entbrennen,
entbrinnen,
V.;
erstere Form regelmäßige (rückumlautende) Kausativbildung zur zweiten; letztere Form unr. abl.; beide Formen mischen sich in der Weise, dass Ansatz 1 formal mit der Mehrzahl der Belege an
-brinnen
anschließbar ist, während sich die Ansätze 2 und 3 formal meist zu
-brennen
stellen. Semantisch tendieren 1 und 3 zu
brinnen
, 2 zu
brennen
.
1.
›Feuer fangen, in Brand geraten, auflodern, aufflammen‹ (intrans.);
auch bildlich verwendet, dann offen zu 3; zu
ent-
 4.
Bedeutungsverwandte:
anbrennen
 3,
entzünden
 1; vgl.
angehen
 12,
aufflammen
,
auffunken
,
burnen
(s. v.
brennen
 1).
Gegensätze:
leschen
(V., unr. abl.).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
15308
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
ein michil zorn an in impran.
Alberus, Barf.
17, 7
(
Wittenb.
1542
):
Franciscus gab dem Bawren seine hand / die war so fewrig / das des Bawren hand dauon gantz entbrand.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
45, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
umme das di stat ist von holcze gebuwit und enpurnet dicke.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
946
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Wan ich gentzlichen han dofur, | daz daz gotliche feur, | ich main gotes minne, | von niht so palde enprine.
Gille u. a., M. Beheim
76, 170
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ewig freüd [...] | [...] in gotes lieb czundt an, | recht als ein grosses feur wirt von | ainem funken entprinnen.
Ebd.
101, 128
:
Ain feür ist gut zu dempfen, | weil es klain ist und erst enprynt.
Primisser, Suchenwirt
46, 66
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Mich daucht, wie der waldt enpran | Und waͤre in feures flammen entzundt.
Pyritz, Minneburg
1957
;
Chron. Augsb.
1, 246, 8
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
186, 31
;
Maaler
103r
;
Schwäb. Wb.
2, 725
.
Vgl. ferner s. v.
anbrennen
 4,
arbeiten
 10,
1
band
 10.
2.
›etw. (meist: einen Lichtspender) anzünden, in Brand stecken; ein Feuer entfachen‹ (trans.);
auch bildlich, dann offen zu 3; zu
ent-
 4.
Bedeutungsverwandte:
empfengen
; vgl.
anbrennen
 1,
anstecken
 2,
anstossen
 3,
heizen
 1.

Belegblock:

Chron. Magdeb.
2, 102, 4
(
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
ward darnach so ein trockener Sommer, das der hartz von hitze entbronnen worden und brante 4. meil weges lang.
Quint, Eckharts Trakt.
31, 7
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô daz lîplîche viur enbrennet daz holz, ein vunke enpfæhet des viures natûre.
Mone, Adt. Schausp.
1, 1429
(Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
enbrunnet dy
e
lampen und dy
e
licht | und laset der vorleschen nicht.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
30, 6
(
omd.
,
n. 1474
):
Die hern vnde bruddere des closters [...] gehin noch gehaldener vesper mit czwen entpranten kerczin [...] vß deme chore.
Strauch, Par. anime int.
116, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
ein frauwe forlois einen guldenin phenninc, di inprante eine lucernen und korte daz huis umme und suchte.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
673, 1
(
thür.
,
1421
):
Seyn huss entprante eyn phaffe zu Isenache.
Vetter, Pred. Taulers
227, 20
(
els.
,
1359
):
Ein mensche was von disem fúre also groͤslichen enbrant inwendig und och uswendig.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
73, 9
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz feur wirt enprant oder prinnet, wenn man die kerzen aufriht, und verlischt, wenne si ze tal kêrt.
Ebd.
91, 26
:
dâ von wirt der vaizt dunst enprant in seinem snellen flug, alsô daz er flammen geit, und die flammen haiz wir plitzen.
Reissenberger, Väterb.
26442
;
Schweiz. Id.
5, 629
.
Vgl. ferner s. v.
ausschweizen
.
3.
›emotional berührt, von Gefühlen, Affekten beherrscht werden, in Erregung geraten‹; trans.: ›jn. emotional anrühren, bewegen‹; ›jn. / etw. erregen‹; meist im Zusammenhang mit übernatürlichen Entitäten (z. B. Gott, Teufel) in der Handlungsposition; als Ütr. zu 1 und 2 auffassbar;
zu
ent-
 4.
Verstärkt religiöse und literarische Texte.
Bedeutungsverwandte:
bewegen
 7,
entzünden
 3.
Gegensätze:
erkalten
 2.
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj., z. B.
der grim / sin, die minne / sele, das gemüt / herz, das götliche feuer, das feuer der andacht
)
(jm.) e., der teufel die herzen e
.;
j. fleischlicher liebe
(Gen.obj.)
e
.;
j. an der minne, im zorn, in der liebe, mit eifer / has, vom heiligen geist e., die sele zur liebe e
.;
jn. wieder einander e
.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm
5613
(
preuß.
,
1331
):
den heilgen geist, | Von dem si [Cristen] so enpranten [Set].
Luther, WA
22, 9, 19
(
1544
):
Cain, der [...] mit heimlichem hass wider Gott, aber mit oͤffentlichem zorn und hass wider seinen fromen [...] Bruder also entbrand ist.
Ebd.
30, 3, 227, 12
(
1530
):
wo einer eine metzen sihet, die yhm gefellt, entbrennet er und trachtet flugs, wie er die selbige kriege.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 43, 30
(
Wittenb.
1545
):
Joseph eilete / denn sein hertz entbrand jm
[
Mentel
1466:
sein inender warn beweget
; nd. Bibel 1478:
hee ward beweghen
;
Froschauer
1530:
ward entzündet
;
Dietenberger
1537:
ward bewegt
;
Eck
1537:
es warden bewegt sein innerliche gedaͤrme
]
gegen seinem Bruder.
Reissenberger, Väterb.
6336
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Apollonius der guͦte | Enprant an minnen gluͦte.
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 198, 2
(
Köln
,
1582
):
ich mit eiffer war entbrandt, | Auff die gotlosen in dem land.
Hübner, Buch Daniel
7545
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wir [meide] sint vleischlicher lieben | Entprant in diner [Susanna] gere.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1929
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne sie [kuscheit] god mit gnade erquickt | [...] | so werden sy [tugenden] in gotes liebe entprant.
Ebd.
4667
:
der tuvel di hertzen also entpornet | biss das her di man mit dem wibe gefehet.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
188r, 11
(
Leipzig
1588
):
das gute Freunde / wenn die getrennet / vnd wider einander entbrant vnd erbittert werden / viel hefftiger [...] denn ander Leute / einander zuuerfolgen pflegen.
Ruh, Bonaventura
351, 11
(
orhein.
,
um 1480
):
O min sel [...]! Entbren zuͦ so grosser lieb.
Schmidt, Rud. v. Biberach
85, 9
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Do si horten Cristi rede, do enpran daz gemuͤte.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Kön. 22, 13
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
130, 2689
;
Welti, Pilgerf. v. Walth.
62, 25
;
Neumann, a. a. O.
3813
;
Kehrein, a. a. O.
1, 361, 5
;
Thiele, Minner. II,
7, 162
;
Schmidt, a. a. O.
116, 5
;
Henisch
898
.
Vgl. ferner s. v.
andacht
 1.