hässig,
selten
hassig,
Adj.
1.
›haßerfüllt, gehässig, feindselig‹; fließender Übergang zu 2; einzelne Belege lassen sich beiden Bedeutungspositionen zuordnen; vgl.
has
1.Bedeutungsverwandte:
böse
boshaftig
gotlos
1
gram
neidhaft
neidig
stolz
verächtig
aufhablich
aufsetzig
gehässig
gefach
gefär
gefärde
gefärig
gefe(he)
häslich
Syntagmen:
jm. / etw. h. sein
›jn. / etw. hassen‹, einander h. werden
; der hässige fürst / man / mensch / vogel / zorn, die hässige disputierung, das hässige wort
.Belegblock:
Luther, WA
30, 3, 292
(1531
): das diese
[protestantische]
lere nicht so boͤse sey, als sie durch jre gifftigen prediger und ohren bleser und hessige Fuͤrsten ist furgebildet. Ebd.
49, 744, 26
(1945
): Bawer, Buͤrger, Adel, Fuͤrsten [...] Bleiben Gottlos, Stoltz, Neidisch, Hessig, Boßhafftig, Sind ersoffen im Geitz und Wucher, Ligen in Vollerey und Wollust, Treiben Schand und Laster.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 192, 47
(hess.
, 1554
): er [Oldendorpius] wiesse euch nicht zu schuldigen, dann das ir ein hessiger mann sein sollet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
44, 19
(oobd.
, 1349
/50
): welhes menschen augäpfel in irs endes umbganch habent ainen geleichen umbkraiz, die bedäutent ainen häzzigen menschen, ainen claffer, ainen vorchtigen und durchpœsen menschen.
Ebd.
208, 1
: der sparwer [...] ist ain häzziger hôchvertiger vogel.
Karnein, de amore dt.
109, 87
(moobd.
, v. 1440
): Mich dunkt, wie ir der lieb vnd mynn lere nit genaigt seit, sunder hassig seit.
Roth, E. v. Wildenberg
126, 11
(moobd.
, v. 1493
): Nun was die egenant Maultasch den fursten von Beirn hässig.
Turmair
4, 513, 28
(moobd.
, 1522
/33
): Auch der adel, der Mario als einem paurn und neuem edlman neidig und hässig war.
Bauer, Imitatio Haller
100, 18
(tir.
, 1466
): die neidigen vnd hëssigen menschen die werden da selben gerainiget durch das prinnent feür.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 50, 37
; Gille u. a., M. Beheim
96, 279
; Sachs
1, 209, 38
; 17, 515, 21
; 20, 132, 25
; Bartsch, Reinfrid
9, 9264
; Barack, Zim. Chron.
3, 487, 37
; Chron. Augsb.
7, 135, 2
; Klein, Oswald
22, 139
.‒
Vgl. ferner s. v. angeboren
1, ausfechten
3.2.
›verhaßt, widerwärtig, hassenswert, abstoßend‹; zu
has
1.Bedeutungsverwandte:
wiederwärtig
wiederzäm
gehas
häslich
leid
leidig
leidlich
Gegensätze:
lustig
Syntagmen:
j. / etw.
(Subj.) jm. h. sein / werden, etw. / jn. (jm.) h. machen
; der hässige feind / fürst / teufel
.Belegblock:
Luther, WA
21, 59, 30
(1528
): das macht auch diesen stand hessig, feindselig, und das man yhm gram wird.
Bobertag, Schwänke
329, 27
(Frankf.
1563
): Der hessig teuffel manichmal, | [...] | Muß mit seim schreck sein ein anloß | Zur reuw.
Gerhardt, Meister v. Prag
213, 23
(Hs. ˹nobd.
, 1477
˺): so wert ir allen leuten hessig durch meines namen willen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
47
(Nürnb.
1517
): Es werden entzündet die herzen zu den werken Ade durch die verfluchten begirlikeit, durch die uns die warlich guten dingk hessig und die gedichten lustig werden.
Sachs
18, 115, 19
(Nürnb.
1562
): daß er in auch durch sein güt | Vor dem hessigen feind behüt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
74, 29
(halem.
, 1534
/5
): er
[Luther]
understuͦnd sich erstlich den namen unsers aller h[elgsten] vatters / haͤssig zuͦ machen by allen wellten. Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
69, 112
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): daz ain mensch toͤrleich vnd vnuernunftichleich sein leben volfuͤrt, daz ist got haͤssig vnd widerzaͤm.
Chron. Magdeb.
2, 44, 23
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
5, 16
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
10, 298, 3
; Löffler, Columella/Österreicher
2, 60, 14
; Österley, Steinhöwels Äsop
148, 27
; v. Maren, Marquard. Ausgabe
64, 16
.‒
Vgl. ferner s. v. abflüchtig
.3.
›unrechtmäßig, gegen das Recht verstoßend‹.Rechtstexte.
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
181, 14
(omd.
, 1554
/1633
): Hessige sachen, alß do ist ebrecherey, verseczung oder verschmirung der gänge oder erczverhaltunge und verhelunge derselben.
Roder, Stadtr. Villingen
190, 17
(önalem.
, 1592
): Dann dieweil solche heürath im gemeinen rechten hessig, aller rechtlichen vernunft zuwider und nimmermehr oder doch selten ohne ufsatz und schaden beschehen.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
173, 5
; Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
23, 25
; Rwb
5, 233
.4.
›unheilvoll, verderblich, unwürdig‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. heillos
Belegblock:
Fischer, Eunuchus d. Terenz
82, 13
(Ulm
1486
): Was mocht dem ritter hessigers beschehen wann das sein mit bauer von stundan nach im in seiner gegenwertikait seine gab seinem buͦlen sante.
5.
›unschön, unansehnlich‹.Belegblock:
Schib, H. Stockar
101, 15
(halem.
, 1520
/9
): als ich [in] Zürich was, hort ich Zwinglin bredigen, und gieng in 5 kil[chen] und lugett, war die bylder hin warend kun. Es was nütt drin me und sach hessyg.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
165
.