1
gram,
(am Versende oft:)
gran,
Adj.,
+ Uml.;
zu
ahd.
gram
›böse‹
(
Kluge/S.
1995, 333
).
1.
›jm. feindlich gesonnen, jm./e. S. ablehnend, feindlich, unwillig gegenüberstehend; böse, verärgert, zornig über jn. / etw. (von Menschen)‹; in einzelnen, unsicher interpretierbaren Belegen Tendenz zu: ›traurig, betrübt‹; ›e. P. überdrüssig‹.
Bedeutungsverwandte:
abhold
(Adj.),
bissig
,
bitter
(Adj.) 3,
entrüstet
,
feind
,
feindselig
,
grimmig
 1,
hässig
 1,
hirnwütig
,
schellig
 3,
unwillig
,
zornig
,
zornmütig
,
zornwegig
;
betrübt
 2,
traurig
 1.
Gegensätze:
hold
.
Syntagmen:
j.
(z. B.
got, der teufel
)
/ etw.
(z. B.
der hund, das volk
)
jm.
(z. B.
got, den menschen / weibern
)
/ etw.
(z. B.
der keuschheit, dem wort
)
g. sein
.
Wortbildungen:
grämde
›Zorn, Haß‹,
grämig
,
grämisch
(dazu bdv.:
beissig
 3,
böse
, Adj., 6,
häderig
 1,
reissig
,
zänkisch
,
zornig
),
grämlich
›mißmutig, zornig, grimmig, bösartig‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
120
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
So si wir geworcht den vremeden | Nicht wen zu eweclichen gremeden, | Dye den abys han gebuwet, | Dir Gote zu dieneste nuwet.
Ebd.
14549
:
Die ritenden - die da vor riten - | Mit gremelichen ergen | An vurigen halspergen.
Ebd.
20265
:
Durch des richters angesichte. | Der schinet danne gramelich, | Als allez unrecht richtet sich.
Schöpper
20a
(
Dortm.
1550
):
Iracundus. zoͤrnig grimmig gramm vnwuͤrß zornmuͤtig zornwegig hirnwuͤtig schellig vnwillig entruͤstet.
Luther, WA
21, 59, 30
(
1528
):
das macht auch diesen stand hessig, feindselig, und das man yhm gram wird, denn ein yederman ist beschwert ein solch creutz zu tragen.
Ebd.
29, 4, 31
(
1529
):
er schuret zw das sie eynander gram werden und eynander fressen myt eyfer.
Ebd.
49, 314, 5
(
1544
):
Ich bin meim alten madensack gram.
Ebd.
51, 653, 230
(
um 1535
):
Dir ist gut gram zu sein / Hast nichts.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
532, 815
(
Magdeb.
1608
):
Er wer jhnen nicht gram / | Ohn das sie winseln nach der Amm.
Ziesemer, Proph. Cranc Vorr.
330, 9
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
di sone des patriarken Jacobz, in der volge des hazzes des vorgenanten Esauz echten adir gremelichen vorvolgeten, di sin genant Edom und Esau.
Thiele, Minner. II,
23, 39
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
sy [wyf] was so bissich und so gram.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
136, 33
(
rhfrk.
,
um 1435
):
ist yme der hünt lichte dar vmb gram worden.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 149, 2
(
Mainz
1605
):
JESUS ist ein Heiliger Nam, | Der Sůnden vber die massen gram.
Froning, Alsf. Passionssp.
1709
(
ohess.
,
1501ff.
):
Jhesum den frommen man, | dem er alle syt gram.
Gerhard, Hist. alde e
167
(
omd.
,
um 1340
):
Cain mit dem morde gram | In sibenleige sunde quam.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
20, 11
(
omd.
,
1487
):
Den ßo sÿe begindt altt vnd krangk werden wirstu ÿr gram.
Ebd.
41, 15
:
Szo sÿe dye kranckeitt offinbart. ÿr man ör derhalben mocht gram werden, adder ein grawen zcu ÿr gewÿnnen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
13, 16
(
thür.
,
1421
):
Nu worden om seyne beide weiber yn dem aldir alsso gram unde toten ym alsso vil leides.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2260
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer sin hertze kusch lesst sin | [...] | wy mochte god dem werden gram?
Ebd.
3361
:
der apphil ist des menschen licham | der wertlichen lusten nicht ist gram, | in dem wirt di kuscheid vorlorn.
Ermisch, Freib. Stadtr.
58, 11
(
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Sin vater mac im deste gremer sin.
Skála, Egerer Urgichtenb.
8, 7
(
nwböhm.
,
1543
):
das er Zu halden vnnd niemantts seines gefengnus halbenn desto gremer Zu sein ainen leiplichenn aidtt geschworenn.
Pyritz, Minneburg
4826
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ob ein hase [...] | In rechten truwen fruntschaft het | Zu einem hunde freissam, | Der doch von art im ist gram.
Gille u. a., M. Beheim
183, 84
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Den wolff verhasset yder man. | die andern tir sein im auch gran.
Sachs
1, 210, 15
(
Nürnb.
1530
):
so sie sind senfftmütig, | Gen den mannen sitlich und gütig, | Nit zenckisch, hädrisch, grämisch, peyssig, | Nicht zornig, poldrent, böß und reyssig.
Bihlmeyer, Seuse
68, 6
(
alem.
,
14. Jh.
):
Die wurden als gremlich widerworfen, daz sú musten swigen.
Ebd.
546, 16
:
din suͤsses kint als gremlich was ertoͤdet.
Adrian, Saelden Hort
1740
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
er wart betrúbet und gram | von der red.
Menge, Laufenb. Reg.
1567
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Mars der planet gran | Wil hie sin gehúse han.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
207
(
Genf
1636
):
gram seyn / Hassen [...]. graͤmig / so gram ist.
Sappler, H. Kaufringer
9, 224
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
da das weib die red vernam, | dem man ward si von herzen gram.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 20, 49
(
schwäb.
,
1471
):
Mein hertz das můsz dem wesen gran, | Der vns hatt über schlichen.
Pfaff, Tristrant
63, 23
(
Augsb.
1498
):
darumb das er er yederman genem [...], darumb wurden sy ym toͤtlichen gram und hessigk.
Klein, Oswald
44, 73
(
oobd.
,
1426
):
Mein lanndesfürst, der ist mir gram | von böser leutte neide.
Chron. baier. Städte. Regensb.
185, 20
(
moobd.
,
1541
):
es wasend dy grämigen gsellen pöß gnug.
Piirainen, Stadtr. Sillein
154r, 6
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
wen alle dy dy wedir got streben dy werdin de sim bwche gram.
Helm, a. a. O.
17701
;
Luther, WA
21, 126, 22
;
22, 7, 37
;
22, 341, 24
;
38, 102, 16
;
46, 496, 10
;
47, 324, 2
;
47, 458, 36
;
49, 207, 13
;
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
167
;
Quint, Eckharts Pred.
2, 122, 2
;
Chron. Köln
1, 295
;
2670
;
6222
;
Hübner, Buch Daniel
4252
;
7215
;
Wolf, Rothe. Ratsged.
38, 4
;
Neumann, a. a. O.
2807
;
4569
;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1375
;
Henschel u. a., Heidin
1103
;
Pyritz, a. a. O.
4549
;
Stackmann u. a., Frauenlob
11, 9, 12
;
Gille u. a., a. a. O.
310, 9
;
Franck, Decl.
337, 13
;
Sachs
19, 220, 34
;
v. Keller, Ayrer. Dramen
160, 25
;
Harsdoerffer. Trichter
2, 145, 3
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
182, 16
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2448
;
3814
;
Menge, a. a. O.
2233
;
Koppitz, Trojanerkr.
20498
;
Sappler, a. a. O.
10, 106
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 19
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
4, 22
;
Turmair
5, 152, 9
;
Voc. Teut.-Lat.
m vijr
;
Ulner
243
;
Henisch
1728
;
Dietz, Wb. Luther
2, 159
;
Schwäb. Wb.
3, 786/7
.
Vgl. ferner s. v.
abnemen
(V.) 20,
inländig
.
2.
›unangenehm, unfreundlich, grausam (vom Wetter)‹.

Belegblock:

Menge, Laufenb. Reg.
3375
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
hüte dich denn nit one geuerde | Vor winde vnd vor der kelti gran.
3.
subst.: ›Person, die jm. feindlich gesonnen ist, Person, die jn. haßt‹.
Bedeutungsverwandte:
feind
,
hasser
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
19246
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ich quam in mines vater namen | Zu den holden und zu den gramen.
Spanier, Murner. Narrenb.
19, 107
(
Straßb.
1512
):
Also kent griß den gromen wol.
Barack, Zim. Chron.
2, 578, 28
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
daher spricht man gemainlichen: „Gris schlecht noch gramen“.
Henisch
1728
(
Augsb.
1616
):
Gram / feind / hasser / widerwillen / hostis iratus, infensus, inimicus, adversarius [...]. Comp. Grisgram. Pr. Greis schlegt gern nach graͤmen.