erfinden,
V., unr. abl.
– Schwer gliederbares Bedeutungsspektrum mit teils fließenden Übergängen bzw. Überschneidungen: 1-4 beinhalten tendenziell eher objektartige Vorgänge des Wahrnehmens, Erkennens, Entdeckens und Sichtbarwerdens von Vorhandenem; 6 bezeichnet eher effizierende Handlungen; in 5 und 7 mischen sich affizierende und effizierende Nuancen.1.
›etw. wahrnehmen, bemerken, sehen; etw. (eine Nachricht) hören‹; daraus resultierend auch: ›etw. erkennen, einsehen, erfahren‹; ›jn. (in einer bestimmten Art und Weise) erleben‹; vgl.
er-
3.Bedeutungsverwandte:
ergreifen
erkennen
lernen
sehen
erfaren
Syntagmen:
etw
. (z. B. die grösse, die wunder / zeichen
) e., etw
. [woran, wodurch] (z. B. an der keuschheit, aus dem leben, durch den menschlichen verstand, in dem wesen
) e., j. e., das [...]
; mit objektbezogenem präd. Attr.: jn. / etw. warhaftig / wiederwärtig e
.; subst.: das e
. (Subj.) erkentnis sein
.Wortbildungen:
erfindlich
erfindung
erfarung
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
24802
(preuß.
, um 1330
/40
): Darnâch wart irvundin, | daz in den selbin stundin | dî Littouwen grôze macht | hattin.
Luther, WA
10, 3, 335, 26
(1522
): erfinden ist erkantnus.
Ebd.
21, 48, 16
(1528
): diese Prophecey [...] ist nicht allein zu Mariam gesagt, [...], sie ist wol die erste gewesen, die es hat erfunden, wir aber muͤssen alle hernacher.
Ders., WA Br.
5, 590, 13
(1530
): Denn auch vnser widderteil keinen erfindlichen yrthum drin̂nen angezeigt.
Altmann, Wind. Denkw.
84, 9
(wmd.
, um 1440
): Ludewig, ich bringe es dir heim, du solt es erfinden.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
54, 13
(Frankf.
1535
): Sein groͤsse ist erfunden gleich einer haselnuß / er [Adamas] wechset in Arabia.
Strauch, Par. anime int.
139, 19
(thür.
, 14. Jh.
): da sich der mensche mit sime bekentnisse etwar uf kerit und etwaz irfindit da groiz troist und wollust ane ligit.
M. Cunitia. Ur. Prop.
154, 13
(Öls
1650
): wir sehen auch von andern Nationen / daß sie dehro fuͤrnembste Erfindungen in ihrer Muttersprache hervor geben.
Goldammer, Paracelsus
2, 85, 9
(1530
/5
): der leib wird im fünften wesen erfunden, und durch den leib wird das fünfte wesen entpfindlich.
Chron. Augsb.
9, 241, 31
(schwäb.
, 1544
/5
): daß ain e. rat [...] nicht erfinden mögen, daß es ainem handwerck von webern, auch gemainer stat nutz und gut seie, die frembde gewürck alhie ferben zu lassen.
Henisch
923
(Augsb.
1616
): Erfahrung vnd erfindung bleibt allzeit meister vnnd richter.
Meisen u. a., J. Eck
48, 35
(Ingolst.
1526
): darumb ermant s. Pauls die prediger zuͦ ainigkeit, darmit die prophetenn ain ander nit widerwertig erfunden.
Luther, WA
21, 508, 23
; Reissenberger, Väterb.
41209
; Neumann, Rothe. Keuschh.
2376
; v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
723, 20
; Anderson u. a., Flugschrr.
19, 15, 17
; Rupprich, Dürer
3, 297, 559
; Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
53, 36
; Rwb
3, 179
.2.
›jn. / etw., den bzw. das man sucht, finden, entdecken‹; gelegentlich auch: ›etw. (Gewünschtes) erlangen, erreichen‹; vgl.
er-
5.Seit dem 15. Jh.; oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
es ist noch nie j. erfunden worden, der [...]
›man hat noch nie jn. gesehen, der [...]; es gibt niemanden, der [...]‹; es werden viele leute erfunden, die [...]
›es gibt viele Leute, die [...]‹; u. Ä.Bedeutungsverwandte:
erheben
treffen
begegnen
greifen
Syntagmen:
jn
. (z. B. [k]einen arzt / helden / käufer / menschen / mönch, seines gleichen, zwillinge, viele leute
) / etw
. (z. B. [k]einen makel, den brauch des eisens, lauf des gestirns, gnade, (k)eine meinung, die zeit
›den Zeitpunkt‹, die ware liebe, die landschaft
[+ Eigenname], das heilige kreuz, affen / inseln
) e., jn
. [wo] (z. B. auf der welt, in js. bauch, von hunderten
) e., etw
. [wo] (z. B. in der sele, in
[+ Ländername], unter allen orden / sacramenten
), [wie] (z. B. mit lachen
) e
.; die neu erfundenen inseln
.Wortbildungen:
erfindnis
erfindung
ausfindung
Belegblock:
Luther, WA
9, 134, 7
(1518
): [Es] werden vill leuth erfunden, dye do gentzlich gleuben, wan sye dissze gebeth teglichen bethen, konnen sye nicht vordampt werden.
Ebd.
10, 3, 335, 21
(1522
): Nun wellen wir die rechte erfyndung und erhebung des heiligen creützs auch suͦchen.
Ebd.
10, 3, 337, 13
: Darum ist das das recht hailig creütz erfunden und erhaben, wann du es erkennst.
Ebd.
30, 3, 364, 23
(1531
): Aber es ist noch kein mensch erfunden, der seinen Freyen willen uber und widder den tod beweiset hette.
Langen, Myst. Leben
172, 9
(nobd.
, 1463
): wan der mensch kain / nuczern arczt nicht erfinden mag / dan den, der alle ercznei beschaffen hat.
Mayer, Folz. Meisterl.
93, 81
(nobd.
, 1517
/8
): Darumb wirt er geromet | Ein meister aller dichter gar, | Ich glaub daz man sein gleichen nit erfunde.
Köbler, Ref. Nürnberg
385, 7
(Nürnb.
1484
): Von erfindu͂g verporgner schetze in seine oder in eins andern grund.
Michels, Murner. Badenf.
11, 46
(Straßb.
1514
): Das niemans sich ietz straffen wil, | So gar mit frigem willen sünden | Vnd mit lachen gnad erfünden.
Henisch
64
(Augsb.
1616
): Americk [...] Ist erstlich erfunden worden im Jar 1492. von Christophoro Columbo.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
107, 13
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): vil menschen [...] sint gegangen in die ainigung der wust durch der lieb willen der dervindnuͤss chunst vnd weishait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
30, 8
(tir.
, 1464
): das chaum ain guter [münch] erfunden würt von hunderten.
Luther, WA
10, 3, 139, 20
; 17, 2, 427, 11
; ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 38, 27
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
434, 5403
; Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 396, 9
; Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
136, 16
; Knape, Messerschmidt. Bris.
28, 20
; v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
16, 40
; 19, 17
; 46, 9
; zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
90
; Turmair
4, 133, 11
; Rwb
3, 179
; Schweiz. Id.
1, 848
; Schwäb. Wb.
2, 793
.‒
Vgl. ferner s. v. ausbreitung
2.3.
›jn. / etw. (in einem bestimmten, ihn bzw. es kennzeichnenden Zustand) auffinden, vorfinden; jn. bei einer bestimmten Tätigkeit antreffen‹; auch: ›jn. / etw. ausfindig machen‹; ›jn. erwischen, überführen‹; vgl.
er-
5.Bedeutungsverwandte:
begreifen
ergreifen
überwinden
antreffen
befinden
Syntagmen:
jn. bei jm
. (z. B. einen greulichen bei dem schönen, einen kranken bei dem gesunden
) e., jn
. [wann, wo, wobei] (z. B. nachts, an einer eisernen kette, an x lügen, auf der ban, im unfal, in dem diebstal / ehebruch / ungehorsam, in der missetat, in dem abschlagen, in den reben, mit einer kleinen hülle, unter den törichten jungfrauen
) e
.; mit objektbezogenem präd. Attribut: jn. bereit / kläffig / kleinmütig / sträflich / ungehorsam, vol zier, wein trinkend, in etw. übel, mit seinem bekentnis unrecht, in der sünde gift tödlich ane beichte e., etw. ledig / umbauhaftig e
.Belegblock:
Luther, WA
1, 267, 33
(1518
): bey dem gesunden ein krancker, bey dem schoͤnen ein grewlicher erfunden wird.
Ebd.
30, 3, 290, 3
(1531
): Nu hoͤret jr, das wir recht geleret und sie mit jrem eigenem bekentnis unrecht erfunden sind.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
54, 34
(omd.
, 1487
): meister. dÿß weip ist Jm ehbruch begriffen vnd irfúnden.
Franck, Decl.
350, 38
(Nürnb.
1531
): Bey den Roͤmern [...] haben die weiber etwo all jr tag on weyn volzogen / vnd so eine wein trinckend erfunden ward / dise muͦst das leben mit dem todt verwechsseln.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
212, 8
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Er liez auch zawbrér und zawbrérin und die in der missetat erfunden mit dem rechten an underlaz überwinden.
Klein, Oswald
24, 29
(oobd.
, 1423
): wer inn der sünde gifft | tödlichen wirt erfunden | än beicht [...] | des sel werd dort geschunden.
Mell u. a., Steir. Taid.
119, 11
(m/soobd.
, 1505
): ain tiep oder ubltäter, in was ubl er erfunden wiert, hat ninder fragung.
Luther, WA
21, 270, 16
; 39, 1, 33, 35
; Böhme, Morg.R.
19, 21
; Heydn. maister
37r, 5
; Mell u. a., a. a. O.
183, 15
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
427, 7
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26a
; Henisch
923
; Rwb
3, 178
; Pfälz. Wb.
2, 933
; Schweiz. Id.
1, 848
; Schwäb. Wb.
2, 793
.‒
Vgl. ferner s. v. affe
5, anzeige
3, bedienen
2.4.
›sich erweisen, herausstellen, bewahrheiten‹; auch: ›ans Tageslicht kommen, sich zeigen, einfinden‹; verallgemeinernd: ›geschehen‹; ›vorkommen, sich befinden‹; vgl.
er-
2; 6.Phraseme:
sich am auskeren erfinden
›sich bei genauer Betrachtung zeigen‹.Bedeutungsverwandte:
sein
2
baren
befinden
Syntagmen
(jeweils refl.): etw
. (z. B. der diebstal / glaube, alle glieder
) sich e., sich e., das [...] / ob [...] / wie [...] / wo [...] / welche [...], sich e. S
. (z. B. eines unrechten
) e., sich
[wann] (z. B. nimmer, zulezt, in verhör, täglicher gerichtsübung, laut brieflicher urkunden, von todes wegen
), [wo] (z. B. offenlich, an js. natur, auf jm
.), [wie] (z. B. dienlich / geschikt, in / mit der warheit
) e
.Belegblock:
Luther, WA
51, 498, 24
(1541
): Und sich erfindet, das sie die alte Kirche und jren alten Breutgam als ein Ertzteufelshure verlassen.
Altmann, Wind. Denkw.
273, 16
(wmd.
, um 1440
): daz doch was gelogen, daz sich dann in der worheit erfant.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 12, 2
(schles.
, 1530
): Wo sich aber auf den [...] eckern der pauren [...] metal [...] erfunden und sein.
Chron. Nürnb.
4, 246, 3
(nobd.
, 15. Jh.
): markgraf Albrecht [...] beclagt sich [...] vil und mancherlei, das sich nit erfinden mocht.
Mayer, Folz. Meisterl.
19, 37
(nobd.
, v. 1496
): Die frucht in muter leibe | Etliche zeit becleibe | Und sich her nho | Alle glid moß erfinden | Geschikt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
621, 8
(nobd.
, um 1525
): Er [Luther] hat ain her aufs ander gehetzet, | Wie sich am auskern yetzt erfindet.
Goldammer, Paracelsus
5, 176, 23
(1530
): also wird sich do auch erfinden, wölche die seindt, die er [Christus] uf erden lieb gehabt hat.
Klein, Oswald
15, 24
(oobd.
, um 1410
): mit frid, reu, herr, alle selen beklaid, | wo sich der glouben erfindt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
432, 25
(m/soobd.
, 1565
/81
): welcher tail sich aines unrechten in verhör erfund, der ist clagpuess zwelf agler.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 1, 18
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
100, 37
; Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
161, 5
; Kurz, Murner. Luth. Narr
542
; Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 82, 17
; Rapp, UB Stuttg.
549, 22
; Chron. Augsb.
9, 152,
Anm. 1; Koller, Ref. Siegmunds
81, 2
; 91, 18
; Meisen u. a., J. Eck
52, 5
; Rwb
3, 179
; Schweiz. Id.
1, 848
; Schwäb. Wb.
2, 793
; Ágel, Valenzlexikon.
1988, 249
.‒
Vgl. ferner s. v. anlassen
5, aufrüstung
3, bau
5.5.
›etw. (anhand von Anzeichen, Erkundigung u. Ä.) feststellen, herausfinden, für etw. befinden, halten‹ (als das es dann gilt); auch: ›jn. / etw. wie beurteilen, als jn. / etw. erachten, einschätzen‹ (als das es dann gilt); speziell: ›etw. errechnen‹; ›jn. (vor Gericht) verhören‹; vgl.
er-
5; 6.Bedeutungsverwandte:
1
achten
befinden
erfaren
erforschen
erkennen
vernemen
versuchen
erachten
Syntagmen:
etw
. (z. B. den unterschied zweier zalen, die differenz / warheit / zal, js. unschuld, die austeilung des himmels, die zeit des jares, das interval, die wortzeichen, die rechten märe
) e., etw. an / auf jm. e., etw
. [wie] (z. B. eigenlich, an etw., aus / in erkundigung, zu recht
) e., jn. scharf im gericht e., j. e., das [...] / wie [...]
; jn. förderer / hinderer, gehorsame / treue untertanen e., Christus als einen menschen e
.; mit objektbezogenem präd. Attr.: jn. aufrecht / from / erbar / gerecht / lässig / redlich / säumig / ungerecht / unschuldig, das pferd hartschlägig / rotzig, das apriori beweislich, js. werke / worte / wunder unerforschlich, die ratschläge bewert / nüzlich e
.; die erfundene unschuld, die erfundenen dinge / minuten / stunden
.Wortbildungen
erfündeln
ersuchen
Belegblock:
Luther, WA
30, 2, 180, 6
(1529
): welche daruͤber sind erschlagen, sind eitel heiligen worden, als die nicht allein rechte Christen, sondern auch frume gehorsame trewe unterthane erfunden sind.
Kurz, Waldis. Esopus
3, 19, 8
(Frankf.
1557
): Er [Loͤw] sprach, wie ers erfunden het, | Das vnder allen [Thiern] keins so traw | Wer, als dieselbig alte Saw.
Ebd.
4, 95, 145
: Denn sein [Gottes] wort, werck vnd seine Wunder | [...] | Sind vnerforschlich zu erfinden.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
677, 23
(thür.
, 1421
): der viende wart vil tot geworffen, das erfant man des tagis an den zu brochin helmen unde helmzeichen.
Böhme, Morg.R.
18, 24
(Hs. ˹schles.
, 1612
˺): Jch werde scharf erfunden werden im Gericht.
M. Cunitia. Ur. Prop.
207, 24
(Öls
1650
): Wie schwer nu solches a priori, und zwar beweißlich zu erfinden gewesen [...] bericht ich oben am 71. und 72. blat.
Ebd.
257, 4
: so [...] mag also [...] das intervallum luminarium erfunden werden.
Jörg, Salat. Reformationschr.
123, 29
(halem.
, 1534
/5
): er wer ein so weidenlicher / treffilicher diener und stryter gotts / der so mit grossem ernst die gschrifft erfüntelete.
Warnock, Pred. Paulis
9, 222
(önalem.
, 1490
/4
): Ist, daz du dich selber wol erfúndlest und ersuͦchst, so findest du [...] under dem claid der bekerung ain verkert hertz.
Goldammer, Paracelsus
7, 174, 12
(1530
): es hat Moses den jüden scheidbrief geben; daß es aber recht wer vor gott, das ist nit erfunden worden.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
170, 10
(Ulm
1486
): so ich erfunden hab, wie ain jüngling die gemüet und sitten der bulerin zeitlich erkennen müg.
Heydn. maister
2v, 14
(Augsb.
1490
): Tales [...] hat auch die zeit des jars erfunde͂. vñ in dreÿ hundert vnd fünfundsechtzig tag geteilet.
Gereke, Seifrits Alex.
4379
(oobd.
, Hs. 1466
): [Alexander] wolt versuchen und ervinden, | die warhait und die rechten mer | wie im ze India wer.
Turmair
4, 7, 22
(moobd.
, 1522
/33
): Der alten und zerbrochen stet [...] hab ich aus fleissiger erkündigung der kraiß und austailung des himels erforscht und erfunden.
Mannack, Rist. Pers.
140, 22
; Küther, UB Frauensee
358, 26
; Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 101
; M. Cunitia. a. a. O.
159, 32
; 174, 14
; 245, 28
; 261, 5
; Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
47, 33
; 90, 24
; 127, 4
; Sappler, H. Kaufringer
3, 341
; Chron. Augsb.
5, 352, 19
; v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
177, 22
; Kohler u. a., Bamb. Halsger.
38, 29
; Koller, Reichsreg. Albr. II.
158, 17
; Henisch
922
; Rwb
3, 178
f.; Schweiz. Id.
1, 848
f.; Schwäb. Wb.
2, 793
.‒
Vgl. ferner s. v. algemein
3, algorismus
, antworter
(der
) 2, aufrecht
2, äussern
2.6.
›etw. ersinnen, entwickeln, entwerfen‹; auch: ›etw. einführen, einrichten‹; im Einzelnen z. B.: ›etw. (Gefängnisse als Einrichtung) gründen‹; ›ein Recht festsetzen, aufsetzen‹; abwertend: ›sich etwas ausdenken, fantasieren‹; vgl.
er-
3; 6.Bedeutungsverwandte:
anrichten
anschlagen
aufsetzen
betrachten
einfüren
einsetzen
erdenken
erdichten
ergründen
fingieren
fürnemen
hervorbringen
instituieren
machen
speculieren
stiften
tanten
visieren
zulassen
befinden
dichten
Syntagmen:
etw
. (z. B. den orden / wein, rechten sin, die arznei / kunst / lere / masse / morgengabe / poeterei, eine list / lüge, künstliche arbeit, neues, das bretspiel / eisen / gefängnis / gericht / geschüz / lesen / (-)recht / schachzabel, christliche leben, ein laster
) e., etw
. [wann] (z. B. dieser zeit, am ersten
), [wie] (z. B. aus dem kopf, durch experienz, arglistiges gesuch, von sich selber
), [zu welchem Zweck] (z. B. nicht wegen der heiratgüte, zu strafe
) e
.; das kunstreiche e
. (subst.); erfundene sachen
.Wortbildungen:
erfündeln
erfündig
ausbündig
verständig
Belegblock:
Luther, WA
8, 525, 4
(1521
): die menschen haben es [opffer] erfunden, und Christus hatts nit eyngesetzt.
Ebd.
23, 73, 34
(1527
): Es ist noch nie gehoͤret, das der bekeret sey, der falsche lere erfunden hat.
Köbler, Ref. Wormbs
353, 20
(Worms
1499
): dan kercker oder gefengknus sindt durch die Rechtsetzer erfunden vnd zugelassen nit zu straffe. sonder zu verwarnung der straffbaren.
Kurz, Waldis. Esopus, Leben
45
(Frankf.
1557
): Hett er doch solch verstand vnd gmuͤt, | [...] | Also verstendig vnd erfuͤndig, | Zu allem gedicht gar außbuͤndig.
v. Keller, Amadis
7, 29
(Frankf.
1571
): weil solche Fabeln vnd erfundne sachen in sich halten, gleich als lügenwerck zu ruck stellen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
11, 9
(Frankf./M.
1568
): Arabo die Artzney erfund.
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 35, 26
(halem.
, 1470
): „die gebürliche appellation“, hette herr Niclaus erfüntelet.
Köbler, Stattr. Fryburg
108, 14
(Basel
1520
): Darumb [...] woͤllen wir / das solich vnd andre vnzimlich pact / die durch arglistig gesuͤch erfunden werde͂ / zenichte͂ syent.
Henisch
1098
(Augsb.
1616
): Man kan ein ding leicht verbesseren / wenns nur erfunden ist.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1366
(moobd.
, A. 15. Jh.
): Die sind vnselig [...], dï die werch irer hende götter nanten: golt, silber, chunstreiches ervinden, geleichnüss der tier.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
83, 9
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Von den allen habent die maister naturleicher weishait vil warer vnd nuͤtzer ding erdacht vnd derfunden christenleichen leben und ler.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
109, 39
(tir.
, 1464
): [er] gedacht im in im sëlbs, wie er möcht ein rechten sin erdenkhen vnd erfinden, das er möcht zue ir chömen.
Piirainen, Igl. Bergr.
21, 6b
(slow. inseldt.
, 16. Jh.
): Das sind die Perckhrecht, Die von ersten erfunnden sind, von Frum(en) vnd weisen man(en), in Behaim, vnd in Märch(en)n.
Luther, WA
8, 495, 10
; 24, 147, 22
; 28, 171, 28
; 30, 3, 75, 21
; ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 35, 35
; v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
15, 4
; Opitz. Poeterey
7, 23
; Lauater. Gespaͤnste
35v, 13
; Dreckmann, H. Mair. Troja
37, 22
; Kohler, Ickelsamer. Gram.
19, 17
; Hohmann, a. a. O.
77, 105
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
325, 5
; Schöpper
95a
; Henisch
922
f.; 1099
; Rwb
3, 179
.‒
Vgl. ferner s. v. administrierung
, altwelsch
, applizieren
1, aufsetzen
14, 1
ban
4, baugerät
, instituieren
2, 1
paus
(die
) 2.7.
›ein (richterliches) Urteil finden, etw. entscheiden, beschließen‹; auch: ›etw. für rechtens befinden‹; vgl.
er-
5; 6.Überwiegend Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
anlegen
fürnemen
ordenen
sprechen
versagen
befinden
begreifen
bekennen
beschliessen
ent|1scheiden
erfaren
Wortbildungen:
erfindnis
erfindung
gesaz
das
, 1).Belegblock:
Köbler, Ref. Franckenfort
16, 3
(Mainz
1509
): es were dañ das Schulteiß vnd Schoͤffen erfünden das mercklich nüwerung fürbracht würde.
Hertel, UB Magdeb.
3, 503, 20
(nd.
/omd.
, 1494
): sulche beswerend urteil [...] mit erfyndung eynes bessern urteils und straffunghe an die hoher banck nemlichen an den pfaltz dozu auffgesatzt zw traghen.
Auer, Stadtr. München
266, 14
(moobd.
, 1343
): swaz dann der rat darüber ervindent und spricht, daz sol recht und chraft haben.
Dirr, Münchner Stadtr.
604, 21
(moobd.
, 1403
): Die zwenundsibentzig mann sullen ein ordnung machen und erfinden und versargen, wie mon allerpesst beleib pey alten rechten.
Winter, Nöst. Weist.
4, 192, 25
f. (moobd.
, 1414
): wes se nicht chunnen erfinden im pantaiding, das sullen se erfinden im nochtaiding.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
298, 30
(smoobd.
, 1462
, Hs. 1644
): was auch die zwen erfinden, anlegt oder ordnet nach gemainen nutz [...], das soll von den andern allzeit gehaltn werden.
Chron. Augsb.
8, 350, 10
; Bastian u. a., Regensb. UB
303, 20
; Rwb
3, 178
f.; Schwäb. Wb.
2, 793
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 366
.‒
Vgl. ferner s. v. anfänglich
2.