1
gewere,
die
;
-Ø/–
;
zu
mhd.
wër, were
›Gewährung‹
(Lexer
3, 767
; Bmz
3, 584 b
; im Rwb
4, 649
 f. an
1
gewer
,
die
, angeschlossen; ebenso Dwb
4, 1, 3, 4801
 f.; s. auch Kluge/S.
2002,
s. v.
gewähren
).
1.
›Gewähr, Sicherheit, die j. bei Rechtshandlungen gegenüber einem anderen verbürgt‹;
vgl.
3
geweren
 1.
Vorwiegend Rechts-, auch Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
die / eine g. haben / halten / tun / leisten / brechen / geloben / verbürgen, eine g. auf js. treue nemen, die g. an gerichtesstab loben
;
j. jm. eine g. sein
;
jm. der g. / die g. weigern, sich der g. entweren
;
jm. ein gut mit g. antworten
;
die gute / rechte / geheischete / volständige g
.
Wortbildungen:
gewerbusse
›Buße der Gewährsperson, die die übernommene Verpflichtung zu einer Sicherheitsleistung abgestritten hat‹, ˹
gewerfriede
›gewährleisteter Grundbesitz‹,
gewerfriedlich
˺, jeweils 1. H. 16. Jh.

Belegblock:

Große, Schwabensp.
57a
, 7 (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wil her aber em iz [guͦt] vil stete machen, so setze her ime eynen zins da vz, da miete hat her de gewere, vnde her ne mac daz guͦt nicht vorliesen.
Ebd.
197a
, 4:
WErt ein guͦt einem manne geantwertet vor gerichte mit gewere, Swer de brichet, dem get iz an de hant.
Leman, Kulm. Recht
2, 5, 57
(
Thorn
1584
):
Yr vormunde sal ouch gewer vor sy gelouben. vnd sy sal das leysten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
64, 2
(
thür.
,
1474
):
derselbe Hentcze Kalbe vor sich unde syne swester [...] eyne rechte gewere an gerichtisstap gelobith habe, sollich gud nymermeher anezculangen.
Ebd.
101, 12
:
Peter Wolkensteyn solle ym vor sollich gud eyne gute gewere sin vor eyme idermenglich.
Ebd.
206, 8
:
der eß yn geheyßin hat, die steyne zcu ladene umbe syn tagelon, nemelichin Ticzeln Zcahen synen werman, der sich danne sollicher gewere underzcogen hatt vor gerichte.
Leisi, Thurg. UB
8, 105, 9
(
halem.
,
1393
):
Und haben wir allú drú uns [...] entwert an dem hof aller aigenschaft, aller lehenschaft, aller manschaft, aller gewer, aller kuntschaft, aller zúgnúst lút und briefen.
Rennefahrt, Statut. Saanen
120, 23
(
halem.
,
1471
):
wer in eines richters hand deheynerley sach verspricht oder geluͥpt, [...], oder uff sin truͥw ein geweri genommen wurd, ein mal, der sol umb die zwivalten buͦsß sin.
Unger, Richtes Stig
84, 2
(
1474
):
Wenn du dann betzewgt hast, so frag: was sein bruche sind? So vindet man: er sol geben ein gewer pusz. So frag: was ein gewer pusz sey? So vindet man: mit seiner rechten hant ader sein halbes wergelt.
Goerlitz u. a., Magd. Schöff./Schweidnitz
187, 17
 ff.;
247, 26
 ff.;
Ders. u. a., Rechtsd. Schweidnitz
253, 18
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
135, 17
.
2.
›Klagegewähre, Garantie, Sicherstellung des Beklagten gegen Klageänderung oder Erhebung der Klage von anderer Seite, wozu der Kläger auf Verlangen des Gegners vom Gericht zu verpflichten ist‹; Spezialisierung zu 1.
Omd.; Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
bekentnis
 5,
sicherheit
; vgl.
landschirm
.
Syntagmen:
die g. bestellen / bitten / fordern / tun / halten / verweigern
;
der g. leugnen
;
die gewere der klage
›gegen die Klage‹,
die g. um die klage
;
die rechte / volständige g
.
Wortbildungen:
gewerrecht
.

Belegblock:

Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
92, 30
(
omd.
,
1363
):
vnd wirt eyn man darvmme
[um
totslag
]
beclayt vnd enket des, als recht ist, vnd wirt im vmme die clage eyn recht gewer getan, her indarf von den andrin kinden cheyn not mer liden vmme di clage.
Behrend, Magd. Fragen
75, 12
(
omd.
,
um 1400
):
noch dem mole das der cleger gesprochen hat, her habe czu der frauwen nicht me czu clagene, unde dorobir dy gewere getan hat [...], so spreche ich daz vor eyn orteil, das [...].
Leman, Kulm. Recht
2, 2, 67
(
Thorn
1584
):
so bytte yener man eyner gewere. das sal man ym tun. ydoch mus der man syne clage wol bessyrn vor der were.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
213, 13
(
osächs.
,
1523
/
4
):
So seit ir ime, euer weib und maid antwort nicht pflichtig, er tu dan euch die gewer. Wan er euch die gewer tut, dorft ir, euer weib und maid itzlichs besundern rat, hulf und volge sich entledigen mit sein selbst hand auf den heiligen; so seit ir im forder keins pflichtig.
Ebd.
363, 18
:
sprechen wir schöpfen zu Leipzig auf die were vor recht: Das Ditterich von Meldingen Ditterich Schades der schult und der ander nach gesaczten schulden eine gewer tun [...] muß.
Mitzschke, UB Bürgel
440, 17
(
thür.
,
1442
):
Auch geloben wir [...] den vorgenanten hern apte und samnung eine gewere solcher zinse vor allerlei ansprache.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
122, 2
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Ein jeder cleger sal uf erfordern des beclagten die gewehr seiner clage dermaßen bestellen, das er dem richter an gerichtsstabe angelobe, die gewehr, wie gewehrrecht und landleuftig ist, stete und vest zu halten.
Goerlitz u. a., a. a. O.
345, 2
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 187, 27
;
Rwb
4, 650
;
Schwäb. Wb.
3, 605
 f.
3.
›Sicherheit (in Glaubens-, Lebensfragen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
gewisheit
 4.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
10024
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wir sin in den gewern bliben | Ein priestertum und ein riche | Gotes immer ewicliche
[im Glossar der Ausgabe als ›Besitz‹ interpretiert, wohl eher hierher].
Fischer, Brun v. Schoneb.
6668
(
md.
, Hs.
um 1400
):
des han ich an der schrift gewere.
Thiele, Minner. II,
11, 140
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
sterben | werben muß ich gar on gewer.
Hübner, Buch Daniel
6790
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Mensche, du salt des gewer | Haben von gotlicher macht.
4.
›Menge von etw. (z. B. Wein), die jm. gewährt wird‹;
vgl.
4
geweren
 1.

Belegblock:

Schwäb. Wb.
3, 606
(a. 
1532
).