ergetzen,
ergötzen,
V.;
nur Belege mit Affrikataschreibung. Zum Verhältnis (formal und semantisch) zu
mhd.
ergëssen
s. Dwb, Neub.
.8, 1768
1.
›etw. wiedergutmachen‹; ›jn. / sich für etw. (Erlittenes) entschädigen, schadlos halten‹; ›jm. etw., das als Verlust begriffen wird, ersetzen‹; ›jn. für etw. (z. B. für Dienst, Treue) belohnen‹; vgl.
er-
7.Bedeutungsverwandte:
erstatten
hereinbringen
ausrichten
bekeren
bessern
Syntagmen:
etw. e., etw
. [wie] (z. B. ewiglich / genug / gnädiglich / reichlich / schwachlich / tröstlich / wol, mit liebe
) e
., jm. etw
. (z. B. den dienst / schaden, das trauern / verziehen
) e
., jn. / sich e. S
. (Gen.obj., z. B. des druckes / hungers / schadens / verlustes, der arbeit / mühe / not / pein / treue, des elendes / gedränges / kriegskostens / leides / trübsals / ungemaches, des zeitlichen leidens
) e
., sich seines unmutes e., sich mit den frauen der arbeit e
.Belegblock:
Enders, Eberlin
3, 184, 13
(Wittenb.
1525
): itzt aber wil ich meyn voriges verziehen widder ergetzen.
Luther, WA
16, 517, 9
(1524
/7
): er [Gott] kans aber wol widder hereyn bringen, nemlich kan wol ergoͤtzen die, so betrogen sind worden.
Ders. Hl. Schrifft.
Jer. 8, 18
(Wittenb.
1545
): Da wil ich mich meiner mühe vnd meines hertzenleides ergetzen.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 11, 50
(Frankf.
1557
): Bat, das er sich zum Tisch wolt setzen, | Vnd sich des hungers auch ergetzen.
Ebd.
4, 99, 450
: Sein rechnung hett also gesetzt, | Er wuͤrd da all seinr trew ergetzt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 25
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Fürste himelischer massenie, ergetze mich ungeheurer verlust, michels schadens, unsegeliches trübsals.
Ebd.
22, 33
: Du wilt, das sie [kinder] der muter ergetzet werden
(wenn diese stirbt).
Reichmann, Dietrich. Schrr.
230, 24
(Nürnb.
1548
): Gott im hymel / der sie inn ewigkeit troͤsten / vn̄ des zeitlichen leyden reychlich ergetzen wil.
Sachs
17, 51, 3
(Nürnb.
1553
): Und wölln uns heut zusammen setzen | Zum wirdt, uns alls unmuts ergetzen | Beym wein.
Vetter, Pred. Taulers
162, 5
(els.
, 1359
): do ergetzet er [der herre] in [den menschen] alles sines ellendes.
Chron. Strassb.
471, 3
(els.
, A. 15. Jh.
): [herzoge Lüpolt] wolte sich do mit den frowen sinre erbeite ergötzen
(auf den Rat seiner Ärzte).
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
191, 27
(halem.
, 1525
): dann das der pfruͦnd [...] kein abgang geschechen, sonder des wider ergetzt und erstattet sig.
Chron. Augsb.
8, 114, 5
(schwäb.
, zu 1561
): [Der Herzog hat]
ime dieselben [schlösser] eingenumen, um sich seines schadens und kriegskostens zu ergetzen. Klein, Oswald
26, 64
(oobd.
, 1427
): der [ain alter Swab] ward mir an die seitten dick gesetzet
[im Kerker] |
Ach got, wie bitterlich er stanck! | von seinem leib wird ich des nicht ergetzet! Ebd.
118, 18
(n. 1438
): schreck | den, der uns neur wil verhetzen, | unser dienst swachlich ergetzen.
Weber, Füetrer. Poyt.
354, 3
(moobd.
, 1478
/84
): mit vleis er auch ergetzet | dy frawėn ir not.
Turmair
4, 295, 3
(moobd.
, 1522
/33
): Die künigin [...] gedacht, wie si sich wider rechen und irs laids damit wider ergezen möcht.
Winter, Nöst. Weist.
2, 931, 8
(moobd.
, 1604
): derselbig ist allen schaden zu ergözen schuldig.
Kurz, a. a. O.
4, 99, 298
; Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
B iiv, 23
; Strauch, Schürebrand
29, 14
; Koller, Ref. Siegmunds
255, 12
; Päpke, Marienl. Wernher
1382
; Welti, Stadtr. Bern
374, 12
; Rennefahrt, Gebiet Bern
516, 8
; Stammler, Berner Weltger.
257
; Chron. Augsb.
7, 202, 4
; Gereke, Seifrits Alex.
4017
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
28, 18
; Rwb
3, 196
; Schweiz. Id.
2, 574
f.‒
Vgl. ferner s. v. affenort
.2.
›jn. trösten, ermuntern, aufheitern‹; auch: ›jn. erfreuen‹; vgl.
er-
2.Bedeutungsverwandte:
belustigen
beherzen
delectieren
erfreuen
erquicken
stärken
trösten
Syntagmen:
j. jn
. (z. B. den kranken / son, die freundin, das volk, den betrübten man, die freunde
) e
., die rede
(Subj.) jn. e
., etw
. (Subj.) jn. nach dem tod e
., jn
. [wie, womit] freundlich, mit der harfe e., js. gesicht mit künstlichen figuren e
.; j
. (z. B. got, ein treuer bote, die weiber
) jn. e
.; subst.: dem herrn des gnädigen ergetzen danken
.Wortbildungen:
˹ergetzenlich
ergezlich
wollustig
ergetzerin
ergeznis
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Spr. 29, 17
(Wittenb.
1545
): Züchtige deinen son / so wird er dich ergetzen
[
troͤstMentel
1466: , Var. 1475
erkúcken2
–1518: ; nd. Bibel 1478:
erkelden;
erfroͤwenFroschauer
1531: ;
erkuͤlenEck
1537: ].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
197, 4695
(Magdeb.
1608
): Mein freund auch wolt ich all ergetzen / | Solten auff mich jhr hoffnung setzen.
Thiele, Minner. II,
24, 118
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): de sal sycher wesen daz | he wirt van wyben noch irgatst.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8123
(rib.
, 1444
): Engeyn gengeler noch kouchelere | En kan machen ergetznisse meerre | Dan ich [de Syrene].
Ebd.
8291
: Doe he yn
[David König Saul]
mit der harpen ergetzen soulde. Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 118, 6
(Mainz
1605
): O Jungfraw schon, | Mein red soll dich ergetzen.
Ebd.
3, 116, 4
(o. O. 1517
): Herr biß vnser hilff vnd schirm | Vnnd ergoͤtzlich süesse.
Stoltzius, Chym. Lustg., Vorr. (
Frankf./M.
1624
): Derhalben gedachte ich mir ein solch Stamm: Freund: vnd Gesellenbuch zuverfertigen / welches mein Gesicht mit kuͤnstlichen Figuren ergetzete.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 15
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Eia Got, aller betrübten herzen tröster, tröste mich und ergetze mich armen, betrübten, ellenden, selbsitzenden man!
Opitz. Poeterey
31, 35
(Breslau
1624
): ward nicht das volck
[hier gemeint: die Leser der Liebesgeschichten]
ergetzt | Wie liebe wiederumb mit liebe ward ersetzt! v. Ingen, Zesen. Ged.
383, 26
(Breslau
1641
): uns in dem dabey gelegenem Garten in etwas zu erlustigen [...] selbige
[
Freundin, die ihren toten Freund betrauert]
damit wieder zu ergoͤtzen und des traurens ledig zu machen. Bell, G. Hager
469, 1, 7
(nobd.
, 1591
): da sentet er [johannes huss] vier Brief | zu sein scheflein jns Behmer lant, | Sie freindlich zu er geczen.
Strauch, Schürebrand
19, 2
(els.
, E. 14. Jh.
): Was ungeordentes lustes ir ie hant ingeslunden an kleidern, an kleinoͤtern [...], an ergetzenlichem gonde oder stonde.
Wickram
4, 32, 18
(Straßb.
1556
): die [tochter] fieng dem krancken kauffherren an zuͤ gefallen / dann es gar leicht mag sein / das einen Krancken ergetzet.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
866
(schwäb.
, Hs. 1478
): Bin ich [Angelburg], dins hertzen frúndin, | Gar ain willige ergoͤtzerin.
Wackernell, H. v. Montfort
34, 6
(soobd.
, A. 15. Jh.
): Ich danken got, dem werden herren, | sines gnedigen ergetzen, | wann truren tuot mir verren.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
12436
; v. Ingen, a. a. O.
390, 9
; Gille u. a., M. Beheim
68, 23
; Sachs
13, 114, 24
; Lemmer, Brant. Narrensch.
5, 27
; 80, 31
; Dasypodius
256v
; Maaler
110v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
143
; Schweiz. Id.
2, 575
.3.
›sich (an etw.) erfreuen, sich vergnügen‹; ›sich (mit jm.) Lust verschaffen‹; auch: ›sich von etw. erholen, sich mit etw. trösten‹; vgl.
er-
2.Bedeutungsverwandte:
erlustigen
erquicken
ersättigen
geniessen
trösten
aufhöfern
gäuchen
gaudieren
gefreuen
letzen
Syntagmen:
sich e., sich wol e., sich schimpfes e
., sich
[womit, woran] (z. B. an js. schönheit, mit jm., mit Christus, mit einander, mit dem schwaz, mit gut, mit js. leiblicher gemeinschaft, mit lustspielen
) e
., j. sich e., weil
[...].Belegblock:
v. Ingen, Zesen. Ros.
74, 4
(Hamb.
1646
): Als wier uns nuhn eines mahls [...] mit etlichen Lust⸗spilen ergaͤzten.
Luther, WA
28, 456, 18
(1528
/9
): Darumb wil sie
[Maria Magdalena]
jn [Christum] auch also anruͤren, das sie sich mit seiner leiblichen Gemeinschafft ergetze. Ders. Hl. Schrifft.
Susanna 32
(Wittenb.
1545
): Darumb hiessen diese Bösewicht jr den Schleier wegreissen [...] auff das sie sich ergetzten
[
das sy also wurden gesattMentel
1466: ;
ersaͤtigtEck
1537, Dan. 13, 32: ]
an jrer schönheit. Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
120, 25
(rhfrk.
, um 1435
): da slichen sye [die junffrouwen] alle vß der kammer / vnd gingen vff eynen bornen / das sie sich mit ey(n)ander ergetzeten.
Ebd.
122, 14
: Der konnig ging von der kirchen jn syn kamer zu der konnigynne / vff das er sich mit ire ergetzete.
v. Ingen, Zesen. Ged.
389, 3
(Breslau
1641
): Ein mehres weiß ich nicht zu thun / als mich zu ergoͤtzen.
Strauch, Schürebrand
14, 30
(els.
, E. 14. Jh.
): unsers lieben herren Jhesu Christi söllent ir úch rehte wol genieten und úch dicke mit ime ergetzen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
17, 1
(Basel
1494
): Wer guͦt hat / vnd ergetzt sich mit | Vnd nit dem armen do von gytt | [...].
Bauer, Geiler. Pred.
318, 12
(Augsb.
1508
): Wie suͦcht ain mensch trost mit worten? das ist denn / so du dem schwatz genuͦg bist. oder nachhengest. und wilt dich damit ergetzen.
Bäumker, Geistl. Liederb.
43, 5, 3
(oobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Wol auf, mein sel, gehab dich wol! | wir wellen vns ergeczen wol; | frey dich mit mir an trawren!
Sachs
21, 173, 21
; Vetter, Pred. Taulers
392, 36
; Schöpper
25b
.