dün,
Adj.
1.
›von geringer Dicke, Schichtstärke eines Materials, dünn‹; speziell auch: ›von geringem Körperumfang, schmal; schlank‹ (von Menschen u. Tieren gesagt); ›von geringer Größe‹ (von Körperteilen gesagt).Phraseme:
jm. die haut dün schlagen
›jn. zurechtweisen‹.Bedeutungsverwandte:
lang
mager
ran
schlank
schlecht
schmal
subtil
bislich
glan
klein
kurz
leicht
Gegensätze:
breit
dik
grob
kek
leibig
mastig
packet
plünsch(licht)
Syntagmen:
etw
. (z. B. ein bild, die schultern
) d. sein / werden; etw. d. machen / werkeln / breiten
(z. B. teig
) / schneiden
(z. B. die leber des hirzes
), in einen schaden
(›Wunde‹) streichen
(z. B. salbe
), etw
. (z. B. gold
) d. haben wollen
; der dünne geselle / handschu / reif / ring / rok, die dünne haut / wange / wunde / zunge, das dünne brot / buch / fel / gebein / gold / har / leder / zin, die dünnen ähern / hölzer
.Wortbildungen:
dünbauchet
dünblat
dünheit
Belegblock:
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 61, 4
(o. O. 1524
): Ein selig jar, Fuchs! woher so tünbauchet durch die hecken?
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 41, 6
(Wittenb.
1545
): Darnach sahe er [Pharao] sieben dünne vnd versengete Ehern auffgehen.
Ebd.
Jes. 40, 22
: Der [Gott] den Himel ausdehnet wie ein dünne Fell.
Hajek, Gůte spise
2
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): Ein hirzes lebern sol man [...] duͤnne schniden zvͦ schiben.
Ebd.
5a
: Man sol nemen einen teye vnd sol (den) duͤnne breiten.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
159, 3
(rhfrk.
, um 1435
): so wil ich [...] dir din hut so wol dun slagen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3502
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): ess [golt] lesst sich triben | unnd wil doch by ein ander bliben, | wy duͤnne adder lang man ess wil han.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
57, 18
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): mel [...] ist gar gut czu wirkin czu dunnem brote.
Chron. Nürnb.
2, 79, 24
(nobd.
, 1444
): Heintz [...] ist ein dünner, swartzer, gerader gesel.
Keil, Peter v. Ulm
190
(nobd.
, 1453
/4
): streich die salb in den schaden gar dun.
Rupprich, Dürer
3, 292, 165
(nobd.
, 1528
): Nymbstu jr aber, so wuͤrdet das bild an dem selben ende schmeler vnnd duͤnner.
Ebd.
172
: Doch soltu keyn ding gar zu lang, kurtz, dick, duͤnn, breyt oder schmal machen.
Bell, G. Hager
594, 2, 2
(nobd.
, 1609
): Der meister volget seinem knecht | vnd schnit einen speck din vnd schlecht.
Menge, Laufenb. Reg.
788
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Sú hant dúnne brunes hare.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 58
(Basel
1494
): Eyns dünnen rocks acht man yetz nüt.
Chron. Augsb.
2, 38, 21
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): so schoß man nur die zinnen ab, da die maur tinn ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
19, 14
(oobd.
, 1349
/50
): die schuldern sint praiteu pain dünneu dar umb, daz si daz flaisch vast halden auf den achseln.
Mell u. a., Steir. Taid.
31, 26
(m/soobd.
, 1568
): an solchem sollen zu öbrist eisene falltierl gemacht und mit dinen hülzen spändler aufgespreizt.
Stedtfeld, Roger-Glosse
58
; Pyritz, Minneburg
2444
; Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
3, 9
; Cirurgia H. Brunschwig
21ra, 19
; 21va, 5
; 33va, 35
; Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 17
; Lemmer, a. a. O.
101, 4
; Rohland, Schäden
390
; Päpke, Marienl. Wernher
5943
; Stopp, Kochbuch S. Welserin
95, 5
; Klein, Oswald
22, 77
; Bauer u. a., Kunstk. Rud.
407
; 2339
; Piirainen, Stadtr. Sillein
110b, 39
; Schmitt, Ordo rerum
648, 27
; Schöpper
114b
; Maaler
93r
; Henisch
769
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
; Dietz, Wb. Luther
1, 464
; Pfälz. Wb.
2, 623
; Schweiz. Id.
13, 271
f.; Schwäb. Wb.
2, 470
f.; Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 82
.‒
Vgl. ferner s. v. abtreiben
5, ängstlich
1, ausmagern
, ausrecken
2, 1
backe
1, balg
2, 2
parat
1.2.
›dünn, kraftlos, schwach‹ (generell von Sachen gesagt: im Einzelnen z. B.: ›wässrig‹, für eine gehaltlose Suppe; ›verdorrt‹, für eine vertrocknete Traube oder sonstige Frucht); auch: ›licht, durchscheinend‹ (von der Konsistenz eines v. a. auch flüssigen oder gasförmigen Stoffes oder Gegenstandes).Bedeutungsverwandte:
durchfertig
durchsichtig
gering
klar
liecht
schwach
wäsrig
kristallen
lauter
ler
Gegensätze:
dik
erdig
fest
recht
sat
trüb
Syntagmen:
etw. d. sein / werden
(z. B. tinte
); etw
. (z. B. schwarzes wasser
) d. machen, d. bleiben, j. etw. d. befinden, etw
. (z. B. das korn
) d. stehen
; der dünne honig, die dünne farbe / suppe / wolke, das dünne bier / gewebe / sieb
.Wortbildungen:
dünarsch
dünbier
dündrek
dünscheis
), dünnen
durchfertigen
dünscheis
auslauf
bauchflus
dündrek
durchlauf
durchflus
Belegblock:
Luther, WA
45, 645, 11
(1537
): als seyen sie allein die rechten, so da frucht tragen werden, wir aber dagegen geringe, dunne und unfruchtbar.
Ebd.
45, 645, 35
: Es tregt offt ein schwacher, dunner reben schone drawben.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 67, 2
(rib.
, 1428
): so sall man under den anderen bruͦweren, die dunnebier vur gebruwen haint, die ander dickbierbruwer ersetzen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
118, 9
(Frankf.
1535
): Der steyn Chrisolitus ist an der farb dünn vnd liecht gruͤn.
Ebd.
196, 17
: er [steyn blaefarb] ist / aber nit durchsichtig noch dünn / sunder sat.
Alberus
r ijv
(Frankf.
1540
): Depygis. i. dünnarsch.
Ebd.
Vu jvr
: duͤnn bier, Perennuis ceruisia.
Ebd.
AA ijr
: Foriu͂, duͤñdreck.
Schmitt, Ordo rerum
702, 16
(omd.
, 1457
): durchvertigen oder dünnen.
Keil, Peter v. Ulm
39
(nobd.
, 1453
/4
): wil es [swartz wasßer] zu dick werden, so nym walwurtz-wasser vnd mach es domit dynn.
Vetter, Pred. Taulers
33, 7
(els.
, E. 14. Jh.
): Dan kunt die sunne [...] und wurfet ir hitze uf dise fruht und machet sú túnne.
Päpke, Marienl. Wernher
4780
(halem.
, v. 1382
): Ain wenig melwes es zertraib | Mit wasser, das es dúnne belaib.
Schmidt, Rud. v. Biberach
154, 7
(whalem.
, 1345
/60
): des boͤsen menschen kraft wirt dv́nne vnd geminret von hvnger.
Maaler
72v
(Zürich
1561
): Blütterten / Dünndraͤck. Foria.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
103, 3
(Augsb.
1553
): So lasß das reisß vor sieden vnnd stoß mandel, mach jn mit airen tinn vnnd bachs.
Henisch
110
(Augsb.
1616
): Arme leut kochen duͤnne [...] suppen.
Ebd.
207
: Bauchfluß / außlauff / durchlauff / scheiß / duͤnnscheiß.
Ebd.
769
: Die dinten ist zu duͤnn worden / von offt eingeschuͤttem wasser.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
79, 12
(oobd.
, 1349
/50
): daz die räuch zwischen uns und den himeln mangerlai geschickt sint, dünne und dicke, klâr und trüeb, wäzzrig und erdisch.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
314
(moobd.
, A. 15. Jh.
): daz ist ain dv̈nne vnd liechte wolkchen die er [got] gemacht het ee wenn die svnnen.
Belkin u. a., a. a. O.
60, 16
; Böhme, Morg.R.
147, 11
; 157, 5
; Keil, a. a. O.
186
; Cirurgia H. Brunschwig
29vb, 7
; Rauwolf. Raiß
39, 6
; Pfeiffer, a. a. O.
464, 19
; Maaler
93r
; Henisch
769
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
; Schweiz. Id.
13, 272
ff.‒
Vgl. ferner s. v. alabander
, dunst
1.3.
›selten, wenig; schütter, spärlich, nicht dicht stehend‹ (bezogen auf die Quantität von Personen und Dingen).Phraseme:
j
. (z. B. christen
) / etw
. (z. B. dankbarkeit
) dün gesät sein
.Bedeutungsverwandte:
wenig
lützel
Gegensätze:
viel
doschet
Wortbildungen:
1
dünne
dünnigkeit
lucke
Belegblock:
Luther, WA
33, 301a
, 23 (1530
): die Aposteln seindt hinweg gegangen undt die Zahl ist dunner worden.
Ebd.
46, 707, 23
(1538
): die rechtschaffenen Christen sind duͤnne geseet.
Ders., WA Br.
6, 11, 10
(1531
): Es will hie dünne werden mit Pfarrherren.
Ders., WA Tr.
4, 354, 15
(1539
): Wenn ich hinter mich gedenke an meine Gesellen, die mit mir auferwachsen sind, so sind sie sehr dünne und schier alle hinweg.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 7
(Nürnb.
1548
): sind die Christen sehr dünn vn̄ wenig / dagegen ist des vnkrauts [...] so vil.
Maaler
93r
(Zürich
1561
): Dünne / Nit dick in einanderen / Dünnigkeit [...]. Dünne der beĩumen / wenn sy nit dick inn einanderen gesetzt sind.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
(Genf
1636
): Das korn stehet gar duͤnn.
Henisch
769
(Augsb.
1616
): Duͤnnigkeit / duͤnne / lucke / raritas [...]. Danckbarkeit ist duͤnn gesaͤet [...]. Die guten (Christen) sind duͤnn gesaͤet.
Vetter, Pred. Taulers
258, 28
; Pfälz. Wb.
2, 623
.