1
beschweren,V.;
vereinzelt mit Rückuml.; zu
mhd.
beswæren
›drücken‹
(Lexer
).1, 232
1.
›jn. / etw. mit einer konkreten Last beschweren, jn. / etw. konkret mit etw. belasten, abdecken‹; spezialisiert und subst. auch: ›Schwangerschaftsgravamina‹; vereinzelt: ›belastend auf etw. ruhen, liegen‹; mehrfach bildlich; als part. Adj. beschwert
1 ›belastet‹; daraus abgeleitet auch: körperlich schwach, krank
.Bedeutungsverwandte:
belästigen
verschütten
Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
7274
(Magdeb.
1608
): Des Tods kont er
[eine Maus]
sich nicht erwehren / | Die nassen Haar jhn gar beschweren. Feudel, Evangelistar
115, 24
(omd.
, M. 14. Jh.
): we uch wysen der e, dy do besweren dy lute mit den burden dy sy nicht mugen getragen.
Schönbach, Adt. Pred.
30, 39
(osächs.
, 1. H. 14. Jh.
): der drite lach begraben, der vierde was beswert mit eime steine.
Mathesius, Passionale
54v, 13
(Leipzig
1587
): Er / nimpt auff seinen Hals / tregt / wird belestiget vnd beschweret mit vnserm elend.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
27, 25
(osächs.
, 1570
/7
): diselbige decke mit steinen beschwören, das sie sehr niderdrücke.
Logau. Abdank.
172, 20
(Liegnitz
1651
): SChawt diesen schlechten Stein / | Ein Demant soltt es sein / | Denn das / was er beschwert | Ist weit ein mehres wehrt.
Hajek, Gůte spise
34
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): schuͤt ez
[eine Speise]
in ein tůch vnd beswer ez mit steinen. Wickram
4, 18, 4
(Straßb.
1556
): ward im Sophia / sein liebste gemahel / mit toͤdtlicher kranckheit beschwert.
Gille u. a., M. Beheim
121b, 291
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Das sy in trug an als peswern | und an all schmerczen waz gebern.
Dierauer, Chron. Zürich
44, 5
(halem.
, 1415
/20
): můst man die bruggen beswaren mit trotboͤimen und standen vol wassers.
Henisch
311
(Augsb.
1616
): Mit erden beschweren / verschuͤtten.
Peil, a. a. O.
168, 3826
; Ruh, Bonaventura
350, 21
; Weber, Füetrer. Poyt.
47, 5
; Maaler
342v
; Voc. inc. teut.
c vjr
.‒
Vgl. ferner s. v. ansporen
.2.
›etw. (Konkretes) schwerer machen‹; ütr.: ›etw. (Zustände, Handlungen) steigern, verschärfen‹.Wortbildungen:
beschwer
Belegblock:
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
704
(pfälz.
, 1436
): wie sie [wücherer] zu hilffe kommen vnd nicht beswerent armut vnd notdurfftikeit armer ellender lüte.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
149, 8
(Bamb.
1507
): So soͤlt die straff durch schlayffen oder zangenreyssen beschwert vnd also zu toͤdlicher straff gefuͤrt werden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
123
(Nürnb.
1517
): Das gesetz ist schwer, dann es [...] benimbt die freiheit, beschwert die bürd.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 33
(Basel
1494
): vogelboltz | Sint stumpf / mit bly beswert / nit lücht.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2656
(schwäb.
, 1453
): Es wer der urtail ain beschwer, | Die man uff in erlüttert hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
214, 33
(oobd.
, 1349
/50
): wenn der pfâw (daz ist der pischof) hôch auf klimmet, daz ist, wenn er sein strâfen beswært, daz ist ain zaichen künftiges regens.
Beckers, Bauernpr.
60, 14
; Kohler, a. a. O.
142, 9
; Franck, Klagbr.
231, 22
Ruh, Bonaventura
357, 1
; Schweiz. Id.
9, 2068
.3.
›jn. (auch: sich) / etw. religiös, psychisch, emotional (o. ä.) belasten, beladen, beschweren, bedrücken‹; Ütr. zu 1; offen zu 4.Syntagmen:
den leib, das gewissen / haupt / herz, die sele / sanwitzigkeit b., traum / alter jn. b., etw. mit etw. b., jn. mit etw
. (z. B. mit jamer / schuld / plage / krankheit
) b
.; von dem alter / armut / siechtum, mit dem schlafe beschwert (sein); sich beschwert machen
›sich um etw. kümmern‹; beschwertes gewissen
.Belegblock:
Luther, WA
8, 518, 12
(1521
): Wenn du aber opffern wilt, ßo hastu von not eyn beschweret gewissen.
Ebd.
22, 203, 33
(1544
): [Zoͤlner] kan fur Gott nichts anders bringen denn eitel suͤnde und schande, Damit ist er also beschweret und gedrucket, das [...].
Ders. Hl. Schrifft.
Lk. 21, 34
(Wittenb.
1545
): ABer huͤtet euch / Das ewre Hertzen nicht beschweret werden mit fressen vnd saufen.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
5910
(preuß.
, 1331
): Uwer hercze nicht beswert | Mit trunkenheit, mit vraze.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
15300
(preuß.
, um 1330
/40
): swem er hî dî slege spart, | der wirt mit jâmir dort beswârt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
125, 10
(rhfrk.
, um 1435
): han ich ye widder üch gedan / das myn sele besweren mag / das verzijhent mir.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 9, 11
(Frankf.
1557
): Der Pfaff macht sich nich mehr beschwert.
Perez, Dietzin
1, 316, 15
(Frankf.
1626
): die Trunckenheit [...] beschwehrt das haupt.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5609
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): dar van sin hertze worde vorseret | unnd sin sanwitzickeid besweret.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
9, 32
(osächs.
, 1343
): Pêtrus und di mit ime wâren, di wâren beswêrit mit slâfe.
Gille u. a., M. Beheim
46, 37
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): chument hie | czu mir all die | arbaiten unde | Pesweret sin.
Ebd.
121a, 291
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): das sy in trug an als peswern | und an all schmerczen waz gebern.
Ebd.
273, 41
: Darumb uns gat mit manch veltiger blag peswert.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
176, 27
(Nürnb.
1548
): das er [...] sein gewissen / gelts vnd guts [...] halben / beschweren solt.
Ebd.
178, 25
: das man frembdes gutes halb / welches mit vnrecht [...] zu vns kommen sich nicht beschwere / Sonder dasselb [...] seinem rechten Herren wider zustelle.
Koppitz, Trojanerkr.
21553
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): er hette ain bösses wib, | Dü im vil dik sinen lib | Beschwartte mit ir uppekaitt.
Sappler, H. Kaufringer
25, 74
(schwäb.
, Hs. 1472
): die [suocht] ser beschwärt menschlichen leib: | das ist die unrain außsetzigkait.
Bauer, Geiler. Pred.
318, 3
(Augsb.
1508
): da ain mensch lust hatt und nit beschwaͤrt ist / der bedarff kainen trost.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
129, 18
(oobd.
, 1349
/50
): wenne der hirz enpfinde, daz er beswært ist von siehtum oder von alter, sô zeuht er mit seinen naslöchern slangen auz den hölrn und izzet die.
Ebd.
181, 19
: diu taub wirt gar beswært, wenn si ir air gepirt.
Bauer, Imitatio Haller
92, 18
(tir.
, 1466
): Der mensch ist sellig, der allem dem wider stet, das da vermailigen mag vnd peschweren sein gewissen.
Luther, WA
8, 551, 31
; Peil, Rollenhagen. Froschm.
6606
; Reu, Süddt. Kat.
1, 241, 38
; Froning, Alsf. Passionssp.
4300
; Hübner, Buch Daniel
3649
; Neumann, a. a. O.
3391
; Asmussen, Buch d. 7 Grade
718
; Bihlmeyer, Seuse
364, 20
; Goldammer, Paracelsus
3, 280, 24
; Wickram
4, 18, 4
; Pfeiffer, a. a. O.
166, 17
; 186, 24
; 399, 2
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
82, 4
; dies., Imitatio Haller
65, 10
; 94, 13
; Schöpper
18a
; 100b
; Maaler
61v
.4.
›jn. betrüben, bekümmern‹; sich beschweren
›sich ärgern‹.Gehäuft Verstexte des älteren und mittleren Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
betrüben
Belegblock:
Thiele, Minner. II,
17, 71
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): ich glob das mich ir hin fart | gekúmert und beschwert hab.
Ebd.
31, 25
(md.
/ rhein.
, 1. V. 15. Jh.
): des waert besweret mer der moet.
Päpke, Marienl. Wernher
2396
(halem.
, v. 1382
): Sin laid er haimlichen trůg | Und enwolt mit kainen mæren | Marien nút beswæren.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4319
(halem.
, Hs. um 1435
): Wie das din hertz so gar beschwaͤrt | Do man in vergrůb in die erd!
Niewöhner, Teichner
564, 1916
(Hs. ˹moobd.
, um 1400
˺): mich tut beswarn | noch ein ding und macht mich wild.
Klein, Oswald
43, 54
(oobd.
, um 1408
?): Jedoch beswärt es mich ain klains, | ich tröst mich sicherlichen ains.
Gereke, Seifrits Alex.
1517
(oobd.
, Hs. 1466
): der chunig sich beswert | disser ding und wart erfert.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
54, 13
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): und ließ den hertzogen ungekronnt. Des gedaucht sy der hertzog hoch beswert.
Ebd.
152, 34
: Die frumen prelaten und lanndtlewdt warn mit der potschafft vast beswartt.
Froning, Alsf. Passionssp.
5124
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
126, 35
; 414, 11
; Gereke, a. a. O.
5382
; Dietz, Wb. Luther
1, 273
; Preuss. Wb. (Z)
1, 557
.5.
›jn. mit etw. beaufragen‹.Belegblock:
Chron. Nürnb.
5, 796, 3
(nobd.
, 1516
): die dreizehen, so [...] zu geschwornen schopfen erkiest werden, sein damit beschwert, das allwegen etlich auß inen [...] den peinlichen fragen entgegen und der übeltheter urgicht bezeugen.
6.
›jn. / eine Wirtschaftseinheit mit Steuern, Abgaben, Diensten belasten, jn. / etw. steuerlich oder hinsichtlich einer sonstigen Leistung veranlagen; etw. (z. B. ein Gut) durch eine Hypothek belasten‹; als part. Adj. beschwert
2 ›mit Abgaben belastet‹.Bedeutungsverwandte:
anlangen
auflegen
bekümmern
1
beladen
belästigen
schätzen
steuern
verpfänden
verschreiben
versetzen
Syntagmen:
jn
. (z. B. die armen leute / bürger / frommen / untertanen / weisen / witwen
) / etw
. (z. B. das armut / volk / kloster / haus / pfand, die stat
) b., jn. / etw. mit etw
. (z. B. mit schulden / ungelt, mit dem zins, mit anlagen / auflegungen / aufsätzen / diensten / fronen / kosten / steuern, mit
[einem Betrag]) b., jn. / etw. an etw
. (z. B. an gülten
) b., jn. hart / ser b
.; beschwert sein
›stark belastet, hoch veranlagt sein‹; terminologisiert: der beschwerende titel
›Hypothek‹; der beschwerte artikel
›Steuerauflage‹.Belegblock:
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
290, 25
(preuß.
, 1411-23
): umme der armen lewte willen, das sie nicht mit dem czinsse so gros besweret wurden.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 757, 38
(preuß.
, 1524
): het er sich [...] zu meim gestn. hern hoemeister s.f.g. vorfugt, dieselbn beswertn artikel [...] angetragen.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 6, 5
(Wittenb.
1545
): auch hab ich gehoͤret die wehklage der kinder Israel, welche die Egypter mit frönen beschweren.
Ebd.
Neh. 5, 15
: die vorigen landpfleger hatten das volck beschweret.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 410, 30
(rib.
, 1468
): dat die verdiende meisteren [...] geinen swaren noitbuwe doin noch dat huis mit einicherleie renten besweren en sullen.
Buch Weinsb.
4, 182, 33
(rib.
, 1593
): Die Crutzbrodere [...] hatten etliche jar ubel haus gehalten, zu vil vertain, besweirt, scholt gemacht.
Köbler, Ref. Wormbs
86, 11
(Worms
1499
): vber soliches hat. N. die kü verkaufft das huß beschwert rc. den zynß nit bezalt.
Ders., Ref. Franckenfort
46, 8
(Mainz
1509
): wo man vnd weib in der ehe ligende gütter [...] vß einem tittel Lucratiuo oder oneroso / das ist durch einen gewinnenden / oder beschwerenden tittel vß aller hantiru͂g [...] setzen vnd ordenen wir dz solchs beyder elüten gemein sein sol.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
274, 12
(pfälz.
, 1557
): mit hand gebender trauwenn dasz diesz under pfander frey ledigen seyenn und die auch hinforder nit weytters beschwerten oder verpfendenn.
Küther, UB Frauensee
386, 42
(thür.
, 1528
): die leuthe auff denn hoefenn mit steurenn oder annlagenn, froenenn unnd annderen dinstenn zu beschwerenn.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
64, 10
(omd.
, 1514
/8
): dise bergkwergk wolln mit dem [quatembergelt] und andern nicht beswert sein, wan dy metall seint tzu geringe.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
37, 38
(schles.
, 1378
): domete die vorbenanten gut’ ewiglichin in keyneweis mochtin gehindert adir beswert werdin.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
37, 30
(nobd.
, 1488
): vermeinth aber ein wirth, das er beschwerdt sein und der schatzung nit kenne zukummen.
Sachs
3, 168, 29
(Nürnb.
1553
): darob man muß | Die land hart beschweren und schetzen | Mit gar unbillichen auffsetzen.
Welti, Stadtr. Bern
42, 28
(halem.
, A. 14. Jh.
): geloben wir vͥch, dz ir von dem selben huse von vns noch von vͥnsern nachkomen niemer werdent bekuͥmert noch beswert.
Köbler, Stattr. Fryburg
96, 2
(Basel
1520
): sy sollend ouch die hüser mit keinen nüwen dienstbarkeiten [...] beschwern.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
257, 30
(Zürich
1521
): du müst mindren din gemeinen schatz / berouben din volck / beschwaͤren die from͂en.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
222, 44
(halem.
, 1525
): Die von Keßwila sind mit dem beschwert, das si usserthalb irem gricht ain schriber haben müssen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern
783, 15
(halem.
1615
): Welcher dem anderen einich ligend gůt, [...] für fry, ledig eygen verkaufft [...], das aber zůvor anderen versetzt oder sonst beschwaͤrdt were oder doch die beschwaͤrden, so daruff stündend nit all, sonder nur etlich anzeigt.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 294, 36
(schwäb.
, 1587
): kein underthan für sich selbst gleichfalls von seinem lehen, [...], nichts überall zu verkaufen, viel weniger die versetzen, verschreiben, vergonen, verganten, noch in einem andern weg beschweren.
Chron. Augsb.
7, 117, 20
(schwäb.
, zu 1548
): Alsdann wurden wenig von den erbern geschlechten hie wonhaft bleiben, sich dermassen trucken und beschweren lassen, weil sie es wol anderswo frei und überhebt sein mögen.
Turmair
5, 294, 7
(moobd.
, 1522
/33
): der herzog haust übel, sein ambtleut, richter und schergen beswerten die armen leut, warn geltnarren.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
346, 37
(smoobd.
, 1588
): das durch die unsers des stifts Salzburg vorberuert leut mit der scharwerch wider inhalt diss vertrags nit beschwärt sollen werden.
Wilkes u. a. Urk. Diersfordt
457
; Kollnig, Weist. Schriesh.
15, 2
; Küther, a. a. O.
150, 18
; Mon. Boica, NF.
2, 1, 246, 1
; 272, 34
; Kohler u. a., Bamb. Halsger.
253, 7
; Merk, Stadtr. Neuenb.
82, 19
; Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 12, 22
; 805, 8
; Rennefahrt, a. a. O.
783, 12
; Köbler, Stattr. Fryburg
70, 5
; 123, 24
; 166, 11
; Fuchs, Kart. Aggsbach
376, 56
; Turmair
1, 202, 37
; Mell u. a., Steir. Taid.
15, 17
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
219, 24
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz
61
; 65
; 66
; Ulner
90
; Dietz, Wb. Luther
1, 273
; Schwäb. Wb.
1, 909
; Schweiz. Id.
9, 2069
.‒
Vgl. ferner s. v. abfressen
2, aggravieren
1, angreifen
8; 11, anlegen
5, argwilligen
, armut
4, aufrücken
5, auflegung
2, aufsatzung
5, aufwechsel
, ausmetzen
.7.
›jn. / eine Instanz religiös, politisch, rechtlich, wirtschaftlich bedrängen, nötigen, unrecht behandeln, in seinem / ihrem sozialen Handlungsraum beeinträchtigen‹; auf die gesamte Skala von der privaten Belästigung, einzelnem Betrug, bis zur politisch-militärischen Nötigung bezogen; in 1 Beleg vom Lauf des Himmels gesagt: ane alles beschweren
›ohne jede Beeinträchtigung‹; vereinzelt von Tieren: ›(Tiere) vertreiben‹; als part. Adj. beschwert
3 ›von etw. belastet, in etw. verstrickt‹.Bedeutungsverwandte:
ächten
drücken
freveln
hindern
irren
leidigen
plagen
schwächen
verunrechten
beschätzen
betrüben
Gegensätze:
besteten
Syntagmen:
jn
. (z. B. die feinde / guten leute, den abt / babst / bürgermeister / nachbarn
) /
(eine Instanz, z. B. die kirche, den konvent / rat
) b., jn. / etw. ane schuld, mit unrecht, wieder rechtes b
.Wortbildungen:
1
beschwerer
Belegblock:
Luther, WA
8, 708, 6
(1522
): Er [Bapst] beschweert selbs die welt mit unseglichen gesetzen.
Ebd.
16, 25, 5
(1524
): das man Gott zu ehren [...] koͤnne ein Koͤnigreich [...] in die schantze schlagen und verlassen und dagegen zu den armen bedrengten beschwerten verfolgten und geplagten Kindern von Jsrael sich halten.
Ebd.
22, 240, 28
(1544
): da wir unter des Bapsts gefengnis steckten, beschweret mit den Luͤgenpredigen des Ablas, fegfeurs und aller Moͤnchen treume.
Große, Schwabensp.
173a, 3
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): richtet de richtere, alse recht ist vnde hir vore bescreu̇en ist, so werde ich vient irer viende vnde alle der, de se beswerent.
Köbler, Ref. Wormbs
31, 9
(Worms
1499
): dan der also beschwert oder beleidigt were auch erstattung thun.
Hübner, Buch Daniel
1884
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Die [richtere] da wellen besweren | Gute lute ane schult.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
16, 8
(osächs.
, 1523
/4
): ist daruber euer einiger von den leinwebern von Casper Germerßlenen oder von den schöpfen mit gewalt ader mit unrecht beschwert oder rechtes begeret.
Sachs
3, 552, 11
(Nürnb.
1523
/4
): Wer sein die grossen dieb? | [...] | Er sprach: Die land und leut beschwern, | Als rauber, landzwinger, finantzer.
Chron. Strassb.
434, 1
(els.
, A. 15. Jh.
): die heilge kirche und cristenheit von dinen [bobest] boͤsen nuwen fünden ist vil geswechet und beswert.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4411
(schwäb.
, 1453
): In zirkelmaͮs der hymmel get | Und das gestirn oͮn als beschwärn.
Chron. Augsb.
7, 149, 13
(schwäb.
, zu 1548
): welche ergetzung der geschlechten undertenigkait und wolhaltens [...], den beschwerten geschlechten ir alte, lobliche freihait [...] wider bringen wirdet.
Ebd.
325, 14
(zu 1558
): werden uns und die gemaind zum Creutz als mitglider des hailigen reichs auch bei solchem religionsfriden erhalten und darwider nit beschweren lassen.
Dirr, Münchner Stadtr.
147, 7
(moobd.
, 1333
): daz si den vorgenanten apt und den convent [...] mit dheinerley sache irren, hindern noch beswaͤren.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
63, 31
(1438
/9
): das die [...] burger gemeniclich der stat Weczslar, [...] von yenen landen offt und dicke in iren fryheiten, rechten, briffen, privilegien und gnaden vorunrecht, gedruckt und beswert werden.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
10, 18
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Nemroth [...] wart ain starcher jëger, daz ist ain grosser beswėrer der lëwte wider got.
Roth, E. v. Wildenberg
54, 13
(moobd.
, v. 1493
): wann er [babst Adrianus] vast beswärt wer und [...] die kirchen nicht beschirmen möcht wider den edelman Desiderium.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 587, 4
(München
1586
): Solt niemand toͤdten noch beschwaͤrn, | Mit Dieberey nit gewinnen.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
156, 3
(smoobd.
, 1585
): wolt aber ainer ab ainem zuelehen vieh zue dem andern treiben [...] und seinen nachtbarn also damit beschwären.
Winter, Nöst. Weist.
1, 78, 4
(moobd.
, 1617
): do es aber nit recht gefast wäre und der dem es zugehört beschwärt zu sein vermaint.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
16907
; Luther, WA
10, 1, 2, 263, 35
; 16, 75, 29
f.; 16, 76, 21
; Dienes, E. Gros. Witwenb.
48, 2
; Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
77, 3
; Chron. Strassb.
682, 10
; Chron. Augsb.
1, 105, 8
; 7, 122, 2
; 144, 10
; Dirr, a. a. O.
154, 21
; 553, 27
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 2655, 7
; Siegel u. a., a. a. O.
287, 27
; Schwäb. Wb.
1, 909
.‒
Vgl. ferner s. v. auftrechen
4.8.
›jn. mit den üblichen Rechtsmitteln oder unter Ausnutzung der eigenen Macht hart angehen‹; im einzelnen: ›jn. foltern‹; ›jn. bestrafen‹; jn. fänglich, mit fängnis b
. ›jn. ins Gefängnis werfen, einkerkern‹; als präd. Adj. rechtssprachlich: beschwerter teil
›Prozeßbeteiligter, zu dessen Ungunsten ein Urteil gefällt wird‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. beteidingen
Vorwiegend Rechtstexte.
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
154, 15
(thür.
, 1474
): so haben sie den gemelten Claus Kirsten durch solliche erkenthniße unde besßerung gantz ym rechten besweret.
Skála, Egerer Urgichtenb.
47, 17
(nwböhm.
, 1563
): Er habe sonst nichtes gethan / vmb gottes willen gebethen man wolle In Als ein Armen Sunder bedancken vnd weitter nit beschweren.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
13, 13
(Bamb.
1507
): damit sie nymannt on redlich vorgeende anczeigung der missetat mit peinlicher frag beswern vnd vnrecht thun.
Rintelen, B. Walther
9, 20
(moobd.
, 1552
/8
): Ein yeder Grundtherr hat alle Speen und Irrungen, [...], selbst zu richten und darinnen zu erkennen; doch mit Vorbehalt dem beschwerten Thail die Appellation für der Röm. Kü. Mt. etc. N. O. Regierung.
Mell u. a., Steir. Taid.
6, 16
(m/soobd.
, 1523
): und der richter denselben wider pilligkait mit venknus dem wandl oder in ander wege beswären wolt.
Moscouia
C 1v, 42
(Wien
1557
): Ich [Großfuͤrst] hab in Gott vnd wider dich gesuͤndet / das ich dich also faͤngkhlichen beschwaͤrt.
Voc. inc. teut.
s vijv
.9.
›etw. (z. B. eine Stadt) durch Überschwemmung gefährden; etw. (Land) überfluten‹.Wortbildungen:
beschwer
1
beschwerung
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 27, 1
(Köln
1583
): Der den erdbodem hast gestelt, | Des wassers bschwer gelindert hast.
Merk, Stadtr. Neuenb.
73, 15
(nalem.
, 1477
): zu bevestung [...] derselben stat Nuemburg, die durch strengen fluß des Reins ser beschwert werde.
Ebd.
21
: solch beschwerung und schaden, so der obgemelten stat durch den gewaltigen fluß des Reins beschicht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
172, 2
(oobd.
, 1349
/50
): wenne sich daz mer aufzeuht auf daz lant und daz ûfer oder daz gestat beswært mit seinen ünden.
10.
›sich über etw. beklagen, beschweren; Einwände gegen etw. haben, Widerspruch äußern‹.Phraseme:
sich nicht beschweren, zu [...]
›sich nicht enthalten, nicht unterlassen, zu [...]‹.Syntagmen:
sich heftig b., sich e. S
. (z. B. des urteils, der verfolgung
) b., sich b., das [...], sich ab e. S
. (z. B. der lebenskürze
), über etw. / jn
. (z. B. über den richter
) b., sich wieder etw. beschwert machen
; ein beschweren ab jm. haben
.Wortbildungen:
beschwerlich
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 92, 21
(nrddt.
, 1565
/6
): Daruff sich Doctor Tilemannus über den Rath beschwerlich gemacht.
Luther, WA
35, 588, 4
(1525
): Zum Keyser ward erkoren Jch | Des meyn alter beschweret sich
[Friedrich dem Weisen in den Mund gelegt].
Ebd.
52, 603, 22
(1544
): Darumb sol sichs niemant beschwern, sonder Got noch dafür dancken, das [...].
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 7, 39
(Wittenb.
1545
): BEschwere dich nicht, die Krancken zu besuchen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
529, 714
(Magdeb.
1608
): Wolt deß jemand beschweren sich / | So richtn sie einen Aufflauff an.
Ebd.
574, 2140
: Fuͤrst Quadart der Ehren werd / | Macht sich dawider erst beschwert.
Buch Weinsb.
4, 52, 13
(rib.
, 1588
): Die von Wesel haben sich bedacht und dess besweirt und gesagt, sie vernemen da Hispanier.
Kollnig, Weist. Schriesh.
139, 18
(rhfrk.
, 1525
): welcher sich eines urtels beschwert.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
7, 13
(Zwickau
um 1540
): Darumb wolt das zu lesen euch nicht bschwern.
Ebd.
11, 20
: hab ich mich bald dasselbig [Buͤchlein] inn deudsche reym zu brengen nicht beschweren woͤllen lassenn.
Opitz. Poeterey
11, 23
(Breslau
1624
): wie sich denn Politianus in einer epistel hefftig daruͤber beschwaͤret.
Schorer, Sprachposaun
71, 1
(o. O. 1648
): die [...] gantze Welt [...] beschweret sich zum hoͤchsten uͤber solche Fantastische Rechtschmidung.
Heidegger. Mythoscopia
63, 8
(Zürich
1698
): wie unrecht thut man dann / wer ab der Lebenskuͤrtze sich beschwehret?
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
139, 39
(m/soobd.
, 1547
): ob sie über den gewösten richter nit beschweren oder clag hetten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
127, 7
(mslow. inseldt.
, 1569
): Dieweil śich die Vnter NachParśchafft, [...] beśchweret haben, das Jnen das Waśśer, [...], grośśen śchaden than hat.
Mieder, Lehmann. Flor.
856, 29
; Peil, a. a. O.
51, 247
; Dietrich. Summaria
22v, 41
; Barack, Zim. Chron.
3, 119, 1
; Memminger Chron.
5, 28
; Preuss. Wb. (Z)
1, 558
; Schwäb. Wb.
1, 909
.‒
Vgl. ferner s. v. ampt(s)herre
, anfangs
1, anlage
6, auflaufen
6.11.
bedeutungsverwandt zu bewerren
2.