durst,
der
;-(e)s/–
.– Zur Lautung von 'Durst' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.Durst
1.
›Durst, körperliches Verlangen nach Flüssigkeit‹; oft im Zusammenhang mit anderen körperlichen Bedürfnissen und Mangelzuständen (z. B. hunger
) verwendet; speziell: ›Durst nach alkoholischen Getränken‹; vereinzelt als Krankheitsform beschrieben, in religiösem Kontext im Sinne der Askese aber auch positiv bewertet; offen zu metaphorischen Verwendungen (vgl. 2).Phraseme:
jn. durst sterben
(zu sterben
, V., 1) ›jn. verdursten lassen‹; über den durst trinken
›sich betrinken‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. beger
Syntagmen:
d. ausstehen / haben / leiden / spüren, den d. leschen / stillen, got dem menschen den d. in die natur setzen
; der d
. (Subj.) wachsen, jn. bezwingen, jm. vergehen, in der leber liegen, jn. um das leben bringen, ein guter keller
›Kellner‹ sein, etw. aus dem forst treiben
; durstes sterben, sich durstes erweren, des durstes vergessen, vol werden
; für d. verschmachten, etw
. (z. B. pflaumen
) für den d. dienstlich sein, jn. mit dem d. erschlagen, mit d. das reich des fleisches überwinden, von d. brennen / sterben, jn. vom d. erlösen, etw. von d. leiden, von d. not haben, die zunge am gaumen kleben, etw. gut wieder den durst sein
; der ewige / grosse / heisse / unnatürliche d
.; die not / ursache des durstes
.Wortbildungen
durstbar
dür
durstblater
durst
durstbrunnen
dursthaft
Belegblock:
Luther, WA
17, 2, 63, 28
(1525
): Sie sind drumb nicht des teuffels gewesen, ob ettlich dises weynes haben eyn wenig uber den durst getruncken und sind froͤlich worden.
Ebd.
33, 433, 16a
(1530
): Durst ist ein guther keller und hunger ist ein guther koch.
Ebd.
47, 223, 17
(1538
/40
): Wirstu ihnen dan speisen, so hastu mich [Christus] gespeiset, lestu ihnen dursten, so hastu mich durst gesterbet.
Ders. Hl. Schrifft.
Ri. 15, 18
(Wittenb.
1545
): Nu aber mus ich [Simson] dursts sterben.
Ebd.
Jdt. 7, 14
: So vns doch Gott in jre hende gegeben hat / vnd wir keine hülffe haben / sondern müssen fur jren augen fur Durst verschmachten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
520, 427
(Magdeb.
1608
): Trieb sie [Juno] endlich der grosse dorst / | Wien Fuchs der Hunger / aus dem forst.
J. W. von Cube. Hortus
91, 41
(Mainz
1485
): kurbiß wasser [...] ist auch guͦt widder den durst.
Strauch, Par. anime int.
110, 28
(thür.
, 14. Jh.
): daz andir riche ist unsis fleischis, daz sulle wir ubirwindin mit hungere und mit durste.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1121
(alem.
, 1. H. 15. Jh.
): spurt man da bi gotes knecht, | Die da lident dürch got | Hunger, türst, schmăhait und spot.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 204, 1
(schwäb.
, 1491
): das ertrich ist rostig oder bitter oder gesaltzen oder durstbar und gar dúrr.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
38, 12
(oobd.
, 1. V. 15. Jh.
): Wen stettig durst, der trinck rosen wasser: so verget im der durst.
Luther, WA
16, 325, 14
; 16, 330, 26
; 23, 616, 10
; 33, 433, 11
; 48, 107, 4
; ders. Hl. Schrifft.
Klgl. 4, 4
; Quint, Eckharts Pred.
2, 445, 3
; Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 427, 31
; Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 148, 8
; Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
13, 15
; Böhme, Morg.R.
149, 18
; Vetter, Pred. Taulers
52, 16
; Sudhoff, Paracelsus
7, 164, 17
; 20
; Goldammer, Paracelsus
4, 243, 11
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
665
; Rauwolf. Raiß
8, 20
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 95
; Klein, Oswald
92, 16
; Dasypodius
310v
; Maaler
95v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
127
; Schweiz. Id.
13, 1683
ff.; Schwäb. Wb.
2, 511
f.; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 221
.‒
Vgl. ferner s. v. abwegig
1, anfechtung
1, anstellen
5, armut
1; 3, aufschrinden
, aufwecken
2, begerung
2, dür
1, hunger
1.2.
›intensives Verlangen, Begehren nach etw.‹; ütr. zu 1; in religiösen Texten, häufig in Aggregation mit hunger
, bildlich für das Streben nach Gottes gnade, himmelreich, minne
etc.Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
gelust
verlangen
das
); vgl. begerung
brand
inbrunst
Syntagmen:
den d. leiden / leschen, den d. haben, das [...]
; dem durst wiedersache haben
; der geist in d. fallen, mit d. zum willen gottes getrieben werden
; der d.
˹des trostes / der gnade
˺ (gen. objectivus), der
˹sele / welt
˺ (gen. subjectivus); der d. nach got, nach der gerechtigkeit, nach der götlichen minne
; der geistliche / jammerige d
.Belegblock:
Luther, WA
33, 61a
, 20 (1530
): Das heist ein geistlicher durst undt hunger, Darwider auch eine geistliche speise undt tranck uns von nöthen ist.
Bihlmeyer, Seuse
95, 5
(alem.
, 14. Jh.
): wan sú [menschen] werdent von in selb getriben mit einem jamrigen turste hin zuͦ dem willen gotes.
Vetter, Pred. Taulers
425, 14
(els.
, E. 14. Jh.
): das du solt widersache haben dem turste der welte und allen weltlichen dingen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
85, 1
(whalem.
, 1345
/60
): Dar vmbe lident die guͦtetlichen hvnger vnd dúrst (geistliches trostes).
Sappler, H. Kaufringer
26, 26
(schwäb.
, Hs. 1472
): das sie [frünt] niendert mügen gereiden | den fuoss irs herzen nach gelust | denn nach der göttlichen minne durst.
Luther, WA
1, 202, 18
; 8, 379, 22
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 315, 5
; Rieder, St. Georg. Pred.
18, 17
; Bauer, Geiler. Pred.
80, 5
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
266, 3
.‒
Vgl. ferner s. v. abgründekeit
, auswerfen
10.