gurre,
gorre,
die
,
auch
der
;
-n/-n
.
›Pferd‹; speziell: ›Stute‹; pejorativ: ›minderwertiger, unterernährter Gaul; Ackergaul‹; ütr. für alte Menschen gebraucht, aspektuell z. B. auf Impotenz (beim Mann) und fehlende Schönheit (bei der Frau) bezogen.
Phraseme:
der gurren zum auge lugen
›mit etw. fertig werden‹;
der gurren zu der gesicht lugen
›auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein‹;
es ist gurre als gaul
›eins ist wie das andere‹,
gurre an gaul kommen
›Mann und Frau zusammen kommen‹;
jm. einen gaul um einen gorren geben
.
Bedeutungsverwandte:
bauernros
 1; 2,
feldros
,
gaul
,
hengst
,
2
märe
,
pferd
 1,
ros
,
stute
.
Syntagmen:
die g. kaufen / reiten / ställen / versorgen; auf der g. reiten, in der g. stehen, jn. ab der g. treiben, jn. zu einem g. machen; der / die abgejagte / alte / arme g.; das haupt der g
.
Wortbildungen
bauerngurre
(dazu als Phras.:
lieber von einem spanischen pferd als von einer bauerngurren geschlagen sein
),
gurrel
›Pferdekummet‹,
gurrefüllen
›Stutfohlen‹ (a. 1540),
gurrenpferd
›Stute‹.

Belegblock:

Schöpper
79a
(
Dortm.
1550
):
Equa. Studt gurr / merrhe.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 70, 3
(
Frankf.
1557
):
EJn reuter het ein schoͤnen Gaul, | [...]. | Zu dem kaufft er ein andern Gorren.
Ebd.
4, 81, 11
:
Er [alte Mann] ist ein abgejagter Goͤrr, | Vmb sein Lenden mager vnd doͤrr.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 38, 30
(
Frankf.
1545
):
da sahen sie eynen armen alten, mageren, krancken Geul. Die Schlang sprach: ,Was liegstu da, Gramann, du armer Gurr!
v. Groote, Muskatblut
77, 51
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
du bist vnwert | vnd dauchs ouch nit; din zuuersicht | macht dich zuͦ eynem guͦrren.
Harsdoerffer. Trichter
2, 144, 18
(
Nürnb.
1648
):
Gorrel ein Roßkommet.
Fastnachtsp.
867, 22
(
Straßb.
o. J.):
Ir sind zuo beiden syten ful | Und ist warlich fast gurr als gul.
Maaler
200v
(
Zürich
1561
):
Gurr oder maͤrch. Equa. Gurr oder stuͦtt die nie auß dem stall kommen ist. Armentalis equa. Der Gurren zum aug luͦgen / Sein sach schaffen koͤnnen. PROV. Benegerere suum negotium.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.
908
(
Zürich
1560
):
der [schaffner] doch allein suͦcht das syn | Deßhalb wirdt er / wie man dann spricht | der Gurren luͦgen zuͦ der gsicht.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
213
(
Genf
1636
):
gurre [...] Equa. Es ist Gaul wie [Gurr].
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
58, 97
(
schwäb.
,
1471
):
Es wär dann in ir baider synn | Vntriu vnd vnstätt verschlossen; | Da hett fraw stätt verlassen, | Das gurr an gaul wär chomen.
Barack, Zim. Chron.
2, 446, 26
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
als er aber uf ainem muetterpferdt gesessen, sein die veldtross, darunder etliche hengst gewesen, an ine kommen, die haben ine ab der gurren triben.
Henisch
1683
(
Augsb.
1616
):
Gorrel / Roßkommet / helcium, instrumentum ab humeris equoiu͂, aut similium animaliu͂ pendens, quo curriculo per temone͂ trahuntur, vulgo gorellus.
Ebd.
1783
:
Gurr / hengst / merr stutten / eqva caballus, bedeut gemeinlich ein alt duͤrr roß [...] Jch will lieber von einem Spannischen pferd / als von einer bawren gurren geschlagen sein [...] Wenn einer ein gurren gen Rom ritte / so koͤndt er sigel vnd brieff herauß bringen / das es ein hengst wer.
Drescher, Hartlieb. Caes.
378, 5
(
moobd.
,
1456
/
67
):
Die leẅtt ritten all auff gurren und hett die swencz in iren mẅnden und die rẅck ward kern zw den haupten diser gurren.
Winter, Nöst. Weist.
2, 104, 36
(
moobd.
,
1469
/
1615
):
von ainem roß vüer pfenning. item, von ainer guhrn zween pfenning.
Mieder, Lehmann. Flor.
326, 14
;
Bobertag, Schwänke
328, 22
;
Harsdoerffer. Trichter
2, 144, 17
;
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
352, 1829
;
Barack, a. a. O.
3, 356, 14
;
Winter, a. a. O.
1, 964, 38
;
Bremer, Voc. opt.
280
;
Voc. Teut.-Lat.
n ijv
;
Dasypodius
63v
;
Voc. inc. teut. k
vr
;
Hulsius
H ir
;
Dietz, Wb. Luther
2, 148
;
Pfälz. Wb.
3, 510
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
160
;
Schweiz. Id.
2, 409
;
Schwäb. Wb.
3, 931/2
.