gasse,
die
;-Ø/-n
.›von Häusern eingefaßte (enge) Straße, schmaler Durchgang‹.
Phraseme:
die gasse gehen
›seinen Weg gehen‹; eine gasse machen
›eine Gasse (von Menschen) bilden‹.Bedeutungsverwandte:
strasse
weg
Syntagmen:
auf / durch / in / über die g. gehen; die enge / finstere / gemeine
›öffentliche‹ / gepflasterte / grosse / lange / öffentliche / weite g
.Wortbildungen:
gassenbettel
gassenfeger
gassengehen
gassengeschrei
gassengrund
gassenkleid
gassenspringer
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 188, 22
(nrddt.
, Hs. 1601
): das er die Elbe [...] wolle einfassen [...], under sich lauffen lassen und in allen gassen der Stadt lassen außspringen in Röhrkasten.
Ziesemer, Proph. Cranc Klgl.
2, 12
(preuß.
, M. 14. Jh.
): do sy vorgingin wunt uf den gazzyn der stat.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
115, 2238
(Magdeb.
1608
): Bis der Koͤnig mit grossem prassen / | Sprang auff die Hausthuͤr nach der gassen / | Vnd schlug die arm auff beide seit.
Alberus, Barf.
107, 9
(Wittenb.
, 1542
): Franciscus [...] rieff mit lauter stimme durch die gassen.
Große, Schwabensp. 159, a,
18
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): Jst aber de straze also enge, so en sol her nicht in de gazze sezzen.
Wyss, Limb. Chron.
27, 16
(mfrk.
, 2. H. 14. Jh.
): alle gaßen unde alen waren vol lude unde gudes.
Dat nuwe Boych
425, 2
(rib.
, 1396
): schickden do des andern daigs heralde vss zo Arsburch dorch alle gassen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
119, 23
(rhfrk.
, um 1435
): Die gassen zü Parijs / die waren gar köstlich gezieret.
Kollnig, Weist. Schriesh.
159, 8
(rhfrk.
, 1595
): Das pflaster auf der gaßen solle auch wohl und sauber wie gebreichlich gehalten weden.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
2, 272, 24
(hess.
, 1590
): Mann soll auch kein gelassen blut auff die gassen giesen.
Ebd.
2, 297, 10
(hess.
, 1603
): wann ein knapp uber die gassen zu gehen willens, soll er nit mit blosen beinen ausgehen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 107
(Frankf./M.
1559
): von stundan ersehen jhn die armen duͤrfftigen auff den gassen.
Hübner, Buch Daniel
2933
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): An tentzen ir gerne gat | Abendis uf den gazzen.
Küther, UB Frauensee
224, 11
(thür.
, 1447
): zcu rechtim erbe habin eynnen sedelhoff gelegin in der langin gassin.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
188, 32
(thür.
, 1474
): daz syn kint des abindes uß synem huse uff dye gassen gepisset hat.
Ermisch, Freib. Stadtr.
1, 34
(osächs.
, Hs. v. 1325
): der mist der ist sin vor sime huse also verre, alse sine uzersten sulen sten, biz mittene in di gazze.
Böhme, Morg.R.
15, 2
(Hs. ˹schles.
, 1612
˺): die Weisheit GOttes klaget draussen und lest sich horen auff den gaßen.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
147, 19
(nobd.
, 1474
): Die sew, die uff der gassen geen und man meint, das es beckensew sein, die sol man eintreiben.
Gille u. a., M. Beheim
257, 29
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): richt auff dich, | nymm dein siechbet und gang dein gasse.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
54, 23
(nobd.
, 1503
/36
): ob sych ein unwil begeb auf der gasen oder in einem schenckhawß.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
121, 12
(Nürnb.
1548
): Auff den Bletzen / in gassen / da der hauff vn̄ das geschrey / die vnzucht vnd der mutwil am groͤsten ist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
812, 15
(els.
, 1362
): Eins moles ging sú durch eine gasse.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 71, 21
(Straßb.
1550
): lag ein Trunckener uff der Gassen, schendtlich auffgedeckt vor allermeniglich.
Dreckmann, H. Mair. Troja
37, 15
(oschwäb.
, 1393
): durch all gassen ran ein bach, der die stat suber hielt vor allem unflat.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
11, 5
(schwäb.
, 1548
): Es fyllenn auch ettlich weibsperschonnen auff den gassen nyder.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 30, 24
(schwäb.
, 1574
): wer bei nacht offentlich und unverdöckt ein liecht uff der gassen tregt, der kombt umb ain klainen frevel.
Ebd.
779, 10
(schwäb.
, 1622
): nachdem alle nacht von den jungen ungezogenen buben ein solch jugtzen und geschrey uff der gassen gehört wirdt, last solches die herrschaft ernstlich [...] verbieten.
Rauwolf. Raiß
27, 18
([Lauingen
] 1582
): Die Gassen seind zimlich eng / mit grossen stainen vnd blatten gepflestert.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 4, 14
(Hs. ˹alem.
, 14. Jh.
˺): waz sucht ir, meit, so spate in disen gazzen.
Roder, Hugs Vill. Chron.
11, 27
(önalem.
, 1499
): do sy in die stat kommend, do machtend die Schwitzer ain gassen.
Welti, Stadtr. Bern
252, 14
(halem.
, n. 1437
): vnd sol ouch iederman also vfuaren an den selben gassen vnd enkeinn bogen machen.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
502, 6
(halem.
, 1486
): si [gerwer] soͤllen ouch mit lutern gedingen weder ir louchrinden, aͤscher, wullen, noch anders an d gassen tuͦn.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 34
(Basel
1494
): Man loufft dar after vff den gassen | Im moß / als solt man ymen fassen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
166, 12
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): da die hewser prannen, da muesten die kunigischen auss den hawsern an die gassen.
Dirr, Münchner Stadtr.
513, 21
(moobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Von den galtprunnen an den gassen.
Munz, Füetrer. Persibein
47, 2
(moobd.
, 1478
/84
): Ain herr in vmbe reitten | sach irrig in den gassen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
8, 4
(tir.
, 1464
): Ich pin als die stro hëlme vor dem anplik des winttes vnd als der staub in den gassen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
121, 20
(smähr. inseldt.
, 1414
): Auch sind in derselben gassen niderhalb des pruns ettleich hoffsteten gebest.
Skála, Egerer Urgichtenb.
200, 14
(nwböhm.
, 1577
): won vnden In der gaß, bej ein kuestall.
Bremer, Voc. opt.
266
; Schmitt, Ordo rerum
47, 6
; Voc. Teut.-Lat.
k iijr
; Dasypodius
8v
; 252r
; Serranus
76r
; Maaler
157v
; Hulsius
F iijr
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
177
; Henisch
1363
f.; Stieler
1, 636
; Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 31
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 63
; Dietz, Wb. Luther
2, 11
f.; Dief./Wü.
603
; Pfälz. Wb.
3, 53
; Martin/Lienhart
1, 235
; Schwäb. Wb.
3, 78
; 6, 1981
; Schweiz. Id.
2, 449
.