güsse,
die
;
Überschneidungen mit
gus
(
der
) wegen der gleichlautenden Umlautform; Plurale dort zitiert.
1.
›Wasserschwall, plötzliches und schnelles Ausbreiten von Wasser und anderen Flüssigkeiten‹; speziell: ›Überschwemmung, Hochwasser, Flut‹.
Obd.
Phraseme:
die grosse güsse
auch: ›Sintflut Noahs‹.
Bedeutungsverwandte:
auslauf
 7; 8,
hochwasser
,
sintflut
,
überschwal
(
der
),
wasser
; vgl.
gus
 1.
Syntagmen:
die g. über jn. gehen lassen; die g
. (Subj.)
anfangen / kommen / verlaufen / wären, etw. hinreissen / zerbrechen, schaden tun, jn. wohin treiben; g. wasser; die freie / grosse / schnelle g
.
Wortbildungen:
güsbette
›Kanal, gemauerte Stelle, durch das sich das Hochwasser ergießen kann‹,
güsholz
›angeschwemmtes Holz‹,
güsgrabe
›ein durch abfließendes Wasser entstandener Graben‹.

Belegblock:

Fastnachtsp.
1057, 25
(
Nürnb.
, o. J.):
lieben freunt, ich wolt gern scheißen [...] Der Paur: Ach, lieben frunt seit unverworn! | Dan wo die güß erst an würd gen, | [...] | Die würd uns all darnider reißen.
Chron. Nürnb.
1, 75, 24
(
nobd.
,
v. 1407
):
da kam eyn groß güss von wazzer [...] daz grozzen schaden tet.
Gille u. a., M. Beheim
104, 837
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
auff dem perg sie sider | Funden ainen güssgrabe.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 56, 29
(
nobd.
,
1464
):
ist aufzwͤschawͤen auf dem guͤszpet und des muͤlners rynnen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
146
(
Nürnb.
1517
):
Ich wird uber sie neigen als einen flies des frides und wie ein güß die glori der völker.
Sachs
17, 461, 25
(
Nürnb.
1562
):
Wasser, das auff ein güspet, | Auff ein mül schnell zu-lauffen thet.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 61, 25
(
schwäb.
,
1430
/
31
):
3 lb. verbuwen an dem weir, als die güsch den zerbrochen hett.
Jaspers, St. v. Landskron
67r, 33
(
Augsb.
1484
):
hat got vertilget die gancze͂ welt mit der grossen güß on acht menschen.
Hauber, UB Heiligkr.
2, 379, 17
(
schwäb.
,
1490
):
das so merklicher schad von guͥsinen an den wuͦren zuͦn stuͤnde.
Drescher, Hartlieb. Caes.
111, 10
(
moobd.
,
1456
/
67
):
Als die gússe pald verlaufft und nicht státikleich fleüsset.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
213, 7
(
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
in allen bantaidingen soll man guete ordnungen machen wegen des güssholz.
Chron. Nürnb.
1, 349, 2
;
1, 411, 6
;
2, 352,
V. 3;
4, 24, 1
;
4, 123, 9
;
4, 221, 2
;
4, 355,
Anm. 4;
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
199, 4
;
201, 28
;
252, 27
;
Merz, Urk. Lenzb.
110, 24
;
Chron. Augsb.
1, 38, 8
;
77, 15
;
2, 311, 27
;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
43, 31
;
Chron. baier. Städte. Regensb.
149, 19
;
154, 11
;
Niewöhner, Teichner
117, 24
;
681, 80
;
Bastian u. a., Regensb. UB
489, 19
;
Winter, Nöst. Weist.
1, 639, 12
;
1, 785, 27
;
Bischoff u. a., a. a. O.
326, 18
;
Martin/Lienhart
1, 238
;
Schweiz. Id.
2, 478
;
Schwäb. Wb.
3, 937
;
Vorarlb. Wb.
1, 1268
.
2.
›Überfluß‹.
Phraseme:
e. S. die güsse haben
›eine Sache im Überfluß haben‹.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
19, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di gervalkin [...], di brengit man nicht dem grozen chaam, wen her irer di guse hat.
Ebd.
52, 20
:
In alle den wechst kume eyn boum der do nicht si von edilm ruche, der do di guse wechst
(›im Überfluß wachsen‹).
Valli, Baldemann
380
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Wann ungeloube dretir | Was niergen noch so starg sin fluz | So do den irre lere guͤz | So cluͤglich konde verstopfen.
v. Tscharner, a. a. O.
32, 15
.