gestreng,
Adj.;
in adv. Gebrauch mehrfach:
gestrenglich
.1.
›hart, streng, unnachsichtig‹, mit Öffnung einerseits zu positiv konnotiertem ›streng, konsequent‹, andererseits (häufiger) zu negativ konnotiertem ›unerbittlich, mitleidlos, grausam‹; vielfach auf Herrschafts- und Gerichtsverhältnisse (auch religiöse) bezogen.Bedeutungsverwandte:
ernsthaftig
freven
handfest
hart
1
mänlich
tyrannisch
unverzagt
wüterisch
Gegensätze:
freundlich
gnädig
gütig
Syntagmen:
mit urleuge g. werden
; g. kommen
(von Jesus
), gestrenglich über jn. kommen
›gegen jn. ziehen‹, g. mit jm. handeln, jn. gestrenglich halten, etw. gestrenglich vornemen, sich gestrange mit etw. zwingen
; der gestrenge fürst / herre / richter / königsstul, die gestrenge acht / arbeit / gerechtigkeit / manheit, das gestrenge gebot / gericht / recht / urteil
.Wortbildungen:
gestrengig
gestrengigkeit
gestrengkeit
Belegblock:
Schöpper
107a
(Dortm.
1550
): handtuaͤst gestreng mannlich fräfen vnuerzagt.
Luther, WA
10, 3, 14, 33
(1522
): Dennoch soll die Liebe in diesem stuͤck nicht gestrenge faren.
Ebd.
30, 3, 223, 4
(1530
): Daher sagen sie auch, Das Gestrenge recht das groͤssest unrecht sey.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn
396, 17
(Wolfenb.
1594
): Ich Citire dich vor das gestrenge Gerichte Gottes, Da soltu Rechenschafft von geben.
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 65, 3
(Köln
1583
): Der in die hoch gefarn, | [...] | Vnd vil gaben vnd Gnad | Den Menschen geben hat, | Er wirt gestreng kommen, | Zu richten alsamen.
Dubizmay, kurß zu Teutze
26, 4
(hess.
, 1463
): da der kung aller kunge sitzet / uff dem gestrengen kungs stul.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
684, 16
(thür.
, 1421
): her sprach, her [...] hiesch seyn veterliches erbe weder unde wolde das habin, unde zouch mechtiglichen unde gestrengiglichen obir on.
Opel, Spittendorf
136, 5
(osächs.
, um 1480
): das seyne gnade yn szo gnedig und der erszame rath szo gutig seyn wolden und es damitte szo gestrenglich nicht vornemen.
Pyritz, Minneburg
5024
(nobd.
, Hs. um 1400
): daz du also lange | Und also gar gestrange | Dich mit leit so twingest.
Bührer, Kl. Renner
422
(nobd.
, Hs. um 1480
): Das nymant mer die sunde acht; | Nach gotes czorn betracht | Vnd sein grosse gestrengnickeit, | Die allen sundernn wirtt an geleit.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
10, 17
(Coburg
1626
): Ex Majestate Iudicis, aus der Majestet des gestrengen Richters / welcher sitzen wird auff seinem Thron.
Chron. Augsb.
7, 45, 13
(schwäb.
, zu 1548
): so soll ich alsdann der gestrengigkait des gaistlichen rechtens underworfen sein.
Henisch
1579
(Augsb.
1616
): Gestreng / ernsthafftig / mit vnfreundtligkeit / hart / wüeterisch / tyrannisch [...]. Gestrengigkeit [...].
Phr.
Gestreng mit eim handlen [...]. Gestrenge Herren regieren nicht lang. Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
20, 7
(moobd.
, 1478
/81
): Als diser Theodo zu ettlichen jaren kam, ward er gar ain gestrenger und ritterlicher fürst.
Luther, WA
9, 392, 11
; Thür. Chron.
11r, 7
; Opel, a. a. O.
494, 13
; Böhme, Morg.R.
13, 11
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
395
; Sachs
16, 120, 29
; Spiller, a. a. O.
20, 26
; Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 40
; Voc. Ex quo A
669
; 929
; 921
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
196
; Dietz, Wb. Luther
2, 107
.‒
Vgl. ferner s. v. ausfüren
11, behalten
(V.) 30.2.
›Anrede- und Titelattribut für hohe Personen (in den Belegen ausschließlich männlichen Geschlechtes) im Herrschaftssystem der Zeit, auch für hochgeachtete Freunde‹.Wortbildungen:
gestrengigkeit
Belegblock:
Küther, UB Frauensee
100, 7
(thür.
, 1338
): Dez zu eime offinbarn orkuͤnde haben wir [...] dıͤ gestrengen ritter und knechte gebeten ire ingesigele an disen brıͤf henge.
Opel, Spittendorf
396, 11
(osächs.
, um 1480
): Wil euer gestrengigkeit ihn lassen heischen, oder wie soll er sich halden?
Logau. Abdank.
162, 2
(Liegnitz
1651
): Hoch Wohl Edel⸗Gebohrne Gestrenge und Mannhaffte / Edle / Ehrenveste [...] guͤnstige Her⸗ und Freunde.
v. Keller, Ayrer. Dramen
149, 10
(Nürnb.
1610
/8
): Gestreng, Edel vnd weise Herrn, | Was ists, das eur Gnad vnser bgern.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
155, 12
(mslow. inseldt.
, 1625
): beśchehen in beiśein der edlen Geśtrengen Ehrnueśśten vnnd Wolweiśen herrn Benedicti.
Stoltzius, Chym. Lustg., Dedicatio;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
13, 12
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
147, 14
; Rwb
4, 589
.‒
Vgl. ferner s. v. beisitzer
1.