ertöten,
V.
1.
›einen Menschen oder ein Tier gewaltsam vom Leben zum Tod bringen; jm. (auch: sich selbst) das Leben nehmen‹; speziell: ›jn. / etw. physisch vernichten‹; ›jn. umbringen, ermorden, niedermetzeln‹; ›jn. hinrichten, mit dem Tod bestrafen‹; ›jn. physisch oder psychisch todkrank machen‹; vielfach tropisch;
zu
er-
 4,
töten
 1.
Bedeutungsverwandte:
ausrotten
 3,
austreiben
 2,
ent|
1
leiben
,
entselen
,
ergeistern
,
ermorden
 1,
erschlagen
(V.) 1,
erstechen
,
ertreten
,
erwürgen
 1,
umbringen
,
verfolgen
,
verwunden
; vgl.
abnemen
(V.) 7,
anfechten
 9,
morden
 2,
sterben
(V.) 1.
Gegensätze:
erwecken
 1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den menschen, die welt, das kind, js. blut, die frauen, armen leute, x tausend
)
e., etw
. (z. B.
den affen, die flöhe
)
e., sich (selber / zusammen) e., j. einander
(z. B.
väter und kind, brüder und brüder
)
e., etw
. (Subj., z. B.
der bliz / donner, die schlange / sintflut, das grabtier / schwein, js. scheiden
)
jn. e., got jn. (nicht) e., j. jm. seinen bruder e
.;
j. / etw
. (z. B.
das lam
)
ertötet liegen / werden, j. von jm
. (z. B.
von der geistlichkeit
),
von den tieren / wölfen
, [wie] (z. B.
unschuldiglich, als ein verräter, mit dem gift
)
ertötet werden
; subst.:
das e
. (Subj.)
gros sein
; als part. Adj. (subst.):
die freunde des ertöt(et)en
.
Wortbildungen:
ertöter
›Mörder‹ (dazu bdv.: vgl.
mörder
 2),
ertötung
›Gemetzel‹ (dazu bdv.:
geschrei
 3; vgl.
blutbad
,
mörderei
 1).

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ros.
102, 14
(
Hamb.
1646
):
Aber wie fein [...] wuͤrd’ ich den tod geschmaͤkt haben / da ich mich ertoͤdten wolte / aber du hieltest mich zu ruͤkke.
Luther, WA
17, 1, 302, 15
/16 (
1525
):
yhn ist nicht gnug daran, das sie erwuͤrget und ertoͤdtet werden, sondern gar ausgerot und also ertoͤdtet.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Kor. 6, 9
(
Wittenb.
1545
):
Als die sterbenden / vnd sihe / wir leben. Als die gezüchtigeten / vnd doch nicht ertödtet.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
634
(
pfälz.
,
1436
):
stirbt er
[der Nächste]
vor hünger, so hast du yne ertötet.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 67, 32
(
Frankf.
1563
):
das schwein fellet im sein roß und ertödtet ihn.
Mayer, Folz. Meisterl.
36, 87
(
nobd.
,
v. 1496
):
Do die sintfluß die welt ertot.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
43, 4
(
Bamb.
1507
):
So man ein dirn [...] jn argkwon hat, das sie heimlich ein kindt gehabt vnd ertoͤdt habe.
Bihlmeyer, Seuse
318, 28
(
alem.
,
14. Jh.
):
Du [reinú zartú muͦter] hattest dines kindes ertoͤtere ein pinlichs ansehen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
212v, 13
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Das du die floͤh ertoͤtest, nim coriander.
Welti, Stadtr. Bern
386, 12
(
halem.
,
n. 1437
):
die secher haben sich uor mit des ertoten fruͥnden vereimbert.
Bachmann, Morgant
169, 33
(
halem.
,
1530
):
Das gschrey und die ertödung was gros inn der stat.
Ebd.
286, 11
:
was das ertöden
[›Gemetzel‹]
so gros, das der todten lychnam im bluot badettend.
Köbler, Stattr. Fryburg
171, 9
(
Basel
1520
):
So ein Eegemechd das ander vnderstünd zuͦ ertoͤdten.
Morrall, Mandev. Reiseb.
159, 13
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
So verhiessend sie im all sinen willen zetuͦnd. Do sprach er das sie giengend und sich selber ertoͤttend.
Klein, Oswald
107, 24
(
oobd.
,
1417
/
8
):
Schaiden mich nöt, | dein schaiden mich ertöt.
Luther. Hl. Schrifft.
Offb. 9, 18
;
Steer, a. a. O.
700
;
Stoltzius, Chym. Lustg.
6, 8
;
Köbler, Ref. Wormbs
342, 24
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 236, 6
;
Chron. Nürnb.
4, 194, 24
;
200, 10
;
Sachs
17, 516, 31
;
Bihlmeyer, a. a. O.
116, 27
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
157, 19
;
313, 11
;
466, 10
;
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 6, 10
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 163, 24
;
Sappler, H. Kaufringer
16, 172
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
217, 35
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
36, 14
;
Roth, E. v. Wildenberg
15, 21
;
92, 18
;
Schöpper
112a
;
Rwb
3, 297
;
Schweiz. Id.
12, 488
 f.;
Schwäb. Wb.
2, 854
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 104
.
Vgl. ferner s. v.
abnemen
(V.) 7,
allezeit
 3.
2.
›etw. (negativ Bewertetes) unterdrücken, überwinden‹; speziell: ›den ewigen Tod, den Teufel besiegen‹;
vgl.
er-
 4; 5,
töten
 3.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
bezwingen
 5,
überwinden
; vgl.
abgescheiden
(V.),
ausjagen
 1,
ausreuten
 4,
ausrotten
 2,
ausschlagen
 31,
dämpfen
 2,
sterben
(V.) 2.

Belegblock:

Luther, WA
2, 735, 38
(
1519
):
Aber der selben tauff folge zu thun, das die sund ertoͤdtet werd.
Ebd.
10, 1, 1, 200, 12
(
1522
):
ßo man Christum recht erkennet, wie er den todt ertodtet und das leben widderbracht hatt.
Jostes, Eckhart
91, 27
(
14. Jh.
):
alle auzwendigeu werk [...] di natur wol betwingent, aber si ertoten ir niht.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2613
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das Maria minnenklich | Och hat den fúrsten der helle rich | Ertoͤt mit krafft an sinem gwalt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
82, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
ob der geist nvͥt wirt vber wunden gentzlich vnd ertoͤdet, so wirt er dicke gekrenket vnd vermuͦt.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
60, 1
.
3.
›jn. (häufig repräsentiert durch
herz
,
sele
) der ewigen Verdammnis ausliefern; js. Seelenheil zerstören‹;
zu
er-
 4,
töten
 4.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
betrüben
 3,
erschrecken
(V.); vgl.
ausscheiden
 2,
beschämen
 3,
ermorden
 2,
geschänden
 2.

Belegblock:

Luther, WA
17, 2, 186, 10
(
1525
):
Zur rechten seyten setzt er preys, gut geruͦcht, das wyr sind als die warhafftigen, bekandten, lebendigen, nicht ertoͤdtet, froͤlichen, reichen.
Ebd.
21, 486, 37
(
1544
):
das mir die Helle ausgelesscht, [...], und also aus einem erschreckten, betruͤbten, ertoͤdteten ein froͤlich, lebendig hertz werde und in summa, ein ewiges, unvergenglichs leben.
Ebd.
47, 759, 36
(
1539
):
das die leüt wie die Sew in steter vollerey gleich als ertoͤdtet unnd begraben kaine Gottes forcht haben.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
22, 13
(
omd.
,
1487
):
wer lewget, ertött sein eigne ßele.
Ebd.
81, 34
:
Yr sollet nicht forchten dÿe genigen, dÿe den leÿp irtöten
[dies zu 1]
[...]. Wen sÿe dÿe sele nicht vormogen ÿrthotten.