grün,
Adj.
1.
›grün als Farbe (von Bezugsgegebenheiten sehr unterschiedlicher Art)‹; ütr.: ›bleich, grünlich (von der Gesichtsfarbe)‹; ›vergiftet (vom Blut)‹; klare Unterscheidung von 2 nicht in allen Belegen möglich, speziell in den Fällen, in denen die Farbe als Unterscheidungskennzeichen von bestimmten Pflanzen untereinander dient.
Zu phraselogischen Verbindungen mit
grün
vgl. Wanzeck, Etym. lexikalisierter Farbwortverbindungen
93
 ff.
Bedeutungsverwandte:
grasfarben
.
Syntagmen:
etw. g. malen; der grüne atlas / damast / jaspis / käse / kranz / lachs / pfittich / stein / türkis / smaragd / unk, das grüne atrament / blut / kleid / mer / mesgewant / tuch / wachs / wasser, die grünen flicken / kerzen / knöpfe / marmelsteine
.
Wortbildungen:
grünacher
eine Apfelsorte (zu
-acher
s. Dwb
4, 1, 6, 666
),
grünblaulich
, ˹
grünecht
,
grünlecht
,
grünlich
1 ›grün schimmernd, grünlich‹˺,
grünfarben
,
grünfärbig
,
grünfink
(dazu bdv.:
kutvogel
),
grünfisch
1 (wie
grünkresse
),
grünfliege
,
grünvogel
, ˹
grünheit
1,
grünigkeit
1 ›Grünfarbigkeit‹˺,
grünkäfer
,
grünkraut
›Grünkohl‹,
grünkresse
›Bachkresse, der Fisch Gobio fluviatilis‹ (dazu bdv.: vgl.
grundel
),
grünling
1. ›Grünfink‹; 2. eine Art Rebe (a. 1366),
grünlingbirne
,
grünspecht
,
grünstük
(a. 1529) ›lauchfarbiger Stein, Prasius‹,
grünsucht
,
grünwerk
›grüner Kleidungsbesatz‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
7933
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen her [smaract] von der grunheit brunet.
Ebd.
7967
:
Die grunekeit des steines | Nebel des alden meines.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
715, 2
(
preuß.
,
1447
):
1 swarczen rock mit gronwerg.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 66, 5
(
md.
,
1465
):
plicken, gruenkres, hesling, ein noessel XV haller.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3557
(
rib.
,
1444
):
Dese male is van groenre var, | Want gelijch dat gesune alre gar | Wirt gestirckt van der varwen groen, | Also kan gelouve ouch doin.
Apherdianus
147
(
Köln
1575
):
Merops gruͤnspaͣcht / Imbenfraß.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2847
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di grone farwe recht besinne, | si bedudit der liebe an beginne; | wanne was da wesst uss der erden, | das muss zu deme ersten gruͤne werden.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
10, 10
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
ist do eyn boum [...] di bletir sint uf eyner site grune, uf der andirn wys.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
22, 6
(
osächs.
,
1570
/
7
):
zugemüse fürs gesinde [...]. Abgefallen obst, grünkraut, rüben, möhren.
Henschel u. a., Heidin
1596
(
nobd.
,
um 1300
):
Spricht er weiS alS ein sne | So sprich grvn alS ein kle.
Fastnachtsp.
774, 9
(
nobd.
,
15. Jh.
):
Das sibenerlai varb sint genant | [...]. | Grün, rot, schwarz, blab und weiß, | Gel und braun.
Voc. Teut.-Lat.
n ijr
(
Nürnb.
1482
):
Grunefarb oder Grunheit [...] Grunerstein. prasius. [...] Grunspecht merops.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
375, 198, 29
(
nobd.
,
1488
):
Flachs, wollen, hanfe, federn, senfen, bleye, grunfisch.
Rupprich, Dürer
1, 154, 260
(
nobd.
,
1520
):
Der Ruderigo hat meinem weib geschenckt ein klein grünnen papagai.
Serranus
89r
(
Nürnb.
1552
):
Gryn / oder Grynfarb. Viridis.
Harsdoerffer. Trichter
3, 279, 27
(
Nürnb.
1653
):
Der Jaͤger ist im Sommer gruͤn in dem Winter grau bekleidet.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 438, 2
(
Hagenau
1534
):
Grün wie eyn graß. Graßgrün | grün farbe hat mancherley art | liecht grün | yngrün | graßgrün wie man am graß die selbigen underscheydt wol sehen kan | die mer geneygt ist zum schwartzen | denn das ander grün | also sagen wir | Uber die grünen heyde | und in das grüne graß
(dies zu 2).
Dasypodius
339v
(
Straßb.
1536
):
Gruͤnfaͤrbig. Prasinus.
Ebd.
425r
:
GrienSpecht. Merops.
Golius
291
(
Straßb.
1579
):
Gruͤnfinck / Kuttvogel.
Ebd.
293
:
Gruͤnspecht / oder ein Im͂enwolff.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
216r, 21
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Jn dem vierden manot sol man nit koͤlessen, / wan si machet gruͤnes vnd gifftig bluͦt.
Menge, Laufenb. Reg.
2735
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
vische | Vß einem wasser das sye frische | Grienecht fliessent.
Ebd.
3855
:
Ist das bluͦt grüne | So ist das hertze nit küne | Me es lydet krankheit.
Maaler
192r
(
Zürich
1561
):
Stichöpffel / Ein gattung öpfflen / die man auch grunacher nennet.
Ebd.
194r
:
Gruͤn / Gruͤne farb. Viride. Gruͤn erdtrich. [...] Gruͤnlaͤcht / Zum teil gruͤn.
Ebd.
274r
:
Louchfarb / gruͤnfaͤrbig.
Morrall, Mandev. Reiseb.
14, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wer da wil, der mag úber Sant Gergen arm faren und úber daz gruͦn mer.
Ebd.
71, 9
:
ain brunn, der farbet sich selber trystund in dem jar. Etwen ist daz wasser gruͦn, etwen rott, etwen clar, etwen truͦb.
Chron. Augsb.
8, 361, 12
(
schwäb.
, zu
1548
):
ist der bischof [...] gestorben, und [...] ist jedem ain griene kertzen geben worden, und send mit der leicht bis gen Unser Frauen gangen.
Henisch
1760/61
(
Augsb.
1616
):
Grün / glaszfarb
[sic !]
/ wie grasz [...] Gruͤnling / finck / hirschfinck / hirschvogel / gruͤnvogel / [...]. Gruͤnlecht / zum teil gruͤn. [...]. Gruͤnling / oder ein gilbling / gruͤnfinck / rapfinck / gerold / chloris [...]. Grünlingbirn / pyra prasina [...] Grünacher / palir / ein runder apffel / malum orbiculatum.
Ebd.
1762
:
Grünfinck / kerschfinck / kuttvogel / gruͤling [...]. Grǔnspecht (der) Picus uiridis [...] Imberfraß. [...] Gruͤnsucht / boͤse farb deß Leibs / cachexia. [...] Gruͤn fliege / cantharis [...] Gruͤnkafer / goldkaͤfer / Siehe gruͤnfliege [...] Gruͤn voͤgelin / ickerlin / guckerlin / avicula, qvæ muscis victitat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
43, 15
(
oobd.
,
1349
/
50
):
welhes menschen varb grüen ist oder swarz, der ist pœser site.
Ebd.
306, 13
:
daz fröschel ist grüenvar.
Ebd.
452, 25
:
Medus ist ain stain, [...] ist ain tail grüenlot.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
576
(
oobd.
,
1607
/
11
):
2 indianischer stoyen [...], die eine von rottem reißwerckh [...], die ander grienblolecht.
Ebd.
1282
:
Ein grienlet rundt hol außgeschliffen glas.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
4, 4
(
mslow. inseldt.
,
1618
):
Verzeichnus des Kirchen guetts [...] 5 Zwey Weiśśe Tüchlin 6. Zwey Grine Taffene Tüchlin 7.
Helm, a. a. O.
7935
;
Ziesemer, a. a. O.
372, 16
;
Quint, Eckharts Pred.
1, 299, 6
;
2, 136, 3
;
Meijboom, a. a. O.
3565
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
134, 8
;
144, 11
;
146, 1
;
166, 11
;
Stoltzius, Chym. Lustg.
92, 7
;
v. Tscharner, a. a. O.
30, 3
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
33, 16
;
Böhme, Morg.R.
157, 14
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
10, 1
;
81, 6
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
380, 27
;
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 7, 5
;
Chron. Augsb.
2, 103,
Anm. 1;
133, 19
;
7, 484, 4
;
8, 360, 1
;
9, 241, 14
;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
71, 1
;
Pfeiffer, a. a. O.
456, 4
;
459, 14
;
464, 13
;
Bauer, u. a., a. a. O.
168
;
1871
;
Grothausmann, a. a. O.
4, 7
;
80, 19
;
Rechn. Kronstadt
3, 92, 9
;
Bremer, Voc. opt.
280
;
Maaler
194r
;
Mylius
D 6v
;
Volkmar
716
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
212
;
Martin/Lienhart
1, 277
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
157
;
Schwäb. Wb.
3, 867
;
882
;
6, 2071
.
Vgl. ferner s. v.
alabaster
 3,
atrament
,
aufgehen
 4,
papagei
,
baumheckel
.
2.
›grün, frisch aufsprießend, wachsend, saftig, gedeihend; belaubt, grüne Blätter tragend (von Pflanzen, bewachsenen Flächen u. ä.)‹; ›aus Pflanzen, bes. Kräutern, hergestellt (von Salben, Pflaster)‹; beim Kartenspiel: ›Pik‹; substantiviert als Kollektivum: ›Vegetation, freie Natur‹; ›Wiese‹; in 1 Beleg ›Minze‹ (s. v.
grünsole
).
Bedeutungsverwandte:
blüend
 1,
grünend
(s. v.
grünen
 2).
Gegensätze:
dür
 1,
fal
,
welk
.
Syntagmen:
g. werden; g. blühen; der grüne anger / busch / fried / kranz / wald / wasen / zweig, die grüne aue / farbe / gerte / heide / sat / wiese / wundsalbe, das grüne erdreich / gras / kraut / laub / wundpflaster, die grünen äste / berge / blätter / gärten / linden / nesseln / rosen / stupfeln
.
Wortbildungen:
˹
grüngarten
,
grün(er)plaz
,˺ ›Lustgarten; Kräutergarten‹ (dazu bdv.:
grashof
,
kräutergarten
,
würzgarten
),
grünhag
,
grünigkeit
2 ›Belaubtheit, Blätterwerk‹,
grünlich
2 ›belaubt, mit blühender Pflanzenwelt; frühlingshaft‹,
grünnessel
(a. 1557),
grünung
›Belaubung; Wachstum‹,
grünverkäufer
›Gemüse- und Krauthändler‹,
grünzweig
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
7947
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der naturen grunekeit, | Daz die gotheit ummecleit
(auch zu 1 stellbar).
Schöpper
73a
(
Dortm.
1550
):
Baum. Frons. Laubast gruͤnertzweig. [...] Viridarium. Lustgarte gruͤnerplatz.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 23, 2
(
Wittenb.
1545
):
Er weidet mich auff einer grünen Awen.
Ebd.
Hes. 17, 24
:
das ich der HERR [...] den grünen Bawm ausgedorret / vnd den dürren Bawm grünend gemacht habe.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen K
404, 7
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
sich an den grüenen walt der vor dir stât: | der wirt mit viure enzunt.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
1429
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Den baumen gebe ich kleidonge | Gheen dem sommer und gruͤnonge, | Dar nach dun ich sij nacket uß.
Beckers, Bauernpr.
54, 28
(
Köln
1515
/
18
):
men sall in aller engell namen plantze seen [...] / soe blyuen sy allwegen groͤn.
Karnein, Salm. u. Morolf
189, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
er hup sich uff den hoff hin dan | [...] | gein der grunen linden gan.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
2, 121, 10
(
Frankf.
1602
):
als ihm eben träumet, wie er mit seinen rauschern carnöffelt, fieng laut an zu schreyen: Grün ist gewehlet, halt, grün ist gewehlet!
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
16, 18
(
thür.
,
1421
):
[die tube] brachte eynen grunen zweigk yn yrem munde.
Ebd.
17, 16
:
alle fische [...] gebe ich yn uwir hende unde zu eyner speissen alsso den grunen kol.
Ebd.
34, 11
:
Ich reidt hueer yn den walt yagen unde [...] legitte mich an das grune unde slieff.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
65, 17
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
allis das do grune ist, das habe eyne sele.
Mathesius, Passionale
48, 10
(
Leipzig
1587
):
endlich wird aus dem elenden Reißlein ein grosser gruͤner Bawm des Lebens.
Opitz. Poeterey
23, 15
(
Breslau
1624
):
Es ist zeit [...] | [...] sich bey den frischen quellen | In dem gruͤnen zue ergehn.
Gille u. a., M. Beheim
442, 19
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
du [Maria] gruner, plüendiger posch, | des hailgen gaistes zunder | an glamet dich und die belibt doch grun.
Sachs
17, 440, 19
(
Nürnb.
1562
):
In dem walde auff grünem anger, | Daß sie ward eines kindes schwanger.
Ebd.
19, 319, 6
(
Nürnb.
1563
):
Es ist besser im winckel wohnen | Unter dem dach, denn bey dem gronen | Mit eim zänckischn weib uberauß.
Vetter, Pred. Taulers
120, 31
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
das fúr wúrcket in daz holtz und benimmet ime die fúchtekeit, die gruͤnekeit und die grobekeit.
Cirurgia H. Brunschwig
23vb, 15
(
Straßb.
[
1497
]):
Wer es aber sach das die wund nit võ dem vorgenante͂ oͤlvñ puluer geheilt würt [...] so werd er geheilt mit dem grüne͂ wunt plaster.
Päpke, Marienl. Wernher
1732
(
halem.
,
v. 1382
):
Sin dúrrú ruͦt gruͤne wart, | Lǒben und bluͤjen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
339
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Ussz dises groͤnes boschen brand | Taͤtt Got herMoÿsenn bekannt | Das er [...] | Woͤlt loͤsen gar von schmertzen [...] Die juden.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
78r, 12
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die xv form ist ein vnguentum von krúttern vnd heisset die grün salb.
Merz, Urk. Wildegg
52, 14
(
halem.
,
1554
):
wie vnser getruwer Albrecht [...] sy der vestin Vilnagker mitt sampt den grienen vnd owen [enttwert].
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
265, 10
(
halem.
,
1587
):
[Das Stück stößt]
underthalb uff einen gruͦnhag.
Maaler
194r
(
Zürich
1561
):
Gruͤn / Bluͤyend. Viridis. Der wald ist Gruͤn / Gruͤnet. [...] Gruͦngarten (der) Viridarium. [...] Gruͤnhaͤg (die) Toͤrnhaͤg / Zün auß toͤrnen gemacht [...]. Gruͤnzwey oder ast.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
53, 26
(
halem.
,
1634
):
ops, kirsen, es sye dür oder gruͤn.
Schmitt, Ordo rerum
33, 7
(
salem.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Viridarium grashof [...] grashof crudegarde [...] wurczgart vel gruͤngart.
Morrall, Mandev. Reiseb.
95, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ebhoͤw, die [burg] da all wegen gruͤn ist.
Henisch
1761
(
Augsb.
1616
):
Gruͤn / gruͤnes kraut / bluͤhend / herba, olus, gramens, virens.
Ebd.
1763
:
Gruͤnverkauffer / Kraͤutler / Gaͤrtner [...]. Gruͤn wahr / gartenkraut.
Memminger Chron. Beschr.
19, 8
(
Ulm
1660
):
Wir waren auch im Flor / es ware alles gruͦn: Jetzt werden Blaͤtter welck.
Klein, Oswald
12, 35
(
oobd.
,
1416
):
wurd mir do ain krenzlin grün | von irem gunst, so wër ich freuden kün.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1994
(
oobd.
,
1607
/
11
):
ein verliebter mit seiner amorosa im grienen spazierendt.
Ebd.
2006
:
Ein stuckh kupfer, [...], ist unser fraw im grienen mit dem kindl.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
119
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
der pawm sel mit gruenung, wachsunng, zü nemung zü der zeit.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
157, 38
(
smoobd.
, Hs.
1585
):
der ainem andern auf ainer grienen sat annewandt.
Piirainen, Stadtr. Sillein
127v, 2
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Daz seyn czwene vnd dreyzich slege mit eyner gruͤnen eychein gerten.
Luther, WA
10, 3, 132, 5
;
10, 3, 296, 18
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
45, 57
;
Quint, Eckharts Pred.
1, 199, 9
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6757
;
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
3, 574
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
152, 4
;
J. W. von Cube. Hortus
79, 4
;
Strauch, Par. anime int.
114, 25
;
Schönbach, Adt. Pred.
20, 20
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
42, 17
;
Stackmann u. a., Frauenlob
13, 13, 5
;
Vetter, a. a. O.
114, 2
;
Argovia
9, 55, 33
;
Lindqvist, a. a. O.
329
;
459
;
Broszinski, a. a. O.
71r, 11
;
78r, 7
;
Brandstetter, Wigoleis
206, 31
;
Klein, a. a. O.
37, 32
;
75, 47
;
92, 6
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
345, 20
;
Steer, a. a. O.
502
;
Niewöhner, Teichner
325, 80
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
125, 7
;
Rechn. Hermannst.
144, 10
;
Dietz, Wb. Luther
2, 175
;
Schweiz. Id.
2, 749
;
1070
;
4, 806
;
Schwäb. Wb.
3, 867
;
884
.
Vgl. ferner s. v.
abfallen
 1,
1
alter
 3,
angerweide
,
aprillenschmalz
,
ast
 1,
auffaren
 9,
aufwudeln
,
ausreuten
 1,
austag
 2,
bärwinkel
,
baum
 3,
bedecken
 1,
palme
 2,
1
pappel
,
bauman
 1.
3.
›frisch (im allgemeinen Sinne)‹; von unterschiedlichen Bezugsgegenständen speziell: ›frisch geerntet (von Obst, Gemüse, Heu u. ä.)‹; ›unreif‹; ›frisch; noch unverarbeitet, roh, ungesalzen (von Fleisch und Fisch)‹; ›jung, frisch ausgeschlagen und daher nicht reif zur Nutzung; noch nicht abgelagert (von Holz)‹; ›unbearbeitet (von Garn)‹.
Wortbildungen:
grünfaren
›unreif riechen (vom Hopfen)‹,
grünfisch
2 ›frischer Fisch‹,
grünfleisch
,
grünholz
,
grünzehent
›kleiner Zehnt‹ (bestehend aus Obst, Gemüse u. ä.; a. 1555).

Belegblock:

Luther, WA
15, 449, 24
(
1524
):
da diss ding noch zu gruͤne und new war.
Mieder, Lehmann. Flor.
145a, 13b
(
Lübeck
1639
):
Gruͤn vnd duͤrr Holtz brennen vngleich / wenn das gruͤn erhitzt / so ist das duͤrr verfladert.
Buch Weinsb.
2, 42, 1
(
rib.
,
um 1560
):
groin fleis kunten wir zu Zons bekomen, gron fisch zu Monheim.
Ebd.
266, 18
(
1574
):
Da essen mir dan hartfleis, alzit groinfleisch, botter und keis.
J. W. von Cube. Hortus
87, 16
(
Mainz
1485
):
daz der same also gruͦn gestoissen [...] vmb die augen benympt de͂ floß.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk.
6, 39
(
osächs.
,
1343
):
sitzen si alle nâch geselleschaften ûf gruͦne heuwe.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
27, 3
(
osächs.
,
1570
/
7
):
soll mans [fleisch] nemen [...] und die grüne abgeliferte haut oder farbe rein ausschneiden.
Ebd.
138, 9
:
Wann der hopfen zu zeitig oder zu grün abgenommen, reucht man es balt. Dann er reucht noch gar grasig. Das heist der hopf grünfahret.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 25, 14
(
schles.
,
1533
):
mogen auch alle [...] frei holz zu allerlei perckwerg notdurft als rüstholz pauholz und grunholz, [...] zu gebrauchen haben.
Chron. Nürnb.
2, 334, 23
(
nobd.
,
1449
/
50
):
mangel an grün fischen und stockfischen und gesalczen fischen.
Voc. Teut.-Lat.
n ijr
(
Nürnb.
1482
):
Grune als rohes fleisch. recens.
Loose, Tuchers Haushaltb.
64, 12
(
nürnb.
,
1508
):
grün ingber pro 2 ½ gulden.
Löffler, Columella/Österreicher
2, 289, 6
(
schwäb.
,
1491
):
DIe selb [fige] sol fúrwar nit zevil gruͤn [...] abgebrochen werden.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
12, 15
(wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das, f, [...] stym͂et wie naß oder gruͤn holtz am feüre seüt.
Chron. Augsb.
9, 238, 2
(
schwäb.
,
1544
/
5
):
Nachdem etlich kauffleut das grien oder [...] das lang garn im 1481. jar herein gepracht [...] hetten.
Winter, Nöst. Weist.
3, 500, 37
(
moobd.
,
um 1530
):
Niemant soll weder grüen noch gesalzen visch [...] nicht fürkaufen.
Mell u. a., Steir. Taid.
137, 39
(
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Von dem gron holz. Wan einer gron holz niderhackte und schnaids nicht aus.
Mollay, Ofner Stadtr.
154, 10
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
[obserin] mügen verkauffen [...] gruen nuss vnd allerlay gruen obs.
Alberus, Barf.
207, 3
;
Buch Weinsb.
2, 41, 35
;
3, 172, 13
;
4, 83, 15
;
Thiele, Chron. Stolle
406, 6
;
Loose, a. a. O.
143, 1
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
61, 30
;
Dirr, Münchner Stadtr.
441, 7
;
Chron. baier. Städte. Mühld.
396, 11
.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 171, 5
;
Siegel u. a., Salzb. Taid.
277, 18
;
Rechn. Kronstadt
3, 312, 26
;
32, 24
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
157
;
Dietz, Wb. Luther
2, 175
;
Rwb
4, 1151
;
Schweiz. Id.
2, 750
;
Schwäb. Wb.
3, 867
.
Vgl. ferner s. v.
arbeiten
 10,
aufhacken
 3,
ausschneiden
 1,
bärmutter
 1.
4.
›jung an Jahren; unreif, unerfahren, dumm; frisch, aufgeweckt, lebendig, kräftig‹; vereinzelt: ›frech, unverfroren‹ (jeweils vom Menschen, menschlichen Qualitäten u. ä.); ütr.: ›jungfräulich, keusch, unschuldig; frei von Sünde‹.
Phraseme:
zu grün zu etw. sein
.
Wortbildungen:
grünheit
2 ›Unschuld, Sündelosigkeit‹,
grünig
,
grünling
2 ›unerfahrener Mensch‹ (a. 1531).

Belegblock:

Luther, WA
16, 147, 12
(
1524
/
7
):
Jch bin zu gruͤn dazu, das ich oben wil anheben, Es ist gleich als wenn ich eim kleinen Kindlin wolt Malvasier zu trincken geben.
Ebd.
17, 2, 150, 24
(
1525
):
wenn yemand noch iung ym glauben, eyn bloͤde, schwach gewissen hat, und also noch gruͤne und schwach ist ym glauben.
Lappenberg, Fleming. Ged.
366, 27, 18
(
1635
):
Herr, dieser Kranz wird nicht verwelken | [...] | Kein Klee, kein Eiswig, keine Nelken, | [...] | die dienen euren grünen Sinnen.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
7960
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do von daz her [Crist] menschen zorn | Kegen dem vater vorsuenete. | Die gruneheit die vorgruenete | [...] | Alles daz ie gruene wart, | Wen her die vorworchten art | Von menschlichem geslechte | Brachte wider zu rechte.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
256, 39
(
wmd.
,
1634
):
Damon, Halton, war ihr Name | Frisch, vnd grün von Jahren beyd.
Buch Weinsb.
2, 201, 13
(
rib.
,
1569
):
der Goddert war seir groin in dem mont.
Jostes, Eckhart
31, 4
(
14. Jh.
):
daz der sun geboren sei volchomenlich und wirt geborn volchomenlich nu grun und frisch an underlaz.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2859
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di kuscheit gruͤne umme sich macht | was bi ir ist, wanne si besacht | di meide, knechte, wibe unnd man.
Bächtold, H. Salat
197, 502
(o. O.
1537
):
Denen kompt dann uf dem fuͦß nachflogen | Heimlicher nid gar gruͤner perden.
Henisch
1761
(
Augsb.
1616
):
Grunick / ein frecher juͤngling / juvenis temerarius.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
459, 27
(
oobd.
,
1349
/
50
):
käusch, wan diu behelt des menschen leip grüen, daz ist ganz und rain.
Niewöhner, Teichner
290, 4
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Ist der nicht ein tummer man | der den winder gemach wil han | und wil auch den sumer ruen? | ich waͤn daz nieman also gruen.
Dietz, Wb. Luther
2, 175
;
Schwäb. Wb.
3, 867
;
Rwb
4, 1151
.
5.
phras.:
der grüne donnerstag
›Donnerstag in der Karwoche‹;
der grüne mai
Inbegriff des Frühlings;
die grüne seite
›linke Seite‹;
die grüne kälte
›bittere, strenge Kälte‹;
das grüne besthaupt
›Stück Vieh als Besthaupt‹ (im Gegensatz zum
dürren besthaupt
; a. 1581);
jm. grün sein
›jm. wohl gesonnen, angenehm sein‹;
auf einen grünen zweig kommen
›erfolgreich sein‹;
befel vom grünen käse haben
›etw. ungefragt tun‹.

Belegblock:

Luther, WA
34, 1, 221, 5
(
1531
):
Es gilt nicht einen tag sic servire, sed all tag und nacht, non solum am grunen donnerstag.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21983
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sin gedutnis ist gevallen | Uf sie die Gote grune sint.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 438, 24
(
Köln
1610
):
Der an dem Gruͤnen Donnerstag | Sein Fleisch vnd Bluͦt den Juͤngern gab.
Lemmer, Brant. Narrensch.
83, 9
(
Basel
1494
):
Erberkeyt muͦß verr hynden stan | Und kumbt gar kum vff gruͤnen zwig.
Schib, H. Stockar
85, 18
(
halem.
,
1520
/
9
):
und was ain strengin grüni keltin, kalt lufft.
Bächtold, N. Manuel.
321, 470
(
Zürich
1548
):
Sitz an die grüene siten min!
Barack, Zim. Chron.
2, 338, 18
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hat er also sitzendt in ain löre airschalen, so uf ain grönen donderstag gelegt worden [...], das wasser fahen müesen.
Henisch
201
(
Augsb.
1616
):
Er ist bawherr ohne deß volcks beyfall / [...] er hat befehl vom gruͤnen kaͤß / ædilitate͂ gerit sine populi suffragio
(vgl.
Dwb
5, 249).
Ebd.
1764
:
Wo das vnglick erst hinschlegt / da kompt man selten auff ein gruͤnen zweig.
Klein, Oswald
30, 14
(
oobd.
,
1422
/
3
):
Ir rumplen gross mit hurlahai, | dafür lob ich den grünen mai.
Feudel, Evangelistar
46, 22
;
65, 17
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
10va, 7
;
17ra, 35
;
Vetter, Pred. Taulers
292, 5
;
Chron. Augsb.
8, 355, 4
 ff.;
356, 1
;
Barack, a. a. O.
2, 312, 12
;
Rechn. Kronstadt
2, 166, 23
;
Dietz, Wb. Luther
2, 175
;
Rwb
4, 1151
.
Vgl. ferner s. v.
behaltnis
 4.