geis,
gais,
die
;-Ø/geisse(n)
, auch -Ø
.›Ziege, Geiß‹.
Zur Wortgeographie von ,Ziege‘ in den rezenten Mundarten s. Dwa
5,
dazu Rein, Die Bedeutung von Tierzucht [...]. In: Dt. Wortf. in europ. Bezügen 1, 1958, 191
-295.Obd., auch wmd.
Phraseme:
wilde geissen
›Gämsen‹; springende geissen
eine Art Sternschnuppe; Sprichwort: alte geissen lecken gerne salz
›auch alte Menschen haben sexuelle Bedürfnisse‹.Syntagmen:
die g. abkaufen / abschaffen / fressen / halten / hüten / mezgen / schlachten / stechen / stelen / treiben / verletzen; die g
. (Subj.) scharren; die alte / heimische / junge g
.Wortbildungen:
geisanke
geisauge
geisbacht
geisblatter
geisbube
geisfleisch
geisgalle
geishalt
geishalter
geishaupt
geishorn
geishüter
geiskopf
geiskot
geismolke
geiswolle
Belegblock:
Buch Weinsb.
5, 477, 36
(rib.
, um 1560
): men sclachtet hemmel, geissen, swein und oxsen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
5499
(rhfrk.
, um 1405
): Der solichen stab zu dragen hait lieb, | Er gefiele ir noch nye wol, | Sij hasset yn me dan geiße das messer hassen sol.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
93, 2
(Frankf./M.
1568
): Ich kauff Schaffell / Boͤck / vñ die Geiß / | Die Fell leg ich denn in die beyß.
Opitz. Poeterey
21, 19
(Breslau
1624
): Die Eclogen oder Hirtenlieder reden von schaffen / geißen.
Chron. Nürnb.
2, 213, 3
(nobd.
, 1449
/50
): und brachten ein raub vihs herein, wol 60 küe und vil swein, pfert und geiß und etlich gefangen.
Keil, Peter v. Ulm
209
(nobd.
, 1453
/4
): Wer den harm nit behalten mag, Der nem ein gaiß-plattern vnd prenn sie zu puluer.
Gille u. a., M. Beheim
311, 45
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): so lieff ich auff der strassen | wo gaiss und lemer sassen.
Fastnachtsp.
478, 4
(nobd.
, v. 1494
): Und gibst fur lorper hin geißkot | Und fichtenspen für zimentrinten.
Fischer, Folz. Reimp.
45, 293
(Nürnb.
1482
): wan ich gar in fil deutschen recepten die namen verkert gesehen hab [...] für ciminum cimentrinten, für scheißmöllten geißmolken.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2394, 37
(Nürnb.
1610
/8
): Alt geiß lecken das saltz auch gern.
Karnein, Salm. u. Morolf
91, 4
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): Alsus er [Fore] ine versmiden hieß, | die frauwe er sin huten ließ. | da was er also rechte wol behut, | also der sin geiß zu schonen bocken dut.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
16, 1
(Straßb.
1650
): Ein anderer [Poet] verkehrt die Augen alß ein Geyß, deren ein Streich oder Stich worden.
Müller, Stadtr. Ravensb.
217, 5
(oschwäb.
, um 1420
): der mag daz roess, das rind, den esel, die gaiss vertrinken umb ain schiling pfenning.
Barack, Zim. Chron.
2, 257, 38
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Grave Michel hett an sein ehrenklaidt, das war ain beschabener belz von gaisse.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 458, 34
(schwäb.
, 1585
): Sollen alle geißen alhie in ställen oder sonsten gar abgeschafft [...] werden.
Ebd.
2, 438, 1
(schwäb.
, 1615
): welcher zwo küe hat, der soll kein gaiß halten bei straff eines guldens.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
9, 19
(wohl ˹Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺): Disen laut [das e] gebe die Gayß und Schaff in jrem geschray.
Welti, Stadtr. Bern
262, 15
(halem.
, n. 1437
): Vindet er aber dehein geiß in sinen reben oder garten, die ist des, der den garten oder reben denn inn hat.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
908, 321
f.(halem.
, 1492
): Es sol keiner swecherrnn anncken als rumpfanncken [...] geißanncken.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
72r
, 28 (halem.
, 2. H. 15. Jh.
): Das núnd ist ein pflaster von geissbacht.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
281, 1
(halem.
, 1515
): ist die satzung, das man den geissen hirtschaft sol han uswaͤndig dem stall.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
381, 33
(halem.
, 1530
): Doch boͤck und geiß koͤpf gantz hindan gesetzt, das sy die weder bim pfund verkouffen soͤllend noch in das fleysch houwen.
Ders., Statut. Saanen
222, 1
(halem.
, 1598
): die gende pfand, bis an ein kue oder vier geis, sollent vor den ligenden gütern geschetzt werden.
Maaler
165r
(Zürich
1561
): Geißwollen (die) Lana caprina.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
43, 25
(oobd.
, 1349
/50
): welher gaizaugen hât nâch der varb, der ist ain tôr.
Ebd.
78, 4
: sô dunkt uns denne, daz ain flamm spring in dem lufte sam ain gaiz. dar umb haizt daz feur diu springend gaiz.
Ebd.
128, 2
: Von der wilden gaiz, diu haizt Gämz.
Ebd.
128, 16
: wer ain gaizhorn prent daz ez stinkt und habt daz für des nasen, der die vallenden suht hât, der vellt zehant.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
43
(oobd.
, 1607
/11
): hörner, sollen auch von einer gaiß [...] auß Westindien sein.
Haage, Hesel. Arzneib. 9r (Hs. ˹
noobd.
/md.
, E. 15. Jh.
˺): Wider die flecken der augen nym gaisz gallen und mel von bicken bonen und bestreich dein antlücz.
Winter, Nöst. Weist.
3, 550, 9
(moobd.
, 15. Jh.
): von dem schwein ain pfenning, von dem schaff ainen halben, von der gaiss alsam.
Mell u. a., Steir. Taid.
254, 7
(m/soobd.
, 2. H. 16. Jh.
): das [...] auch die gaißhalt abgestelt werde.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
149, 43
(smoobd.
, 1694
): die gaiß sollen auch unbehuet nit außkert werden.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
141, 2
(smähr. inseldt.
, 1414
): man geit von ydem rind 2 den. vnd von aim ful 2 den. vnd von einer gais 2 den.
Skála, Egerer Urgichtenb.
47, 9
(nwböhm.
, 1563
): hab er ein schaef vnd ein gaiß vmb ein Pfeiffen getauscht.
Bremer, Voc. opt.
268
; Schmitt, Ordo rerum
173, 5
; 299, 20
; Voc. Teut.-Lat. k jr;
Dasypodius
25r
; Maaler
164v
; Hulsius G ijr;
Henisch
1443
f.; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
201
; Stieler
1, 638
; Dietz, Wb. Luther
2, 57
; Pfälz. Wb.
3, 145
; Schwäb. Wb.
3, 229
; 230
f.; Schweiz. Id.
2, 454
; Öst. Wb.
3, 1227
.