1
gefaren,V., unr. abl.;
zu
mhd.
varn
›fahren, wandern, gehen‹
(Lexer
f.), 3, 23
gevarn
›ergehen, geschehen‹
(Lexer
).1, 957
1.
›sich von einem Ort zum andern bewegen, fahren, gehen, reisen‹.Belegblock:
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
672, 25
(thür.
, 1421
): was do vor der stat noch was von dem volke gar, das gerethin gegehin ader gefaren mochte.
Henschel u. a., Heidin
278
(nobd.
, um 1300
): Mvde si alle waren | Si mohten niht gevaren | Fvrbaz in der selben zit.
Morrall, Mandev. Reiseb.
154, 21
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): da von getrúrrent die kofflút nit wol gefaren gen Yndia.
Chron. Augsb.
4, 414, 22
(schwäb.
, zu 1492
): daß das hör gefaren mecht.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
45, 3
(m/soobd.
, 1440
/1456
): wann es sich gibt, das man durch die Strub nicht gefaren mag von wassers wegen.
Dief./Wü.
606
; Pfälz. Wb.
3, 104
; Schwäb. Wb.
3, 158
.2.
von Geschehnissen: ›weitergehen, geschehen, sich ereignen‹.Belegblock:
Rieder, St. Georg. Pred.
144, 2
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): nu gefuͦr es also daz die engel gevielent, und geriet och do den mentschen daz och der geviel und Got ungehorsam wart.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
20, 20
(Venedig
1483
): wann got mag kein schuld geuarn laßen wan es ist ain vnordenunge das schuld bleibt vnergolten.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
730, 2
(Hs. A. 15. Jh.
): wil es got von himel, so mag ez baz gefarn | umb mich armen ritter.
3.
von Menschen: ›sich befinden, leben‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
17485
(nrddt.
, 14. Jh.
): Daz her zur werlde so gevar | Daz her lip und ere bewar | Und schaffe der sele gemach.
Primisser, Suchenwirt
11, 146
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Ich waiz nicht recht, wi ich gevar, | Seit daz ich pin ellende.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
70
(tir.
, 1486
): Das er uns helff das grab pebaren, | Also das wier nicht übel gefaren.
4.
›mit jm./etw. verfahren‹.Urkunden, Rechtstexte.
Belegblock:
Chron. Köln
1, 254, 404
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): den saichten si die mere | wie da gevaren were.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
281, 30
(nobd.
, 1409
): so meynet er, das er wider den landfrid nicht getan wolt haben, und wolt dann mit den pfanden gefaren, alz der lantfrid außweyst.
Chron. Augsb.
7, 133, 3
(schwäb.
, zu 1548
): haben etlich der beleidigten und verletzten, damit sie desto freier gefaren [...] ire burgerpflicht alhie aufgesagt.
Bernoulli, Basler Chron.
4, 213, 14
(alem.
, 1444
): wand wer solichs nit tete [...] zu des lib und guͦt wellent si griffen und in solicher mosse mit im gefarn, daz er wölte, er hette solichs ze tuͦnde vermitten.
Merk, Stadtr. Neuenb.
64, 41
(nalem.
, 1462
): so mag der cleger als denne dieselben pfand hintriben und damit gefaren als mit dem sinem.
Ebd.
171, 25
(nalem.
, 1. H. 15. Jh.
): daz ir damitte anders nit gefaren, denn daz gotz lobe und ere und der selen heil sie.
Roder, Stadtr. Villingen
65, 29
(önalem.
, 1447
): mit den pfanden gefaren und tuͦn nach der statt recht.
Dirr, Münchner Stadtr.
320, 14
(moobd.
, 1340
): Swenn die zeit verget, swer dann daz guͦt verpoten hat, der sol sich dann dez guͦtz underwinden und domit gevarn, als pfantz recht ist.
Auer, Stadtr. München
102, 2
(moobd.
, 1347
): Wie man mit pfanten gevarn süll.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
37, 23
(smoobd.
, 1625
): so mag er zupfenden, mit dem pfand gefahrn wie recht ist.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2606
, (tir.
, v. 1496
): wir süllen im erberlich gefaren mit | Und bestatten nach unserem sit.
Rwb
3, 1391
.