erheben,
V., unr. abl.;
wobd. auch
erhaben
; neben dem (regulären) stark flektierten Partizip erhaben
auch gerundete (erhoben
) und schwach flektierte Partizipialformen (erhebt
). – Das komplexe, durch das semantische Potential des Präfixes
er-
vom Simplex deutlich abweichende Bedeutungsspektrum wird hier in reflexive (1-8) und transitive (9-21) Verwendungsweisen gegliedert; 1-3 fokussieren verschiedene Nuancierungen der als ,eigentlich‘ auffassbaren Verwendung ›sich (im Raum) nach oben bewegen‹, 4-8 dazu in verschiedene Richtungen ütr., 5 mit moralischer Akzentuierung, 6 als Spezialisierung im mystischen Kontext, 7 und 8 mit Blick auf den Beginn von Ereignissen bzw. die Konstituierung von handelnden Kollektiven; 9-11 rekurrieren auf konkrete Verwendungen im Sinne von ›etw. von unten nach oben befördern‹, 11 (im Anschluss an 8) den Aspekt des Begründens, Konstituierens implizierend, 12-19 dazu in verschiedene Richtungen ütr., 14-16 mit Blick auf den sozialen Status von Personen und Institutionen (vgl. auch erhaben
, Adj., 3; 5); 17-21 fokussieren zielgerichtete Handlungen verschiedener Art, überwiegend mit resultativem Charakter.1.
›sich erheben, in die Höhe ragen‹ (von unbeweglichen Bezugsgrößen); auch bildlich; generalisierend: ›sich wo befinden‹; vgl.
er-
1, heben
(V.) 7.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufgehen
aufragen
aufschiessen
erhalten
Belegblock:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 10, 3
(schles.
, 1529
): So sich aber solche bergwerg auf unseren grunden erhuben [...].
Roth, E. v. Wildenberg
5, 18
(moobd.
, v. 1493
): der erst stamen erhebt sich an dem konig Woamandus.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
71, 10
(m/soobd.
, 16. Jh.
): All gemain änger, waid, holz [...], alles das sich darauf erhebt, verlauft, ergeet [...], gehöred der herrschaft Reichenaw.
2.
›sich nach oben, an die Oberfläche bewegen‹ (von sachlichen Bezugsgrößen); im Einzelnen: ›sich auftürmen; entspringen‹ (von Wasser); ›aufsteigen‹ (z. B. von Sternen, Nebel); ›anschwellen‹ (von entzündeten Körperteilen); ›sich vorwölben‹ (von krankhaften Veränderungen auf der Hautoberfläche); ›sich aufwerfen‹ (von Eisschollen); vgl.
er-
1, heben
(V.) 7.Phraseme:
das herz sich erheben
›(jm.) das Herz (vor Freude) aufgehen‹.Bedeutungsverwandte:
aufbäumen
aufgehen
aufheben
aufschwingen
aufsteigen
Wortbildungen:
erhebung
aufreckung
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Hes. 26, 3
(Wittenb.
1545
): Jch [...] wil viel Heiden vber dich heraus bringen / gleich wie sich ein Meer erhebt
[
ufstouitCranc
, 14. Jh.: ;
auffsteigetMentel
1466: ;
sich auffbeumenWormser Proph.
1527: ;
auffhebenDietenberger
1534: ;
aufgatEck
1537: ]
mit seinen wellen. Peil, Rollenhagen. Froschm.
631, 3908
(Magdeb.
1608
): Das die Eyßschollen in eim krachen / | Allenthalben sich erhoben vnd brachen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
105, 9
(Frankf./M.
1568
): Brauchn wir die Leyern mit gesang / | Daß sich darvon jr Hertz eben / | Jn freud vnd wunne thu erhebn.
Hübner, Buch Daniel
7336
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Irhebunge wart mir schin | Von sinen beiden henden
(als Schwurgeste).
v. Tscharner, Md. Marco Polo
67, 12
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): hy irhebit sich der leytstern vj arme ho obir das wassir.
Keil, Peter v. Ulm
81
(nobd.
, 1453
/4
): wo sich ein geswulst erhüb [...] daz zutreibt sie [die salb].
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
6
(Nürnb.
1517
): mein herz und mein fleisch haben sich in freuden erhaben.
Bihlmeyer, Seuse
413, 14
(alem.
, 14. Jh.
): Und hette sich eime ein vinger erhaben, er muͤsti liden, untz er
[der Eiter]
im wurdi us gelassen. hail. altvaͤter
81r, 13
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): sich erhuͦbend och dú wasser.
Brandstetter, Wigoleis
216, 10
(Augsb.
1493
): do sahe er einen dicken nebel sich erheben vnd auf schwingen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
61, 27
(m/soobd.
, 16. Jh.
): all zwirchpäch, von wann die rinnen oder sich erheben.
J. W. von Cube. Hortus
76, 20
; Vetter, Schw. zu Töß
51, 23
; Keil, a. a. O.
372
; Schwäb. Wb.
2, 802
; Rohland, Schäden
396
.3.
›von einem Platz aufstehen, sich erheben, um sich wohin zu bewegen‹; ›sich aufrichten‹; ›(zu einem Ziel) aufbrechen‹; vgl.
er-
1, heben
(V.) 14.Bedeutungsverwandte:
aufmachen
erhöhen
aufheben
aufstehen
ausmachen
1
bereiten
Syntagmen:
j
. (z. B. der engel / pfalzgraf / vater, die fürstin, die bauernsöne / Ungarn
) sich e
., etw
. (Subj., z. B. der berg / unk
) sich e
., sich aus dem stro, gen Österreich, in dem feld, mit grosser macht e
.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 14, 19
(Wittenb.
1545
): DA erhub
[
derhuͦbMentel
1466: ]
sich der Engel Gottes / der fur dem Heer Jsrael her zoch / vnd macht sich hinder sie. Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
179, 7
(thür.
, 1474
): [Nach einem Überfall]
habe sich yr vater uffgemacht, erhabin unde gekrochen so lange, daz er in syn huß komen ist. v. Tscharner, Md. Marco Polo
7, 8
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): Czu ir allir angesichte do irhub sich der berg snellichin von der stat unde saczte sich an di stat do califfus den cristin hatte bescheydin.
Chron. Nürnb.
2, 238, 15
(nobd.
, 1449
/50
): hat sich der pfalczgraff [...] erhaben, gen Marbach zu dem von Wirttenberg zu reiten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
264, 12
(oobd.
, 1349
/50
): wenn er [der unk] sich wegt, sô erhebt er sich neur ze mitelst und erhœht sich dâ.
Klein, Oswald
105, 93
(oobd.
, v. 1408
?): erheb wir uns auss disem stro, | ee man uns bas erstreicht.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
130, 29
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): dieweyl sy zw Vitring lagen, erhueben sich etlich Ungrisch inn dem veldt pey der nacht und uberschlichen die kirchen.
Ebd.
214, 29
: und [die hochgeborn fursstin] beraittet sich mit trewen lanndslewtten auf die rais und erhueb sich an sannd Simon und Judasabent.
Mell, Steir. Weinbergr.
116, 36
(smoobd.
, 1528
): die jungen pauersun im landt, die sich gen Osterreich und ander orten, so die arbait am gewaltigisten ist, erheben.
Wyss, Limb. Chron.
62, 5
; Anderson u. a., Flugschrr.
15, 8, 27
; Froning, Alsf. Passionssp.
890
; v. Tscharner, a. a. O.
16, 11
; Qu. Brassó
5, 138, 32
; Pfälz. Wb.
2, 936
.4.
›aufbegehren, sich gegen jn. erheben‹; ›gegen jn. in den Kampf ziehen‹; vgl.
er-
3; 5, heben
(V.) 22.Bedeutungsverwandte:
aufbringen
aufstehen
aufbäumen
aufbegeren
aufleinen
aufrüren
aufwerfen
empören
erbören
toben
Wortbildungen:
erhebung
auflauf
meuterei
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
7100
(preuß.
, um 1330
/40
): des irhûbin sî gemein | sich kegin in aldâ in strît.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 4, 8
(Wittenb.
1545
): da sie auff dem Felde waren / erhub sich
[
stund auffMentel
1466: ;
ist aufgewischtEck
1537: ]
Kain wider seinen bruder Habel / vnd schlug jn tod. Anderson u. a., Flugschrr.
15, 5, 3
([Worms
1521
]): künig Conraden der das mal in Jtalia was erwecket / das er sich wider seinen vatter erhaben / darneben gantz Jtaliam auffpracht.
Hübner, Buch Daniel
6989
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Ouch des dines volkis kint | Die da uber treten sint, | Irheben sich zu der zit.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
447, 4421
(Zwickau
um 1540
): ein grose meng der muͤssign Baurn / | [...] | Solln sich erheben wider ihre Herrn.
Böhme, Morg.R.
153, 14
(Hs. ˹schles.
, 1612
˺): Als sich Koͤnig Lucifer erhub / so erhub er sich in den sieben Quell-geistern / und zuͤndete dieselben mit seiner erhebung an / das alles gantz brennend wurde.
Turmair
5, 254, 23
(moobd.
, 1522
/33
): Graf Albrecht erhebt sich wider, überfiel Würzburg, verjaget den bischof, brent raubt mördt.
5.
›sich überheben, vermessen, Hochmut zum Ausdruck bringen‹; ›sich jm. (in Bezug auf eine Leistung, ein Verhalten, eine je spezifisch definierte Hierarchie von Werten) überlegen fühlen und dies durch das eigene Verhalten, Handeln markieren, sich über jn. stellen‹ (meist im Zusammenhang mit der personellen, moralischen, ideologischen Abwertung des anderen); vgl.
er-
2, heben
(V.) 14.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; in der Regel mit paränetischer Tendenz.
Bedeutungsverwandte:
aufblasen
brüsten
erhöhen
hoffärtigen
2
prangen
stolzieren
überheben
vermessen
Gegensätze:
demütigen
niedern
Syntagmen:
j. sich e
.; sich e. S
. (Gen.obj., z. B. seines sieges, des büchleins, seiner gaben / verdienste / werke
) e., sich in hochfart / hochmut / reichtum / stolz, in den herzen, mit dem urteil, über jn. e
.Wortbildungen
erhebung
elation
hochmut
verkerung
vermessenheit
Belegblock:
Luther, WA
17, 2, 7, 32
(1525
): sie
[die Geistlichen]
sind nur deste hoffertiger da durch und erger worden und haben sich vermessen und erhaben solcher werck und verdienst fur Gott. Ebd.
17, 2, 141, 4
: [Gott] verbeut dyr, das du dich uber keyne hure erhebest.
Ebd.
36, 210, 20
(1532
): das ich mich wolt meiner gaben erheben, einen andern verachten, das heisst hoffart.
Ebd.
49, 113, 7
(1540
/5
): Das sie
[die Juden]
sich nicht allein des bruͤsteten und erhuben, das sie Abrahams samen waren [...]. Sievers, Oxf. Benedictinerr.
9, 15
(hess.
, 14. Jh.
): Ein ielich der sich irhebit, der wirt genidert.
Kurz, Waldis. Esopus
3, 8, 5
(Frankf.
1557
): Des erhub sich derselbig Hecht, | Meynt, het zu allen dingen recht.
Goedeke, Fischart Amadis
81
(Frankf.
1572
): Und [wer] halten kan kein underscheid | Zwischen der zucht und üppigkeit, | Derselb des büchleins sich erheb, | Das er im selbs nicht mit vergeb.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4306
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): Schone maget, du wilt nicht elich werden, | [...] | unnd wilt dich doch sere erheben, | das vil manne diner liebe entzeben
(›sich in dich verlieben‹).
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 38
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): O du snodes kot, warumb hoffertigest du nü? O du leichter pulver, warumb erhebstu dich?
Dietrich. Summaria
30r, 15
(Nürnb.
1578
): keiner [soll] vber den andern sich erheben / sondern sich demuͤtigen.
Vetter, Pred. Taulers
113, 15
(els.
, E. 14. Jh.
): úber also manigen menschen du dich erhebest mit dime urteile.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
8, 244, 7
(Straßb.
1466
): Er sach die derhebung
[nd. Bibel 1478:
verkeringe;
das sy boͤß warendFroschauer
1531 / Dietenberger
1534: ;
vermessenheitEck
1537, Sir. 18, 10: ]
irs hertzen daz sy ist vbel. Lemmer, Brant. Narrensch.
15, 8
(Basel
1494
): Der kunig Nabuchodonosor | Erhuͦb jn hochfart sich entbor.
Chron. Augsb.
9, 96, 20
(schwäb.
, 1544
/5
): so sie die kürtze der zeit ires gewalts und regierung bedencken würden, daß sie sich dester minder in hochmut und stoltz erhieben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 198, 16
([Augsb.
] 1548
): Dieweil wir alle von Adam bruͤder unnd schwester sein so soll sich nyemandt über den andern erheben.
Rot
307
(Augsb.
1571
): Elation, Erhebung / hochmuͦth.
Turmair
4, 295, 4
(moobd.
, 1522
/33
): [die künigin] bezalt die feind, die sich irs sigs erhebten.
Bauer, Imitatio Haller
77, 17
(tir.
, 1466
): Du solt dich nicht erheben in deinem reichtumb.
Froning, Alsf. Passionssp.
155
; Koller, Ref. Siegmunds
279, 3
; Jörg, Salat. Reformationschr.
65, 29
; Roloff, Brant. Tsp.
2056
; Ulner
257
.‒
Vgl. ferner s. v. beger
4.6.
›sich von etw. freimachen, etw. lassen‹; in religiösen Kontexten überwiegend speziell: ›etw. durch einen Erkenntnisprozess als überwunden Gedachtes loslassen‹; ›geistig, mental (in der Kontemplation, im Gebet) aufsteigen, schauend auf eine höhere Ebene der Erkenntnis gelangen, sich aufschwingen‹; ›sich von allen als wertlos erachteten (irdischen) Dingen und Belangen lösen, sich (in der Hinwendung auf Gott) lassen‹; ›frei für die Gottesbegegnung werden‹; teils mit vernunftkritischer Komponente (gegen vernunft
, verstand
, weisheit
); als Träger des erhebens
erscheinen neben dem Menschen die sele
, der mut
, das herz
; gattungstypische Vermischung von bildlicher und ütr. Verwendung; vgl.
er-
2; 5; 6, heben
(V.) 6.Religiöse, überwiegend mystische Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. aufdringen
aufgehen
klimmen
lassen
Syntagmen:
j. sich e
., j. sich in den verstand, in die höhe, in die gedanken, über die irdische gerechtigkeit e
., etw
. (Subj.) sich e
., der mut sich geistlich e., die sele sich im götlichen liecht, über sich selben, das herz sich im leib, die götliche reue sich zu got e
.Wortbildungen:
erhebung
Belegblock:
Luther, WA
2, 85, 12
(1518
/9
): Jst aber die natur unnd arth des gebets des hertzens auffhebung, so folget, das alles ander, was nit des hertzens erhebung ist, nit gebet ist.
Ebd.
29, 571, 37
(1529
): es ist gar uber menschen sinn und verstand, kunst und vermoͤgen, das man sich uber die irdische gerechtigkeit
[hier gemeint: ›die Werkgerechtigkeit‹]
erhebe und eraus trete ynn diesen artikel. Ebd.
29, 572, 3
: so mussen wir uns aus uns selbs wircken und uber vernunfft erheben, welche mit uns disputirt.
Ebd.
36, 277, 22
(1532
): es ligt auff jm als ein schwere last und druͤcket jn, das er gehet und frisset sich damit, und sich nicht kan erheben noch zu fride stellen.
Ebd.
46, 72, 34
(1538
): Da kunden sie sich nicht jnn die gedancken erheben, das Gott bey diesem Christo were und aus dem tode helffen wuͤrde.
Pfefferl, Weigel. Gn. S.
72, 22
(um 1571
, Hs. 1615
): so ein Mensch nicht allein die Thiere sondern auch andere Menschen will vbertreffen in der weißheit, so erhöbet er sich in seinen verstandt vber alle leibliche geschöpfe.
Ebd.
169, 16
(Magdeb.
1615
): so er sich weiter erhebet mit dem Gemuͤthe zuschawen die Goͤttliche Dinge.
Quint, Eckharts Pred.
2, 165, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Diu sêle muoz sich erheben mit aller ir kraft über sich selben.
Ders., Eckharts Trakt.
238, 4
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): als diu götlîche riuwe sich erhebet ze gote, sô sint alle sünde belder verswunden.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
734
(nobd.
, Hs. A. 15. Jh.
): zehant daz herze / sich erhebet | in des menschen leibe | und peginnet zesamentreiben | ein feur der sußen minne.
Gille u. a., M. Beheim
16, 1
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Nun hilff mir, sterk, mit der mir erhebung peschech.
Vetter, Pred. Taulers
344, 11
(els.
, 1359
): der [...] mit allen sinen kreften sich erhuͦbe in die hoͤhin úber zit in ewikeit, dem solte das wort Gotz wunnenklich in gesprochen werden.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
5137
(moobd.
, Hs. 15. Jh.
): wenn sich der müt geistleich erhebt, | in geistleicher anbeschewd swebt.
Luther, WA
17, 2, 306, 6
; 21, 244, 38
; Jostes, Eckhart
11, 11
; Strauch, Par. anime int.
95, 31
; v. Maren, Marquard. Ausgabe
31, 32
.7.
›beginnen, anbrechen, aufkommen, seinen Anfang nehmen‹ (von Handlungen, Ereignissen unkontrollierbarer Art gesagt); generalisierend: ›sich ereignen, zutragen, stattfinden‹; zu
er-
3, vgl. heben
(V.) 15; 18.Häufig berichtende bzw. chronikalische Texte.
Bedeutungsverwandte:
ergehen
verlaufen
ankommen
anstossen
aufgehen
beginnen
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B. der auflauf / begin / hader / has / hof / jamer / krieg / mord / pestilenz / regen / schnupfen / span / stos / streit / sturmwind / zorn / zulauf, die aufrur / empörung / uneinigkeit / zweiung / zwietracht, das geschrei / parlament / reden / rümen / schelten / schreien / übelwollen / wetter / zeichen / zerwürfnis / zürnen, die jämerliche zeit
) sich e
.Belegblock:
Luther, WA
12, 468, 8
(1522
/3
): ist dannoch do hin komen, das solche uneynigkait sich hat erhaben.
Ebd.
30, 3, 289, 36
(1531
): da solt sich aller erst ein rhuͤmen und schreien erhebt haben jnn aller welt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
115, 2232
(Magdeb.
1608
): Da erhub sich ein gros zulauff.
Wyss, Limb. Chron.
92, 22
(mfrk.
, zu 1396
): sunderlichen uf den vurgenanten dag [...] irhup sich ein groß stormwint unde darzu große regen.
J. W. von Cube. Hortus
114, 24
(Mainz
1485
): Welcher den schnoppen hette der sich erhaben hait von kelte [...].
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 374, 12
(Frankf.
1563
): Darauß under irer beyder freundtschafft ein grimmiger haß und uneinigkeit sich erhuͦb.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 6, 32
(schles.
, um 1350
): vmme alle andire zachin, di sich irhabin han ad’ noch irhubin in der stat.
Chron. Nürnb.
3, 82, 14
(nobd.
, 1488
): Nun sagen wir von der betrüebten jemerlichen zeit, die sich erhaben hat unter Hainrich dem dritten kaiser dieses namens.
Ebd.
277, 11
(1450
/80
): Des vorgenanten jars erhub sich ein großer und grausamer pestilentz durch alle lant.
Matthaei, Minner. I,
10, 372
(Hs. 15. Jh.
): der hoff hat sich erhaben, | da ich aldar kam geritten.
Chron. Augsb.
2, 9, 33
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): und ist ze wißen, daß der groß merklich krieg sich erhept hat von ains valschen briefs wegen.
Ebd.
8, 44, 3
(zu 1560
): umb 9 uhr hat sich hie ain groß und schweres wetter erhept.
Andreae. Ber. Nachtmal
34r, 7
([Augsb.
] 1557
): Der ander span hat sich erhebt / zwischen den Lutherischen [...] vnnd den Widertaͤuffern.
Dirr, Münchner Stadtr.
561, 25
(moobd.
, 1388
): ob sich dann under in selben oder gein andern lewten zerwerffnuͤs, auflaͤuf, chrieg oder stoͤzz erhuͤben oder verluͤffen [...].
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 140, 16
; Wyss, a. a. O.
46, 9
; 90, 24
; Österley, a. a. O.
4, 3, 22
; Chron. Augsb.
2, 131,
Anm. 4; 284, 16
; Rauwolf. Raiß
42, 17
; Niewöhner, Teichner
341, 6
; Mell u. a., Steir. Taid.
49, 13
; Rwb
3, 202
.‒
Vgl. ferner s. v. anmutung
1, aufhalten
20, auflauft
, austag
2, icht
1, parlament
1.8.
›aufkommen; aufsteigen, Macht erlangen‹ (von Personengruppen, -verbänden); ›sich breitmachen‹; auch: ›sich konstituieren, gründen‹; als Spezialisierung zu 7 auffassbar; vgl.
er-
1, heben
(V.) 14.Gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
aufgehen
entstehen
aufnemen
Wortbildungen:
erheber
anheber
stifter
Belegblock:
Luther, WA
21, 91, 25
(1528
): wo der einige richtige glaube ynn Christum nicht ist, da erheben sich mancherley Secten.
Thür. Chron.
9r, 29
(Mühlh.
1599
): Das sind die vrsachen / darauß der Adel entstanden vnnd sich erhaben hat.
Ebd.
24r, 7
: Anno 531. Da erhuben sich die von Stolbergk / vnd baweten daß Schlos Stolbergk.
Chron. Strassb.
26, 1
(els.
, 1362
): bi sinen ziten erhuben sich die zwene ordene, barfuͦsen und brediere.
Chron. Augsb.
1, 96,
Anm. 5 (schwäb.
, zu 1435
): alz vor ettwievil zeiten ain gesellschafft ainer büberey und keczerey sich in unser statt erhaben hett.
Turmair
4, 92, 16
(moobd.
, 1522
/33
): Nach dem absterben des Noah erhebten sich überall di risen, waren groß faul wild leut.
Ebd.
337, 25
: Alexander der weitberüempt und mächtigest künig, ein erheber des kriechischen erzreichs und kaisertums.
Ebd.
449, 35
: es bedeut, das (das) römisch reich, so ietzo sich erhebt und aufgieng, [...] allen gewalt würd verschlicken, fressen und austilgen.
‒
Vgl. ferner s. v. aufgehen
13, ausscheiden
2, auswerfen
4.9.
›etw. anheben, hochheben‹; speziell im Kontext religiöser, kultischer Praxis: ›die Hostie im Rahmen der eucharistischen Wandlung hochhalten‹; ferner: ›Teig auf-, hochgehen lassen‹; mit Objekt der Person: ›jn. hochheben, auf etw. hinaufheben‹; speziell rechtlich: ›den Leichnam eines Mordopfers bergen, vom Tatort wegbringen‹; in der Logik legendarischen Erzählens: ›jn. über dem Boden schweben lassen‹; im Zusammenhang mit der christlichen Vorstellung von der Auferstehung der Toten bildlich im Übergang zur Ütr.: ›jn. aus dem der irdischen Existenz inhärenten Zustand der Unsicherheit, Vergänglichkeit herausführen‹; ›jn. in den Himmel aufnehmen, zum ewigen Leben führen, erlösen‹; zu
er-
1, vgl. heben
(V.) 9.Phraseme:
den tisch erheben
›die Tafel aufheben‹; die augen, das haupt wohin erheben
›zu einer weiter oben befindlichen Person, Sache aufblicken‹; die augenbrauen erheben
›die Brauen hochziehen‹; ütr.: ›hochmütig sein‹; das gebet zu got erheben
›das Gebet an Gott richten‹; das schwert gegen jn. erheben
›Krieg gegen jn. führen‹.Bedeutungsverwandte:
auferwecken
aufheben
auflupfen
aufhalten
auflüften
aufnemen
aufrichten
auslupfen
1
geheben
Gegensätze:
verdammen
verstossen
Syntagmen:
j. jn. e., etw
. (z. B. den berg / schild / stein, die fane / leiter
) e
., Christus
(Subj.) in den himmel e
. (elliptisch), etw
. (Subj., z. B. der wind, die arbeit, das wasser
) etw. e
., jn
. [wohin] (z. B. auf den felsen, auf das kreuz, in den chor, über alle himmel, von der erde
) e
.Wortbildungen
erhebung
elevation
wandlung
Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 207, 2
(1522
): Das gesetz stoͤst ynn die hell und todtet, Christus erhebt yn den hymell.
Ebd.
15, 704, 35
(1524
): darumb wyll ich rhumen und bochen, das er mich erhoben hat aus todt, hell und allem ungluck.
Alberus, Barf.
16, 2
(Wittenb.
1542
): Bruder Masseus ward ein mal von Francisco vmbfangen / vnd von der erden erhaben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
83, 1253
(Magdeb.
1608
): Der Mensch erhebt sein Heupt zu Gott.
Ebd.
529, 729
: Ein groß Wasser mit seinen fluten / | Erhub die Toͤpff / vnd fuͤhrt sie hin.
Kurz, Waldis. Esopus
3, 7, 20
(Frankf.
1557
): Baldt wardt er
[ein entwurzelter Baum]
von dem Windt erhaben. Hübner, Buch Daniel
6124
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Idoch rurte er
[der Erzengel Gabriel]
mich [Daniel]
an | Irhebende abir dan | Ab der erden minen lib. Gille u. a., M. Beheim
111, 90
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): zu den gezeiten Messie | so wirt ain volk sein swert nit me | gen dem andern erheben.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
3, 27
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): darumb wirt der mensch dann also sein gepet und flehung in demutigen seufczen manigveltiglich czu got erheben.
Ebd.
18, 94
: Und pin ich dann nicht wirdig, mein augen erheben in den himel [...].
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 327, 49
(Nürnb.
1631
): Man warff jhn
[Christus]
ruͤckling auff harten boden, | Wurd auff das schmaͤhlich Creutz erhoben. Williams u. a., Els. Leg. Aurea
161, 14
(els.
, 1362
): Sú [...] kússete mit andaht den stein den die engel von dem grabe erhuͦbent do Cristus erstunt.
Ebd.
530, 23
: vnser frowe ist húte erhoͤbt genczlich mit libe vnd mit selen.
Vetter, Pred. Taulers
129, 23
(els.
, E. 14. Jh.
): er [der mensche] wurde úbermittes disen weg erhaben in den obersten kor.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 52, 1
(Straßb.
1466
): Das reich der himel ist gleich dem hefel
.
den das weyp nympt vnd in verbirgt vnter drey maß melbs: bis das es alles wirt derhaben [nd. Bibel 1478:
vp gegangen;
durch saurLang
1521: ;
versaurte durch vnd durchEmser
1527: ;
durchsewrtLuther
1545, Mt. 13, 33: ].
Ebd.
7, 453, 4
: die erhebung meiner hend ist als das abentlich opffer.
Goedeke, Fischart Schiff
48
(Straßb.
1576
): Die arbait hat die berg durchgraben | Und das tal in die höh erhaben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 228, 21
(Hagenau
1534
): Were eyn steyn nicht alleyn erheben kan / der sol yhn auch selbander ligen lassen.
Goldammer, Paracelsus
5, 176, 7
(1530
): das haus Jacob bedeut die glaubigen, die noch nit in himel erhebt seindt.
Ebd.
179, 7
: dieselbigen [creaturen] [...] seindt als schwer als die berg, die niemants erheben kann.
Rot
308
(Augsb.
1571
): Eleuation, Erhebung / wandlung / nennen es die Priester / wan sie das Sacrament vbern kopff auffheben / vnd der Gemein zeygen.
Henisch
146
(Augsb.
1616
): Die augbrawen erheben / stoltzieren / stoltz werden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
101, 30
(oobd.
, 1349
/50
): etleicheu mer fliezent auz und ain [...]. daz ist von dem môn, [...] der derhebt daz dünstig wazzer.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
97, 6
(moobd.
, 1473
/8
): Als ward der tisch erhaben, | da hueb sich an von mären mange frage.
Winter, Nöst. Weist.
3, 838, 14
(moobd.
, um 1553
): Wer aber dieselben erschlagen menschen der enten
[›am Tatort‹]
von rechtens wegen erheben solle? Feudel, Evangelistar
487
; Kehrein, a. a. O.
3, 152, 5
; Wunderlich, Fierrabr.
121, 18
; Roth, E. v. Wildenberg
158, 8
; Rot
307
; Maaler
31v
; Henisch
61
; 182
; Rwb
3, 201
; Schweiz. Id.
2, 905
.‒
Vgl. ferner s. v. alsdan
.10.
›etw. ausgraben, ausheben, bergen‹; zu
er-
6, vgl. heben
(V.) 7; 8.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufgraben
ausgraben
Gegensätze:
begraben
Belegblock:
Luther, WA
22, 192, 29
(1544
): Wie denn dem End Christ gebuͤret, als von jm geweissagt ist, das er wuͤrde der Welt schetze erheben und zu sich bringen.
Sachs
21, 22, 2
(Nürnb.
1557
): Schaw, weib, den schatz hab ich erhaben, | Der ward vor dreissig jarn begraben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
72, 23
(m/soobd.
, 1606
): sollen [...] die neu erhebten gräben und würren abgethan werden.
Hübner, Buch Daniel
1862
; Tittmann, Schausp. 16. Jh. Rebh.
42, 15
.11.
›etw. errichten, (wieder) aufbauen‹; ütr.: ›etw. (z. B. einen Orden, ein Spital) gründen, stiften‹; vgl.
er-
5; 7, heben
(V.) 16.Obd.
Bedeutungsverwandte:
bauen
zurichten
1
anreisen
erholen
gründen
impfen
legen
Belegblock:
Chron. Nürnb.
3, 272, 26
(nobd.
, 1450
/80
): noch demselben Nuremberge mit pawung und bevestigunge eins stettischen wesens wider zugericht und erhebt ward.
Ebd.
4, 380,
Anm. 5 (nobd.
, 15. Jh.
): ein newe steyneyne prucken zu erheben und ze pawen.
Gille u. a., M. Beheim
139, 156
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): kläster, spitel erheben.
Chron. Strassb.
131, 22
(els.
, 1362
): Do man zalt 1155 jor, do erhuͦb sante Wilhelm ein hertzoge von Aquitanie den Wilhelmer orden.
Chron. Augsb.
1, 247, 7
(schwäb.
, zu 1357
): do war der new korr ze Augspurg erhaben.
McClean, Havich
3186
(moobd.
, Hs. 15. Jh.
): Allexander, der Stephan pegrüb, | ein capeln er daselbs erhüb.
Winter, Nöst. Weist.
2, 990, 7
.‒
Vgl. ferner s. v. 3
auf
15.12.
›das seelische, geistige Erkenntnisvermögen (repräsentiert durch das herz
, die sele
, die vernunft
, das verständnis
o. Ä.) auf göttliche Dinge richten, für die Gottesbegegnung freimachen, vorbereiten‹ (aus der Perspektive des Menschen gesprochen); ›das Erkenntnisvermögen des Menschen auf eine höhere Stufe führen und damit js. Heilsstand erhöhen‹; ›jn erleuchten‹ (aus der Perspektive Gottes gesprochen); gattungstypische Vermischung von bildlicher und ütr. Verwendung; Spezialisierung zu 9; vgl.
er-
3; 5, heben
(V.) 7.Texte der Mystik und ihrer Tradition.
Bedeutungsverwandte:
vgl. aufheben
aufspannen
stellen
Syntagmen:
etw
. (z. B. die beschäude / kunst / vernunft / weisheit, das herz
) e., etw
. [wohin] (z. B. in die obersten güter, über alle vernunft, gegen / zu got, zu der erkentnis gottes, zu der ewigen glorie
) e
., der heilige geist das herz, die gnade das gemüt, die sele den gedanken e
., jn. (in der warheit) e
., das gebet den menschen e
.Wortbildungen:
erhebung
Belegblock:
Luther, WA
21, 8, 15
(1528
): Solchs erkentnis macht ynn dir der heilige geist, der erhebt dein hertz.
Ebd.
36, 590, 40
(1532
): Darumb muͤssen sie jr lebenlang mit dem muͤlstein beladen bleiben des boͤsen gewissen, das sie jr hertz nimer erheben konnen, einen guten gedancken gegen Gott zu fassen.
Quint, Eckharts Pred.
1, 393, 5
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Wer daz wort hœren wil [...], der muoz ûfgân und sîne vernunft erheben über alliu lîplîchiu dinc.
Ebd.
398, 3
: daz ist ein sunderlich gnâde und ein grôz gâbe, daz man mit der veder des verstantnisses ûfvliege und erhebe die vernunft gegen gote.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
49
(Nürnb.
1517
): dieweil sie [die weißheit der welt] der bigirlikeit dienet, mag sie nit erhaben werden zu der erkantnus gots.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 156
(halem.
, 15. Jh.
): die sele vermag nit den minsten gedank erhaben ze got, es sy denn sache, daz got vúrkome die sele und si erweke.
Schmidt, Rud. v. Biberach
66, 1
(whalem.
, 1345
/60
): Wir [...] svllen gemechlich vnser kv́nst vnd beschoͮd erheben vnd svllen vf klimmen zvͦ bekantnissi vngesichtiger dingen mit gesichtigen sachen.
Ebd.
87, 20
: Der beschoͮd vettich erhebt vns vnd werden erhaben zvͦ im von vns.
Ruh, Bonaventura
332, 23
(oschwäb.
, 2. V. 15. Jh.
): das du dürch söllich betrachten ze tragen vnd zu schaͤtzen komen muͤgest in erhebung dins gemuts.
Ebd.
358, 19
(orhein.
, um 1480
): vff daz du einiger oder inniger betrachtung vnd gebettes mögest pflegen [...], erhoben in die öbersten gütter mit hertzlichen begirden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
37, 12
(tir.
, 1464
): Das gepët erhebt den menschen von dem ertreich vnd füert in zu den himlischen freüden vnd macht den menschen rëden mit got.
Luther, WA
21, 7, 38
; Steer, a. a. O. 3, 0
1
, 326
; Vetter, Pred. Taulers
90, 19
; Ruh, a. a. O.
332, 10
; 346, 26
; Bauer, a. a. O.
51, 3
.‒
Vgl. ferner s. v. abscheiden
7.13.
phras.: den mund / gesang, die stimme erheben
›zu sprechen, zu singen beginnen‹; die stimme sich erheben
: ›die Stimme höher werden, klingen‹; Spezialisierung zu 9.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufheben
aufsperren
auslassen
erhöhen
1
hellen
Wortbildungen:
erhebung
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 58, 1
(Wittenb.
1545
): Erhebe
[
derhoͤchMentel
1466 / Eck
1537: ]
deine stim wie eine Posaune. Sievers, Oxf. Benedictinerr.
12, 30
(hess.
, 14. Jh.
): Der dumme irhebet mit lachene sine stimme.
v. Ingen, Zesen. Ged.
390, 2
(Breslau
1641
): Ich kan kaum mehr den Mund erheben / | Zu singen einen Lobgesang.
Gille u. a., M. Beheim
62, 47
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Wo ich erheb | das mein gesank, | ich wil es
[das Lob Gottes]
mern | die weil ich ymer leb. Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 102, 35
(Nürnb.
1631
): daß du nit eben ein solchs Wolgefallen oder Lust habest an der Hoffart deines Hertzen, wie du ein Lust hast an der erhebung deiner Stimm.
Pfaff, Tristrant
142, 21
(Augsb.
1498
): zuͦ den [waltfoͤgelin] redete sy [die künigin] mit erhabner stymme.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 12, 7
([Augsb.
] 1523
): erhebe mit macht dein stym (dz ist sag es vnerschrockñ fürcht dir nichts [...]).
Kohler, Ickelsamer. Gram.
48, 9
(wohl ˹Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺): wie sich die stym in ainer frag am ende erhebt vñ über sich schwingt.
Rot
286
(Augsb.
1571
): Accent, das erheben oder niderlassung der stim͂.
Luther, WA
21, 94, 19
.14.
›jn. (auch: eine Institution, einen Personenverband) auszeichnen, mit Privilegien ausstatten‹; speziell: ›einen Orden approbieren‹; ›jn. über seinen Stand erheben, adeln‹; ›jm. Ansehen, Würde, Einfluss verleihen‹; generalisierend: ›jn. zu etw. befähigen‹; mit Sachobjekt: ›etw. hochschätzen, (in Bezug auf etw.) aufwerten‹; negativ konnotiert: ›etw. über die Maßen rühmen, die Bedeutung e. S. übertreiben‹; vgl.
er-
5, heben
(V.) 7.Phraseme:
jn. in den himmel erheben
›jn. vergöttlichen, zum Gott machen‹.Bedeutungsverwandte:
adeln
aufrücken
aufwerfen
ausbreiten
begaben
begnaden
erhalten
erhöhen
krönen
Gegensätze:
abstossen
umstossen
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B. das glük / gut
) jn. e
., j. jn
. (z. B. den antichrist / menschen / son, die gewalt, das geschlecht, das menschliche geschlecht, die armen / bischofslarven / götzen / niedrigen
) e
., j. etw
. (z. B. den orden / tand, die stat, die blümchen
) e
.; jn
. [wie] (z. B. hoch, mit achtbarkeit, mit hohen eren, herlichen gaben, über alles, wieder got, zu grossen eren / würden
) e
.Belegblock:
Luther, WA
8, 500, 4
(1520
/1
): Sie [diße goͤtzen und Bischoffs larven] sind nit alleyn on gotliche eynsetzung, ja gleych stracks widder gott erhaben und zu regiren auff geworffen.
Ebd.
10, 1, 2, 381, 1
(1522
): Danck habt ir pluͤmichen, die ir von den kuͦen gefressen werdett, unnd Got euch so hoch erhebet, das ir unsere maistere und lerer werdet.
Ebd.
12, 401, 19
(1522
/3
): so sehen ir wie inn der gantzen geschrifft, daß er die weisen nerrisch macht, die grossen umbstoͤst und die nidergen und armen erhebt.
Ebd.
22, 186, 33
(1544
): Wie haben wir unsern eigen thand auffgeworffen und erhaben, Walfart und lauffen zu den todten, in die wildnis, Kloͤster, stricke und Kappen.
Ebd.
32, 299, 27
(1532
): die groben sewe und esel [...] haben [...] den Endechrist erhebt und erhalten.
Alberus, Barf.
33, 3
(Wittenb.
1542
): Gott hat Franciscum auff erden Herrlich gemacht / weid ausgebreitet / erhaben / erhoͤhet [...] Hat jn gekroͤnet mit ehre vnd schmuck.
Mathesius, Passionale
43r, 28
(Leipzig
1587
): [Hebräisch]
Nisa, heisset zu ehren / erheben oder erhoͤhen. Gille u. a., M. Beheim
74, 88
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): So dann der selbig mensche | da wart erweket und erhebt, | das er mit guthait wider strebt | dises teufels gespensche.
Chron. Nürnb.
2, 120, 16
(nobd.
, 1449
/50
): nach Christi gepurt 1200 jar do ward teuczscher (orden) erhaben pei pabst Inocencio.
Ebd.
3, 289, 30
: habe den freund und das gut dabey lieb, wan gut mich und dich zu grossen wirden erhebt hatt.
Sachs
15, 226, 10
(Nürnb.
1566
): Daß er gott drumb lob und danck sag | [...] | Daß in gott mit so herrling gaben | In seinem leben hat erhaben.
v. Keller, Ayrer. Dramen
152, 6
(Nürnb.
1610
/8
): dardurch sie all vnser Gschlecht | Erheben vnd zu Ehrn bringn.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
149, 32
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): der [von Makkenberg] tet do alz fruuͮmchleich, daz in der künig erhebet, wann er was von ainem pěwrischen geslěcht geparen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
197, 1
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Kayser Friderich bedacht in seinem leben, wie er seinen anygen sun [...] zu grosern wirden mocht erheben.
Turmair
4, 86, 22
(moobd.
, 1522
/33
): erhebtens
[die Königin Nerth, von der hier die Etymologie des Wortes
erde abgeleitet wird]
in den himel, schribens in die zal der untödlichen götter. Ebd.
5, 195, 13
: nachmals hat in das glück wider erhebt.
Mell u. a., Steir. Taid.
48, 33
(m/soobd.
, Hs. ˹nach 1590
, 1. H. 17. Jh.
˺): Hiemit ist nun erclert [...] wievil bemelte stat Schledming durch die regirenden kinig und landsfürsten [...] erhebt und mit [...] absonderlichen privilegien begnadt und begabt worden.
Luther, WA
16, 135, 17
; 30, 2, 471, 11
; 41, 98, 35
; Hübner, Buch Daniel
4867
; v. d. Broek, Suevus. Spieg.
165r, 21
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
417, 1
; Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 402, 3
; 3, 230, 11
; Koller, Ref. Siegmunds
59, 42
; Ulner
134
; Schweiz. Id.
2, 905
.‒
Vgl. ferner s. v. aufrücken
5.15.
›jn. selig, heilig sprechen‹; in der kirchlichen Praxis durch rituelles Ausgraben und Umbetten des Leichnams (Translation und Elevation) initiiert, deshalb, auch unter Einfluss von lat. elevare
häufig zugleich ohne Ütr.: ›die Gebeine eines Heiligen feierlich erheben‹; Spezialisierung zu 9; vgl.
er-
1, zu heben
(V.) 13.Gewisse Beleghäufung für berichtende Texte.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
f.3, 1811
; 7, 1735
Bedeutungsverwandte:
kanonisieren
beheiligen
geheiligen
heiligen
Wortbildungen:
erhebung
Belegblock:
Luther, WA
41, 648, 28
(1535
/6
): Meine, hab in erhebt und canonisirt istum Simeonem.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
47, 6
(omd.
, n. 1474
): der babist wil on nicht erhebin, wan her ist eyn concilyste vnd ym concilio zcu Basele gewest.
Thiele, Chron. Stolle
101, 18
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Wy sente elsebete er haben wart
(Kapitelüberschrift).
Chron. Strassb.
146, 11
(els.
, 1362
): der selbe bobest erhuͦb sante Dominicum und sant Franciscum und sant Elsebeth.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
786, 24
(els.
, 1362
): der [bischof sant Burckart] det dise heiligen erhoͤben vnd mit grossen eren bestatten.
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci Prol.
30
(önalem.
, v. 1478
): von siner
[des hl. Franziskus]
geheilgung vnd von siner erhabung (Kapitelüberschrift).
Vetter, Schw. zu Töß
13, 1
(halem.
, Hs. 15. Jh.
): es ist och noch maniger hocher hailig in disem orden, die doch nit erhaben sint, die gemartret sint umb kristengloben.
Maaler
111r
(Zürich
1561
): Zuͦ einem heiligen Erhaben.
Drescher, Hartlieb. Caes.
169, 2
(moobd.
, 1456
/67
): so geschach es, das in Gott zu seiner enthebung, do sein heyliger leichnam erhebt ward, mit grossen wunderzaichen ge ert hatt.
Roth, E. v. Wildenberg
90, 17
(moobd.
, v. 1493
): verdint der keiser und die keiserin, das sie bede nach irem tod erhaben wurden und geheiligt sind.
Chron. Nürnb.
1, 356, 10
; Brett-Evans, a. a. O.
139, 16
; Welti, a. a. O.
66, 31
; 79, 18
; Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
77, 5
; 98, 28
; Schweiz. Id.
2, 905
.16.
›jn. / etw. preisen, rühmen‹; speziell auf Gott bzw. die Heiligen bezogen: ›jn. / etw. verehren, anbeten‹; speziell: ›e. S. (z. B. den werken
) Heilsrelevanz zusprechen‹; vgl.
er-
1, heben
(V.) 7.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
anbeten
eren
erhöhen
loben
1
preisen
rümen
würdigen
zieren
Wortbildungen
erhebung
erhebung des kreuzes
erhöhung
Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 117, 2
(1522
): so das Creutz wirdt erfunden, so erhebt mann das, das ist mann acht es groß.
Ebd.
15, 192, 18
(1524
): so mussen wyr uns [...] zu den heyligen auff erden keren, die selbigen erheben und ehren.
Ebd.
16, 196, 16
(1524
/7
): wenn er [Gott] erhaben und gezieret wird, das [...] sein lob unter die leute koͤmet, das der Gott, so zuvor stanck, nu heilig gepredigt und gehalten wird, denn ists der schoͤneste Krantz, den man im kan auffsetzen.
Ebd.
17, 2, 80, 31
(1525
): Wo sie nur die werck erheben mugen, mus sich der glaube leyden.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 15, 2
(Wittenb.
1545
): DAs ist mein Gott / Jch wil jn preisen / Er ist meines vaters Gott / Jch wil jn erheben
[
der hochMentel
1466: ].
Quint, Eckharts Pred.
2, 534, 8
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): daz wir wænen wölten, daz wir in [gote] genuoc dâ mite gelobet und erhaben hæten.
Ralegh. America
3, 8
(Frankf.
1599
): in dem guten Mut erhuͦben / vnd ruͦhmeten sie die Landschafft.
Bihlmeyer, Seuse
57, 8
(alem.
, 14. Jh.
): in dinen vordren uͤbungen wurde du in den luͤten gross erhaben, aber hie wirst du under geschlagen.
Vetter, Pred. Taulers
230, 24
(els.
, 1359
): Es ist hútte der tag der erhebunge des heiligen minneklichen krúzes.
Meisen u. a., J. Eck
21, 23
(Ingolst.
1526
): ist ain „Verantwurtung“ außgangen under dem titel des burgermeisters [...], darin die neuchristischen predicanten erhebt [...] werden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
50, 43
(tir.
, 1464
): tu pist zu erhöhen mit allem lob vnd pist zü erheben v̈ber alles lobgesang.
Schöpper
60a
; Maaler
111r
.17.
›etw. (zu tun) anfangen, etw. durchführen‹; häufig in Verbindung mit Abstrakta in der Objektposition (z. B. Macht); auch: ›etw. durchsetzen‹; ›etw. vollziehen, geltend machen‹; vgl.
er-
3; 5; 8, zu heben
(V.) 16.Phraseme:
einen berg, ein bergwerk erheben
›ein Bergwerk (wieder) in Betrieb nehmen, seine Produktion erhöhen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anbeginnen
anfassen
anlassen
beharren
behelfen
besprengen
erhalten
Syntagmen:
etw
. (z. B. den artikel / kauf / krieg / prozes / streit / tanz, die rede / unzucht, die schwere sache
) e
.Wortbildungen
erheber
anfänger
erheblich
hochdringlich
Belegblock:
Luther, WA
30, 3, 371, 21
(1531
): Es sind verzweivelte buben jnn der haut, das sie solchen artickel stellen, da sie wol wissen, das er nicht zu erheben sey.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 74, 9
(Bautzen
1567
): Aus was hochdringende͂ vnd sonst erheblichen vrsachen, Jch [...] das Deutsche Gesangbuch de tempore zusammen bracht [...].
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 41, 5
(schles.
, 1536
): auf dass solch bergwerg widerumb zu kreften gebracht und erhaben würde, haben wir dasselbig aufs neue zu erpauen fürgenommen.
Ebd.
157, 23
(1508
): und damit
[mit finanzieller Unterstützung]
den berg erhaben und zu gange bracht. Gille u. a., M. Beheim
195, 126
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): es wer vil pesser das man [...] | an dem suntag [...] | [...] haket oder grübe | Dann man den tancz erhübe.
Ebd.
449, 802
: als er kam fur daz tore, | da wart ain proces uber in
[›eine Prozession zu seinen Ehren‹]
erhebt | mit kerczen, kreuczen und ach vann. Chron. Nürnb.
3, 276, 23
(nobd.
, 1450
/80
): solchs an den anfengeren und erheberen dis übels und mutwillens mit swerer straffe [...] gerochen ward.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
170, 29
(moobd.
, 1478
/81
): Do ward ain starcker streit erhaben.
Munz, Füetrer. Persibein
92, 3
(moobd.
, 1478
/84
): Morgends ward von in paiden, | alls es pegunde tagen, | erhaben ain rewig schaiden.
Roth, E. v. Wildenberg
123, 19
(moobd.
, v. 1493
): Die zwen sün hertzog Steffans [...] erhueben ainen grossen krieg miteinander.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
305, 48
(smoobd.
, Hs. 17. Jh.
): wer in ain kirchen oder freithoff [...] lauft und darin [...] unzucht erhebt [...].
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2612
(tir.
, v. 1496
): Joseph, dw hast die redt wol erhaben.
Reissenberger, Väterb.
6776
; Froning, Alsf. Passionssp.
3671
; Rwb
3, 201
; Schweiz. Id.
2, 906
.‒
Vgl. ferner s. v. baulustig
2, bauständig
.18.
›etw. erreichen, ausrichten‹; ›etw. erlangen, erhalten‹; generalisierend: ›etw. haben, festhalten‹; zu
er-
5, vgl. heben
(V.) 1.Bedeutungsverwandte:
erlangen
abreichen
angewinnen
ausrichten
auswirken
befinden
behaben
beheben
bekommen
erhalten
haben
Syntagmen:
etw
. (z. B. js. huld, das glük / wasser, das reich als erbe
) e
., etw. bei jm., in der güte, mit dem schwert, mit bitte / gewalt / gunst / liebe, zusprüchen e
.; e. S
. (Gen.obj., z. B. der hilfe
) e
.; e., das
[...].Belegblock:
Lappenberg, Fleming. Ged.
549, 34
(1635
): Mit solchem vnd dergleichen Marterrühmen [...] meynt’ er des Mägdleins Hulde zu erheben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
649, 3
(preuß.
, 1392
): die hulfe czur Baldenburg [...] steet noch
[›steht noch aus‹]
, der habe wir nicht dirhaben. Luther, WA
22, 7, 36
(1544
): Kan es Gott mit seiner hoͤhesten, grundlosen Liebe nicht bey der Welt erheben, das sie jm da fur danckbar sey [...]?
Ebd.
30, 2, 479, 16
(1530
): Die Apostel sind leichtfertig damit umbgangen, haben nichts damit koͤnnen erheben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
598, 2913
(Magdeb.
1608
): All jhr vermuͤgen
[die Söhne]
daran setzten / | Konten aber gar nichts erheben. Kurz, Waldis. Esopus
4, 20, 84
(Frankf.
1557
): Das er denn wurd den tag erleben, | Als ein Erb moͤcht das Reich erheben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
106, 35
(omd.
, 1548
): dieweil zwischen den parten in der gute gar nichts zu erheben gewest, sondern einer weisung begert, [...].
Gajek, Seidelius. Tych.
9, 17
(Breslau
1613
): Dagegn aber die das Gluͤck erhaben / | Ob sie gleich hetten grosse Gaben.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2600
(Zürich
1560
): diß wasser moͤcht man erhaben | und oberhalb der statt abgraben.
Turmair
4, 505, 19
(moobd.
, 1522
/33
): solchs, so si mit pit, lieb und gunst nit erheben mochten, mit gewalt und dem schwert zu erlangen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
183, 21
; Goedeke u. a., Liederb.
53, 3
; Chron. Augsb.
4, 227, 5
; 228, 10
; Schweiz. Id.
2, 906
.19.
›(Geld) einnehmen, (mit e. S.) Gewinn machen‹; auch: ›einen zweckgebundenen Geldbetrag (z. B. Steuern, Zinsen) erheben, einfordern‹; mit Bezugsgrößenverschiebung (mit Subj. d. S., z. B. grosche
): ›(Geld) einbringen‹; zu
er-
5, heben
(V.) 19.Nrddt. / md.
Bedeutungsverwandte:
gehaben
haben
nemen
heimen
Wortbildungen:
erheber
landzinser
Belegblock:
Luther, WA
50, 82, 26
(1536
/9
): so grosser ernst war es dem heiligen Vater, wider den Tuͤrcken zu kriegen, das ist, der Koͤnige geld zu erheben.
Leman, Kulm. Recht
2, 4, 62
(Thorn
1584
): Wenne her syne tzen mark dy her vmme dy schof gegeben hatte von der wulle gantz vnd gar dirhaben hat [...].
Kurz, Waldis. Esopus
4, 83, 70
(Frankf.
1557
): Vnd ist ein Grosch wol auß zu geben, | Der eim ein guͤlden mag erheben.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
20, 6
(Frankf./M.
1626
): mein kleines Pfund wolt ich [...] | [...] | Dem Wechßler williglich hinlieffern in die Hend / | Auff das [...] | Jch es mit wucher dann moͤcht auß der Banck erheben.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 436, 8
(omd.
, 1432
): daß ich sam ein leenherr und patron meinen willen dazu wolte gebenn, daß ein eleemosina wurde erhabenn.
Küther, UB Frauensee
333, 24
(thür.
, 1519
): und belennen dem keuffer und seinen nachkomen der zwentzig gulden heubtgelts und des guldenzins [...] uff geachten guthern zu haben und zu erheben.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
43, 14, 4
(schles.
,1388
): die
[Erben]
habn bekant, das sye alle irn Erbteile, den sye hatten vnd gehabe͂ mochte͂ an Stephans gut [...], dirhabe͂ vnd genommen han gancz vnd gar. Rwb
3, 203
.20.
›jn. e. S. entheben, jm. etw. erlassen‹; vgl.
er-
1; 2, heben
(V.) 5.Bedeutungsverwandte:
vgl. ausziehen
befreien
ledigen
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 636, 31
(preuß.
, 1520
): dorumb sie in diesen sachen kein schuld hetten und beten, man wolde sie solcher zicht erheben.
21.
›jn. vertreten‹; vgl.
er-
5, heben
(V.) 12.Bedeutungsverwandte:
vgl. personieren
procurieren
Belegblock:
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 1048,
Anm. 4 (mosfrk.
, o. J.): ob eimans sin frauwe vor sich in das jargeding schickt, ob die frauwe den man erheiben sal? Antw.: hait einer zu schaffen, sol dem cloistermeier urlauf heißen, die frauwe erhebt den man mit.
Rwb
3, 202
.22.
bedeutungsverwandt zu auferwecken
1.23.
bedeutungsverwandt zu treiben
(V.) 12.