1
gleich,
der / die / das
,
gleiche,
die
,
ersteres subst. Gebrauch des Adjektivs
1
gleich
(Adj.), letzteres Forsetzung des
mhd.
Adjektivabstraktums
gelîche
(
Lexer
1, 813
).
Die Unterscheidung beider Bildungen ist aufgrund von Apokope und/oder Nichterkennbarkeit des Genus nicht immer möglich.
1.
s.
1
gleich
(Adj.) 1.
2.
s.
1
gleich
(Adj.) 2a.
3.
s.
1
gleich
(Adj.) 12.
4.
s.
1
gleich
(Adj.) 15.
5.
›Gleichheit, Ähnlichkeit zweier oder mehrerer Bezugsgegebenheiten‹;
zu
1
gleich
(Adj.) 1.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Kor. 6, 16
(
Wittenb.
1545
):
Was hat der Tempel Gottes fur ein gleiche mit dem Götzen?
Vetter, Pred. Taulers
120, 35
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
so [...] verlúret die materie beide ungelich und gelich und ist fúr worden und ist nút me gelich
(hier Adj.),
sunder ist eins mit dem fúre worden.
Päpke, Marienl. Wernher
13382
(
halem.
,
v. 1382
):
das er [Jacobus] si glich | Ihesu Cristo sunderwan | Als vil gelichi zwen mugent han | Die von ainer muͦter sint.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
5r, 20
(
Zürich
1521
):
Ouch ist in etlichen ein fürsthus zuͦ früntschafft / glichy der natur vñ art / der uͤbungen / der gstalt / die da ist die aller gewissest versuͤnerin der guͦtwillikeit.
Karnein, de amore dt.
79, 65
(
moobd.
,
v. 1440
):
wir wären albeg in ainer geleich belieben, hiet nit die wolkunst der güten sytten, [...] darjnn vntterschaid den menschen geben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
232, 16
(
m/soobd.
,
15. Jh.
):
all gastgeben [...] sollen Grëtzer maß die mit der größ der Salzburger maß geleicht
(hier unorganisches
-t
)
haben nutzen.
Bad. Wb.
2, 429
;
Schwäb. Wb.
3, 686
.
6.
›Gestalt einer Bezugssache oder -person, die einem angenommenen Urbild, einer realen oder als real geglaubten Orientierungsgröße gleich oder ähnlich ist; Ebenbild‹;
vgl.
1
gleich
(Adj.) 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
gleichnis
 2.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11805
(
rib.
,
1444
):
he [duvel] kompt bij dich | Morne her in dyns vaders gelijch.
Päpke, Marienl. Wernher
6791
(
halem.
,
v. 1382
):
Der hailig gaist kam offenbar | Uf Ihesus hoͮbet von hymel dar | Inainer wissen tuben glich.
Ebd.
7485
:
Von disen gnade sachen | Hies ir die froͮwe machen | Ain bilde nach Ihesu gelich.
Ebd.
7637
:
Ain wiss tuͦch nam Ihesus, | Dar an er sich do strahte, | Sin bild gelich da machte, | Das tuͦch sin gelichi vieng.
7.
›Gleichnis, sinnlich faßbares Bild, das für eine (in allen Belegen:) religiöse Wahrheit steht‹;
vgl.
1
gleich
(Adj.) 1; 3; 4.
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
gleichnis
 3; 4.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
2, 603, 4
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sie [liute] sint, als daz vihe ist, unglîch zu enpfâhenne, als man merken mac bî glîchem: gienge ich über ein wazzer und wære ez [...].
Fischer, Brun v. Schoneb.
8348
(
md.
, Hs.
um 1400
):
den gelich sult ir hie spehen: | also decket di sele die sunde | vor gotes ougen.
Ebd.
11326
:
so wil ich ein gut geliche | uch sagen von dem hemelriche.
Rieder, St. Georg. Pred.
233, 11
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
da siht man Got in der sele und die sele in Gotte. und dez hant wir ain glichi von Got uff ertrich.
Ebd.
291, 12
:
daz er únz ain glichi git bi dez honges suͤssekait.
Päpke, Marienl. Wernher
836
(
halem.
,
v. 1382
):
Wie man sy [schrift] konde wol verstan, | Inwarhait und ingelichi han, | Als ie dú schrift inallen wegen | Ist zemerkende gelegen.
Ebd.
14473
:
Durch ain gelich sprich ich das, | Wan ir so vil unzallich was.
Strauch, Par. anime int.
98, 11
;
Rieder, a. a. O.
305, 7
;
Päpke, a. a. O.
14744
.
8.
›Täuschung, Setzung betrügerischer Ähnlichkeit‹;
vgl.
1
gleich
(Adj.) 4,
1
gleichen
 6.
Wortbildungen
gleichman
›Zolleinnehmer (abwertend)‹ (dazu bdv.:
schosser
).

Belegblock:

Luther, WA
27, 223, 15
(
1528
):
Juden waren die schinder die constituti a Romanis uber die zins (ut nobiscum schosser und gleichman).
Rieder, St. Georg. Pred.
202, 32
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
wir sont úns rainnen von der glichi der bildung des túvels.
9.
›Gerechtigkeit, Recht, billiges Ermessen, auf jedermann in gleicher Weise angewendete und unbestrittene Gesamtheit sozialer Verhaltensregeln‹;
vgl.
1
gleich
(Adj.) 7.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘ sowie berichtende Texte.
Phraseme:
wieder / zu gleich und recht
o. ä.;
ein gleiches für etw. tun
›einen gerechten Ausgleich, Entschädigung für etw. leisten‹;
ins gleich reden
›für einen gerechten Vergleich plädieren‹.
Bedeutungsverwandte:
äquität
,
billichkeit
,
gerechtigkeit
 1; 3,
gleichfertigkeit
,
recht
(
das
) 1.

Belegblock:

Enders, Eberlin
179, 18
([
Wittenb.
]
1523
):
Den christen ist auch erlaubt vnder ain ander ordinieren eusserliche sachen, [...], damit ain hellykait vnd gleiche gehalten werd.
Bobertag, Schwänke
336, 13
(
Frankf.
1563
):
Wiewol ich in umb ein gleichs dafür zuͦ thuͦn, zum offtermal angelangt, mag mir anderß nichts, [...], denn böse wort und fluchen widerfahren.
Wolf, Rothe. Ratsged. F
1024
(
thür.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
So wirdet dir gar swer czü halden | Glich vnd die gerechtikeit.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
141, 2
(
thür.
,
1474
):
met betriglichem vorsatcze wedder glich unde recht.
Opel, Spittendorf
17, 5
(
osächs.
,
um 1480
):
Nun sindt uns die gebott geschehen ohne unser undt der bornmeister willen; sindt die nun mit gleiche geschehen, wissen wir nicht.
Ebd.
170, 41
:
so hatte der probst [...] und der prior faste ins gleich gereth und doctor Troste faste beygelegt seiner predigte.
Ebd.
475, 21
:
so das einem jederman gleich vor ungleich geschehe.
Ebd.
492, 5
:
als unsers rechten herren, der unser in allen sachen gegen einem jedermanne zu gleiche und zu rechte mechtigk gewest und ist.
Wattenbach, Urk. Czarnowanz
101, 10
(
schles.
,
1417
):
[Dorvmbe] sprechen wir vor eyn gleich, das Jacusch Zdzwy gebin sal dem Paschke newn marck groschen.
Ebd.
142, 31
(
1487
):
vnde sol des dinstes also lange frey seyn, bys ich adir meyne nochkomelinge thuen eym eyn gleysch.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 277, 24
(
halem.
,
1508
/
16
):
wie wol die Meilandischen genuͦg zuͦ der sach hetind reden lassen, so kond man doch kein gelichs an denen von Uri finden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 77, 23
([
Augsb.
]
1548
):
Gleich und Recht bestaͤt am lengsten.
Opel, a. a. O.
29, 31
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
105, 42
;
Rot
288
.