entwicht,
Adj.;
zu
mhd.
enwiht, entwiht
, dies „vielleicht“ zu niwiht
›nicht etwas, nichts‹
„mit Austausch der Negationspartikeln en
für ne
und gleitlautendem t
“ (Dwb, Neub.
).8, 1530
1.
›der spezifischen Qualitätsmerkmale beraubt, verdorben, unbrauchbar‹ (meist von als Lebensmittel nutzbaren Gegenständen wie z. B. Fleisch gesagt); im Beleg Sachs wird die Ütr. zu
erkennbar.3
Obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. anbrüchig
böse
Belegblock:
Sachs
13, 82, 11
(Nürnb.
1556
): Auch sagt ein ander sprichwort war: | Wo ist entwicht haut unde har, | Da wirt kein guter peltz nit auß.
Klein, Oswald
92, 5
(oobd.
, v. 1408
?): dein waide, die ist gar entwicht, | mein haide stat in grüner phlicht.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
37, 83
(moobd.
, 1393
): der wein lautert sich mit arbait, wann er gist vnd dÿ gerben auzz wuͤrft; wann dasselbig nicht geschicht, so verdirbt der wein vnd wird enbicht.
Sexauer, Schrr. in Kart.
246, 16
(nöst.
, v. 1450
): alsuil er [chuchenmeister] mag sol er auslügen daz von seiner [...] sawmung wagen [...] ichts verderb oder enwicht werd.
2.
›untauglich, wertlos, bedeutungslos, nichtig‹.Obd.
Phraseme:
etw. entwicht bringen
›etw. zunichtemachen‹.Bedeutungsverwandte:
unnüz
amächtig
böse
keinnuz
krank
Belegblock:
Fastnachtsp.
677, 32
(nobd.
, 15. Jh.
): hat die werlt süst was sie wil, | Busaumen, pfeufen und saitenspil, | So wer unser freude entwicht.
Eis, Wahrsagetexte
46, 20
(nobd.
, 1491
/2
): Durch des bosen volcks wegen bringt er sein herschafft entwicht.
Sachs
16, 482, 20
(Nürnb.
1562
): Wo der hin fehrt, das weiß ich nicht; | Sein leib aber unnütz entwicht | Man in die gruben werffen thut.
Ebd.
17, 482, 24
(1563
): Wiewol ir gschrey ist res und laut | Vom ansehen der bösn hundshawt, | Doch wenn mans recht beym liecht besicht, | So helts kein stich und ist entwicht.
Sappler, H. Kaufringer
32, 37
(schwäb.
, Hs. 1472
): was Frawenlob und Eschenpach | und maister Gottfrid ie gesprach, | das was gen meiner kunst enwicht.
Ebd.
73
: aller helt kraft ist gen euch entwicht.
Karnein, de amore dt.
242, 67
(moobd.
, v. 1440
): als aller glaub an werckh töd ist, also ist alle tugennd an miltigkait verdorben vnd entwicht.
Winter, Nöst. Weist.
1, 407, 1
(moobd.
, um 1450
, Hs. 1512
): Ob ain viech schaden thät, als oft ain stuk entwicht pracht wirt zu wandl 72 ₰.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. I,
366
(tir.
, 1551
): sein Redt ist gar Entwicht.
Sappler, a. a. O.
10, 33
; 14, 555
; Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 35, 6
; Klein, Oswald
11, 67
.3.
›nichtsnutzig, schändlich, unwürdig; unbedeutend‹ (von Menschen und ihren persönlichen Haltungen gesagt); auch: ›vom als wahr angesehenen Glauben abweichend‹.Gehäuft nobd.
Bedeutungsverwandte:
arg
erlos
falsch
halsstarrig
irrig
los
schändlich
bännig
geschamper
greulich
Syntagmen:
j. e. sein, j. an haut und har
(häufig) e. sein
; etw. für e. halten
; e. handeln, jn. e. verachten
; der entwichte mörder / räuber
.Belegblock:
Luther, WA
7, 871, 8
(1521
): das des Bapsts gesetz und lere dem Ewangelion [...] entgegen fur Irrige und entwichte gehalten werden sollenn.
Ebd.
52, 422, 19
(1544
): Denn wir leben nit unter eytel frommen Christen, Der meyste teyl ist arg und entwicht.
Franck, Decl.
334, 21
(Nürnb.
1531
): Wer verstet nicht [...] das er den huͦrer meint der enterbt sol sein / weil kein entwichter vnd erloser ist vnter allen?
Reichmann, Dietrich. Schrr.
237, 35
(Nürnb.
1548
): Das es also nit ein seltzam ding ist / ob das ambt heylig [...] ist / wenn die person entwicht ist / das Got vmb der person willen / auch des ampts nicht will achten.
Sachs
14, 54, 17
(Nürnb.
1549
): Du gienmaul, man wirt dich noch hencken, | Du bist ahn haudt und har entwicht.
Ebd.
15, 313, 15
(1563
): Daß gott mit uns handel die zeit | Nach der waren gerechtigkeit, | So wir halßstarrig sind, entwicht, | Vergeben unserm nechten nicht.
Ebd.
16, 510, 9
: Derhalb sich niemand an ihn richt, | Sonder veracht ihn gar entwicht.
Ebd.
19, 17, 7
(1564
): Errett den, dem gewalt geschicht, | Von dem, der handelt gar entwicht, | Der im felschlichen unrecht thut.
v. Keller, Ayrer. Dramen
2494, 28
(Nürnb.
1610
/8
): Von jm ein solch Tochter geborn, | Die ist an haut vnd haar entwicht.
Primisser, Suchenwirt
31, 40
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Tzu hoff pin ich gar enwiht.
v. Groote, Muskatblut
80, 64
; Sachs
15, 208, 3
; 17, 298, 24
; 19, 18, 36
; Klein, Oswald
25, 50
; Dietz, Wb. Luther
1, 549
; Schwäb. Wb.
2, 744
.‒
Vgl. ferner s. v. anfechten
2.