dreistund,
auch
dreisten(d)
; Adv.
1.
›dreimal hintereinander, wiederholt; zu dreien Malen (zu drei Zeitpunkten oder -abläufen innerhalb eines umfassenderen Zeitraums)‹; tropisch auch: ›mehrmals, öfter, wiederholt‹; auf Wiederholungen einer Handlung, eines Vorgangs bezogen; vgl. drei
(Zahlwort) 1; 2; bei religiösen, rechtlichen und medizinischen Handlungen häufig formelhaft die Abgeschlossenheit und Vollständigkeit, damit auch die Wirksamkeit und volle Gültigkeit wiederholten Handelns oder Zuwiderhandelns kennzeichnend; zur Ausdifferenzierung im Rechtsbereich s. auch die Belege in Schweiz. Id.
ff.; 11, 1075
Rwb
; vgl. 2, 1104
drei
(Zahlwort) 6; 7, zu stund
s. v. stunde
11).Bedeutungsverwandte:
anderst
anders
dik
dreimal
einest
einstund
vierstund
zwier
zwierunt
zwurend
dreifart
dreis
dreiweide
dreiwerbe
Syntagmen
(in Auswahl): j. d. sterben
; jn. d. berufen / fragen / schlagen, herdfällig
›erdfällig‹ machen, schweigen heissen, vor das gericht fordern, bei js. weib finden, jn
. (z. B. got, den herren
) d. anbeten / bitten / nennen / umdrängen
(z. B. den dieb
), auf das reich füren
(z. B. die Ungarn
), sich d. geisseln, etw. d. brennen / sagen / trinken / waschen, durch ein tuch giessen, etw. d. fordern
(z. B. die stallung
), offen stehen lassen
(z. B. das tor
), versagen
(z. B. den frieden
); j. d. frölich sein, schifbrüchig / schuldig werden, etw
. (Subj.) d. geschehen, eine biene d. brummen, die glocken d. läuten
; j. d. js. speien / verleugnen, d. der minne pflegen, der sprünge springen
(im Spiel); jm. d. fürgebieten / rufen
(z. B. dem richter
); d. nach jm. senden, von
[wo] zu
[wohin] gehen, vor gericht müssen
; d. am tage, des jares, in dem meien, in der wochen
; d. auf- / nacheinander, d. alnacht, alle montag / tag, mer den d. in einem manot
; under dreistund
wohl ›während dreier Male‹; zu dreistunden
›zum dritten Mal‹.Belegblock:
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
170, 6
(Frankf.
1535
): so thuͦt man jn auß vnd loͤschet jn mit guͦtem wein / vnd das geschicht drei stund.
Thiele, Chron. Stolle
119, 24
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Der lantgrafe sal sin ding drystunt sitczen in deme jare.
Palm, Veter Buoch
62, 21
(schles.
, Hs. E. 14.
/A. 15. Jh.
): also vlouc der ar drie stunt vor dem bruder.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
106, 20
(nobd.
, 1383
): C(unrat) [...] ist die stat verboten [...] daruͤmb, daz in einer dreystund bey seinem weyb vand.
Keil, Peter v. Ulm
64
(nobd.
, 1453
/4
): Diße wurtz schol man alle waschen dreystund.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 178, 20
(Straßb.
1466
): Vnd ihesus sprach zuͦ im [peter]. [...] das heut in dirr nacht [...] du hast mein dreistund
[
drey malLuther
1545, Mk. 14, 30: ]
verlaugent. Rieder, St. Georg. Pred.
50, 3
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): Sant Paulus hatte grosse anvehtung und bat únsern herren dristunt daz [...].
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
28, 33
(halem.
, 1342
): dri messe, die si dristunt in der wochen [...] sprâchen.
Leisi, Thurg. UB
8, 279, 17
(halem.
, 1396
): Waͤr och, das wir die jarzit nút begiengint und das beschaͤch drystund uff en andren, so [...].
Welti, Stadtr. Bern
346, 7
(halem.
, n. 1437
): Das si dristend in der wuchen bachen.
V. Anshelm. Berner Chron.
3, 76, 7
(halem.
, n. 1529
): Noch ein prob hat der Jaͤtzer getan, [...], namlich siner Marien dristen, [...], frech ins antlit gespuͤwt.
Argovia
9, 116, 28
(halem.
, 1530
): wann ein richter ein heißt schwygen drysten vnd einer nit schwygt: So [...].
Schmidt, Rud. v. Biberach
180, 16
(whalem.
, 1345
/60
): Dar vmbe stat hie geschriben dristunt: „kvm“.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
2, 245, 25
(whalem.
, 1484
): Da [...] sind aber gros wind komen zwuͤren oder drústund nach einandern[...].
Sappler, H. Kaufringer
12, 130
(schwäb.
, Hs. 1464
): der pfaff lag da bei der frawen | [...]. | dreistunt er der minne pflag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
289, 15
(oobd.
, 1349
/50
): die peinen ruoent in irm vaz des morgens [...], unz daz aineu under in zwir oder dreistund geprumt.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1730
(moobd.
, A. 15. Jh.
): Da wirdet got dreystunt genennet als er driualtig ist.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 10
(tir.
, 1464
): Er gaislet sich albegen treistunt in dem tag.
Piirainen, Stadtr. Sillein
124a, 22
(sslow. inseldt.
, 1378
): Eyn man mak wol seynen svn [vor gericht] auz zyhen [...] czu drystunden czu der virde muz er selber antworten.
Fischer, Brun v. Schoneb.
12239
; Strauch, Par. anime int.
129, 31
; Palm, a. a. O.
22, 18
; Dinklage, Frk. Bauernweist.
115, 37
; Keil, a. a. O.
138
; 191
; Menge, Laufenb. Reg.
237
; Rieder, Gottesfr.
47, 29
; Merz, Urk. Wildegg
13, 23
; Leisi, a. a. O.
601, 8
; Rennefahrt, Wirtsch. Bern
305, 31
; 312, 24
; Argovia
2, 131, 9
; Lemmer, Brant. Narrensch.
80, 16
; Müller, Nördl. Stadtr.
73, 23
; Leidinger, A. v. Regensb.
625, 14
; Dirr, Münchner Stadtr.
385, 27
; Hör, Urk. St. Veit
193, 21
; Kummer, Erlauer Sp.
1, 31
; Bischoff, Steir. Landr.
205
; Piirainen, a. a. O.
158a, 14
; Voc. inc. teut.
e ijv
; Rwb
2, 1104
; Schweiz. Id.
11, 1074
ff.; 14, 24
; Schwäb. Wb.
2, 364
.‒
Vgl. ferner s. v. allich
6, anschlag
2.2.
›dreimal so viel (so lang, so oft, etc.), dreimal (besser, mehr etc.)‹; bezogen auf Zahlen, Mengen, Handlungen und Eigenschaften mit steigernder Funktion; ütr. auch: ›bei weitem‹; im Rechtsbereich mit Tendenz zur Formelhaftigkeit bei Straf- und Bußfestsetzungen (meist in Verbindung mit anderen Kardinalzahlen); vgl. dazu die Belege in Schweiz. Id.
f.; 11, 1076
Rwb
; zu 2, 1104
drei
(Zahlwort) 4; anschließbar an 1.Phraseme:
dreistund drei / neun schilling
u. ä. (häufiger formelhaft bei Straf- und Bußfestsetzungen gebraucht; vgl. Schweiz. Id.
f.); 11, 1076
ob j. doch dreistund j
. (z. B. ein freiweibel
›Gerichtsdiener‹) wäre
.Bedeutungsverwandte:
dik
vierstund
dreifach
dreis
Syntagmen:
j. d. sterben, d. mer empfangen, d. als viel e. S. nemen, etw
. (Subj.) d. also lang sein, jm. d. bas stehen
; d. bas / besser / mer / furchtbarer
; in d. dreien tagen
; d. von etw
. (z. B. fleisch
).Belegblock:
Mendthal, Geom. Culm.
67, 7
(Hs. ˹preuß.
, A. 15. Jh.
˺): Dy meyster sprechen, das dy czusamenereytunge des vmmecreys keyn dem dyametro sy dristunt alzo lang vnde eyn sebentyl.
Hajek, Guͦte spise
31
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): so nim denne [...] ein wenic pfeffers, dristunt als vil kuͤmels.
Dertsch, Urk. Kaufb.
97
(schwäb.
, 1330
): ain pfaenwert wizzes brotz, dristunt oder vierstunt von flaische.
Primisser, Suchenwirt
38, 368
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Ez stúnd in sicher dristund baß.
Menge, Laufenb. Reg.
5897
; Voc. inc. teut.
e ijv
; Rwb
2, 1104
; Schweiz. Id.
11, 1075
ff.; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 43
.