gasse,
die
;
-Ø/-n
.
›von Häusern eingefaßte (enge) Straße, schmaler Durchgang‹.
Phraseme:
die gasse gehen
›seinen Weg gehen‹;
eine gasse machen
›eine Gasse (von Menschen) bilden‹.
Bedeutungsverwandte:
strasse
,
weg
.
Syntagmen:
auf / durch / in / über die g. gehen; die enge / finstere / gemeine
›öffentliche‹ /
gepflasterte / grosse / lange / öffentliche / weite g
.
Wortbildungen:
gassenbettel
›bettelndes Gesindel‹ (a. 1628),
gassenfeger
›Straßenreiniger‹ (a. 1475),
gassengehen
›nächtliches Umherschweifen auf den Gassen‹ (a. 1673),
gassengeschrei
›Geschrei auf der Gasse‹ (a. 1559),
gassengrund
›Gassendreck‹ (a. 1669),
gassenkleid
›Kleidung für die Öffentlichkeit‹ (a. 1536),
gassenspringer
›Gassenläufer‹ (a. 1349/50).

Belegblock:

Chron. Magdeb.
2, 188, 22
(
nrddt.
, Hs.
1601
):
das er die Elbe [...] wolle einfassen [...], under sich lauffen lassen und in allen gassen der Stadt lassen außspringen in Röhrkasten.
Ziesemer, Proph. Cranc Klgl.
2, 12
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
do sy vorgingin wunt uf den gazzyn der stat.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
115, 2238
(
Magdeb.
1608
):
Bis der Koͤnig mit grossem prassen / | Sprang auff die Hausthuͤr nach der gassen / | Vnd schlug die arm auff beide seit.
Alberus, Barf.
107, 9
(
Wittenb.
,
1542
):
Franciscus [...] rieff mit lauter stimme durch die gassen.
Große, Schwabensp. 159, a,
18
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jst aber de straze also enge, so en sol her nicht in de gazze sezzen.
Wyss, Limb. Chron.
27, 16
(
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
alle gaßen unde alen waren vol lude unde gudes.
Dat nuwe Boych
425, 2
(
rib.
,
1396
):
schickden do des andern daigs heralde vss zo Arsburch dorch alle gassen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
119, 23
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Die gassen zü Parijs / die waren gar köstlich gezieret.
Kollnig, Weist. Schriesh.
159, 8
(
rhfrk.
,
1595
):
Das pflaster auf der gaßen solle auch wohl und sauber wie gebreichlich gehalten weden.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
2, 272, 24
(
hess.
,
1590
):
Mann soll auch kein gelassen blut auff die gassen giesen.
Ebd.
2, 297, 10
(
hess.
,
1603
):
wann ein knapp uber die gassen zu gehen willens, soll er nit mit blosen beinen ausgehen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 107
(
Frankf./M.
1559
):
von stundan ersehen jhn die armen duͤrfftigen auff den gassen.
Hübner, Buch Daniel
2933
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
An tentzen ir gerne gat | Abendis uf den gazzen.
Küther, UB Frauensee
224, 11
(
thür.
,
1447
):
zcu rechtim erbe habin eynnen sedelhoff gelegin in der langin gassin.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
188, 32
(
thür.
,
1474
):
daz syn kint des abindes uß synem huse uff dye gassen gepisset hat.
Ermisch, Freib. Stadtr.
1, 34
(
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
der mist der ist sin vor sime huse also verre, alse sine uzersten sulen sten, biz mittene in di gazze.
Böhme, Morg.R.
15, 2
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
die Weisheit GOttes klaget draussen und lest sich horen auff den gaßen.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
147, 19
(
nobd.
,
1474
):
Die sew, die uff der gassen geen und man meint, das es beckensew sein, die sol man eintreiben.
Gille u. a., M. Beheim
257, 29
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
richt auff dich, | nymm dein siechbet und gang dein gasse.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
54, 23
(
nobd.
,
1503
/
36
):
ob sych ein unwil begeb auf der gasen oder in einem schenckhawß.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
121, 12
(
Nürnb.
1548
):
Auff den Bletzen / in gassen / da der hauff vn̄ das geschrey / die vnzucht vnd der mutwil am groͤsten ist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
812, 15
(
els.
,
1362
):
Eins moles ging sú durch eine gasse.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 71, 21
(
Straßb.
1550
):
lag ein Trunckener uff der Gassen, schendtlich auffgedeckt vor allermeniglich.
Dreckmann, H. Mair. Troja
37, 15
(
oschwäb.
,
1393
):
durch all gassen ran ein bach, der die stat suber hielt vor allem unflat.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
11, 5
(
schwäb.
,
1548
):
Es fyllenn auch ettlich weibsperschonnen auff den gassen nyder.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 30, 24
(
schwäb.
,
1574
):
wer bei nacht offentlich und unverdöckt ein liecht uff der gassen tregt, der kombt umb ain klainen frevel.
Ebd.
779, 10
(
schwäb.
,
1622
):
nachdem alle nacht von den jungen ungezogenen buben ein solch jugtzen und geschrey uff der gassen gehört wirdt, last solches die herrschaft ernstlich [...] verbieten.
Rauwolf. Raiß
27, 18
([
Lauingen
]
1582
):
Die Gassen seind zimlich eng / mit grossen stainen vnd blatten gepflestert.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 4, 14
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
waz sucht ir, meit, so spate in disen gazzen.
Roder, Hugs Vill. Chron.
11, 27
(
önalem.
,
1499
):
do sy in die stat kommend, do machtend die Schwitzer ain gassen.
Welti, Stadtr. Bern
252, 14
(
halem.
,
n. 1437
):
vnd sol ouch iederman also vfuaren an den selben gassen vnd enkeinn bogen machen.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
502, 6
(
halem.
,
1486
):
si [gerwer] soͤllen ouch mit lutern gedingen weder ir louchrinden, aͤscher, wullen, noch anders an d gassen tuͦn.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 34
(
Basel
1494
):
Man loufft dar after vff den gassen | Im moß / als solt man ymen fassen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
166, 12
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da die hewser prannen, da muesten die kunigischen auss den hawsern an die gassen.
Dirr, Münchner Stadtr.
513, 21
(
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Von den galtprunnen an den gassen.
Munz, Füetrer. Persibein
47, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Ain herr in vmbe reitten | sach irrig in den gassen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
8, 4
(
tir.
,
1464
):
Ich pin als die stro hëlme vor dem anplik des winttes vnd als der staub in den gassen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
121, 20
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
Auch sind in derselben gassen niderhalb des pruns ettleich hoffsteten gebest.
Skála, Egerer Urgichtenb.
200, 14
(
nwböhm.
,
1577
):
won vnden In der gaß, bej ein kuestall.
Bremer, Voc. opt.
266
;
Schmitt, Ordo rerum
47, 6
;
Voc. Teut.-Lat.
k iijr
;
Dasypodius
8v
;
252r
;
Serranus
76r
;
Maaler
157v
;
Hulsius
F iijr
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
177
;
Henisch
1363
 f.;
Stieler
1, 636
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 31
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 63
;
Dietz, Wb. Luther
2, 11
 f.;
Dief./Wü.
603
;
Pfälz. Wb.
3, 53
;
Martin/Lienhart
1, 235
;
Schwäb. Wb.
3, 78
;
6, 1981
;
Schweiz. Id.
2, 449
.