erenreich,
auch mit epithetischem
erentreich,
Adj.
– Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft gebundener Form.
1.
›heilig, herrlich‹ (von Gott gesagt); ›von Gott auserwählt, verherrlicht, erhöht‹ (von Maria gesagt); auch: ›heiligend, selig machend‹;
vgl.
ere
 1; 2.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
heilig
 1; 2; vgl.
götlich
 1; 3,
herlich
 3.
Syntagmen:
der erenreiche got / name, die erenreiche gotheit / Maria
.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.
34, 240
(
nobd.
,
v. 1496
):
Do er [Jesüs] zu muter dich erkoß. | Lob hab, du erentreiche!
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 298, 3
(
Nürnb.
1631
):
O du ewige Gottheit. | O du Ehrenreiche Gottheit.
Bachmann, Haimonsk.
111, 12
(
halem.
,
1530
):
Ach gott, mit uff gehepten händen gegen himel durch din erenttricher und helger namm bit ich dich.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 47
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
die heilig vasten ist so fron | mit erenreichem lon, | der mensch davon sich leutert als das gold.
Ebd.
40, 1
:
Lobt all zungen des ernreichen | gotes leichnams wirdikait.
Kehrein, a. a. O.
3, 131, 9
;
Mayer, a. a. O.
53, 19
;
Gille u. a., M. Beheim
132, 106
;
Rieder, St. Georg. Pred.
153, 4
;
Klein, Oswald
109b, 2
;
Kummer, Erlauer Sp.
5, 404
.
2.
›tugendhaft, redlich, anständig‹ (als e. P. zugeschriebene positive Eigenschaft); speziell mit Bezug auf Frauen: ›keusch, sittsam, ehrenhaft‹;
vgl.
ere
 3; 6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
erbar
 6,
erlich
 7,
ersam
 2,
tugendhaft
 1; 2.
Syntagmen:
die erenreiche frau / meid / pflicht, das erenreiche gefieder / kleid
.

Belegblock:

Luther, WA
41, 435, 11
(
1535
):
bist ehrentreich fraw, sed es Teufels hur, gehort ghen hel.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
7, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
entflogen ist mir mein erenreicher falke.
Pyritz, Minneburg
3442
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Solt ich ir lob und ir gelider, | Ir lobes erenriches gevider | Mit worten gar behullen.
Sachs
13, 545, 23
(
Nürnb.
1559
):
Die sol ein bieder weib anschawen | Als einen erentreichen spiegel, | Ehlicher lieb und trew ein siegel.
Ebd.
20, 206, 21
(
1560
):
Wiewol ich ehlich gnommen han | Octaviam, die ehrentreich.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 2, 20
(
orhein.
1520
):
Adam, wie hast du din erentrich küniglich kleid in das kot laßen fallen.
Gille u. a., M. Beheim
117b, 3
;
Thiele, Minner. II,
21, 44
;
Turmair
5, 42, 27
.
3.
›gesellschaftlich anerkannt, vornehm, von hohem Stand und Ansehen‹ (als Kennzeichen des sozialen Status); ›berühmt‹; in der Regel als höfliches Namensattribut in der Anrede;
vgl.
ere
 7.
Bedeutungsverwandte:
edel
 1; vgl.
bekant
 2,
berümt
 1,
herlich
 4,
lautbrecht
(Adj.) 2,
lobesam
 1,
namhaft
 4,
treffenlich
 1.

Belegblock:

Luther, WA
38, 115, 9
(
1533
):
Es sind aber nu an meiner lere so viel, so eddel, so hochgeborne Fuͤrsten und Herrn, auch so ehren reich und lobesam, als Hertzog George jhe gewest.
Ders., WA Br.
7, 271, 2
(
1535
):
Gnade und Friede in Christo mit meinem armen Paternoster u. s. w.! Ehrenreiche, liebe Frau!
Froning, Alsf. Passionssp.
906
(
ohess.
,
1501ff.
):
O edeler herre erentrich, | dyn bede ist ßo mogelich | das [...].
Roloff, Brant. Tsp.
2308
(
Straßb.
1554
):
Künig Artus der mildt und ehrenreich | Auff erden ward nie mein gleich.
Koppitz, Trojanerkr.
11658
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Erren riche frowe min, | Waz üch arges ist geschechen!
Sappler, H. Kaufringer
8, 22
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
[ain reicher burger] was frumm und tugentlich | und darzuo gar erentrich.
Luther, WA
16, 505, 18
;
Turmair
1, 558, 9
;
Henisch
810
.
4.
›respektvoll, der Würde e. P. angemessen, jm. Ehre erweisend‹;
vgl.
ere
 8.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.
97, 78
(
nobd.
,
1517
/
8
):
Deshalb ir wird ich kroͤne | Fuͦr alle weib die kuͤng Artus | An seinem hofe hat verhenckt | [...] | Und manchen erentreichen gruß.