dün,
Adj.
1.
›von geringer Dicke, Schichtstärke eines Materials, dünn‹; speziell auch: ›von geringem Körperumfang, schmal; schlank‹ (von Menschen u. Tieren gesagt); ›von geringer Größe‹ (von Körperteilen gesagt).
Phraseme:
jm. die haut dün schlagen
›jn. zurechtweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
lang
 1,
mager
(Adj.) 1,
ran
(Adj.),
schlank
,
schlecht
,
schmal
,
subtil
 3; vgl.
bislich
,
glan
(Adj.),
klein
(Adj.) 1,
kurz
 1,
leicht
(Adj.) 1.
Gegensätze:
breit
 1,
dik
I, 1; 2; vgl.
grob
 1,
kek
 2,
leibig
 1; 2,
mastig
,
packet
,
plünsch(licht)
.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
ein bild, die schultern
)
d. sein / werden; etw. d. machen / werkeln / breiten
(z. B.
teig
) /
schneiden
(z. B.
die leber des hirzes
),
in einen schaden
(›Wunde‹)
streichen
(z. B.
salbe
),
etw
. (z. B.
gold
)
d. haben wollen
;
der dünne geselle / handschu / reif / ring / rok, die dünne haut / wange / wunde / zunge, das dünne brot / buch / fel / gebein / gold / har / leder / zin, die dünnen ähern / hölzer
.
Wortbildungen:
dünbauchet
,
dünblat
,
dünheit
(a. 1512).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 61, 4
(o. O.
1524
):
Ein selig jar, Fuchs! woher so tünbauchet durch die hecken?
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 41, 6
(
Wittenb.
1545
):
Darnach sahe er [Pharao] sieben dünne vnd versengete Ehern auffgehen.
Ebd.
Jes. 40, 22
:
Der [Gott] den Himel ausdehnet wie ein dünne Fell.
Hajek, Gůte spise
2
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Ein hirzes lebern sol man [...] duͤnne schniden zvͦ schiben.
Ebd.
5a
:
Man sol nemen einen teye vnd sol (den) duͤnne breiten.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
159, 3
(
rhfrk.
,
um 1435
):
so wil ich [...] dir din hut so wol dun slagen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3502
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ess [golt] lesst sich triben | unnd wil doch by ein ander bliben, | wy duͤnne adder lang man ess wil han.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
57, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
mel [...] ist gar gut czu wirkin czu dunnem brote.
Chron. Nürnb.
2, 79, 24
(
nobd.
,
1444
):
Heintz [...] ist ein dünner, swartzer, gerader gesel.
Keil, Peter v. Ulm
190
(
nobd.
,
1453
/
4
):
streich die salb in den schaden gar dun.
Rupprich, Dürer
3, 292, 165
(
nobd.
,
1528
):
Nymbstu jr aber, so wuͤrdet das bild an dem selben ende schmeler vnnd duͤnner.
Ebd.
172
:
Doch soltu keyn ding gar zu lang, kurtz, dick, duͤnn, breyt oder schmal machen.
Bell, G. Hager
594, 2, 2
(
nobd.
,
1609
):
Der meister volget seinem knecht | vnd schnit einen speck din vnd schlecht.
Menge, Laufenb. Reg.
788
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Sú hant dúnne brunes hare.
Lemmer, Brant. Narrensch.
19, 58
(
Basel
1494
):
Eyns dünnen rocks acht man yetz nüt.
Chron. Augsb.
2, 38, 21
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
so schoß man nur die zinnen ab, da die maur tinn ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
19, 14
(
oobd.
,
1349
/
50
):
die schuldern sint praiteu pain dünneu dar umb, daz si daz flaisch vast halden auf den achseln.
Mell u. a., Steir. Taid.
31, 26
(
m/soobd.
,
1568
):
an solchem sollen zu öbrist eisene falltierl gemacht und mit dinen hülzen spändler aufgespreizt.
Stedtfeld, Roger-Glosse
58
;
Pyritz, Minneburg
2444
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
3, 9
;
Cirurgia H. Brunschwig
21ra, 19
;
21va, 5
;
33va, 35
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 17
;
Lemmer, a. a. O.
101, 4
;
Rohland, Schäden
390
;
Päpke, Marienl. Wernher
5943
;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
95, 5
;
Klein, Oswald
22, 77
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
407
;
2339
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
110b, 39
;
Schmitt, Ordo rerum
648, 27
;
Schöpper
114b
;
Maaler
93r
;
Henisch
769
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
;
Dietz, Wb. Luther
1, 464
;
Pfälz. Wb.
2, 623
;
Schweiz. Id.
13, 271
 f.;
Schwäb. Wb.
2, 470
 f.;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 82
.
Vgl. ferner s. v.
abtreiben
 5,
ängstlich
 1,
ausmagern
,
ausrecken
 2,
1
backe
 1,
balg
 2,
2
parat
 1.
2.
›dünn, kraftlos, schwach‹ (generell von Sachen gesagt: im Einzelnen z. B.: ›wässrig‹, für eine gehaltlose Suppe; ›verdorrt‹, für eine vertrocknete Traube oder sonstige Frucht); auch: ›licht, durchscheinend‹ (von der Konsistenz eines v. a. auch flüssigen oder gasförmigen Stoffes oder Gegenstandes).
Bedeutungsverwandte:
durchfertig
,
durchsichtig
 1,
gering
(Adj.) 3,
klar
(Adj.) 1; 4,
liecht
(Adj.) 6,
schwach
,
wäsrig
; vgl.
kristallen
,
lauter
(Adj.) 1; 5,
ler
 7.
Gegensätze:
dik
I, 3,
erdig
,
fest
,
recht
(Adj.) 17,
sat
(Adj.) 5,
trüb
(Adj.) 1.
Syntagmen:
etw. d. sein / werden
(z. B.
tinte
);
etw
. (z. B.
schwarzes wasser
)
d. machen, d. bleiben, j. etw. d. befinden, etw
. (z. B.
das korn
)
d. stehen
;
der dünne honig, die dünne farbe / suppe / wolke, das dünne bier / gewebe / sieb
.
Wortbildungen:
dünarsch
(wohl Bahuvrihi-Bildung: ›Person mit unausgeprägtem Gesäß‹),
dünbier
,
dündrek
(wie
dünscheis
),
dünnen
›verdünnen‹ (dazu bdv.:
durchfertigen
),
dünscheis
›Durchfall‹ (dazu bdv.:
auslauf
 8,
bauchflus
,
dündrek
,
durchlauf
 3; vgl.
durchflus
 1).

Belegblock:

Luther, WA
45, 645, 11
(
1537
):
als seyen sie allein die rechten, so da frucht tragen werden, wir aber dagegen geringe, dunne und unfruchtbar.
Ebd.
45, 645, 35
:
Es tregt offt ein schwacher, dunner reben schone drawben.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 67, 2
(
rib.
,
1428
):
so sall man under den anderen bruͦweren, die dunnebier vur gebruwen haint, die ander dickbierbruwer ersetzen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
118, 9
(
Frankf.
1535
):
Der steyn Chrisolitus ist an der farb dünn vnd liecht gruͤn.
Ebd.
196, 17
:
er [steyn blaefarb] ist / aber nit durchsichtig noch dünn / sunder sat.
Alberus
r ijv
(
Frankf.
1540
):
Depygis. i. dünnarsch.
Ebd.
Vu jvr
:
duͤnn bier, Perennuis ceruisia.
Ebd.
AA ijr
:
Foriu͂, duͤñdreck.
Schmitt, Ordo rerum
702, 16
(
omd.
,
1457
):
durchvertigen oder dünnen.
Keil, Peter v. Ulm
39
(
nobd.
,
1453
/
4
):
wil es [swartz wasßer] zu dick werden, so nym walwurtz-wasser vnd mach es domit dynn.
Vetter, Pred. Taulers
33, 7
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dan kunt die sunne [...] und wurfet ir hitze uf dise fruht und machet sú túnne.
Päpke, Marienl. Wernher
4780
(
halem.
,
v. 1382
):
Ain wenig melwes es zertraib | Mit wasser, das es dúnne belaib.
Schmidt, Rud. v. Biberach
154, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
des boͤsen menschen kraft wirt dv́nne vnd geminret von hvnger.
Maaler
72v
(
Zürich
1561
):
Blütterten / Dünndraͤck. Foria.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
103, 3
(
Augsb.
1553
):
So lasß das reisß vor sieden vnnd stoß mandel, mach jn mit airen tinn vnnd bachs.
Henisch
110
(
Augsb.
1616
):
Arme leut kochen duͤnne [...] suppen.
Ebd.
207
:
Bauchfluß / außlauff / durchlauff / scheiß / duͤnnscheiß.
Ebd.
769
:
Die dinten ist zu duͤnn worden / von offt eingeschuͤttem wasser.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
79, 12
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz die räuch zwischen uns und den himeln mangerlai geschickt sint, dünne und dicke, klâr und trüeb, wäzzrig und erdisch.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
314
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz ist ain dv̈nne vnd liechte wolkchen die er [got] gemacht het ee wenn die svnnen.
Belkin u. a., a. a. O.
60, 16
;
Böhme, Morg.R.
147, 11
;
157, 5
;
Keil, a. a. O.
186
;
Cirurgia H. Brunschwig
29vb, 7
;
Rauwolf. Raiß
39, 6
;
Pfeiffer, a. a. O.
464, 19
;
Maaler
93r
;
Henisch
769
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
;
Schweiz. Id.
13, 272
ff.
Vgl. ferner s. v.
alabander
,
dunst
 1.
3.
›selten, wenig; schütter, spärlich, nicht dicht stehend‹ (bezogen auf die Quantität von Personen und Dingen).
Phraseme:
j
. (z. B.
christen
) /
etw
. (z. B.
dankbarkeit
)
dün gesät sein
.
Bedeutungsverwandte:
wenig
; vgl.
lützel
 3.
Gegensätze:
viel
; vgl.
doschet
.
Wortbildungen:
1
dünne
2 ›Lichte, Seltenheit‹,
dünnigkeit
›Seltenheit‹ (dazu bdv.:
lucke
).

Belegblock:

Luther, WA
33, 301a
, 23 (
1530
):
die Aposteln seindt hinweg gegangen undt die Zahl ist dunner worden.
Ebd.
46, 707, 23
(
1538
):
die rechtschaffenen Christen sind duͤnne geseet.
Ders., WA Br.
6, 11, 10
(
1531
):
Es will hie dünne werden mit Pfarrherren.
Ders., WA Tr.
4, 354, 15
(
1539
):
Wenn ich hinter mich gedenke an meine Gesellen, die mit mir auferwachsen sind, so sind sie sehr dünne und schier alle hinweg.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 7
(
Nürnb.
1548
):
sind die Christen sehr dünn vn̄ wenig / dagegen ist des vnkrauts [...] so vil.
Maaler
93r
(
Zürich
1561
):
Dünne / Nit dick in einanderen / Dünnigkeit [...]. Dünne der beĩumen / wenn sy nit dick inn einanderen gesetzt sind.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
124
(
Genf
1636
):
Das korn stehet gar duͤnn.
Henisch
769
(
Augsb.
1616
):
Duͤnnigkeit / duͤnne / lucke / raritas [...]. Danckbarkeit ist duͤnn gesaͤet [...]. Die guten (Christen) sind duͤnn gesaͤet.
Vetter, Pred. Taulers
258, 28
;
Pfälz. Wb.
2, 623
.