beschätzen,
beschatzen
(letzteres etw. seltener), V.
1.
›etw. taxieren, hinsichtlich seines Wertes schätzen; jn. / etw. beurteilen‹.Bedeutungsverwandte:
1
achten
anschlagen
bedunken
erachten
ermessen
erwägen
taxieren
trachten
urteilen
Wortbildungen:
beschätzer
beschäzlich
Belegblock:
Maaler
60r
(Zürich
1561
): Beschetzen / Ein ding anschlahen was es gaͤlte oder waͤrt seye. [...]. Der die ross wol Beschetzen kan / wie sy abgericht seygind. [...]. Sein haab und gůt anzeigen vnd Beschetzen lassen. [...] Sich ander leüt urteilen und Beschetze͂ lassen. [...]. Beschetzer über die hüpsche. Formæ arbiter.
Ebd.
60v
: Beschetzlich / Gůt zů beschetzen. Aestimabilis.
Rot
322
(Augsb.
1571
): Iudicirn, Vrtheilen / achten / trachten [...] beschetzen.
Ebd.
355
: Taxirn / etwas vmb ein Gelt anschlagen.
Voc. inc. teut.
c vr
; s vijr
; Schwartzenbach
A vr
; C iijv
; Maaler
399v
; Hulsius
O iiijv
; Henisch
299
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
77
; Schweiz. Id.
8, 1686/7
.2.
›jn. / (einen Rechtsverband) befugterweise besteuern, mit einer Abgabe belasten; jm. eine Buße auferlegen; etw. konfiszieren‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. besteuern
Syntagmen:
jn
. (z. B. die bürger / geistlichen
) / [einen Rechtsverband, z. B. das land, die nachbarschaft
] b., jn. / etw. mit etw
. (z. B. mit einer steuer
) / um etw
. [einen Betrag] b
.Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 3, 13
(nrddt.
, 1565
/6
): dadurch war das Stift sehr beschatzt und benohmen.
Volkmar
216
(Danzig
1596
): ich beschetze / eigene etwas des Koͤniges schatz zu.
Chron. Köln
1, 1264
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): sy beschatten arm ind riche | me dan da vure were sede.
Merk, Stadtr. Neuenb.
36, 18
(nalem.
, 1368
): so sein unser burger [...] von unsern wegen beschediget und beschétzt umb zwelfhundert guldin von den von Flekchenstein.
Koller, Ref. Siegmunds
258, 4
(Hs. um 1474
): man beschatzt nyeman anders.
Ebd.
263, 37
(Hs. ˹Augsb.
, um 1440
˺): das eeleut dick wider ir er die ee prechen, die das teten, sol man pillich türnen und beschetzen.
Welti, Stadtr. Bern
258, 23
(halem.
, n. 1437
): Wie die buherren den bu indrent dem jar beschowen soͤllent vnd beschetzen.
Kottinger, Ruffs Etter Heini
26
(ohalem.
, 1538
): von denen dann sy werdend b’schezt, | g’regiert, geherscht nach billigkeit.
Maaler
60r
(Zürich
1561
): Beschetzen / deß fursten schatz zůgehoͤrig machen. Confiscare.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
76
(Genf
1636
): Beschaͤtzen / Schatzung vnd Stewr aufflegen.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
132, 35
(tir.
, 1525
): hat er gemaine nachperschaft mit ainer weichstewr beschetzt.
Turmair
1, 235, 18
(moobd.
, 1529
): het babst Gregorius X. mit den geistlichen ein groß concili [...], beschezt die geistlichen hart.
Opel, Spittendorf
217, 25
; Pyritz, Minneburg
2584
; Chron. Augsb.
1, 311, 14
; Dirr, Münchner Stadtr.
43, 13
; Turmair
1, 235, 28
; Henisch
299
; Schweiz. Id.
8, 1686
.3.
›jn. machtsmißbräuchlich ausbeuten, aussaugen, jm. betrügerisch etw. nehmen, jn. ausrauben, mit Lösegeld o. ä. Auflagen erpressen, jn. mit willkürlichen Straf-, Steuerauflagen belasten, ruinieren, e. S. mit einer unrechtmäßigen Abgabe belegen, (eine Gemeinschaft, Stadt o. ä.) ausplündern‹.Bedeutungsverwandte:
berauben
rauben
1
beschweren
plagen
Syntagmen:
jn
. (z. B. die bauern / Juden / pfenner, den ritter
) b., etw
. (z. B. den sak
) b., das volk / kloster / land, die stat b., jn. / etw. an / nach / mit / um etw
. (z. B. um gut
) b., jn. / etw. mit / durch gewalt, schwerlich b
.Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
10345
(preuß.
, um 1330
/40
): gevangin einen rittir nam | und den beschatzin solde.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 47, 22
(Frankf.
1557
): O hetstu fleissig | Zugsehn vnd mit der Molten gmetzt, | Vnd baß die Weytzen Seck beschetzt, | Doͤrffst jetzund nit Partecken lesen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
52, 11
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): Das volk ist alczu greslich den vremdin lutin: wen si eynen voen, so beschaczin si yn.
Thiele, Chron. Stolle
130, 8
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): unnd beswerten sine arme luthe allen enden unnd beraubeten unnd beschatczten dy.
Opel, Spittendorf
179, 30
(osächs.
, um 1480
): das die pfenner gemeiniglich so beschatzt werden solten und nicht [...] zu rechte kommen mochten.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
55, 9
(schles.
, v. 1361
): daz her di geschossin hat, geuangen, gestockit vnd beschaczit hat.
Chron. Nürnb.
1, 368, 15
(nobd.
, 1420
): het er ir 40 gefangen, und beschaczt sy umb groß gut.
Chron. Strassb.
340, 15
(els.
, A. 15. Jh.
): wie Pilatus were ein unreht rihter [...], und wie er die Juden und das volg zů vaste beschetzete und beroubete von grites wegen noch gůte.
Chron. Augsb.
2, 30, 13
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): vieng man die juden uberal in allen stetten und handlet man sie übel mit prennen, schlahen und beschätzen.
Ebd.
4, 419, 7
(zu 1492
): wann sie her Jacob angriff oder ier armen leit wollte zwingen und beschetzen an recht durch sein aigen gwalt.
Ebd.
5, 209, 13
(1523
/7
): Von Jörg Regel zů Liechtenberg, der von hertzog Wilhalm von Pairen umb 2 M fl beschetzt ward, darumb daß er ewangelisch was.
Ebd.
239, 27
: ettlicher paur ward 2 oder 3 mal beschetzt, und auff die lötzst [...] lies in hencken.
Ebd.
325, 15
(Hs. E. 15. Jh.
/A. 16. Jh.
): prant er dem hertzogen ain marckt auß und ettliche dörfer und pschetzet das frauencloster Pergen.
Langmantel, Schiltb. Reiseb.
25, 12
(oobd.
, n. 1427
): dornach stürmat er die stat [...] und beschatzat die stat an gutt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
31, 37
(tir.
, 1464
): Was gerëchtikhait sol das sein: peschëczen die totten vnd rauben die lebentigen.
Chron. Köln
2, 3v, 45
; Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
66, 114
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
6, 248, 8
; Merz, Urk. Bremgarten
160, 8
; Chron. Augsb.
1, 217, 19
; 327, 16
; 2, 301, 9
; 4, 432, 26
; Niewöhner, Teichner
94, 58
; 576, 140
; Preuss. Wb. (Z)
1, 547
; Schwäb. Wb.
1, 888
f.4.
›jn. / etw. e. S. berauben, etw. antasten, e. S. schaden‹.Bedeutungsverwandte:
berauben
Belegblock:
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
3450
(preuß.
, 1331
): daz iz [vleisch] sich | Ny ken der sele saczte | Nach si ouch ny beschaczte.
Hübner, Buch Daniel
3681
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Daz du wirdest beschatzet | Aller eren.
Pyritz, Minneburg
4416
(nobd.
, Hs. um 1400
): Die hat beraubt und beschatzt | Mich miner freuden.
Niewöhner, Teichner
714, 13
(Hs. ˹oschwäb.
, 1472
˺): das volbringt die summer zeytt | und geitt es dann dem herbst seytt. | der beraubt es alles wider | und latt es dem wintter syder | gar beschatzet one frucht.