
1479
):
auch in weingarten, crawtgarten, wissen [...] stein setzen, die hege besehen, zu schatzen.
Voc. Teut.-Lat. m iijv (
Nürnb.
1482
):
Hag als vmb ein slos geet. arbustus.
Sachs
5, 71, 3
(
Nürnb.
1557
):
Als ich spacieret auff ein tag | Vor einem wald an grünem hag, | Inn dem erhört ich ein gesprech | Jenseyt des hages in der nech.
Dasypodius
332v
(
Straßb.
1536
):
gerte / hagmesser.
Bernoulli, Basler Chron.
5, 133, 7
(
alem.
,
1403
):
[Die] liessent der von Costentz vorrenner zuͦ rosz und zuͦ fuͦsse fúr iren hag in komen.
Brack f 5v (
Basel
1483
):
Cornum, hagwurtz.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
126, 33
(
halem.
,
1404
):
sol ieklicher sin hag stet oben und niden ze gewonlichen ziten machen.
UB Zug
861, 11
(
halem.
,
1440
):
das hagzil an der Alten gassen, an des Múllers [...] hag.
Rennefahrt, Recht Laupen
103, 21
(
halem.
,
1527
/
31
):
daruff dem hag nach biß in das Hornholtz.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.
485
(
Zürich
1560
):
am hag ich aber yetz gar bin | Sin todt hat mir min hoffnung gnommen.
Maaler
207r
(
Zürich
1561
):
Hagkstangen (die) Longurius.
Ebd.
207r
:
Hagmaͤsser (das) Arboria falx.
Ebd.
212r
:
Hãdtelen (die) Haghe͂dschuͤch. Digitalia.
Ebd.
533v
:
Zwaͤrchstang (die) Ein haglatten oder hagstange͂ / so man überzwaͤrch auf die haͤg legt.
Merz, Urk. Lenzb.
93, 18
(
halem.
,
1555
):
vnd zünen am vnderscheid des hags zwüschen vnß ... vnd der von Othmissingen züni vnd hagstelli.
Ebd.
117, 38
(
1575
):
damit dhein gespan des gerts vnd hagstecken halber entstande, soll ein jeder vff synem theil erdtrichs selbes houwen.
Merz, Urk. Wildegg
144, 16
(
halem.
,
1575
):
wer disers inschlags genoß ist, muß nach marchzal zugetheilten stuck erdrichs hagen vnd den hag ... in eeren halten.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
338, 9
(
halem.
,
1605
):
dürfen die Niederfisibacher
hagsteckhstuoden, thörn, reckholtern holen, aber haggenbuochen, foren oder andere boüm
dürfen sie nicht stücken
.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 142, 18
(
schwäb.
,
1551
):
so er seine acker oder wisen es wehre mit höger, zein oder gräben vermachen wölte.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 182, 36
(
schwäb.
,
1583
):
da soll er geben dem viech an dem gemeinen waaßen durch das haag oder zäun einen gemeinen weeg.
Barack, Zim. Chron.
3, 425, 30
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das dem bischof hievor ain solche schanz missraten, das er ganz spottlich am hag müessen abziehen.
Niewöhner, Teichner
474, 11
(Hs. ˹
oschwäb.
1368
˺):
er sleht umb daz vælt ein hag.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
237, 15
(
noobd.
,
1332
):
verchauft han mein purchstal ze Erlungshofen und di zway hakch dopi, swaz di begriffen habent.
Meisen u. a., J. Eck
21, 15
(
Ingolst.
1526
):
seient die herren von der statt Costentz mit irem predicanten am hag abzogen und gesetzt uff erkantnuß des reichstags.
Winter, Nöst. Weist.
3, 707, 27
(
moobd.
,
1504
):
will aber ainer sein khag pessern, der schlag holz darzue ab das dann hagmässig ist.
Kollnig, Weist. Schriesh.
158, 17
;
229, 30
;
Pyritz, Minneburg
4319
;
4331
;
Mayer, Folz. Meisterl.
6, 39
;
Vetter, Pred. Taulers
290, 8
;
Bihlmeyer, Seuse
432, 1
;
Rennefahrt, a. a. O.
129, 9
;
ders., Wirtsch. Bern
760, 27
;
Merz, a. a. O.
110, 31
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 269, 38
;
Barack, a. a. O.
3, 436, 17
;
Primisser, Suchenwirt
24, 97
;
28, 17
;
Chron. baier. Städte. Mühld.
407, 28
;
Siegel u. a., Salzb. Taid.
37, 29
;
153, 39
;
255, 33
;
Winter, a. a. O.
2, 1094,
Anm. 2;
3, 396, 13
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
12, 17
;
Rwb
4, 1419
;
1421
;
Pfälz. Wb.
3, 570
;
Schwäb. Wb.
3, 1028
;
1040
 f.;
6, 2093
;
Schweiz. Id.
1, 241
;
599
;
4, 361
;
5, 381
;
6, 44
;
463
;
8, 472
;
1512
;
10, 1636
.
2.
›Gebüsch, Wald‹, teilweise unter dem Aspekt der Wildhegungen und der Jagd.
Gehäuft literarische Texte des älteren und mittleren Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
gesträuch
 2,
holz
,
staudicht
,
wald
.
Syntagmen:
vögel im h. singen, j. in dem h. halten / herreiten / gehen, etw
. (z. B.
wild
)
in dem h. fangen
;
der gelaubte / gute h.; die flucht durch den h., das nez im h., der fuchs im h
. (mehrfach).
Wortbildungen:
hagholz
2,
hägicht
›voller Dickicht‹,
hagmark
›Waldteil‹,
hagschelm
›Strauchdieb, Plünderer‹,
hagtanne
(a. 1483 f.),
hagtaube
,
hainrecht
›auf einem Waldstück ruhendes Besthauptrecht‹ (a. 1374),
hainzins
(a. 1350).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
12765
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Sî nâmen doch dî kêr | ûz dem haine an dî vlucht.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
156, 14
(Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
die voglen singen widerstreit | dort niden ein dem hage.
Pyritz, Minneburg
2960
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Von spenischem lichten gruͤn | Luͤchtet er sam ein smarag | Und sam ein wol gelaubter hag.
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb.
152
(
um 1470
):
parua silva ein hag ader staudicht.
Voc. Teut.-Lat. m iijv (
Nürnb.
1482
):
Hag. labrusta. oder walde. oder wilder weinstock.
Sachs
16, 507, 18
(
Nürnb.
1563
):
So gibt es sich bald auff die flucht, | [...] | Durch berg und thal, gestreuß und hag.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 63, 4
(o. O.
1524
):
und keinen aufrichtig geacht, der sich solchs zückens und raufens nit wolt underziehen, nenten sie hagschelmen, meinten alles so wir zuͦ feld sehen, wer uns ein zuͦgeeigneter raub, als heten wir das zuͦ lehen vom keiser erlangt.
Rieder, Gottesfr.
166, 4
(
els.
, Hs.
15. Jh.
):
ein wilder hegechter wert, vol húrsten und wilgboͮme.
Bremer, Voc. opt.
44176
(
schwäb.
,
1436
):
Palumbes [...] slagtub [...] hagtube [...] holcztuͤb [...] (Hec) Palumbes/-bis est columba siluestris in arboribus nidificans.
Grimm, Weisth.
1, 212, 34
(
halem.
,
1495
):
es were dann [...] vmb ainen hag, oder ain hagmarch.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
188, 11
(
halem.
,
1542
):
die buwhöltzer ein stumppen an drü pfundt, brennholtz und hagholtz ein stumppen an ein pfundt
[als Strafe für Frevel].
Sappler, H. Kaufringer
14, 122
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
da sahen si dört in dem hag | gros volk gen in reiten her.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
145, 34
(
m/soobd.
,
1624
, Hs.
17. Jh.
):
welcher ainem sein hayholz obschlegt und verhilt den stock mit müeß ist in des herren straf erkent.
Klein, Oswald
83, 8
(
oobd.
,
v. 1409
):
So wart ich ir recht als ain fuxs | in ainem hag mit stiller lawss.
Koppitz, Trojanerkr.
21, 134
;
Sappler, a. a. O.
14, 378
;
Primisser, Suchenwirt
23, 2
;
Klein, a. a. O.
11, 84
;
101, 8
;
Dasypodius
61v
;
Dalby, Lex. MHG Hunt.
1965, 76
;
Rwb
4, 1435
;
Pfälz. Wb.
3, 578
;
Schweiz. Id.
13, 67
.
3.
mit
genitivus definitivus
teils für den Inhalt des im Genitiv stehenden Ausdrucks, teils mit Bezugsmöglichkeit eher auf 1 als auf 2, dann ›Zwang, Gefangensein, Macht‹; auch ›Schutz‹; vereinzelt bildlich:
der jungfräuliche hag
.
Älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm
5687
(
preuß.
,
1331
):
Di [gaben] gaben vernumphten hac | Suzen baz wen balsem smac.
Hübner, Buch Daniel
5026
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Er kan mich rechte leren | Bichten, buzen, ruwe trayn, | Rumen mines herzen hayn.
Bergmann, Ambr. Liederb.
182, 14
(
Frankf.
1582
):
In leid und klag, wil ich mein tag, | in unmus hag, mit seuffzen stets volbringen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
301
(
omd.
,
1338
):
Der [Job] ane meil der tugende hag | In so grozer hute phlag?
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 25, 5
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
der dritte [dienst] ist durch Untriuwen hac, | die twinget in in tiefer sünden bant.
Ebd.
14, 2, 7
:
Ich prüfe in ir ougen ligen | min sterben und min uferstan von todes hage.
Gille u. a., M. Beheim
23, 48
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
gesank wirt auch geharet in dem lufte | von manchem vogel in des maien hag.
Mayer, Folz. Meisterl.
75, 481
(
nobd.
,
1517
/
8
):
War umb ein mag | Aüs jünckfreulichem hag | Nicht gen der aller macht ye pflag, | Oder keüschlich werden geporn.
Niewöhner, Teichner
163, 27
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
nu hat mich beslozzen dez alters hag.
Ebd.
285, 24
:
da von ist nicht pesser hag | fuͤr dw sund dann scham und vorcht.
Stackmann u. a., a. a. O.
5, 17, 8
.
4.
eine Vorrichtung (wohl Falle) zum Wildfang.

Belegblock:

Roloff, Brant. Tsp.
1468
(
Straßb.
1554
):
es ist heüt uns glücklich gangen | Das wir hant disen hasen gefangen / | Allein über halß on garn und hag.
Schwäb. Wb.
3, 1029
.