erfinden,
V., unr. abl.
– Schwer gliederbares Bedeutungsspektrum mit teils fließenden Übergängen bzw. Überschneidungen: 1-4 beinhalten tendenziell eher objektartige Vorgänge des Wahrnehmens, Erkennens, Entdeckens und Sichtbarwerdens von Vorhandenem; 6 bezeichnet eher effizierende Handlungen; in 5 und 7 mischen sich affizierende und effizierende Nuancen.
1.
›etw. wahrnehmen, bemerken, sehen; etw. (eine Nachricht) hören‹; daraus resultierend auch: ›etw. erkennen, einsehen, erfahren‹; ›jn. (in einer bestimmten Art und Weise) erleben‹;
vgl.
er-
 3.
Bedeutungsverwandte:
ergreifen
 4,
erkennen
 1; 2,
lernen
 2,
sehen
; vgl.
erfaren
(V.) 3; 7.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die grösse, die wunder / zeichen
)
e., etw
. [woran, wodurch] (z. B.
an der keuschheit, aus dem leben, durch den menschlichen verstand, in dem wesen
)
e., j. e., das [...]
; mit objektbezogenem präd. Attr.:
jn. / etw. warhaftig / wiederwärtig e
.; subst.:
das e
. (Subj.)
erkentnis sein
.
Wortbildungen:
erfindlich
›ersichtlich, erkennbar‹,
erfindung
1 ›Kenntnis; Erkenntnis‹ (dazu bdv.:
erfarung
 1; 2; 4).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
24802
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Darnâch wart irvundin, | daz in den selbin stundin | dî Littouwen grôze macht | hattin.
Luther, WA
10, 3, 335, 26
(
1522
):
erfinden ist erkantnus.
Ebd.
21, 48, 16
(
1528
):
diese Prophecey [...] ist nicht allein zu Mariam gesagt, [...], sie ist wol die erste gewesen, die es hat erfunden, wir aber muͤssen alle hernacher.
Ders., WA Br.
5, 590, 13
(
1530
):
Denn auch vnser widderteil keinen erfindlichen yrthum drin̂nen angezeigt.
Altmann, Wind. Denkw.
84, 9
(
wmd.
,
um 1440
):
Ludewig, ich bringe es dir heim, du solt es erfinden.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
54, 13
(
Frankf.
1535
):
Sein groͤsse ist erfunden gleich einer haselnuß / er [Adamas] wechset in Arabia.
Strauch, Par. anime int.
139, 19
(
thür.
,
14. Jh.
):
da sich der mensche mit sime bekentnisse etwar uf kerit und etwaz irfindit da groiz troist und wollust ane ligit.
M. Cunitia. Ur. Prop.
154, 13
(
Öls
1650
):
wir sehen auch von andern Nationen / daß sie dehro fuͤrnembste Erfindungen in ihrer Muttersprache hervor geben.
Goldammer, Paracelsus
2, 85, 9
(
1530
/
5
):
der leib wird im fünften wesen erfunden, und durch den leib wird das fünfte wesen entpfindlich.
Chron. Augsb.
9, 241, 31
(
schwäb.
,
1544
/
5
):
daß ain e. rat [...] nicht erfinden mögen, daß es ainem handwerck von webern, auch gemainer stat nutz und gut seie, die frembde gewürck alhie ferben zu lassen.
Henisch
923
(
Augsb.
1616
):
Erfahrung vnd erfindung bleibt allzeit meister vnnd richter.
Meisen u. a., J. Eck
48, 35
(
Ingolst.
1526
):
darumb ermant s. Pauls die prediger zuͦ ainigkeit, darmit die prophetenn ain ander nit widerwertig erfunden.
Luther, WA
21, 508, 23
;
Reissenberger, Väterb.
41209
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
2376
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
723, 20
;
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 15, 17
;
Rupprich, Dürer
3, 297, 559
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
53, 36
;
Rwb
3, 179
.
2.
›jn. / etw., den bzw. das man sucht, finden, entdecken‹; gelegentlich auch: ›etw. (Gewünschtes) erlangen, erreichen‹;
vgl.
er-
 5.
Seit dem 15. Jh.; oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
es ist noch nie j. erfunden worden, der [...]
›man hat noch nie jn. gesehen, der [...]; es gibt niemanden, der [...]‹;
es werden viele leute erfunden, die [...]
›es gibt viele Leute, die [...]‹; u. Ä.
Bedeutungsverwandte:
erheben
 19,
treffen
(V.) 5; vgl.
begegnen
 1,
greifen
 1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
[k]einen arzt / helden / käufer / menschen / mönch, seines gleichen, zwillinge, viele leute
)
/ etw
. (z. B.
[k]einen makel, den brauch des eisens, lauf des gestirns, gnade, (k)eine meinung, die zeit
›den Zeitpunkt‹,
die ware liebe, die landschaft
[+ Eigenname],
das heilige kreuz, affen / inseln
)
e., jn
. [wo] (z. B.
auf der welt, in js. bauch, von hunderten
)
e., etw
. [wo] (z. B.
in der sele, in
[+ Ländername],
unter allen orden / sacramenten
), [wie] (z. B.
mit lachen
)
e
.;
die neu erfundenen inseln
.
Wortbildungen:
erfindnis
1 ›Entdeckung (und Erwerb)‹,
erfindung
2 ›Entdeckung, Auffinden (von etw.)‹ (dazu bdv.: vgl.
ausfindung
).

Belegblock:

Luther, WA
9, 134, 7
(
1518
):
[Es] werden vill leuth erfunden, dye do gentzlich gleuben, wan sye dissze gebeth teglichen bethen, konnen sye nicht vordampt werden.
Ebd.
10, 3, 335, 21
(
1522
):
Nun wellen wir die rechte erfyndung und erhebung des heiligen creützs auch suͦchen.
Ebd.
10, 3, 337, 13
:
Darum ist das das recht hailig creütz erfunden und erhaben, wann du es erkennst.
Ebd.
30, 3, 364, 23
(
1531
):
Aber es ist noch kein mensch erfunden, der seinen Freyen willen uber und widder den tod beweiset hette.
Langen, Myst. Leben
172, 9
(
nobd.
,
1463
):
wan der mensch kain / nuczern arczt nicht erfinden mag / dan den, der alle ercznei beschaffen hat.
Mayer, Folz. Meisterl.
93, 81
(
nobd.
,
1517
/
8
):
Darumb wirt er geromet | Ein meister aller dichter gar, | Ich glaub daz man sein gleichen nit erfunde.
Köbler, Ref. Nürnberg
385, 7
(
Nürnb.
1484
):
Von erfindu͂g verporgner schetze in seine oder in eins andern grund.
Michels, Murner. Badenf.
11, 46
(
Straßb.
1514
):
Das niemans sich ietz straffen wil, | So gar mit frigem willen sünden | Vnd mit lachen gnad erfünden.
Henisch
64
(
Augsb.
1616
):
Americk [...] Ist erstlich erfunden worden im Jar 1492. von Christophoro Columbo.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
107, 13
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
vil menschen [...] sint gegangen in die ainigung der wust durch der lieb willen der dervindnuͤss chunst vnd weishait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
30, 8
(
tir.
,
1464
):
das chaum ain guter [münch] erfunden würt von hunderten.
Luther, WA
10, 3, 139, 20
;
17, 2, 427, 11
;
ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 38, 27
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
434, 5403
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 396, 9
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
136, 16
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
28, 20
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
16, 40
;
19, 17
;
46, 9
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
90
;
Turmair
4, 133, 11
;
Rwb
3, 179
;
Schweiz. Id.
1, 848
;
Schwäb. Wb.
2, 793
.
Vgl. ferner s. v.
ausbreitung
 2.
3.
›jn. / etw. (in einem bestimmten, ihn bzw. es kennzeichnenden Zustand) auffinden, vorfinden; jn. bei einer bestimmten Tätigkeit antreffen‹; auch: ›jn. / etw. ausfindig machen‹; ›jn. erwischen, überführen‹;
vgl.
er-
 5.
Bedeutungsverwandte:
begreifen
 7,
ergreifen
 2,
überwinden
; vgl.
antreffen
 1,
befinden
(V.) 13.
Syntagmen:
jn. bei jm
. (z. B.
einen greulichen bei dem schönen, einen kranken bei dem gesunden
)
e., jn
. [wann, wo, wobei] (z. B.
nachts, an einer eisernen kette, an x lügen, auf der ban, im unfal, in dem diebstal / ehebruch / ungehorsam, in der missetat, in dem abschlagen, in den reben, mit einer kleinen hülle, unter den törichten jungfrauen
)
e
.; mit objektbezogenem präd. Attribut:
jn. bereit / kläffig / kleinmütig / sträflich / ungehorsam, vol zier, wein trinkend, in etw. übel, mit seinem bekentnis unrecht, in der sünde gift tödlich ane beichte e., etw. ledig / umbauhaftig e
.

Belegblock:

Luther, WA
1, 267, 33
(
1518
):
bey dem gesunden ein krancker, bey dem schoͤnen ein grewlicher erfunden wird.
Ebd.
30, 3, 290, 3
(
1531
):
Nu hoͤret jr, das wir recht geleret und sie mit jrem eigenem bekentnis unrecht erfunden sind.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
54, 34
(
omd.
,
1487
):
meister. dÿß weip ist Jm ehbruch begriffen vnd irfúnden.
Franck, Decl.
350, 38
(
Nürnb.
1531
):
Bey den Roͤmern [...] haben die weiber etwo all jr tag on weyn volzogen / vnd so eine wein trinckend erfunden ward / dise muͦst das leben mit dem todt verwechsseln.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
212, 8
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Er liez auch zawbrér und zawbrérin und die in der missetat erfunden mit dem rechten an underlaz überwinden.
Klein, Oswald
24, 29
(
oobd.
,
1423
):
wer inn der sünde gifft | tödlichen wirt erfunden | än beicht [...] | des sel werd dort geschunden.
Mell u. a., Steir. Taid.
119, 11
(
m/soobd.
,
1505
):
ain tiep oder ubltäter, in was ubl er erfunden wiert, hat ninder fragung.
Luther, WA
21, 270, 16
;
39, 1, 33, 35
;
Böhme, Morg.R.
19, 21
;
Heydn. maister
37r, 5
;
Mell u. a., a. a. O.
183, 15
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
427, 7
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26a
;
Henisch
923
;
Rwb
3, 178
;
Pfälz. Wb.
2, 933
;
Schweiz. Id.
1, 848
;
Schwäb. Wb.
2, 793
.
Vgl. ferner s. v.
affe
 5,
anzeige
 3,
bedienen
 2.
4.
›sich erweisen, herausstellen, bewahrheiten‹; auch: ›ans Tageslicht kommen, sich zeigen, einfinden‹; verallgemeinernd: ›geschehen‹; ›vorkommen, sich befinden‹;
vgl.
er-
 2; 6.
Phraseme:
sich am auskeren erfinden
›sich bei genauer Betrachtung zeigen‹.
Bedeutungsverwandte:
sein
; vgl.
2
baren
 2,
befinden
(V.) 12.
Syntagmen
(jeweils refl.):
etw
. (z. B.
der diebstal / glaube, alle glieder
)
sich e., sich e., das [...] / ob [...] / wie [...] / wo [...] / welche [...], sich e. S
. (z. B.
eines unrechten
)
e., sich
[wann] (z. B.
nimmer, zulezt, in verhör, täglicher gerichtsübung, laut brieflicher urkunden, von todes wegen
), [wo] (z. B.
offenlich, an js. natur, auf jm
.), [wie] (z. B.
dienlich / geschikt, in / mit der warheit
)
e
.

Belegblock:

Luther, WA
51, 498, 24
(
1541
):
Und sich erfindet, das sie die alte Kirche und jren alten Breutgam als ein Ertzteufelshure verlassen.
Altmann, Wind. Denkw.
273, 16
(
wmd.
,
um 1440
):
daz doch was gelogen, daz sich dann in der worheit erfant.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 12, 2
(
schles.
,
1530
):
Wo sich aber auf den [...] eckern der pauren [...] metal [...] erfunden und sein.
Chron. Nürnb.
4, 246, 3
(
nobd.
,
15. Jh.
):
markgraf Albrecht [...] beclagt sich [...] vil und mancherlei, das sich nit erfinden mocht.
Mayer, Folz. Meisterl.
19, 37
(
nobd.
,
v. 1496
):
Die frucht in muter leibe | Etliche zeit becleibe | Und sich her nho | Alle glid moß erfinden | Geschikt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
621, 8
(
nobd.
,
um 1525
):
Er [Luther] hat ain her aufs ander gehetzet, | Wie sich am auskern yetzt erfindet.
Goldammer, Paracelsus
5, 176, 23
(
1530
):
also wird sich do auch erfinden, wölche die seindt, die er [Christus] uf erden lieb gehabt hat.
Klein, Oswald
15, 24
(
oobd.
,
um 1410
):
mit frid, reu, herr, alle selen beklaid, | wo sich der glouben erfindt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
432, 25
(
m/soobd.
,
1565
/
81
):
welcher tail sich aines unrechten in verhör erfund, der ist clagpuess zwelf agler.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 1, 18
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
100, 37
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
161, 5
;
Kurz, Murner. Luth. Narr
542
;
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 82, 17
;
Rapp, UB Stuttg.
549, 22
;
Chron. Augsb.
9, 152,
Anm. 1;
Koller, Ref. Siegmunds
81, 2
;
91, 18
;
Meisen u. a., J. Eck
52, 5
;
Rwb
3, 179
;
Schweiz. Id.
1, 848
;
Schwäb. Wb.
2, 793
;
Ágel, Valenzlexikon.
1988, 249
.
Vgl. ferner s. v.
anlassen
 5,
aufrüstung
 3,
bau
 5.
5.
›etw. (anhand von Anzeichen, Erkundigung u. Ä.) feststellen, herausfinden, für etw. befinden, halten‹ (als das es dann gilt); auch: ›jn. / etw. wie beurteilen, als jn. / etw. erachten, einschätzen‹ (als das es dann gilt); speziell: ›etw. errechnen‹; ›jn. (vor Gericht) verhören‹;
vgl.
er-
 5; 6.
Bedeutungsverwandte:
1
achten
 5,
befinden
(V.) 2; 3,
erfaren
(V.) 4; 5,
erforschen
 1,
erkennen
 3,
vernemen
,
versuchen
; vgl.
erachten
(V.) 1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den unterschied zweier zalen, die differenz / warheit / zal, js. unschuld, die austeilung des himmels, die zeit des jares, das interval, die wortzeichen, die rechten märe
)
e., etw. an / auf jm. e., etw
. [wie] (z. B.
eigenlich, an etw., aus / in erkundigung, zu recht
)
e., jn. scharf im gericht e., j. e., das [...] / wie [...]
;
jn. förderer / hinderer, gehorsame / treue untertanen e., Christus als einen menschen e
.; mit objektbezogenem präd. Attr.:
jn. aufrecht / from / erbar / gerecht / lässig / redlich / säumig / ungerecht / unschuldig, das pferd hartschlägig / rotzig, das apriori beweislich, js. werke / worte / wunder unerforschlich, die ratschläge bewert / nüzlich e
.;
die erfundene unschuld, die erfundenen dinge / minuten / stunden
.
Wortbildungen
erfündeln
1 ›sich / etw. genau erforschen, ergründen‹ (dazu bdv.:
ersuchen
, V., 4).

Belegblock:

Luther, WA
30, 2, 180, 6
(
1529
):
welche daruͤber sind erschlagen, sind eitel heiligen worden, als die nicht allein rechte Christen, sondern auch frume gehorsame trewe unterthane erfunden sind.
Kurz, Waldis. Esopus
3, 19, 8
(
Frankf.
1557
):
Er [Loͤw] sprach, wie ers erfunden het, | Das vnder allen [Thiern] keins so traw | Wer, als dieselbig alte Saw.
Ebd.
4, 95, 145
:
Denn sein [Gottes] wort, werck vnd seine Wunder | [...] | Sind vnerforschlich zu erfinden.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
677, 23
(
thür.
,
1421
):
der viende wart vil tot geworffen, das erfant man des tagis an den zu brochin helmen unde helmzeichen.
Böhme, Morg.R.
18, 24
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Jch werde scharf erfunden werden im Gericht.
M. Cunitia. Ur. Prop.
207, 24
(
Öls
1650
):
Wie schwer nu solches a priori, und zwar beweißlich zu erfinden gewesen [...] bericht ich oben am 71. und 72. blat.
Ebd.
257, 4
:
so [...] mag also [...] das intervallum luminarium erfunden werden.
Jörg, Salat. Reformationschr.
123, 29
(
halem.
,
1534
/
5
):
er wer ein so weidenlicher / treffilicher diener und stryter gotts / der so mit grossem ernst die gschrifft erfüntelete.
Warnock, Pred. Paulis
9, 222
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Ist, daz du dich selber wol erfúndlest und ersuͦchst, so findest du [...] under dem claid der bekerung ain verkert hertz.
Goldammer, Paracelsus
7, 174, 12
(
1530
):
es hat Moses den jüden scheidbrief geben; daß es aber recht wer vor gott, das ist nit erfunden worden.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
170, 10
(
Ulm
1486
):
so ich erfunden hab, wie ain jüngling die gemüet und sitten der bulerin zeitlich erkennen müg.
Heydn. maister
2v, 14
(
Augsb.
1490
):
Tales [...] hat auch die zeit des jars erfunde͂. vñ in dreÿ hundert vnd fünfundsechtzig tag geteilet.
Gereke, Seifrits Alex.
4379
(
oobd.
, Hs.
1466
):
[Alexander] wolt versuchen und ervinden, | die warhait und die rechten mer | wie im ze India wer.
Turmair
4, 7, 22
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Der alten und zerbrochen stet [...] hab ich aus fleissiger erkündigung der kraiß und austailung des himels erforscht und erfunden.
Mannack, Rist. Pers.
140, 22
;
Küther, UB Frauensee
358, 26
;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 101
;
M. Cunitia. a. a. O.
159, 32
;
174, 14
;
245, 28
;
261, 5
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
47, 33
;
90, 24
;
127, 4
;
Sappler, H. Kaufringer
3, 341
;
Chron. Augsb.
5, 352, 19
;
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
177, 22
;
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
38, 29
;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
158, 17
;
Henisch
922
;
Rwb
3, 178
 f.;
Schweiz. Id.
1, 848
 f.;
Schwäb. Wb.
2, 793
.
Vgl. ferner s. v.
algemein
 3,
algorismus
,
antworter
(
der
) 2,
aufrecht
 2,
äussern
 2.
6.
›etw. ersinnen, entwickeln, entwerfen‹; auch: ›etw. einführen, einrichten‹; im Einzelnen z. B.: ›etw. (Gefängnisse als Einrichtung) gründen‹; ›ein Recht festsetzen, aufsetzen‹; abwertend: ›sich etwas ausdenken, fantasieren‹;
vgl.
er-
 3; 6.
Bedeutungsverwandte:
anrichten
 8; 10; 11; 12,
anschlagen
 21,
aufsetzen
 14,
betrachten
 8,
einfüren
 4,
einsetzen
 4,
erdenken
 1,
erdichten
 1,
ergründen
,
fingieren
,
fürnemen
,
hervorbringen
 2,
instituieren
 2,
machen
 4,
speculieren
,
stiften
 1; 6,
tanten
,
visieren
,
zulassen
; vgl.
befinden
(V.) 5,
dichten
 6.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den orden / wein, rechten sin, die arznei / kunst / lere / masse / morgengabe / poeterei, eine list / lüge, künstliche arbeit, neues, das bretspiel / eisen / gefängnis / gericht / geschüz / lesen / (-)recht / schachzabel, christliche leben, ein laster
)
e., etw
. [wann] (z. B.
dieser zeit, am ersten
), [wie] (z. B.
aus dem kopf, durch experienz, arglistiges gesuch, von sich selber
), [zu welchem Zweck] (z. B.
nicht wegen der heiratgüte, zu strafe
)
e
.;
das kunstreiche e
. (subst.);
erfundene sachen
.
Wortbildungen:
erfündeln
2 ›etw. findig ersinnen‹,
erfündig
›einfallsreich, ideenreich‹ (dazu bdv.:
ausbündig
 1,
verständig
).

Belegblock:

Luther, WA
8, 525, 4
(
1521
):
die menschen haben es [opffer] erfunden, und Christus hatts nit eyngesetzt.
Ebd.
23, 73, 34
(
1527
):
Es ist noch nie gehoͤret, das der bekeret sey, der falsche lere erfunden hat.
Köbler, Ref. Wormbs
353, 20
(
Worms
1499
):
dan kercker oder gefengknus sindt durch die Rechtsetzer erfunden vnd zugelassen nit zu straffe. sonder zu verwarnung der straffbaren.
Kurz, Waldis. Esopus, Leben
45
(
Frankf.
1557
):
Hett er doch solch verstand vnd gmuͤt, | [...] | Also verstendig vnd erfuͤndig, | Zu allem gedicht gar außbuͤndig.
v. Keller, Amadis
7, 29
(
Frankf.
1571
):
weil solche Fabeln vnd erfundne sachen in sich halten, gleich als lügenwerck zu ruck stellen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
11, 9
(
Frankf./M.
1568
):
Arabo die Artzney erfund.
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 35, 26
(
halem.
,
1470
):
„die gebürliche appellation“, hette herr Niclaus erfüntelet.
Köbler, Stattr. Fryburg
108, 14
(
Basel
1520
):
Darumb [...] woͤllen wir / das solich vnd andre vnzimlich pact / die durch arglistig gesuͤch erfunden werde͂ / zenichte͂ syent.
Henisch
1098
(
Augsb.
1616
):
Man kan ein ding leicht verbesseren / wenns nur erfunden ist.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1366
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Die sind vnselig [...], dï die werch irer hende götter nanten: golt, silber, chunstreiches ervinden, geleichnüss der tier.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
83, 9
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Von den allen habent die maister naturleicher weishait vil warer vnd nuͤtzer ding erdacht vnd derfunden christenleichen leben und ler.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
109, 39
(
tir.
,
1464
):
[er] gedacht im in im sëlbs, wie er möcht ein rechten sin erdenkhen vnd erfinden, das er möcht zue ir chömen.
Piirainen, Igl. Bergr.
21, 6b
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
Das sind die Perckhrecht, Die von ersten erfunnden sind, von Frum(en) vnd weisen man(en), in Behaim, vnd in Märch(en)n.
Luther, WA
8, 495, 10
;
24, 147, 22
;
28, 171, 28
;
30, 3, 75, 21
;
ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 35, 35
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
15, 4
;
Opitz. Poeterey
7, 23
;
Lauater. Gespaͤnste
35v, 13
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
37, 22
;
Kohler, Ickelsamer. Gram.
19, 17
;
Hohmann, a. a. O.
77, 105
;
Siegel u. a., Salzb. Taid.
325, 5
;
Schöpper
95a
;
Henisch
922
 f.;
1099
;
Rwb
3, 179
.
Vgl. ferner s. v.
administrierung
,
altwelsch
,
applizieren
 1,
aufsetzen
 14,
1
ban
 4,
baugerät
,
instituieren
 2,
1
paus
(
die
) 2.
7.
›ein (richterliches) Urteil finden, etw. entscheiden, beschließen‹; auch: ›etw. für rechtens befinden‹;
vgl.
er-
 5; 6.
Überwiegend Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
anlegen
 23,
fürnemen
,
ordenen
 6,
sprechen
,
versagen
; vgl.
befinden
(V.) 9,
begreifen
 24,
bekennen
(V.) 12,
beschliessen
 4,
ent|1scheiden
 1,
erfaren
(V.) 6.
Wortbildungen:
erfindnis
2 ›Entscheidung, Urteil‹ (a. 1453),
erfindung
3a) ›Entscheidung, Fällung (eines Urteils)‹; 3b) ›Ordnung, Satzung‹ (a. 1499; dazu bdv.:
gesaz
,
das
, 1).

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
16, 3
(
Mainz
1509
):
es were dañ das Schulteiß vnd Schoͤffen erfünden das mercklich nüwerung fürbracht würde.
Hertel, UB Magdeb.
3, 503, 20
(
nd.
/
omd.
,
1494
):
sulche beswerend urteil [...] mit erfyndung eynes bessern urteils und straffunghe an die hoher banck nemlichen an den pfaltz dozu auffgesatzt zw traghen.
Auer, Stadtr. München
266, 14
(
moobd.
,
1343
):
swaz dann der rat darüber ervindent und spricht, daz sol recht und chraft haben.
Dirr, Münchner Stadtr.
604, 21
(
moobd.
,
1403
):
Die zwenundsibentzig mann sullen ein ordnung machen und erfinden und versargen, wie mon allerpesst beleib pey alten rechten.
Winter, Nöst. Weist.
4, 192, 25
f. (
moobd.
,
1414
):
wes se nicht chunnen erfinden im pantaiding, das sullen se erfinden im nochtaiding.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
298, 30
(
smoobd.
,
1462
, Hs. 
1644
):
was auch die zwen erfinden, anlegt oder ordnet nach gemainen nutz [...], das soll von den andern allzeit gehaltn werden.
Chron. Augsb.
8, 350, 10
;
Bastian u. a., Regensb. UB
303, 20
;
Rwb
3, 178
 f.;
Schwäb. Wb.
2, 793
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 366
.
Vgl. ferner s. v.
anfänglich
 2.