blat,
das
;
-tes/ter
+ Uml.
1.
›flächenförmiges, meist grün gefärbtes Organ höherer Pflanzen, Blatt‹.
Syntagmen:
b. abbrechen / abwerfen; b. fallen / verdorren; breite / dürre / frische / grüne / kleine / schöne / verdorte / weisse b
.

Belegblock:

Chron. Köln
2, 8r, 17
(
Köln
1499
):
dae noch boume noch blader […] werden off verdorren.
J. W. von Cube. Hortus
98, 22
(
Mainz
1485
):
Den safft von den blettern in die oren gelaissen do der worme dar inne.
Ebd.
119, 9
:
Disse bletter glichen vnserm ampffer krut.
Luther, Hl. Schrifft,
Sir. 14, 19
(
Wittenb.
1545
):
wie die grünen Bletter / auff einem schönen Bawm / etliche abfallen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. M.
21, 19
(
osächs.
,
1343
):
her sach einen fîgboum […] und vant nicht ûf ime nur bletere.
Schönbach, Adt. Pred.
20, 19
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
die wurcele die ist bitter und die bletere sin grun winter und sumer.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
65, 15
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Si essin nymmer ir kost wen von durren bletirn der paradischin eppil.
Harsdoerffer. Trichter
3, 151, 109
(
Nürnb.
1653
):
Die Blaͤtlein auf den Baumen sind vielen Zungen gleich.
Vetter, Pred. Taulers
33, 15
(
els.
,
14. Jh.
):
Harnoch so brichet man und bloͤsset die bletter abe.
Morrall, Mandev. Reiseb.
151, 23
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Und der böm hat bletter, die sind wol dryer schůch lang und ains brait.
Rauwolf. Raiß
9, 31
([
Lauingen
]
1582
):
wilde Rautten / ein geschlecht deß Wullkrauts mit zerthailten blettern.
Henisch
66
(
Augsb.
1616
):
Ampfer / […] von der figur der bletter / so den fußsolen gleich.
Rohland, Schäden
180
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
nim […] öppfen vnd lorbomes bletter ana glich vil.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
211v, 31
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
nim haselwurcz / zehen bletter vnd gib es im in lawen / wasser.
Warnock, Pred. Paulis
17, 53
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Wenn die sunn ufgát, so spraitet er [pluͤme] us sine pleter ze enpfachen den lieplichen schin der sunnen.
Bihlmeyer, Seuse
64, 26
(
alem.
,
14. Jh.
):
enmitten uf der hand entsprang ein schoͤne rote rose mit sinen gruͤnen bletlin.
Sudhoff, Paracelsus
10, 265, 6
(
1536
):
was das sei, das die pleter löchert und durchboret zu seiner zeit in der haselstauden.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
4a
(
Genf
1636
):
Abblaten. Blaͤtter oder Laub abplücken / abbrechen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
327, 13
(
oobd.
,
1349
/
50
):
er [paum] wirft auch sein pleter niht ab.
Eis, Gesundheitsl.
143, 21
(
oobd.
,
1520
/
30
):
Seyn bleter, yn weyn gesoten vnd eyn pflaster dar auß gemacht vnd uff die hüfften warm gelegt, benymt den smerczen der ancken.
Qu. Brassó
5, 446, 10
(
siebenb.
,
1622
):
haben die Ruppen die Kirschen-Gärten so verderbt, dass die Bem sein gestanden, als wärn sie alle derr gewesen, und kein Bled daran ist blieben.
J. W. von Cube. a. a. O.
84, 6
;
84, 24
;
87, 20
;
111, 7
;
117, 5
;
Gille u. a., M. Beheim
154, 17
;
156, 105
;
Morrall, a. a. O.
34, 14
;
46, 19
;
Rauwolf. a. a. O.
8, 12
;
8, 15
;
10, 11
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
214r, 4
;
215r, 9
;
Pfeiffer, a. a. O.
275, 12
;
275, 15
;
316, 31
;
353, 33
;
356, 21
;
386, 15
;
396, 15
;
419, 25
;
423, 34
;
Brack
d 8r
;
Schöpper
73a
;
Dasypodius
67r
;
298r
;
Serranus
38v
;
Maaler
71r
;
Mylius
E 4v
;
Hulsius
B iijr
;
Henisch
405
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
88
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 29
ff.;
Dietz, Wb. Luther
1, 312
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 635
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
42
;
Bad. Wb.
1, 250
;
Schwäb. Wb.
1, 1170
;
Schweiz. Id.
5, 179
f.;
Öst. Wb.
3, 292
f.
2.
›(gleichmäßig zugeschnittenes) Stück Papier, Papierstück, Seite eines Buches‹.
Syntagmen:
das/ein b. lesen / herausschneiden / herumtun / umkeren; auf einem b. schreiben; das b. des buches
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
96, 7
(
Mainz
1509
):
das ein yedes blat / daruff man abschrifft / copyen / acta oder register geschrieben werden sol.
Thiele, Minner. II,
31, 523
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
erkunde meisterlichen gaer | das a b c und dat eirste blat.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
23, 14
(
hess.
,
14. Jh.
):
die wile man leset vir bledere oder vunve.
Luther, WA
30, 2, 636, 21
(
1530
):
Laufft einer ytzt mit den augen durch drey, vier bletter und stost nicht ein mal an.
M. Cunitia. Ur. Prop. 
182, 4
(
Öls
1650
):
Davon findet der Leser in Tabulis RUDOLPHI am 97. u. 115. Blat.
Williams u. a., Els. Leg. aurea
233, 12
(
els.
,
1362
):
daz bůch […] zerstrowet durch die kirche ein blat von dem andern.
Vetter, Pred. Taulers
136, 6
(
els.
,
1359
):
Si singent und lesent vil buͤcher und kerent der bletter vil har und dar.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
10, 1
(
Ulm
1486
):
Die ander geschicht vacht an dem xj. blat an.
Chron. Augsb.
7, 56, 4
(
schwäb.
, zu
1548
):
dann er het ain dick, geschriben buͤch vor im, darein er stets gesehen und vil bleter herumbgethan, dieweil er gepredigt.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
126
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
ein gemaine tauel […] die da czaigt auf die czal der capitel des ganczen puches vnd nicht […] auf die czal der pletter.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
149, 28
(
1438
/
9
):
hern Jorgen Schecks brieff, der geregistriret ist uff dem dritten blate hievor.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2585
(
oobd.
,
1607
/
11
):
[ein buch] ungebunden, welchs nit gantz beysamen und herr Haiden auß bevelch I. Mt. etliche bletter davon genommen.
Bastian, Runtingerb.
2, 65, 1
(
oobd.
,
1385
):
zu den geltern, dy enhalb an dem plat stent.
M. Cunitia. a. a. O.
152, 21
;
152, 33
;
177, 17
;
177, 19
;
197, 3
;
197, 24
;
210, 37
;
216, 25
;
219, 10
;
235, 13
;
236, 14
;
239, 4
;
Heidegger. Mythoscopia
12, 23
;
42, 8
;
Bastian, a. a. O.
2, 199, 6
;
263, 18
;
302, 33
;
Diefenbach
405b
;
Maaler
71r
;
Mylius
G 4r
;
Henisch
403
;
415
.
3.
phras.:
kein blat für das maul nemen
›frei heraus reden‹;
das blat wenden
›etw. ins Gegenteil kehren‹;
das blat wendet sich
›etw. kehrt sich in sein Gegenteil, ändert sich‹.

Belegblock:

Luther, WA
32, 304, 17
(
1532
):
so sol er [prediger] auch frey reden und niemand schewen, ob er gleich mancherley leute und köpffe sihet, und kein blat furs maul nemen.
Ebd.
32, 311, 23
:
Nu keret Christus das blat umb, setzet stracks das widder spiel.
Ebd.
49, 705, 19
:
Da wendet er das blat umb.
Opel, Spittendorf
271, 22
(
osächs.
,
um 1480
):
etzliche wanthen das platt umb und wolden uff die erbietunge nicht.
Opitz. Poeterey
25, 15
(
Breslau
1624
):
wiewol er […] kein blat für das maul nimpt.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 230, 1263
(
nobd.
,
1524
):
Da sies blat fein han umb gewent | Und nach all irem willen gbogen.
Sachs
16, 255, 27
(
Nürnb.
1562
):
Deß sich die gmeyn gefrewet, hat | Daß sich das blat hett umbgewend.
Spanier, Murner. Narrenb.
11, 75
(
Straßb.
1512
):
Das blat hat sich yetz vmbgekert, | Die geistlicheit hat kriegen glert.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2283
(
schwäb.
,
1453
):
Sag an din handel und din fůg | Und leg kain blatt für dinen mund.
Ukena, Luz. Sp. 
2258
(
halem.
,
1575
):
Es dörfft sich wol an allen enden | Das blatt gantz vnd gar vmbwenden.
Turmair
4, 10, 1
(
moobd.
,
1522
/
33
):
hat im niemant kain plat für das maul dörfen nemen.
Ebd.
4, 174, 25
:
Es hat sich aber das plätl ietzo herumbkert.
4.
›Schieß-, Zielscheibe‹.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 64, 30
(
Frankf.
1550
):
Eim ungewissen Armbrustschützen stůnd er für das Blat.
Luther, WA
30, 3, 223, 2
(
1530
):
Man mus den auch einen guten schützen sein lassen, der nahe dabey odder das mehrmal yns blat scheusst.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
172
(
Bamb.
1507
):
So ein schuͤtz in einer gewoͤnlichen zilstat steet oder sitzet vnd zu dem gewoͤnlichen plat scheusset, vnd es lauffet jm einer in den schuss.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
231, 12
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
die zilstatt was frei umbgeend, gantz swartz kostlich bedeckt und silberin pletlen, darein man schoß.
5.
›Gaumen-, Halszäpfchen (im menschlichen Rachen)‹.

Belegblock:

Follan, Ortolf. Arzneib.
103, 1
(
rib.
,
1398
):
Uvula heyset daz blat, daz wert itwenne so lang vnde vellet vf de zungen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
186, 9
(
Frankf.
1535
):
Für das blat in der kelen / misch saltz mit baumöl / schmir die keel damit / vnd streich es in die keel / es hilfft.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 34
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
darzu der zungen dünnes blat den leuten zu wissen bringet ganz der leute meinung.
Haage, Hesel. Arzneib.
9r, 10
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Fur daz blat. Wemme daz blat vervellet, so soltu dem menschen helffen so.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
206r, 7
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Fúr das blatt in der kelen, so es geswollen sig / […] Nim bethanien krut.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
17, 2
(
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb haizet ez ze latein uvula, daz spricht weinper; aber die laien haizent ez daz plat und ist kain ander dinch.
Hyrtl, Anatomie.
1884, 20
.
6.
Bezeichnung für verschiedene flache Gegenstände (z. B. Münzen, Holz-, Metallplatten), Tücher, Speisen (z. B. dünn ausgerollten Teig, Blätterteig).

Belegblock:

Buch Weinsb.
1, 263, 31
(
rib.
,
um 1560
):
an der trompetten hink ein swarz zindeln blat ader fenlin, daruff stunde min wapen.
Hajek, Gůte spise
8
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
cleide daz bret mit eime blat von eyern vnd setze das verkelin dar uf, cleide ez auch mit eime blate.
Ebd.
50
:
mache ein blat von fünf eyern […] vnd lege denne daz blat zů sammene.
Reichert, Gesamtausl. Messe
33, 8
(
Nürnb.
um 1480
):
das plat, das man ueber den kelich deckt, bedeut das schweyßtuch Cristi Ihesu.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1215
(
oobd.
,
1607
/
11
):
an drey orten guldene blettlin vom leim abgesprungen.
Ebd.
1657
:
13 silberne kleine alte pfenning und 3 silberne blettlin ohne preg.
Ebd.
2447
:
Zwey kleine conterfettlein uff guldene bletlein […] von ölfarben.
Maaler
71r
.
7.
bedeutungsverwandt zu
1
karte
 2.