durchtreiben,
V., unr. abl.
1.
›durch ein Gebiet laufen, eilen, etw. (z. B. einen Berg) forschend und ausbeutend durchsuchen‹; speziell auch: ›(mit einer Heeresmacht) durch ein Gebiet ziehen‹;
vgl.
durch
 1,
treiben
(V.) 1; 4.
Bedeutungsverwandte:
durchfaren
 1.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
16527
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[dî brûdir] daz [lant] mit creftigir hant | hernde durchtreibitin.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 20
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wie sie [der menschen kint] berg und tal, stock und stein, [...], des meres grunt, der erden tief durchtreiben durch irdisch gutes willen.
Strehlke, a. a. O.
8299
;
Schweiz. Id.
14, 154
.
2.
›jn. / etw. heftig schlagen, durchbohren, verletzen‹;
vgl.
durch
 2,
treiben
(V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
stossen
 1; 5; vgl.
durchschlagen
 1; 2.

Belegblock:

Mone, Adt. Schausp.
3, 221
(Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
und [Jhesus Cristus] waz mit sclegen alz (gar) dorchtreben, | daz nicht gancz an em wil bleben.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 372, 3
(
Nürnb.
1631
):
Die grosse Naͤgel deiner Fuͤß, | Die man grawsam durchtrieb vnd stieß, | Durch Fleisch vnd Bein.
3.
›etw. geistig durcharbeiten, üben, durchdringen, erfassen, ermessen‹; häufig als part. Adj.
durchtrieben
gebraucht, dann: ›bewandert, erfahren; klug, gewitzt, gewieft‹; im negativen Sinn: ›betrügerisch‹; vgl.
durch
 2; 5; 14,
treiben
(V.) 4; 7; als Ütr. anschließbar an 1; 2.
Bedeutungsverwandte:
üben
 2,
versuchen
; vgl.
durchboren
 2; zum part. Adj.:
abfänzig
,
abgefürt
,
arglistig
,
diffig
,
durchspikt
,
geviert
 4,
geschwind
 1,
trieglich
 1,
verflucht
,
verzweifelt
.

Belegblock:

Luther, WA
15, 42, 10
(
1524
):
wo die sprachen sind, [...] wird die schrifft durch trieben, und findet sich der glaube.
Ebd.
24, 558, 9
(
1527
):
Denn das leidende leben, das da so versuͤchet und durchtrieben wird, bringt viel mehr guter werck.
Ebd.
54, 218, 16
(
1545
):
Es sind, [...] verzweivelte, durchtrieben Ertzspitzbuben, Moͤrder, Verrheter, Luͤgener.
Schwartzenbach
F ijv
(
Frankf.
1564
):
Arglistig. Vertrogen. Truͤgenlich [...] Geviert. Durchtrieben.
Ebd.
L iv
:
Listig. Klug. Spitzfündig. Naßweis. Durchtrieben.
Gille u. a., M. Beheim
262, 4
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Maria, [...] | ich lab deinn wunderlichen magetum. | der ist so wunderleiche, | daz in kain zung mit lab durchtreibt.
Luther, WA
47, 391, 32
;
54, 216, 28
;
ders. Hl. Schrifft.
2. Petr. 2, 14
;
Opitz. Poeterey
17, 1
;
Schweiz. Id.
14, 155
;
Schwäb. Wb.
2, 491
.
Vgl. ferner s. v.
abfänzig
,
durchspikt
.
4.
›etw. (Flüssigkeiten o. Ä.) aus etw. herausdrücken, herauspressen, durch etw. (ein Sieb o. Ä.) hindurchdrücken, passieren‹; auch: ›etw. miteinander vermischen, vermengen‹;
vgl.
durch
 2; 4,
treiben
(V.) 11.
Bedeutungsverwandte:
ausdrucken
 1,
austreiben
 4; vgl.
ausmengen
.

Belegblock:

Stopp, Kochbuch S. Welserin
46, 1
(
Augsb.
1553
):
Weixelmúsß zú machen Treib die weixlen dúrch / gleich als wellest ain seltz sieden [...], nim das dúrchtriben, schitt es darein.
Ebd.
181, 35
:
man stosts ain mandel klain vnd mit haúsenplatterwasser dúrchtriben.
Ebd.
159, 4
.
Vgl. ferner s. v.
ausdrucken
 1.