1
gellen,V., unr. abl.
– Vgl. Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
.1988, 451
; 481
1.
von Tonwerkzeugen: ›(er)tönen, erschallen‹; von Menschen: ›schreien, kreischen, weinen‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
5864
(nrddt.
, 14. Jh.
): Und dar bi nicht irbarmen | Sich lant ir negesten armen, | Den sie sen hungers swellen | Und so jamerlichen gellen.
Hübner, Buch Daniel
1203
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Swen sie horten irschellen | Busunen, pfifen gellen, | Puken, harfen lobelich.
Ebd.
2024
: Dar abe wirt ein gellen | Uz menschen munde gehort.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1475
(Eisleben
1565
): Wenn sie stellet zu mir jr weinen vnd gellen | Guͤnne mir das ich sie mag stillen.
Sachs
20, 451, 19
(Nürnb.
1563
): kein hufschlag | Fundens von rossen noch kein gellen | Von jegern noch kein hörner schellen.
Vetter, Pred. Taulers
225, 32
(els.
, 1359
): das de mensche ze lest also gar zornig wirt, und ruͦft und gilt als ob er slahen und stechen welle.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
434, 15
(els.
, 1362
): do es [kint] keine milch do von moͤhte haben do geriet es uil erbermekliche gellen.
Adrian, Saelden Hort
2962
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): sie schrien, glien, gellen | gar úbel sich gehabende | an sant Johans abende.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
92, 31
(oobd.
, 1349
/50
): der donr ist mangerlai, wann oft gillt er sam der ainem ain plätern voller luftes auf dem haupt zerslüeg.
Klein, Oswald
18, 100
(oobd.
, 1416
): es wër wol zeit, das ich meins aigen kindes geschrai | elichen hort in ainer wiegen gellen.
Gereke, Seifrits Alex.
5489
(oobd.
, Hs. 1466
): sy wisspelten und gullen, | das die perg darnach erhullen.
Schmitt, Ordo rerum
638, 6
; Voc. Teut.-Lat.
k viijr
; Maaler
165v
; Dietz, Wb. Luther
2, 66
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
147
; Martin/Lienhart
1, 211
; Schwäb. Wb.
3, 296
; Schweiz. Id.
2, 208
.2.
von Bergen: ›krachen, dröhnen, widerhallen‹.Belegblock:
Chron. Augsb.
5, 179, 28
(schwäb.
, 1523
/7
): bei Fanais send 2 berg von gellenden felsen eingefallen gegen dem mör.
3.
von Geräuschen in menschlichen Organen: ›jm. gellen, (in den Ohren) klingen, tönen‹.Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
19, 3
(preuß.
, M. 14. Jh.
): set, ich wil brengen uf dise stat quale, also daz wer iz horet, deme werden sin oren gellen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
204v, 6
(Hs. ˹nalem.
, um 1400
˺): Dem die oren gellen nach dem bieuer vnd nach den siechtagen.