gichtigen,
V.
›jn. peinlich befragen, unter Anwendung der Folter zu einem Geständnis, einer Aussage zwingen‹; die Handlungsfolge verläuft von
gichtigen
über bekennen, verjehen, die warheit sagen
zu strafen
; zu
gichten
2.Gehäuft berichtende Texte, auch Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
erfragen
foltern
kästigen
peinigen
Syntagmen:
jn
. (z. B. den gefangenen / wunden, übeltätige personen
) g., jn. peinlich g., jn. mit dem seil, im turm g
.; an dem gichtigen
(subst.: ›unter Folter‹; möglich auch ›beim Geständnis‹).Wortbildungen:
gichtigung
Belegblock:
Ermisch, Freib. Stadtr.
191, 21
(osächs.
, Hs. v. 1325
): der richter sal den boten bevelen, daz si den wunten gichtigen unde manen dazu, daz [...].
Welti, Stadtr. Bern
192, 4
(halem.
, 1411
): von vͥbelteͤtiger personen wegen, die in vnser stat vmb missetat gegichtigot oder sust gekestigot vnd gestraft werde(n)t.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 441, 14
(halem.
, E. 15. Jh.
): wart man nach vill sachen ze rat, den Waldmann zum allerersten zejichtygen.
V. Anshelm. Berner Chron.
1, 221, 28
(halem.
, n. 1529
): Darzuͦ Hans Koler [...], gegichtiget, under andren schelmenstucken bekant, dise schmahred uf in erdacht haben.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
171, 22
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): die wurden all in ain karher geleget [...]. Darnach wurden si gegichtigt. Die die schuld all verjahen.
Gereke, Seifrits Alex.
2851
(oobd.
, Hs. 1466
): noch Parmeneis er do sandt, | den hies er gichtigen und fragen, | das er muest die warhait sagen.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
2, 265, 5
; Chron. Augsb.
1, 234,
Anm. 1; Rwb
4, 874
; Schweiz. Id.
2, 111
f.; Schwäb. Wb.
3, 650
.