erlesen,
V., unr. abl.
1.
›etw. durch Aussortieren bereinigen, das Gute vom Schlechten trennen‹; ›etw. in einen besseren Zustand bringen‹; ›etw. sortieren; etw. aussondern, aussortieren‹; zu
er-
2, vgl. lesen
1.Bedeutungsverwandte:
vgl. auslesen
ausscheiden
ausschiessen
ausstossen
aussundern
besondern
gereuten
Belegblock:
Luther, WA
32, 236, 32
(1530
): Es muß nicht ßo reyn seyn, als die tauben erleßen haben.
Reissenberger, Väterb.
19064
(md.
, Hs. 14. Jh.
): wie mohte immer daz gewesen | Daz ich den acker solde irlesen | Unde bereiten zu der sat.
Hajek, Guͦte spise
74a
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): Der woͤlle machen ein guͦt gesoten ris, der erlese ez schone vnd wasche ez schone.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
8577
(rhfrk.
, um 1405
): ,Altwip, ir werent gut‘, han ich gesprochen, | ,Myn eppel zu erlesen und zu huͤden [...]‘.
Chron. Strassb.
999, 15
(els.
, 1393
): Es sol ouch kein münßer [...] erlesen die sweren [pfennig] von den lihten.
Welti, Stadtr. Bern
447, 28
(halem.
, 15. Jh.
): von der bonwoll 1111 halr. ze erlesen.
Schweiz. Id.
3, 1417
ff.2.
›etw. aussuchen, auswählen‹; mit Objekt der Person: ›jn. erwählen‹; offen zu 1; zu
er-
6, vgl. lesen
1; 2.Bedeutungsverwandte:
vgl. auslesen
ausnemen
ausschälen
aussuchen
beikiesen
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
22063
(preuß.
, um 1330
/40
): dô wart nâch im
[Papst Celestinus]
irlesin | Bonifacius. Luther, WA
45, 262, 8
(1538
): miracula S. Francisci, ist ein sack voller erlesener grosser, schendlicher lügen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
66, 82
(Hs. ˹pfälz.
, M. 16. Jh.
˺): Wan man ein volkh zusamen brecht, | sehs hundert tausent freyer knecht, | herlesen schon geordnet recht.
Hübner, Buch Daniel
1405
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Entpfach, herre, nu gereit | Unser andacht irlesen!
Pyritz, Minneburg
5128
(nobd.
, Hs. um 1400
): Zu jungist ich einen mir derlaz, | Der waz in miner moße wol.
M. Cunitia. Ur. Prop.
181, 40
; Pfälz. Wb.
2, 943
.3.
›etw. nachlesen; sich etw. lesend aneignen, etw. durch genaue Lektüre überprüfen‹; ütr.: ›etw. verstehend nachvollziehen, erkennen‹; zu
er-
5, lesen
3.Bedeutungsverwandte:
erwegen
belesen
bemeistern
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
2, 12, 40
(Frankf.
1557
): Das der Eber ist ein hertzloß Thor, | Jst all sein lebenlang gewesen, | Wie jr habt hierauß zu erlesen.
Maaler
113r
(Zürich
1561
): Erlaͤsen vñ erwaͤgen ein yeden buͦchstaben deß gesatzes. Literas legis perscrutari.
Klein, Oswald
112, 284
(oobd.
, 1438
): wo wolt er
[ein Bauer mit juristischen Kenntnissen]
das erlesen han? Schweiz. Id.
3, 1417
; Schwäb. Wb.
2, 818
.4.
›ein Schriftstück verlesen, seinen Inhalt durch Vorlesen öffentlich machen‹; vgl.
er-
2, zu lesen
4.Bedeutungsverwandte:
geöfnen
zeigen
ablesen
auflesen
auscultieren
Belegblock:
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 364, 1
(halem.
, 1508
/16
): Wie der küng der Eignossen brief erlos und ein frid beret
(Kapitelüberschrift).
V. Anshelm. Berner Chron.
1, 183, 17
(halem.
, n. 1529
): dass dabi zuͦ ewiger gedaͤchtniss die selben bed brief [...] in allen orten offenlich vor unseren gmeinden erlesen und geofnet sellent werden.
Edlib. Chron.
5, 21
(ohalem.
, um 1500
): so hand vnsser gutten fründe vnd eignossen [...] vns gezougt vnd erlässen lassen, des ersten einnen bappirinen gewaltzbrieff [...].
Rwb
3, 246
.