2
gewärlich,Adj.
(selten) / Adv.;
zu 2
gewar
(Adj.).1.
›tatsächlich, wahr, wirklich, der Realität entsprechend‹; speziell zur Bestätigung einer Aussage im Sinne von ›wahrlich, fürwahr‹; auch ›Amen‹; vgl.
2
gewar
(Adj.) 1; 7.Älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
1
amen
fürwar
vorwar
warlich
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
41, 2
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): in dirre selber kraft ist der vater gebernde sînen eingebornen sun als gewærlîche als in im selber.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2832
(rib.
, 1444
): Vleisch ind bloit ist in gewerlicher wijse, | Mer broit ind wyn id in figuren is.
Ebd.
11147
: Dyn
[
moder Gotz]
son stoint uns zo staden, | Want he den doit gewerlich leit. Koller, Ref. Siegmunds
255, 15
(Hs. ˹Basel
, um 1440
˺): Das hant sie nuͦ für erblehen und niessent all verdampnung, so in der hell ist gewerlich und sicherlich.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
143, 17
(els.
, 1362
): Du bist gewerlich der grose Basilius.
Ebd.
771, 24
: Was ist wunderlicher denne dis sacramente do brot vnd win gewerliche mit sinem wesen in den lichomen vnd in das bluͦt Cristi wirt fúrwandelt ?
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 19, 16
(Straßb.
1466
): Gewerlichs
[
für-, vorwarBeheim
1343 / Mentel
14752
–1818: ;
warlichLang
1521 / Luther
1545, Mt. 5, 26: ]
sag ichs dir: du gest nit aus von dann vntz das [...]. Ebd.
2, 488, 22
: die engel [...] vielen nider auf ir antlútz in der bescheud des throns: vnd anbetten got sagent / gewerlich
[
AmenLuther
1545, Offenb. 7, 12: ].
Adrian, Saelden Hort
9557
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): wir wol merken mun | daz gewerlich er waz Gottes sun.
Rieder, St. Georg. Pred.
62, 32
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): ich sage dir gewárlich daz du niemer behalten maht werden, du werdest denn andrest geborn.
Schmidt, Rud. v. Biberach
71, 14
(whalem.
, 1345
/60
): Dvͥ [...] fili der naturn an geschaffenen dingen, [...], waz sint die, nuͥwant als glanze vnd lieht der gotheit, die erzogent, daz der, von dem si sint, gewerlich ist ?
Wiessner, Wittenw. Ring
6918
(ohalem.
, 1400
/08
): liegen daz wil haben list. | Also sag ich, wie im ist, | gewärleich, in eim schlechten schein.
Gille u. a., M. Beheim
160, 86
; Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
132, 27
; Koller, a. a. O.
339, 6
; Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 276, 2
; Schmidt, Rud. v. Biberach
10, 7
; Adrian, a. a. O.
8835
.2.
›echt, tief, wahrhaft, in einem äußerlich nicht erkennbaren Sinne wahr, wirklich, trotz unterstellten Zweifels allem Schein entgegengesetzt‹; zu
2
gewar
(Adj.) 2.Bedeutungsverwandte:
wesenlich
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘, speziell der Mystik.
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
2, 491, 8
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): sol der mensche armuot haben gewærlîche, sô sol er sînes geschaffenen willen alsô ledic stân.
Ders., Eckharts Trakt.
278, 8
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Swenne sich der mensche selber [...] hât aller dinge entwenet und in entvremdet, dar nâch mac er danne gewærlîche alliu sîniu werk würken
[in der Anm. zur Textstelle plädiert Quint für die Übersetzung durch „umsichtig“; dann würde der Beleg zu
gewar1
(Adj.) gehören; der normalisierte Text müßte dann den kurzen Vokal
-a- bzw. umgelautet
-e- enthalten].
Vetter, Pred. Taulers
314, 17
(els.
, E. 14. Jh.
): alle dine krefte [...] muͤssent ir selbes enkreftiget werden [...]. Und so ie das niht so grundeloser ist, so die vereinunge do ie wesenlicher und gewerlicher wurt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
103, 4
(whalem.
, 1345
/60
): bewarte mit lidenne sinen willen, daz er gewerlich minnete.
Quint, Eckharts Trakt.
281, 9
; Strauch, Schürebrand
45, 23
; Schmidt, a. a. O.
60, 16
.‒
Vgl. ferner s. v. abtun
2, anfang
, 3, begierlich
6.3.
s. 2
gewar
(Adj.).4.
›treu, zuverlässig (von Gott, menschlichen Personen und Handlungen); auf erprobte, sichere, bewährte Weise‹; vgl.
2
gewar
(Adj.) 5; 6.Obd.
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
161, 453
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): solt ich dich hie umb solche er | nicht loben, jo gwerlicher her ?
Vetter, Pred. Taulers
209, 1
(els.
, 1359
): Wir súllent och gewerlichen wandelen mit unserm nechsten.
Rohland, Schäden,
417
(nalem.
/schwäb.
, 1400
/33
): ein wund gar gewerlich vnd gar schier heilen. [...] die zyttersche gewerlich vertryben.
UB Zug
554, 25
(halem.
, 1416
): also, dz der selb koͮffbrief beden teilen behalten sÿ gewaͤrlich ze getruwer hand.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
493, 35
(m/soobd.
, 1608
): dasselbe [ambt] nit begerter massen
(›wie gefordert‹)
mit tauglichen gwerlichen perschonen schiken.