besehen,
V., unr. abl.;
1-6 mit sinnlicher Komponente, 7-10 eher ütr. auf Gedanken- und Willensplanung; innerhalb des Blockes 1-6 ist 2 resultativ zu 1 zu lesen, 2-6 können als Synekdoche zu 1 aufgefaßt werden.1.
›jn. / etw. sehen, optisch wahrnehmen; jn. / etw. gezielt, auf einen Zweck hin ansehen, anschauen, betrachten; sich umsehen‹.Bedeutungsverwandte:
begucken
beschauen
besichtigen
erspähen
lugen
sehen
Syntagmen:
jn.
(z. B. den vater / messiam, das kind, die gäste
) / etw.
(z. B. den schaz, das fingerlein / grab / ros / werk, die gegend / welt
) b., sich in einem spiegel, in einem brunnen b., sich wo b.; an jm. b., ob [...]; auf jn. b
.Wortbildungen:
besehenswert
besehung
Belegblock:
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn
338, 37
(Wolfenb.
1594
): Das sich der junge Herr in der Welt etwas besehe, ist kein vnebener weg.
Schöpper
30b
(Dortm.
1550
): Contemplari. Besehen beschauwen besichtigen bekucken.
Luther, WA
17, 2, 333, 34
(1523
): besehet under euch sieben menner, die da beruͤmpt sind.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Kön. 14, 8
(Wittenb.
1545
): Kom her | las uns mit einander besehen
(›ins Antlitz sehen zur Messung der Kräfte‹).
Ebd.
Mt. 28, 1
(Wittenb.
1545
): kam Maria Magdalena [...] das Grab zu besehen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
110, 2088
(Magdeb.
1608
): So bald man abr hinein wil gehen | Sich nur ein wenig da besehen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
144, 3
(rhfrk.
, um 1435
): Der konnig nam das kint jn sin arme / vnd besach es hin vnd her vnd gesach das rode crutze.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 66, 154
(Frankf.
1557
): Dem Wiert war zu den dingen gach, | Lieff zu, und diese ding besach.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
9, 11
(thür.
, 1421
): [got] besah do alle seyne wergk die her gemachet hatte.
Ebd.
19, 12
: seyn sson [...] vant seynen vater schemelichen bloss legin unde besach on unde lachte seyn.
Ebd.
36, 20
: Do liffen die von Troyan uss unde besohin das ross.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk.
6, 38
(osächs.
, 1343
): Wî vile brôt habit ir? gêt und beseht
[
sehetLuther
1545: ]
iz! Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 71, 6
(Bautzen
1567
): sie kamen mit eil, | Gen Bethlehem zu bsehen, | Messiam.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
602, 14
(nobd.
, um 1525
): sy wollen bald besehen, was die von Rotenburg tun.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
210, 35
(Nürnb.
1548
): wenn du die welt [...] auff allen seyten besehen hast | wie heist das ende dauõ?
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 2, 18
(Straßb.
1524
): als ein spiegel in dem sich taͤglich jung vnd alt besehen solle͂.
Roloff, Brant. Tsp.
267
(Straßb.
1554
): Nun besieh mich [Warheit] und beschaw mich frey | Wie hupsche ich doch gemustert sey.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
41, 7
(Straßb.
1650
): besihet sich selbst hinden und fornen, ob er sich noch kenne?
Sudhoff, Paracelsus
9, 177, 18
(1531
/5
): nicht alein den augen ist das besehen befolen sonder auch das empfinden.
Maaler
59v
(Zürich
1561
): Besaͣhens waͣrt | das man saͣhen sol. Visendus.
Henisch
311
(Augsb.
1616
): Ei lieber auff dich erst besich | Demnach lob oder schelte mich.
McClean, Havich
184
(moobd.
, Hs. 15. Jh.
): ich müs pey namen an in pesechen | ob sy icht rew ïr missetat.
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
41, 23
; Thiele, Minner. II,
30, 80
; Karnein, Salm. u. Morolf
80, 25
; Sievers, Oxf. Benedictinerr.
23, 28
; Froning, Alsf. Passionssp.
2017
; Hübner, Buch Daniel
7082
; Feudel, Evangelistar
59, 21
; Ermisch, Freib. Stadtr.
272, 7
; Rieder, St. Georg. Pred.
58, 31
; Roloff, a. a. O.
1349
; Klein, Oswald
18, 83
; Munz, Füetrer. Persibein
435, 5
; Ulner
367
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 285
; Dietz, Wb. Luther
1, 274
.2.
›etw. erblicken, erkennen, ersehen; etw. einsehen; etw. feststellen; prüfend nachschauen, ob [...]; sich nach jm. umsehen‹; resultativ zu 1.Phraseme:
besich ein abgang
›stellt man eine Lücke (in der Besetzung von etw.) fest‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
13698
(nrddt.
, 14. Jh.
): Wen geschoz die man vor besiet, | Schaden minner an der geschicht | Dan jene die man besiet nicht.
Chron. Magdeb.
2, 169, 1
(nrddt.
, Hs. 1601
): alß nun von etzlichen der Jhren besehen wahr, das [...].
Beckers, Bauernpr.
58, 11
(Köln
1515
/18
): Wylt yr wissen off idt in ey͂ ygliche͂ maent schoy͂ wedd’ sy ad’ regen werdt. So besye in welcher ur eyn neuwer maen wyrt.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 90, 181
(Frankf.
1557
): zeit, | Die sich jetzt wunderlich begeit, | Wie jetzt an mir ist zu besehen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1014
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): das elffenbein had di nature | das ess der hitze widdir stet, | sine gerechticheit man also besehet: [...].
Küther, UB Frauensee
231, 38
(thür.
, 1460
): als menche phert adder noß fonden adder besehen worde.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
503, 25
(els.
, 1362
): daz sant Dominicus zů ime ging vnd wolte besehen wer der brůder were.
Lauater. Gespaͤnste
31v, 4
(Zürich
1578
): soͤlle man etlich ordnen die vff das gweld gangind vnd bsaͤhind ob auch ein gespaͤnst erschyne.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
48, 6
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): ist er ganngen zw besehen umb ain chindt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
187, 40
(m/soobd.
, 17. Jh.
): besich ein abgang, so ist der nach befintende gesambt rath verpunten solchen [...] zu ersezen.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 12
; M. Cunitia. Ur. Prop.
188, 2
; Williams u. a., a. a. O.
411, 19
.3.
›jn. / etw. kontrollieren, untersuchen, etw. begutachten, prüfen, in Augenschein nehmen, obrigkeitlich besichtigen‹; von sehr unterschiedlichen Bezugsgrößen und unterschiedlichen Zwecken gesagt, oft von gewerblichen Waren.Syntagmen:
jn.
(z. B. den knecht
) b., etw.
(z. B. den acker / angus / bach / fisch / garten, die arbeit / feuerstat / grenze / lere / mas / mole / wunde, das brot / ende / vieh / fleisch / gut / salz / wasser / werk / zimmer, die pfennige
) b., jm. den harn b.; b., das [...] / ob [...] / wie [...]
.Wortbildungen:
besehemütte
mütte
›Scheffel‹, nhd. Mütt
: Lexer
; 1, 2260
Dwb
), 6, 2803
besehung
Belegblock:
Luther, WA
48, 261, 1
(1547
): Dis buchlin ist durch die verordenten zu Wittemberg besehen, vnd zu drucken zugelassen.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
257, 23
(preuß.
, 1411
): als her das selbe czymmer besach.
Ebd.
281, 34
(preuß.
, 1412
): den her in das Swecissche gebyte off das ysenwerk czu besehen gesant hatte.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 102, 20
(rib.
, 1454
): dat die meistere des amptz dat werk ind die stucke besien moigen na luide irs amptzbriefs.
Ebd.
2, 533, 31
(1505
): der sall doch sulchen vische buissen erleufnisse ind besiehunge der burgermeistere, [...] ind gaffelmeistere zerzit niet uisschudden.
Chron. Köln
2, 555, 26
(Köln
1499
): dae si zo Bonne kommen waren ind hadden irre herberge beslagen, do lies der buschof besien wer si weren.
Struck, Cist. Marienst.
1175
(mosfrk.
, 1472
): han wir besein unß wyngart(en) in Hoenynger marck.
Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 385, 2
(md.
, 1478
): so ist verluwen das vertel zehendens Nedernrosphe dem snider umbe 14 motte korns mid dem besehe motte unde 13 motte habern. [...] Item hait Heynckel gepoichtet umbe 12 motte korns unde 1 besehe motte.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. I,
20, 37
(hess.
, 1355
): sullen die burgermeistere zwene kysen, die je in der wachen eynen tag adir me das brod besehen.
Behrend, Magd. Fragen
41, 6
(omd.
, um 1400
): Der richter der mag totslege unde wunden wol besehen.
Opel, Spittendorf
104, 26
(osächs.
, um 1480
): dasz yr bornmeister und scheppen im tale das saltz in langen jaren nicht besehen nach gemesszen habt.
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 5, 32
([Erfurt
1522
]): Man besach die leer Christi [...] ob einn nyd darin gespurdt werd.
Ermisch, Freib. Stadtr.
153, 23
(osächs.
, Hs. v. 1325
): di mugen ouch boten biten zu den wunden unde lazen si besehn unde besagen unde bewaren daz mit urteile.
Ebd.
229, 26
: daz der munzmeister [...] will besehen der lute pfenninge.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
1, 10
(thür.
, 1474
): Hat Osanna [...] vor den fromen frouwen, dy sy besehen habin, [...] bekant, daz sy swer gehe met eyme kinde.
Ebd.
252, 2
: daz dye genanten cleger sollich fyhe von ersten besehen habin.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
95, 31
(nobd.
, 1387
): daz man dyͤ visch besehen muͤste von not, ob man dorane zwifelt, daz sy nicht rein weren.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
99, 36
(nobd.
, 15. Jh.
): vier menner. Die sollen den hewtzende besehen und erkennen, ob er gerecht sey.
Cirurgia H. Brunschwig
16vb
(Straßb.
[1497
]): In kurtzen tagen besah ich die wunde͂ aber.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 8, 5
(Straßb.
um 1514
): So magstu dir den harn lassen bsehen | Durch ein filtzhůt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
55, 2
(Basel
1494
): Wer eym dottkrancken bsycht den harrn | Und spricht / wart / biß ich
[...].
Fuchs, Murner. Geuchmat
3210
(Basel
1519
): Das sich ein gouch můß bsehen lon, | Das solt ir uff den synn verston!
Maaler
59v
(Zürich
1561
): ein ding auff das aller fleyssigest und ernstlichest Besaͤhen.
Löffler, Columella/Österreicher
2, 209, 17
(schwäb.
, 1491
): soll
[...]
die ysinen werck geschir zwirod in dem monet erschetzt und besenhen werden. Chron. Augsb.
2, 25, 9
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): der wolt außreiten zu seinen guetern und wolt die besehen.
Niewöhner, Teichner
301, 28
(Hs. moobd.
, 1360
/ 70
): wer sein chnecht also besicht, | er chumpt sein auch an puez nicht hin.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
63, 37
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): wer sein anruͤrung vom anevang nicht mag derchennen, der pesech das end.
Weber, Füetrer. Poyt.
182, 5
(moobd.
, 1478
/84
): [die küniginne] dick selb si zw im ging, | pesach, wie man mit erzteney sein pflege.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
32
(mslow. inseldt.
, 1337
): soll d(er) pergkmaister alle tag in den Vnthern stolln einfaren, vnnd die arbaÿt darinnen besehen.
Chron. Köln
1, 904
; Kollnig, Weist. Schriesh.
101, 27
; Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 24, 25
; Dinklage, a. a. O.
100, 22
; Hoffmann, a. a. O.
83, 8
; Koller, Ref. Siegmunds
272, 16
; Dirr, Münchner Stadtr.
573, 26
; Primisser, Suchenwirt
22, 123
; Hohmann, a. a. O.
77, 100
; Zingerle, Inventare
120a, 10
; 187a, 25
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
114, 40
; Piirainen, Igl. Bergr.
25b, 13
; Rechn. Kronstadt
3, 126, 1
; Henisch
311
; Schweiz. Id.
7, 580
.‒
Vgl. ferner s. v. akzisemeister
, almendsgebüttel
, altsessen
, angus
.4.
›(einen Text) lesen, anschauen; sich (einen Textinhalt) ansehen, anschauen‹.Wortbildungen:
besehung
Belegblock:
Chron. Köln
2, 12r, 13
(Köln
1499
): Besich hye vur vp de͂. xvj. blade die oirsache wairumb die synt / floit geschach.
Allg. Schau-Buͤhne
52, 17
(Frankf.
1699
): Ein mehrers hievon besihe unten bey des Gallilæi Condemnation.
M. Cunitia. Ur. Prop.
228, 20
(Öls
1650
): davon besehe man den text in RUDOLPHINIS | am 53 und folgenden Blaͤttern.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
82, 16
(nobd.
, 1412
): zu einem gezugnisse unde warn urkunde diser besehung unde lesung als vorgeschriben stet, so haben wir [...] des geistlichen gerihts insigel [...] an disen brif gehangen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
80, 16
(Basel
1494
): das er zaͤr an der naͤh | Vnd drystunt vor die brieff besaͤh.
Chron. Augsb.
8, 127, 12
(schwäb.
, zu 1561
): haben etliche zwinglianische predicanten [..] disputiert. besiche hierüber die ausgangne acta.
M. Cunitia. a. a. O.
190, 10
; 204, 16
; 205, 7
; Dietz, Wb. Luther
1, 275
.5.
›jn. besuchen; jn. mit Heeresmacht aufsuchen, anfallen, jn. heimsuchen‹.Wortbildungen:
besehung
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Apg. 7, 23
(Wittenb.
1545
): DA er aber vierzig jar alt ward / gedacht er / zubesehen seine Brüder.
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
50, 18
(preuß.
, M. 14. Jh.
): sich, ich wil besen
[
heimsuchenLuther
1545: ]
den konig von Babylonien und syn lant. Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luk.
1, 68
(osächs.
, 1343
): Gebenedîget sî got der herre Israêl, wan her hât besehin
[
heimgesůchtMentel
;
besuchtLuther
1545: ]
und gemachit eine irlôsunge sînes volkis. Adrian, Saelden Hort
1099
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): wannan ist daz komen mir,
[...] |
daz mich mines herren můter besehen hat [
zu mir komptLuther
1545: ]
in miner not? Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 424, 25
(halem.
, 1508
/16
): won ir lüzel was und zů dem dikeren mal von der figiden wurdend besehen und angeriten.
Bachmann, Haimonsk.
37, 26
(halem.
, 1530
): Zuo wiennecht und ostern sol man sin guotten frŭnd kommen besächen und fröud mit im haben.
Maaler
59v
(Zürich
1561
): Besich vns etwan daheimen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
93, 42
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): daz wir icht, daz do gots ist, vns geben vnd zuͤaignen, vnd daz wir wënen, die troͤstung vnd pesechung [visitatio] gots vnser gedencken sein.
Knape, Messerschmidt. Bris.
26, 40
; Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 17
.6.
›etw. auskundschaften, erforschen‹.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 42, 12
(Wittenb.
1545
): jr seid komen zu besehen
[
merckenMentel
]
/ wo das Land offen ist. Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
19992
(preuß.
, um 1330
/40
): er sante einin botin, | der ebbin dort besêge | der burcluite gelêge.
Ralegh. America
20, 26
(Frankf.
1599
): wolte unser Indianischer Pilot Ferdinando in ein Dorff gehen / Obs zu holen / [...] / auch daß er das Landt besehe.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
30, 4
(thür.
, 1421
): wie das fremde geste yn seyn landt komen weren [...], die sein lant besehin unde vorspehin wolden.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
82, 5
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): die feind zu besehenn; dodurch man jre macht [...] mog herfinden.
Primisser, Suchenwirt
18, 231
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Schikcht dem degen auzerchorn | Achtzig glaͤfen stoltzer helt, | Di er dar tzu het auzerwelt, | Daz er daz her besaͤhe.
Luther, WA
28, 514, 18
.7.
›etw. gedanklich betrachten, abwägen, erwägen; sich selbst zum Gegenstand des Nachdenkens, kritischer Reflexion machen‹, im Unterschied zu 1 nicht sinnlich gemeint.Phraseme:
etw. beim liechte besehen
.Bedeutungsverwandte:
bedenken
besinnen
betrachten
ermessen
erwägen
Wortbildungen:
beseher
beseherin
besehnis
versuchnis
Belegblock:
Luther, WA
37, 48, 23
(1533
): wenn mans beim liecht besihet, so sinds doch nicht anders denn solche leute, die [...].
Ulner
57
(Frankf.
1577
): Bedencken. Ermessen / betrachten / zu gemuͤht nemmen [...] besehen / zu hertzen fuͤhren [...] besinnen.
Sachs
17, 482, 23
(Nürnb.
1563
): wenn mans recht beym liecht besieht, | So helts kein stich und ist entwicht.
Rieder, St. Georg. Pred.
65, 29
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): so der mentsch sin hertze und sin leben und alle sin sinne besiht und an den kain misswenden vindet.
Vetter, Pred. Taulers
17, 19
(els.
, E. 14. Jh.
): nút enbetrúg dich selber, besich vil ebene wie es mit dir ste.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 13, 7
(Straßb.
1466
): das wir werden besechen vnd contemplieren gotes wuniclich.
Maaler
59v
(Zürich
1561
): Besaͤher (der) Contemplator. Besaͤherin (die) Contemplatrix.
Heidegger. Mythoscopia
60, 18
(Zürich
1698
): Wenn man nun alle dise sachen bey dem Liecht besihet.
Andreae. Ber. Nachtmal
55v, 11
([Augsb.
] 1557
): Dañ so man es aigentlich besicht / so finden sich dise stuck alle / [...] / bey dem hayligen Nachtmal.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
99, 24
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): pesecht vnd pewert dew gaist, ob sew sein aus got.
Ebd.
105, 23
: daz ist aine statew vnd gerechte wesechnuͤss vnd versuͤchenüss seinr gewissen von den sunten.
‒
Vgl. ferner s. v. bart
2.8.
›etw. planen, beabsichtigen, vorhaben‹.Belegblock:
Fischer, Eunuchus d. Terenz
71, 5
(Ulm
1486
): Ich besich da her, das ich wann es zeit sei hin für.
9.
›sorgsam auf etw. achten; zusehen, besorgen, daß etw. geschieht, für etw. sorgen; jn. versorgen, pflegen, jm. aufwarten‹.Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
2, 141, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): ,Si hâte‘ wîslîche ,besehen die stîge irs hûses‘.
Chron. Köln
1, 2682
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): moicht eme ouch eman dat besein, | dat eme syn wille moicht geschein.
Ebd.
1, 2831
: Er greue dat’z mir ein michel schade, | men besey we men myr den bestaide!
Ebd.
2, 101, 7
: doi schikden aber der raet van Kolen zu dem konink, umb zu besehen den unwillen nider zu legen.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 7, 5
(Wittenb.
1545
): Zeuch am ersten den Balcken aus deinem auge / Darnach besihe / wie du den Splitter aus deines Bruders auge ziehest.
Chron. Nürnb.
1, 52, 2
(nobd.
, um 1400
): und im auch vil potschaft getan heten, daz er zu dem reich pas besechen solt.
Thiele, Minner. II,
6, 36
(nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
): mir ryt myn hercz, ich solt besechen | ob ich yemant da fund | der mich gewisen kuͤnd | wie ich wider quem zuland.
Warnock, Pred. Paulis
24, 78
(önalem.
, 1490
/4
): Er solt besechen, wer nach im sin rich regerte.
Chron. Augsb.
2, 129, 6
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): ich will besehen, ob ich müg ainen pfaffen haben, der mir zu schreiben geb.
Ebd.
7, 244, 13
(schwäb.
, um 1551
): er solt besehen, daß er selbs, der kaiser, nit in Teutschland sterbe.
Chron. baier. Städte. Regensb.
240, 23
(moobd.
, 1554
): ging des Pettr Stadlers schwestertochter mit einem meidlein, [...], hinaus, besach ein peurin in 6 wochen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
305, 35
(m/soobd.
, 15. Jh.
): er soll auch besechen das kain kolrecht, holzschlachen [...] an walden und güetern geschech.
Mollay, H. Kottanerin
15, 19
(moobd.
, 1439
/40
): fraw, besecht, daz wıͤr Liecht haben.
Quint, a. a. O.
2, 146, 3
; Opel, Spittendorf
16, 29
; Chron. Mainz
1, 366, 25
; Sexauer, Schrr. in Kart.
234, 22
; Chron. Augsb.
3, 228, 14
; 7, 181, 4
.10.
›etw. besitzen, bewohnen‹.Belegblock:
Leman, Kulm. Recht
2, 4, 45
(Thorn
1584
): so mag sy dennoch vrist haben vor sich tzu besehene vnd tzu besitzene in des mannes gute.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
7, 11
(thür.
, 1421
): unde alsso Eva alleyne besach das paradiss.