gesund,
der
;-es/–
.– Zum gesamten Wortbildungsfeld mit
gesund(-)
: Lex. d. Mal.
. 4, 1412
– Gehäuft Texte des älteren und mittleren Frnhd.
1.
›Gesundheit, gute, durch keinerlei Krankheiten gestörte körperliche Verfassung‹; alle Belege auf die Gesundheit des Menschen bezogen; vgl.
gesund
(Adj.) 1.Oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
den kranken um den gesund bitten
›widersinnig handeln‹; siechheit nicht vor gesunde geprüfen können
›das Offensichtliche nicht unterscheiden können‹.Bedeutungsverwandte:
gesundheit
heil
das
) 1, stärke
Gegensätze:
schwachheit
siechheit
siechtum
Syntagmen:
g. empfangen, den g. nemen, jm. (den) g. tun / geben
(auch als Gruß), jm. den g. verleihen / erstrecken / erteilen
(z. B. dem kranken
); des gesundes erwarten
; dem g. etw. eine hilfe sein
; bei g. beichtig werden, einander in g. finden, etw. in seinem g
. ›zur Zeit der Gesundheit‹ hören / lesen, um den g. kommen
; der g. des kindes
; der gute g
. (oft: bei gutem gesunde
); das zeichen des gesundes, aus not des gesundes
›aus Gründen der Gesundheit‹.Belegblock:
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
27
(preuß.
, 1331
): Disem tut her [Got] den gesunt, | Jeme gibt er suzen munt.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1161
(rib.
, 1444
): Ouch en soulde des
[aus Zorn richten]
nyeman oeven | De guyt vor quaide neit en kan geproeven, | Noch siecheit vor gesunde. Froning, Alsf. Passionssp.
1607
(ohess.
, 1501ff.
): Kere dich zu mer, blynder mann ! | [...] | von mer [salvator] saltu dyn gesunde entphan !
Gerhard, Hist. alde e
3605
(omd.
, um 1340
): Zeichen sines gesundes im | Isaias, daz vornim, | Im zeigte, [...].
Gille u. a., M. Beheim
80, 188
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): das er von anevenge | Erkent dicz sichtumbs wesen, | das ist ein grosse hilff seim gsund.
Niewöhner, Teichner
279, 184
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): wer sich selben saumpt | daz er dw sund von im nicht raumpt, | daz er peychtig wıͤrt von grunt | pey der zeit und pey gesund, | den nympt dw rew nicht der van | got siecht nur dw mainung an.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1382
(moobd.
, A. 15. Jh.
): Er schampt sich nicht czu reden mit dem der an ain sele ist vnd pitet ainen chranken vmb den gesunt
[
GesundheitLuther
1545, Weish. 13, 18: ]
vnd ainen toten umb daz leben. Helm, H. v. Hesler. Apok.
523
; Gerhard, a. a. O.
2529
; Langen, Myst. Leben
178, 12
; Fastnachtsp.
683, 2
; 768, 2
; Sachs
23, 4, 14
; 20, 507, 26
; Eschenloher. Medicus
24, 18
; Klein, Oswald
11, 65
; Gierach, Märterb.
1983
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 382, 28
; Winter, Nöst. Weist.
1, 347, 28
; Moscouia
D 3r, 15
; Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 461, 4
; 530, 21
; Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2180
; Qu. Brassó
5, 481, 35
; Schwäb. Wb.
3, 571
.2.
›körperliche Unversehrtheit im Gegensatz zur Verstümmelung (z. B. Abhacken einer Hand) infolge der Bestrafung begangener Verbrechen‹; selten: ›körperliche Unversehrtheit, wie sie aus anderen Gründen Gegenstand des Textes sein kann‹; vgl.
gesund
(Adj.) 2.Gewisse Beleghäufung für Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
1
leib
ganzlicheit
Syntagmen:
den g. verwirken
(mehrfach), jm. den g. benemen, den g. vor js. schuld setzen
›aufs Spiel setzen‹; jn. an seinen g. teidingen, jn. an seinem g. unverderbet antworten
›überantworten‹, um seinen g. kommen, richter über js. g. sein
.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21736
(nrddt.
, 14. Jh.
): Sie ensazten lib und gesunt | Vor irre viende schult | In schefiner gestalt.
Große, Schwabensp.
223a, 3
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): MJt ouͦererene
[›Überpflügen der Ackergrenze‹]
ne mach nieman Sin lip noch sin gesuͦnt vorwerken. Leman, Kulm. Recht
2, 5, 15
(Thorn
1584
): Remet eyn man eynes vogils myt werfen adir myt schissen [...]. vnde tryft her eynen menschen. vnd stirbet der douon. do vor wyrket nymant synen lyep noch syne gesunt domete.
Ermisch, Freib. Stadtr.
79, 18
(osächs.
, Hs. v. 1325
): daz ist ein recht, welchem menschen man an sinen gesunt teidingen wil, daz io der richter muz bekennen, wi he vor in bracht si oder womite, e he in di hafte kumen si.
Gereke, Seifrits Alex.
2994
(oobd.
, Hs. 1466
): der chunig sprach: ,mit der geschicht | hat er den leib verworicht nicht | noch sein gesundt mit der tat, | wann er sein trew gehalten hat‘.
Mollay, Ofner Stadtr.
160, 9
(ung. inseldt.
, 1. H. 15. Jh.
): er muess aber pürgen setzen, das err widerr antwurt In vnuerderbet an seinem leib oderr an seinem gesundt.
Große, a. a. O.
159a, 31
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 194
; Rwb
4, 600
; Schwäb. Wb.
3, 571
.3.
›derjenige körperliche Zustand, der als Voraussetzung für den Vollzug von Rechtsgeschäften, auch für Gerichtsverhandlungen, erforderlich ist‹; vgl.
gesund
(Adj.) 3.Rechtstexte.
Belegblock:
Ermisch, Freib. Stadtr.
66, 15
(osächs.
, Hs. v. 1325
): He [kleger] sal in
[den Schuldner]
ouch also halden unde spannen, daz he bi sime gesunde blibe. Bindewald, Texte schles. Kanzl.
22, 6
(schles.
, 1347
): her Conrat [...] hat mit wol vorbedachtem mute, mit rate siner frunde, by gutem gesunde des liebes vnde der sinne vorkouft recht vnde redelich der Eptissinnen [...].
Rennefahrt, Statut. Saanen
19, 35
(halem.
, 1397
/8
): das wir mit wohlbedachtem muͦtte [...] und och mit gehellung und rate ander uͥnser fruͥnden und besondern dienern, wissent, gunst und gesunt, [...], unsers fryen willens [...].
Rwb
4, 600
.4.
›Erlösung (im Sinne christlicher Lehre); Rechtfertigung (durch die Erlösungstat Christi, den Glauben, gute Werke)‹; vgl.
gesund
(Adj.) 5.Bedeutungsverwandte:
rechtfertigkeit
benediction
gerechtfertigkeit
gerechtfertigung
gerechtigung
gerechtmachung
Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
4923
(ohess.
, 1501ff.
): das bezuget uns der prophet Jonas | und sprichet uch Judden al zu gesunt: | „Alßo die sonne ront uffgehet zu disser stund, | alßo der wernde loßer | myt aller syner ere | kommet yn der meyde lipp“.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
4, 3
(München
1528
): kumbt geistlicher gesund vnnd rechtfertikait vrsprünglich vomm verdienn Jesu Christi anheblich durch den glawb, ordennlich durch geordennt leben vnd guote werch.