erne,
ernde,
ernte,
die
;
vereinzelt
der
;
-n, -Ø/-n
;
zu
mhd.
erne
›das Ernten; Erntezeit; eingebrachte Ernte‹
und gleichbedeutendem
ernde
(
Mwb
1, 2021
) mit epithetischem
-d-
(vgl.
Lloyd/Springer, Etym. Wb. des Ahd.
1, 304
ff.; 340) sowie dem Maskulinum
2
ern
›Erntezeit‹
(
Mwb
1, 2022
).
1.
›das Einbringen der reifen Feldfrüchte (oft: des Getreides), Ernte‹; in religiösem Kontext vereinzelt bildlich für die Erlösung der gläubigen Christen nach dem Tod; metonymisch anschließbar: ›(jährlich wiederkehrende) Erntezeit; Erntemonat‹.
Bedeutungsverwandte:
augst
 1; 2,
herbst
 1; 4,
heuet
 1,
schneidzeit
,
schnit
; vgl.
1
arn
.
Gegensätze:
sat
(
die
) 2.
Syntagmen:
die e
. (Subj.)
angehen / geschehen / herzugehen, kurz sein
;
j. bis zu der e. warten, in die e. hinziehen, sich machen, in der e. (einen tag) dienen / fronen / schneiden, frölich sein, feuer im haus lassen, es
(Subj.)
in der e. regnen, feucht sein, die wolken
(Subj.)
in der e. einen regen tun, j., der herbst nach der e. kommen, etw
. (z. B.
haber, weisse
)
nach der e. malen lassen, unz e. zu essen haben, vor der e. jn
. [wohin]
schicken
;
die fröliche / nächste / nasse / reiche e
.;
die zeit der e
.
Wortbildungen:
˹
erndhun
,
ernhun
˺ ›zur Erntezeit als Abgabe fälliges Huhn‹, ˹
erndzeit
,
ernzeit
˺ ›Zeit der Ernte‹,
ernegeselle
›Angehöriger einer Gruppe von Personen, die die Ernte einbringen‹ (bildlich auf
erne
als Zeit des irdischen Lebens bezogen; vgl. Beleg
Strauch
).

Belegblock:

Luther, WA
49, 507, 38
(
1544
):
die wolcken thun ein regen mytten in der erntte, da du woltest das getreide trucken sein.
Ebd.
52, 130, 30
(
1544
):
in jehenem leben dort, da sollen fromme und boͤse unterschiden und geteylet werden, wie der Herr sagt, das er solches zuͦr zeyt der ernd seinen knechten befelhen woͤlle.
Ebd.
52, 579, 22
:
in eim reichen Herbst oder ernde [...], da ist yederman froͤlich, yederman singet und jubiliert.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
337, 2399
(
Magdeb.
1608
):
als die nechst Erndt wolt angehen / | Sagt Jch / die Kindr solten zusehen.
Brinkmann, Bad. Weist.
57, 19
(
rhfrk.
,
1369
):
ie daz hus daselbes git ein vasnachthun und ein ernhun.
Ebd.
151, 17
(
1608
):
[Andere untertanen] sein jeder ein tag in der ernt mit der hand, als schneiden, binden oder laden, zu frönen schuldig.
Kollnig, Weist. Schriesh.
215, 33
(
rhfrk.
,
1606
):
zum 15. were ein jedes hauß [...] dem junkern jerlich 2 hüner und nemblich ein faßnacht- und ein erndhuhn zu geben schuldig.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
21, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
in deme augusto, das ist in der erne, so wonit do der chaam.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
62, 16
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die ernten sollen zu gutten wettertagen geschehen.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
147, 19
(
nobd.
,
1366
/
8
):
ein iglich seldner sol ainen tag dinen in der ernden.
Sachs
17, 105, 5
(
Nürnb.
1553
):
Es ist vergangen schir der schnit, | Und kombt doch unser roßdieb nit. | Werlich, kombt er nicht nach der ern, | Sein kappn sol im nit wider wern.
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
159
(
Nürnb.
1613
):
Inn der Ernd / wann es war sehr heiß / | Must ich schneiden mit Angst und Schweiß.
Bernoulli, Basler Chron.
6, 148, 18
(
alem.
,
um 1536
):
nach der ern [...] liessent sy rocken, weissen und habern, yeglichs glich vil under einanderen mallen.
Vetter, Pred. Taulers
42, 14
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Wisset, wen die zit kummet der ernen, daz er [der himelsche vatter] sin korn samnet.
Strauch, Schürebrand
34, 6
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
die erne ist kurtz und ist die zit iemerewig, in der ir die fruht nießen süllent. dar umbe snident flissecliche und endeliche in der schar uwer frummen endelichen ernegesellen, der marteler, der bihter und der jungfrouwen.
Menge, Laufenb. Reg.
332
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
DEr achte manot heisset [...] | Ougst vnd leret also do | Wer welle schniden lernen | Der mache sich In die Ernen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 30, 9
(
schwäb.
,
1574
):
es soll niemand in der ernd kain feur im hauß lassen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 436, 1
(
schwäb.
,
um 1585
):
wan es zu der erndzeit kombt, so solle kein underthon ainiche erwachsene früchten [...] abschneiden bei ernstlicher straff 1 fl. 5 kr.
Henisch
926
(
Augsb.
1616
):
Ernd / zeit deß Schnitts.
Turmair
5, 592, 5
(
moobd.
,
1522
/
33
):
da es dasselbig jar gleich in der ern sovil regnet, das traid auf dem veld verderbet.
Winter, Nöst. Weist.
4, 327, 37
(
moobd.
,
1528
):
wen ainer dem andern sein acker nem, es sei in der sat oder in der ernd, so sol er [...].
Qu. Brassó
4, 233, 11
(
siebenb.
,
1649
):
umb die Erenzeit hat es sehr viel geregnet, also die liebe Frucht fast gar ist umkommen.
Ebd.
498, 18
(
1529
, Hs.
1613
/
7
):
vorm Erndt hat [...] Peter Wayda [...] seinen Hofrichter mit 50. 000 Mann in Siebenbürgen geschickt.
Luther, WA
52, 580, 38
;
Kurz, Waldis. Esopus
2, 93, 14
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
24, 17
;
Chron. baier. Städte.
Regensbg. 28, 4
;
Bernoulli, Basler Chron.
4, 47, 25
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
574, 23
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4222
;
Chron. Augsb.
4, 438, 1
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 20, 31
;
Brack
c 6r
;
Schöpper
78a
;
Rwb
3, 258
;
Pfälz. Wb.
2, 945
;
Schweiz. Id.
1, 462
;
464
.
2.
›Ernteertrag, (Gesamtheit der eingebrachten) Feldfrüchte‹; auch bildlich; als Metonymie anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
frucht
,
schnit
; vgl.
ackerfrucht
,
bau
 4,
blume
 2,
gebau
 4,
gewächs
 3.
Gegensätze:
sat
(
die
) 2.
Syntagmen:
j. die e. essen / werben
;
die e
. (Subj.)
kommen, im feld stehen, da sein, reif sein, fruchtreich werden
;
die sichel an die e. schlagen
;
die bessere / weizene e
.
Wortbildungen:
ernbete
›Ernteabgabe, Naturalabgabe‹,
ernfrucht
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 5, 5
(
Wittenb.
1545
):
Seine Erndte
[
Mentel
1466:
schnite
;
Froschauer
1531:
frücht die er zemen gelegt hat
]
wird essen der Hungerige.
Ebd.
Joel 3, 13
:
Schlahet die Sicheln an / denn die Ernd
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
der schnitt
]
ist reiff.
Brinkmann, Bad. Weist.
212, 10
(
rhfrk.
,
1369
):
ir ernbede ist alle jar nuͦn malter korns, und heizt kornbede, und zwelf malter habern, und heißet haberbete.
Stoltzius, Chym. Lustg.
30, 9
(
Frankf./M.
1624
):
Weitzene Ernd / wie auch Monkraut | Jst da / vnd rothe Rosen schawt.
Küther, UB Frauensee
357, 38
(
thür.
,
1525
):
waß frucht uff demselbien schaffdunger ewechtst, sal sich der scheffer sinß halben teyls der ernnfrucht haldin unde irß gestrows, so von der frucht komet.
Logau. Abdank.
166, 22
(
Liegnitz
1651
):
Jch koͤnte villeicht alles klar und außfuͤhrlich machen [...] wann Jch der Herren Geistlichen Sichel zur Hand nehmen und an jhre Erndte schlagen wolte.
Bührer, Kl. Renner
355
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Manig meit czu tancze singet | Vnd hat ein harbant, das do clinget. | Sie wirbet selber ir erne.
Sachs
20, 294, 20
(
Nürnb.
1563
):
Wenn er [götzenpriester] das horen zu der stund | Noch gantz voller deß weines
[den man dem
abgott
einschenkte]
fund, | So verkünd ers dem volck fröleich, | Die ernet die würd gar früchtreich.
Maaler
115r
(
Zürich
1561
):
Wie die saat / also die Ernd.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 80, 14
;
Henisch
926
.
Vgl. ferner s. v.
genüchtig
.