besserung,
die
;
-Ø/-e
, auch
.
1.
›Besserung, Verbesserung des Zustandes e. S. / e. P. (im Sinne von
bessern
1 sehr allgemein)‹; hieran anschließbar verschiedene schwach belegte, regional, textlich (u. ä.) eingeschränkte, im übrigen oft schwer identifizierbare Spezialisierungen, darunter:
a) ›qantitative Aufstockung, Aufbesserung, Zulage‹;
b) ›Besserung des Gesundheitszustandes e. P.‹;
c) ›moralische und religiöse Erbauung‹;
d) ›wirtschaftlicher Mehrwert, derjenige Teil des Wertes einer Inmobilie, der die erste Hypothek übersteigt‹ (dazu bdv.:
besserte
; dazu ggs.:
böserte
; zur Sache: Hrg
1, 1971, 394
);
e) ›Verbesserung der Rechtslage (insbesondere des Urteils)‹;
f) ›Beglaubigung einer Urkunde‹;
g) ›Aufwertung von etw.‹;
h) ›Anbau, bauliche Ergänzung‹;
i) ›Dünger, Stoff zur Bodenaufbesserung‹ (dazu bdv.:
bau
 5,
dung
,
1
mist
), dazu metonymisch: ›Düngung‹;
j) ›wirtschaftlicher Gewinn, Ausbeute im Bergbau‹.
Bedeutungsverwandte:
addition
,
zugabe
,
zutuung
.

Belegblock:

Schöpper
50b
(
Dortm.
1550
):
Reualescere. Wider gesunt werden genesen baß moͤgen besserung vernemen
(zu b).
Luther. Hl. Schrifft. 2. Kor.
12, 19
(
Wittenb.
1545
):
das alles geschicht / meine Liebsten / euch zur besserung
[
Mentel
:
bauung
] (zu c).
Leman, Kulm. Recht
2, 3, 139
(
Thorn
1584
):
Von der koufkamer besserunge. Hat eyn man eyne koufkamyr adir eyn andir erbe das her gekouft hat. [...]. do von her tzyns gipt. dy besserunge boben den tzyns mag her vorkoufen adir vorgeben
(zu d).
Brinkmann, Bad. Weist.
138, 13
(
rhfrk.
,
1566
):
alle dung und besserung uf die acker zu füehren
(zu i).
Ulner
268
(
Frankf.
1577
):
die Krancken hoffen besserung biß in den Todt
(zu b).
Kollnig, Weist. Schriesh.
200, 2
(
rhfrk.
,
1610
):
4 kühe, 9 schwein, so ein pfarer gemeiniglich helt und wegen besserung der äcker und wingert halten muß
(zu i).
Ebd.
261, 19
(
1642
):
Von weiberarbeiten: alß sailen, laben, heften, beßerung eintragen deß tags einer person vier pfennig
(zu i).
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 15
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
besserung von euch kunde mir nach großer missetat noch nie widerfaren
(allg.).
Küther, UB Frauensee
277, 40
(
thür.
,
1495
):
so solle der obgenante hoff [...] mit aller syner besserunge zcu unnd ingehorunge fry, ledigk [...] zcu unß unserm closter [...] gefallenn [...] seynn
(zu h).
Ebd.
402, 31
(
1531
):
hab er die ecker verkaufft Adam Treschen zu Springen, weß er besserung daran hayt und versehe, der geb sein zinß noch keyn Sehe
(zu j).
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
87, 12
(
thür.
,
1474
):
waz besserunge unde erwunnen gud ist, daz teylet man zcu gliche
(zu j).
Ebd.
169, 26
:
so ist sollich orteyl, als dy genanten Hans unde Peter Thenner durch yren vorreder zcu eyner besserunge gefunden habin, crefftiger unde bestendiger danne der schepphin orteyl
(zu e).
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
225, 19
(
osächs.
,
1523
/
4
):
und lest darnach den vorgenanten Heyntzen Teytzschern zu der pesserung, die uber sein erfordert recht an dem hause ist, pillich kommen
(zu e).
Ebd.
706, 126
:
zu besserung und sterk derselben meiner antwort auf die anderen schulde secze ich und sprech, das [...]
(zu e).
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 141, 19
(
schles.
,
1502
):
wie er [Friez Ruswürm] sich gegen sein schuldigern noch der einweisung derselben güeter gutwilliglich hab erbotten, ab sie an die pessrünge komen wolden, aber im sein geld heraus geben, so wolt er in die güeter geruglich volgen lassen
(zu j).
Chron. Nürnb.
2, 27,
Anm. 1 (
nobd.
,
1438
):
ded. 22 ℔. 4 ₰ haller, daz die pessrung der nachtwach im sterben von samßtag vor Galli untz auff den samßtag vor unser lieben frawentag vor liechtmeß gekost hat
(zu a).
Ebd.
3, 354, 23
(
1440
/
4
):
hat sein maiestat uns unser freiheit, [...] mit ettlicher beserung [...] bestetiget
(zu e).
Vetter, Pred. Taulers
308, 34
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sehent obe úwer wort sint zů den eren Gottes und uwers nehsten besserunge und úwers selbes fride
(zu c).
Welti, Urk. Rheinfelden
230, 90
(
halem.
,
1449
):
wen er die buͥnten nuͥt me wil han, so sol (er) si dem gozhus vfgeben vnd sol die besserig nuͥt verkoffen
(zu d).
Edlib. Chron.
6, 17
(
ohalem.
,
um 1500
):
dz ich zu bessrung
[›Beglaubigung‹]
disses brueffs von bet wegen der wolgebornen frow elsbett gräffin [...] min eigen insigel han lassen drucken jn dissen brieff
(zu e).
Köbler, Stattr. Fryburg
81, 7
(
Basel
1520
):
die wil ouch zů ziten den zinßherre͂ vnd schuldnern nit nutz noch fürstendig / das vil zinß vff den verschribnen vnd ingesetzten vnderpfanden zůsame͂ onbezalt ansten blyben / darzů zůbesorge͂ ist / es moͤcht etwe mit vorteil vnd behendigkeit geschehen / damit ander schultherren desterweniger vff den beßrungen bezalt wurden
(zu j).
Ebd.
106, 22
:
setzen wir / welcher dem andern etwas zů pfand verschribt / es syg vmb schulden / gülten / oder in andern sachen / der mag sin besserung wol wyter verpfenden / doch das er die ersten verpfandu͂g melde / wo er aber der ersten versatzung geschwige / das hat kein krafft.
Vetter, Schw. zu Töß
105, 13
(Hs.
15. Jh.
):
da von wir dik grosse bessrung
[›Erbauung‹]
und gůt bild nament
(zu c).
Chron. Augsb.
1, 334a
, 4 (
schwäb.
,
1442
):
ziemliche peßrung
[›Zulage‹]
und zupůß
(zu a).
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 1, 2
([
Augsb.
]
1523
):
Die Weltt sagt sy sehe kain besserung von den / die sy Lutherisch nennet
(allg.).
Rot
286
(
Augsb.
1571
):
Addition, zuthuung / zugab / besserung
(allg.).
Eschenloher. Medicus
71, 10
(
Augsb.
1678
):
Jst gar gefaͤhrlich an der Brustkranckheit ein gute Zeit kranck gelegen [...] vnd da es sich zu einer Besserung geschicket / solches fuͤrzugeben versprochen
(zu b).
Ebd.
81, 9
:
weil kein Zeichen einiger Besserung an ihme kunte verspuͤhrt werden
(zu b).
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
123, 31
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wann man wart teglich pessrung und frides
(allg.).
Koller, Reichsreg. Albr. II.
122, 29
(
1438
/
9
):
das sie mogen eyn guldenn cron furen uff dem helme zu merer czierde und besserung
[›Aufwertung‹]
irer wapen
(allg.).
Siegel u. a., Salzb. Taid.
217, 7
(
smoobd.
,
1565
):
sein bësserung
[›Anbau‹],
anlëg und verpauen, so er an daz guet gelëgt mit zimern und andern [...] hat
(zu h).
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
48, 22
(
m/soobd.
,
15. Jh.
):
wer der wär, der sich verheirat [...] ân seins herren willen [...], der wär meinem herren [...] verfallen alle die pezzerung, die er an dem guet hiet
(allg.).
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
65, 1
(
mslow. inseldt.
,
1583
):
damit der Mertl Zu śeinem weingarten, Miśt, land vnd andere peśśerung führen vnd bringen mag
(allg.; i).
Hilliger, Urb. St. Pantaleon
309, 24
;
Struck, Klöster
244, 21
;
289, 21
;
ders., Kollegiatstifte
1293, 17
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 114
;
Grosch, a. a. O.
153, 30
;
168, 1
;
237, 24
;
Kisch, a. a. O.
201, 16
;
325, 5
;
Wutke, a. a. O.
103, 2
;
Welti, a. a. O.
650, 10
;
873, 7
;
Dietz, Wb. Luther
1, 279
;
Rwb
2, 160
ff.;
Crecelius
1, 152
;
Schweiz. Id.
4, 1678
;
Schwäb. Wb.
1, 926
f.;
Öst. Wb.
2, 1127
.
2.
›Ausbesserung, Instandhaltungstätigkeit, Reparatur (an Geräten, Häusern, Wegen u. ä.)‹; als Metonymie: ›Reparaturteil‹;
zu
bessern
 3.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft. 2. Chron.
24, 13
(
Wittenb.
1545
):
die Erbeiter erbeiten das die besserung im werck zunam.
Köbler, Ref. Wormbs
87, 21
(
Worms
1499
):
so soͤllicher buwe vnd besserung one merckliche͂ vnstatten vñ vnrüge des bestenders nit moͤcht gescheen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
98, 30
(
thür.
,
1474
):
waz er an dy Huselersmoel selbist besserunge geleget hat.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
205, 16
(
nürnb.
,
1464
/
75
):
als ich dann [...] ettlich pesserung unden auf und in dem waser an den anfengen mit Kornperck stein auß gewechselt und mit eissen klamern vergossen.
Chron. Nürnb.
4, 319, 1
(
nobd.
,
15. Jh.
):
pesserung unser heuser und preugeschirr als von keßeln, vessern, kupfen.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
181, 32
(
nobd.
,
1476
):
mit besserung des pflasters und abtuung des mists.
Koller, Reichsreg. Albr. II. (
1438
/
9
):
solich zollegelt zu besserung des weges anlegen.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 3, 4851a
, 27 (
moobd.
,
1481
):
darumb sei sy noch ir man, [...], solher pesserung und pau der egenannte heuser nicht schuldig zu thun.
Boner, Urk. Brugg
8, 11
.
Vgl. ferner s. v.
abschlahung
 4.
3.
›Bewirtschaftung, Nutzung von etw.‹;
vgl.
bessern
 4.

Belegblock:

Hilliger, Urb. St. Pantaleon
308, 18
(
rib.
,
1430
):
zo underpande gesat ... dye besseronge des huys ind erfs mit alle syme zobehoere, da ynne ich allewijle woynen.
Loersch, Weist. Boppard
138, 26
(
mosfrk.
,
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
wir erkennen, daß grund und bodem den herren zustehe und die besserung den gehöbern; wan aber jemand auß den gehobern seine besserung verkaufen oder begeben will, soll er [...] den herrn die beßerung anbieten; wan sie dieselbe kaufen wollen, sollen sie daß vorthel vor anderen haben.
4.
›Förderung, Unterstützung, günstige Entwicklung von etw. (z. B. des Glaubens, einer Stadt) / jm.‹;
vgl.
bessern
 5.
Bedeutungsverwandte:
1
bewarung
 1,
erbauung
,
förderung
,
nuz
.
Gegensätze:
abbruch
 3.

Belegblock:

Luther, WA
22, 278, 27
(
1544
):
ob sie meinen, damit euch zum hoͤchsten abbruch zu thun, so fehet doch solche besserung daraus, der sie sich nicht versehen.
M. Cunitia. Ur. Prop.
148, 21
(
Öls
1650
):
Von denen Ersten dreyen / die fuͤrnemblich zu erbauung und besserung der Kunst [...] gerichtet.
Merk, Stadtr. Neuenb.
59, 41
(
nalem.
,
1442
):
si sullen solh zolle, [...], zu notdurft und pessrung der obgenanten stat Newmburg nutzen.
Koller, Ref. Siegmunds
209, 11
(
wobd.
,
1440
):
wann sie [clöster] sein dem heiligen glaüben kain fudrung noch pesßrüng.
Chron. Augsb.
1, 109, 22
(
schwäb.
, zu
1397
):
so sich ain raut erkent hett durch pessrung willen der stat, daz man pi den ungelten solt beliben.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
6, 13
(wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Da etwa ain ainfaͤltiger gotsfoͤrchtiger gantz leichtlich den rechten verstand, zu sein selbs vnd der andern besserung, von Got überkomet.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
48, 24
(
moobd.
,
1378
):
das sie die egenanten zwainzig pfunt pfenning der statt zu besserung nach irer nothdurft anlegen sullen.
Merk, a. a. O.
73, 36
;
Boos, UB Aarau
95, 2
;
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 108
;
Fuchs, Kart. Aggsbach
244, 52
.
5.
›Besserung (des Lebenswandels, der Sitten) im moralischen Sinne‹;
vgl.
bessern
 6.

Belegblock:

Luther, WA
10, 3, 241, 14
(
1522
):
So kain besserung da ist, da woͤr mit dem schwert.
Voc. inc. teut. s viv (
Speyer
um 1483
/
4
):
Pesseru͂g Melioratio [...] in morib’ Eme͂datõ.
Lemmer, Brant. Narrensch.
25, 6
(
Basel
1494
):
die / den jr boßheyt | Gott lang vff besserung vertreit | Vnd sie doch taͤglich mer vnd mer | Vff laden.
Goedeke, Fischart. Kunst
48
(
Basel
1576
):
Solch ding sind, wie man spricht, nur kitzlig; | Aber zur bessrung nicht vil nützlich.
Maaler
63r
(
Zürich
1561
):
Sein gemuͤt auff Besserung gaͤben. Recipere se ad bonam frugem.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
67, 98
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ob dem nachvolgent irrsal vnd misshallung, chrieg, versaumung guter werch vnd mer possrung der menschen dann pesserung.
Roth, E. v. Wildenberg
133, 20
(
moobd.
,
v. 1493
):
das im vil und oft von den kurfursten furgehalten, zůgeschrieben und ermont ward zů pesserung seines lebens.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
34, 9
(
mslow. inseldt.
,
1597
):
ehr
[Ehebrecher]
begehret vnnd VerśPricht buß Vnnd beßerung zuthun.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3588
.
6.
›Buße im christlichen Sinne, individuelle Wiederherstellung der durch die Sünde gestörten Beziehung zwischen Mensch und Gott im Glauben, durch Reue, durch äußere oder innere Bußübungen, infolge der Gnade Gottes; Besserung, Umkehr des Lebens in der Haltung der Buße‹; im einzelnen mit besonderer Betonung des Gedankens der Reue, der Freiheit des Menschen zur Buße oder der Gnade Gottes als Voraussetzung der Buße; die Zusammengehörigkeit von Glaube und Buße spielt in den Belegen eine periphere Rolle;
zu
bessern
 7.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Zur Sache: LThK
2, 815
ff.
Bedeutungsverwandte:
ableinung
 2,
busfertigkeit
,
1
busse
 3,
buswirkung
,
leid
(
das
) 4,
penitenzie
 1; 2,
reue
,
tugend
 1,
umkerung
.
Gegensätze:
bosheit
 1,
missetat
 2,
schuld
,
sünde
,
übel
.
Syntagmen:
b. haben wollen, dem herren b. geloben
;
in b. verwandelt werden, in b. versäumig sein, jn. / sich zu b. keren, jm. etw. zu b. kommen, das leben auf b. fristen, jn. auf b. fristen / ernären
;
b. des lebens, der sünden, verkerung
;
eigene / fleissige / unbetrogene / tägliche b.; grosheit / liebe der b
.;
gnade zur b
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
10, 25
(
1646
):
in dem er sich seines verdinstes vnd leidens tröstet von außen zu ohne alle beßerung des lebens, ohne alle vernewerung des Hertzens diß heißet Christum warlich halbieret.
Schöpper
65b
(
Dortm.
1550
):
Pœnitentia. Penitentz rew buß leid mißfal bußfertigkeit besserung vmbkerung bußwirckung.
Luther, WA
8, 546, 32
(
1521
):
do ist keyn hoffnung mehr der buß und besserung.
Ebd.
12, 514, 31
(
1523
):
gibt er durch den selben glawben besserung [...] das ganz leben durch.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
3, 14
(
hess.
,
14. Jh.
):
kummet dar ein wenig getwanges ane, alse daz recht gewiset durch bezerunge der sunden und durch behaldunge der minnen, des insollen wir nit uns so irveren daz wir flien den weg des heilgen.
Schwartzenbach E ivr (
Frankf.
1564
):
Besserung. Abtrag oder ablainung der suͤnden.
Gille u. a., M. Beheim
81, 226
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das sÿ iren syn | oder gemüt verkeren in | pesserung irem leben.
Mayer, Folz. Meisterl.
84, 60
(
nobd.
,
1517
/
8
):
Das ist vergebung aller schuld | In unser pesserungen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
107, 31
(
Nürnb.
1548
):
das leyden vnsers Herrn Christi / sol auch dise frucht in vns schaffen / das wir vnser fleisch auch creutzigen / vnd toͤdten / Das ist / das ein tegliche besserūg folgē sol.
Rieder, St. Georg. Pred.
196, 18
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so sont ir merken in vestra consciencia von wederm me bessrung kome, und sont daz tůn.
Bihlmeyer, Seuse
258, 20
(
alem.
,
14. Jh.
):
mit einem vernihtenne der werke siner eigenen besserunge, wan dú sint gezellet gegen den súnden als ein troͤphli gegen dem tieffen mer.
Ebd.
286, 7
:
herre, ich loben dich und geloben dir besserunge bis in den toͮt.
Rieder, Gottesfr.
101, 27
(
els.
,
1390
/
1402
):
daz er eine gantze unbetrogene beßerunge von uns allen haben wil.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 260, 19
(
Straßb.
1466
):
in den gerechtikeiten des fleischs: vntz zů dem zeyt der auf gelegten besserung.
Ruh, Bonaventura
351, 26
(
orhein.
,
um 1480
):
Ach got, wo har komet vns stroff vnd beßserung solicher verblendeten verkerung? On fellen, so wúrt semlichs in vns nit funden, es werd vns denn mitteilet von dinen miltten goben.
Ebd.
325, 19
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
solt dü achperlich gedencken, ob du versoͤmig gewesen pist in rüwe, in widerstän, in pesserung; wann es sol ain ietlicher mit oberstem fleis pewainen die vergangen schuld, verstossen bekorung des teuffels, wachsen von tugent zu tugent.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
117, 20
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
denn das mit seinr hilf vnd dinst die poͤsen menschen wern pechert vnd verwandelt in pesserung, vnd das aus den sůn des tewfels werden sůn gots.
Reissenberger, Väterb.
522
;
3150
;
38241
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 209, 8
;
Rieder, St. Georg. Pred.
195, 28
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
86, 53
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 72
;
11, 94
;
Bauer, Imitatio Haller
103, 4
.
7.
›Ersatzleistung, Gegenleistung, Buße, Genugtuung, Enschädigung, Vergeltung, Sühneleistung, jeweils sowohl als Handlung wie (metonymisch) als geleisteter Betrag, Ersatz (usw.)‹; im Vergleich zu 8 tritt der Strafaspekt gegenüber dem Wiedergutmachungsaspekt zurück; die Ersatzleistung steht oft in Relation zum Schaden;
vgl.
bessern
 9.
Bedeutungsverwandte:
1
busse
 2,
ersatzung
,
erstattung
,
genugtuung
,
teiding
,
ursaz
,
verantwortung
.
Syntagmen:
(die) b. geren / machen / ordnen / setzen / geben / leisten / tun / empfangen / haben, jm. die b. verbürgen
;
b. jm. gehören
;
der b. geschweigen, jm. der b. schuldig sein
;
nach b. stehen, jn. um b. anlangen, (jm.) etw. zu (einer) b. geben / stiften
;
b. der ungetat / wunde
;
b. für den schaden, b. um feindschaft / totschlag / wunden
;
grosse b
.

Belegblock:

Herborn u. a., Rechn. Jülich
46, 2
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
doe he mit myne(n) lieve(n) h(er)n dadingde(n) ind bess(er)unge dede vandem doitslaige.
Chron. Köln
1, 2751
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Here sait wat uch sy misdain; | laist vns na besseringen stain.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 203, 33
(
rib.
,
1400-45
):
sower ein metz zoege up den anderen [...], der gilt vunf m. zo boessen und sall dairzo besseronge (doin).
Ebd.
2, 574, 32
(
1487
):
vur minen schaden geburliche besserunge zo doin.
Köbler, Ref. Wormbs
349, 30
(
Worms
1499
):
so er nit bewyst dem beclagte͂ vmb solich schuldigung besserung vnd erstattung thůn woͤll.
Behrend, Magd. Fragen
187, 30
(
omd.
,
um 1400
):
Von vorderunge eynis totslagis, wer dy besserunge sal habin.
Ermisch, Freib. Stadtr.
112, 32
(
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Swo ein man deme anderen schuldic ist gelubde von bergen an einer bezzerunge umme totslege oder umme wunden unde wil im daz nicht leisten.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
418, 7
(
osächs.
,
1523
/
4
):
Der todschlag wart dem vater versunet und verpessert mit gelde, und die pesserunge wart dem vater auch vergewist und verpurgt.
Asmussen, Buch d.
7
Grade 715 (
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
ich geswige der peßerunge, der wir | alle samt sin schuldig dir [herre].
Chron. Nürnb.
1, 347, 9
(
nobd.
,
um 1420
):
zu einer pesserung da stiftet er das closter zu Furstenfelt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 357, 5
(
Straßb.
1466
):
do sy hetten entpfangen die besserung
[Var. um 1475
2
; 1577:
genůgthůnung
;
Eck
:
antwurt
; Luther
1545
:
verantwortung
]
von iason vnd von den andern sy liessen sy.
Cirurgia H. Brunschwig
16
vb, 26 (
Straßb.
[
1497
]):
Dz im d’ selbig der im den schade͂ thõ hat dester me gelt vñ bůß vnnd besseru͂g thõ solt.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
59, 18
(
halem.
,
1349
):
och wir [...] vollen gewalt gâben dem râte von Berne, ein besserunge [...] ze setzenne u̇ber u̇nser lip und gůt, dar umbe daz die burgere von Berne kosten und arbeit gehabet hatten.
Rennefahrt, Statut. Saanen
49, 8
(
halem.
,
1429
):
wand aber der ietzgemeldette herr graff Anthoni [...] begeret hat ein bessrung und ursatz ime zetůnd an der muͥntz.
Müller, Stadtr. Ravensb.
77, 4
(
oschwäb.
,
um 1326-30
):
swer [...] in husot ald hovot, der můz die besserunge gen, die ene verschult het.
Chron. Augsb.
3, 153, 12
(
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
und zů pesserung můßt der von Görtz dem kaiser 12 sloß und das land [...] geben.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
12, 43
(
moobd.
,
1305
):
swer umb swelch sache in di eht chumt und dar auz chomen wil mit recht und wil auch dem chlager vor dem gericht schuldig und wirde bezrung tun und widert er daz, dierre sol billeich ledich sein.
Bastian u. a., Regensb. UB
214, 10
(
oobd.
,
1361
):
Ez sol ouch nieman umb wunden noch umb veintschaft und umb zerednuͤzze dehein pezzrum tun mit chirtzen noch mit messe fruͤmen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
266, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wie dürt ir han den dürsten, | das ir geruechet pessrung von mir geren.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
525, 14
(
m/soobd.
,
1289
):
so ein man erslagen wirt [...] auf meines herrn aigen, die pesserung gehöret meinem herrn an.
Rössler, Stadtr. Brünn
179, 35
(
mähr. inseldt.
,
14. Jh.
):
quod pecunia, quae in compositione homicidii vel alterius casus, qui vulgariter „pesserung“ dicitur, dari debet.
Ebd.
403, 37
:
wil er aber nicht, so schol er daz selb tier dem gelaidigten menschen czu pesserung geben.
Piirainen, Stadtr. Sillein
41a
, 29 (
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von der wunden bezzerung vnd ir wergelt.
Chron. Köln
2, 128, 25
;
Chron. Nürnb.
3, 274, 10
;
Roder, Stadtr. Villingen
108, 11
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
189, 25
;
Lampel, Qu. Wien
1, 8, 346, 22
;
Dirr, Münchner Stadtr.
49, 2
;
Rot
301
.
8.
›Strafe, jm. infolge eines Verstoßes auferlegte körperliche Peinigung (oft in Relation zum Verstoß), finanzielle Abgabe, Buße, Verbannung, o. ä‹; im Unterschied zu 7 überwiegt dabei der Vergeltungsgedanke denjenigen der Entschädigung;
vgl.
bessern
 8.
Vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
pen
 2,
1
busse
 2,
einung
I, 2b,
frevel
,
strafe
,
wandel
,
zucht
,
züchtigung
.
Syntagmen:
die b. aufsetzen / volfüren / leiden / nemen, die b. unter die ratherren teilen, b. mit etw
. (z. B.
mit 36 schillingen
)
tun
;
b
. (Subj.)
von jm. fallen, die b. der herschaft sein, an dem rat stehen
;
der b. gehorsam sein
;
in js., der stat / herschaft b. sein / stehen, jm. die hand zu b. abschlagen, (jm.) etw
. (z. B.
5 pfund
)
zu b. verfallen sein, tod zu b. genügen
;
bei b. dreier pfund
;
schwerliche b
.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht
2, 9
(
Thorn
1584
):
Ab scheffil adir metzin tzu kleyne syn. [...]. dy mussen sy wol vol vordirn noch der stat wylkore. adir besserunge tun myt sechs vnde dryssig schillyngen.
Schwartzenbach
78r
(
Frankf.
1564
):
Straff. Zucht. Rach. Besserung. Zuͤchtigung.
Roder, Stadtr. Villingen
109, 11
(
önalem.
,
1508
):
söllen alle die, [...], zů den offen gerichten, [...], komen [...] bi ainer peen und besserung drier pfundt haller.
Boos, UB Aarau
12, 37
(
halem.
,
1283
):
swer under in ir einen mit gewafender hant wundet, der sol viunf phunt geben, ald man sol im die hant abe slahen zů beszerunge.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
269, 27
(
halem.
,
1387
):
der sol fuͥnff phund ze besserung vervallen sin dem herren.
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 749, 21
(
alem.
,
1394
):
Alle fraͤvel bůssen und bessrung sint der herrsch(afft), ân allain die klainen fraͤfel [...]. Die selben sint ains schulth(eissen).
Müller, Nördl. Stadtr.
21, 30
(
schwäb.
,
1348
/
50
):
so er von der not kůmt, da nauch sol er dann die besserunc volfuͤren unverzogenlichen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
10, 26
(
moobd.
,
1305
):
swer wizzichleich ein manslacht beget und [...] enthaupt wirt, des tod sol genugen zu bezrung noch sol der richter nemen van allem sinem gut dehainer slacht wandel.
Dirr, Münchner Stadtr.
410, 18
(
moobd.
,
um 1365
):
der hat sein ampt verloren und dez selben pezzrung stet dannoch an dem rat.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
12, 23
(
moobd.
,
1428
):
wer die gehaimb auß dem rhat sagt, der ist schwerlich in vnser besserung.
Leidinger, V. Arnpeck
566, 9
(
moobd.
,
v. 1495
):
wär aber, das er der selben pesserung nit wolt gehorsam sein, so sollen sy in nach geistlich ordnung darzu halten, das di pesserung von im gevall.
Winter, Nöst. Weist.
1, 97, 19
(
moobd.
,
1520
):
Welcher der wär der tronusch hie ab der freiung thet, derselb hat di freiung zerbrochen und ist in meins herrn pesserung.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
71, 29
(
m/soobd.
,
16. Jh.
):
di stend in der herrschaft straff und pessrung mit leib und mit guet.
Leman, a. a. O.
1, 13
;
Chron. Mainz
1, 18, 14
;
30, 6
;
Chron. Strassb.
123, 28
;
763, 11
;
976, 4
;
983, 19
;
Rapp, UB Stuttg.
74, 23
;
Chron. Augsb.
1, 145, 34
;
Dirr, a. a. O.
89, 12
;
Mell u. a., Steir. Taid.
97, 12
;
Rwb
2, 162
;
Öst. Wb.
2, 1128
.