bevor,
bevorn
(md., seltener als erstere Form),
bevorens
(rib. belegt), Adv.
(1; 2; 5), Adj.
(3; nur prädikativ), Konj.
(4), Präp.
(1 Beleg; 4).1.
›zuvor, zu Beginn, zeitlich vor allem Weiteren‹; gehäuft als Höflichkeitsformel im Eingang von Briefen.Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 71, 23
(Bautzen
1567
): sampt meinen vnterthenigsten gehorsamsten vnd pflichtigsten diensten beuor.
Chron. Augsb.
2, 351, 22
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): Unser friuntschaft bevor Joͤrig Ploß.
Winter, Nöst. Weist.
1, 21, 27
(moobd.
, 2. H. 15. Jh.
): das ain ieder richter aus der järlichen steur pevor hat 20 ß.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
71, 13
(mslow. inseldt.
, 1602
): vorleśśt śie ihrem Sohne Pauln den dritten tail beuor.
Dietz, Wb. Luther
1, 293
; Schwäb. Wb.
1, 986
.‒
Vgl. ferner s. v. abtun
4.2.
›vor einem Bezugszeitpunkt, zuvor, vorher, früher‹.Phraseme:
hie bevor
.Bedeutungsverwandte:
bevorder
vorhin
zuvor
zuvorab
zuvoran
zuvoraus
Belegblock:
Schöpper
3a
(Dortm.
1550
): Zůuor vorhin zůuoran zůuorauß beuor zůuorab beforder.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
481
(preuß.
, 1331
): Als si inninclich bevorn | Um den armen mensch verlorn | Gebeten hatte sere.
Große, Schwabensp.
46a, 14
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): ORigenes wissagede hi bevoren von seben werleden.
Fischer, Brun v. Schoneb.
998
(md.
, Hs. um 1400
): als David hie bevore jach | in dem salmen.
Ebd.
6359
: her begunde sich sere mun, | also ich uch schreib da bevorne.
Chron. Köln
2, 62, 24
(rib.
, 1400
): in der selver zit, in den mainde bevoerentz, wart deme herzogen van Hollant vergheven.
Ebd.
107, 8
(1. H. 15. Jh.
): da bevorentz wal 3 jar waz ein pladdere zu Kollen.
Gropper. Gegenw.
16v, 5
(Köln
1556
): als da er sein Wares Fleisch zu geben beuor Verheissen / vns nu mit einer schlechter figur het absetzen vnd begaben woͤllen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
94, 8
(mslow. inseldt.
, 1610
): alß welche [fründ] śie allweil beuer śchon, [...] abgericht.
Große, a. a. O.
234a, 9
; Fischer, a. a. O.
11765
; Reissenberger Väterb.
6151
; 17106
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2896
; Gerhard, Hist. alde e
2825
.‒
Vgl. ferner s. v. algereit
1.3.
›(einer Organisation) vorgesetzt, sie leitend‹.Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
991
(preuß.
, um 1330
/40
): Darnâch der dritte meistir wart, | der hîz brûdir Herman Bart | und was dem ordin lanc bevor.
Hübner, Buch Daniel
1238
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Unde weren doch irkorn | Der stat Babylon bevorn | Wesen von des kunges hant.
Piirainen, Stadtr. Sillein
44b, 28
(sslow. inseldt.
, 1378
): Von den schephen dy der | stat bewor seynt.
4.
dient nebensatzeinleitend der Kennzeichnung der Nachzeitigkeit des Geschehens: ›bevor, ehe‹; als Präp.: ›zeitlich vor etw.‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3932
(nrddt.
, 14. Jh.
): daz ich der bin | Der durch der menschen herze sicht | Bevor er der gedanc geschicht.
Göz. Leichabd.
278, 3
(Jena
1664
): [Der Weihrauch] wird [...] von niemanden gepriesen / ehe und bevor er auf die Gluht geworfen [...] werde.
v. Birken. Erzh. Österreich
84, 15
(Nürnb.
1668
): liesse K. Rudolphus, bevor sie voneinander reiseten / die Fuͤrsten zusam͂enberuffen.
Henisch
354
(Augsb.
1616
): Beuor Winterszeiten.
5.
dient der Heraushebung von etw. aus einem allgemeinen Rahmen: ›insbesondere, speziell, vor allem, zumal‹.Bedeutungsverwandte:
besonder
fürnemlich
insonderheit
insonders
sonder
sonderlich
zuvorderst
Belegblock:
Schöpper
3a
(Dortm.
1550
): bevor [...] sonderlich zůforderst insonders in sonderheit besonderlich fuͤrnemlich sonder.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
39, 34
(osächs.
, 1542
/70
): Und bevorn auch hab ein jeder hausvater achtung auf seines gesindes [...] kleidung.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
528, 30
(nobd.
, n. 1525
): wie wir dann befor zu gott, dem allmechtigen, und zu ewer erber weyshait gut vertrawens haben.
Winter, Nöst. Weist.
1, 327, 24
(moobd.
, 1607
): Das grasen in den weingärten ist verboten, und bevor wen die weinper im reimb stehen.
Dietz, Wb. Luther
1, 293
f.