enpfor,
enpfor-,
auch
empfor(-),
entvor(-),
envor(-),
Adv.
/
Adj.,
häufig
Präfix;
zu
mhd.
envor, enphor
(aus
enbevor
?)
›vorher, früher‹
(
Mwb
1, 1760
);
in der Verbindung mit Vollverben werden regelhaft Präfigierungen angenommen, die Grenze zu adverbialem Gebrauch ist offen.
– Obd.
1.
›übrig‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
hervorn
 3.
Wortbildungen:
˹
enpforbestehen
(dazu bdv.:
überleiben
; a. 1467),
enpforstehen
(a. 1477)˺ ›übrig bleiben‹,
enpforhaben
1 ›etw. als Gewinn übrig haben‹,
enpforlassen
1 ›jm. etw. überlassen‹.

Belegblock:

Löffler, Columella/Österreicher
1, 226, 20
(
schwäb.
,
1491
):
Ietz ist empfor der eltost tail, [...], da von wir in dem nachgenden buͦch in vil capiteln sagen werdent.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
110, 30
(
nobd.
,
1389
/
97
):
also hett ein muntzmeister, der die groß sluge, dannoch enpfor an einer gemischten marck XIII schill. und IIII pf.
Dirr, Münchner Stadtr.
408, 21
(
moobd.
,
um 1365
):
Doch ob der ausman dem purger ein guͦt enpfor laet ân gewinn [...], daz sol man nicht verstewren.
Rwb
3, 28
;
Schwäb. Wb.
2, 706
.
2.
›zuvor, früher; im Voraus‹.
Bedeutungsverwandte:
zuvor
.
Gegensätze:
hinnach
.
Wortbildungen:
enpforbehalten
›(sich) etw. vorbehalten, von der üblichen Regelung ausnehmen‹ (a. 1546),
enpforgeben
1 ›(jm.) etw. im Voraus geben; etw. als Preis aussetzen‹,
enpforhaben
2a) ›etw. im Voraus haben; (jm.) etw. voraushaben‹ (dazu bdv.: vgl.
bevorhaben
 1); 2b) ›etw. kostenlos, steuerfrei haben‹.

Belegblock:

Chron. Nürnb.
1, 164, 16
(
nobd.
,
1388
):
daz wir dann unser hab enpfor und wider nemen, und daz wir dann hinnach alz vast kriegten.
Ebd.
2, 305, 8
(
1449
/
50
):
die herberg hetten sie enpfor.
Ebd.
4, 231, 26
(
15. Jh.
):
geben die obgenanten unser herrn [...] 100 und 11 gulden reinischer zuvor auß frei enpfor und das ander die gemainen schiessgesellen.
Chron. Augsb.
3, 257, 16
(
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
wenn er außrait, do hett er die zerung empfor.
Ebd.
4, 121, 11
(
v. 1536
):
mit dem arenprost gewann es Bartholome Rem und mit der bichs graff Haug von Monfort. die stat gab 40 fl enpfor.
Piirainen, Stadtr. Sillein
79a, 17
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
LEyp gezevg mach den frauwen nymant geprechen [...] Sy envor wuͤrch iz selber so daz sy obez pavͤme aus hauwe odir leuͤte von dem gute vor treib.
Rwb
3, 28
;
Schweiz. Id.
1, 241
;
933
;
Schwäb. Wb.
2, 706
.
3.
›vor (Augen)‹; auch: ›vorrangig‹, nur als Präfix belegt.
Wortbildungen:
enpforhaben
3 ›Vorzug haben‹ (a. 1433), ˹
enpforhalten
,
enpforlassen
2,
enpfornemen
˺ ›(jm.) etw. vor Augen stellen, entgegenhalten‹.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron.
2, 257, 26
(
halem.
,
n. 1529
):
Die Schwaben sprechen: wir habid ein alten Got; | Den lond si uns enpfor und tribend spot.
Langmantel, Schiltb. Reiseb.
109, 22
(
oobd.
,
n. 1427
):
sie wolten den almächtigen Gott entvor nemen unnd wolten mit in vächten durch cristenlichs glauben willen.
Winter, Nöst. Weist.
1, 471, 31
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
das alles halt ich der herschaft und der ganzen gemain emphor.
Ebd.
2, 840, 19
(
1499
):
Ob der redner der gemain widerumb urlaub fordert, halt in der richter emphor, ob etwas nicht beruert oder anpracht wer.
Rwb
3, 28
.