gliedmas,
gliedmasse,
das
die
Genusangabe so weit unsicher,
wie Apokope angenommen wird; vielfach Pl.: -mas, -masse, -massen
.1.
›Glied des Körpers generell‹; meist Bezug auf die Extremitäten, vereinzelt entsprechend glied
1; 2 und 3 auch auf innere Organe sowie auf Augen, Ohren, Geschlechtsteile sowie auf Gelenke.Bedeutungsverwandte:
gelenk
das
) 1, 2
gleich
das
) 2.Syntagmen:
js. g. beschreiben, j. alle g. mit sich bringen, die g. zum waffen begeben, jm. die gliedmassen zerbrechen
; js. g. schön sein, im leibe bewegt werden, ein g. keine stärke haben
; jn. an den gliedmassen quälen, jm. etw
. (Subj., z. B. ein nagel
) durch die g. waten, in den gliedmassen wol beschaffen sein
; die gliedmasse der schenkel
; innerliche / mänliche gliedmasse
; das wolmügen aller g., die länge der g
.; das leiden an den gliedmassen
.Belegblock:
Schöpper
114a
(Dortm.
1550
): Artus. Gleich gelenck glidmaß.
Luther, WA
10, 1, 1, 507, 17
(1522
): finger, hand, fuß, oren odder auge oder sonst eyn gelidmas.
Ebd.
10, 1, 1, 591, 4
(1522
): [hexen, die] die kind ynn der wigen marttern, die ehlich gliedmaß betzeubern.
Ebd.
48, 277, 11
(1539
): Darnach Erzelet Ehr auch seyn Eusserlich Leiden an seynem Leibe vnd allen glidmassen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S.
61, 3
(um 1571
, Hs. 1615
): wie Jsmael von seinen Eltern alle glidmassßen mit sich bracht, vnnd fehlete an keinem.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 170, 28
(hess.
, 1538
): ein christ [...] hat [...] sein glidmaiss zum waffen der gerechtigkeit begeben.
Stoltzius, Chym. Lustg.
92, 5
(Frankf./M.
1624
): Wie waren doch den Augen mein | Sein Gliedmaß sauber / schoͤn vnd fein.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
75, 14
(omd.
, 1487
): Den sÿ alle gleich an alle ÿren glidemassen swerlich geqwelt worden.
Thür. Chron.
6v, 13
(Mühlh.
1599
): ein Bild von Ertz gegossen / daß [...] hatte doch maͤnliche Gliedmas.
Gärtner, Widm. Rechenb.
348, 20
(Leipzig
1489
): Du hast auch tzu hertzen genomen daß alle andere konste one die kunst der rechung [...] vnuolkummen vnd alß an yren glidmassen verschnitten werden.
Mathesius, Passionale
54r, 31
(Leipzig
1587
): wird sein Hertz / vnd alle seine jnnerliche gliedmasse im Leibe beweget.
Mayer, Folz. Meisterl.
13, 157
(nobd.
, v. 1496
): Do an dem creucz kron, nagel, sper | Ym so frefflich durch sein gelidmas wut.
Rupprich, Dürer
2, 411, 107
(nobd.
, 1513
): Dÿ leng der glidmas würt durch den weg mit ein ander fergleichlich erlengt oder ferkürtzt.
Henisch
1649
(Augsb.
1616
): Glidmaß [...]. Die lang Glidmassen der Schenckel / das ist / das gantz Schinbein.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 367, 2
; Wunderlich, Fierrabr.
146, 13
; Opitz. Poeterey
42, 35
; Rupprich, a. a. O.
2, 204, 455
; Franck, Decl.
344, 10
.2.
›funktionales Glied, handelndes Organ eines hauptes
entsprechend dem biblischen Haupt-Glied-Gedanken; Mitglied eines Verwaltungsorgans‹; vgl.
glied
4; 5; 6.Syntagmen:
haupt und g. ein leichnam sein
; das g. Christi, des fleisches, die gliedmasse des rates, der kirche
; das christliche / lebendige / schwachgläubige g
.Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 131, 26
(1522
): Der fuͤrst dißer welt ist der teuͤfel mit seinen glidmassen, welch seint alle ungleuͦbigen.
Ebd.
48, 129, 4
(1547
): HJe aus sihestu, das auch schwachgleubige gliedmas Christi sind vnd seines ewigen Reichs erben.
Ders. Hl. Schrifft.
Hiob 41, 14
(Wittenb.
1545
): Die Gliedmas
[
gleichFroschauer
1530: ]
seines [Leviathan] fleisches hangen an einander. Strauch, Par. anime int.
22, 1
(thür.
, 14. Jh.
): diz houbit und dise gelidimese sint ein lichame.
Opel, Spittendorf
58, 32
(osächs.
, um 1480
): rathsmeister Hans Klugen, Claus von Jhene den kemmerer und Heine Brackstedt den weinmeister, itzundt gledemasse des raths.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
175r, 31
(Leipzig
1588
): eine Gemeinschafft der Heiligen / das sind die lieben Christen / die sich als lebendige Gliedmass der Kirchen / bey reiner Lere [...] zusammen halten.
Opel, a. a. O.
497, 36
; Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 283, 35
; Henisch
1649
; Dietz, Wb. Luther
2, 137
.