beleiten,
V.
1.
›jn. von einem Ort aus über einen bestimmten Weg zu einem räumlichen oder räumlich gedachten Ziel hin geleiten, jn. begleiten, jm. Ehren-, Sicherheitsgeleit geben; etw. (z. B. einen Graben) führen, ziehen‹; auch in verschiedener Richtung ütr.Bedeutungsverwandte:
bringen
füren
geleiten
hüten
Syntagmen:
jn
. (z. B. den keiser / cardinal / vogt / herren
) b., die leiche b., jn. aus der kirche / stat, aus dem lande b., jn. durch das land / mer (um gut) b., jn. auf einen weg b., jn. bis in die schloskirche b., jn. in die herberge / stat, in das haus, in den tempel b., jn. heim, hin zum tor, zu der schranne, zu got, zu schif, zu der seligkeit b., jn. mit söldnern /
[einer Anzahl] mannen, mit barmherzigkeit / glük b., jn. mit den augen b., jn. den tag b
.; formelhaft: got / Maria beleite uns / dich, das dich got beleite
o. ä.Wortbildungen:
beleitleute
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 5, 4
(nrddt.
, 1565
/6
): der Kaiser Maximilian beleitete den neuen Cardinal aus der Kirchen in seine Herberge.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4075
(rib.
, 1444
): He is oevel ind qualich beleyt
[›beraten‹]
| De mit deser wapen neit en is gecleit. Wyss, Limb. Chron.
28, 4
(mfrk.
, zu 1342
): da wart der nuwer grabe ußwendich Limpurg [...] bit an di Lane beleidet.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
280, 2
(nürnb.
, 1446
): sie belaytetet yn mit den augen als lang pyß das yn eyn wolken benam.
Bergmann, Ambr. Liederb.
225, 383
(Frankf.
1582
): Darnach beleit sie der könig | mit hundert guten mannen.
Thiele, Chron. Stolle
389, 27
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): wann das sie on en heim in sin pallacium unnd huss beleyten.
Lippert, UB Lübben
2, 232b, 22
(osächs.
, 1525
): 1 tunne byr den knechten, ßo den hern lantvoit beleyth.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
283, 226
(Nürnb.
1618
): mit glück | wölln euch die götter beleiten.
Bihlmeyer, Seuse
284, 27
(alem.
, 14. Jh.
): wan die liehten engel huͤtent sin, die heiligen beleitent in.
Lauater. Gespaͤnste
32v, 5
(Zürich
1578
): habend erliche wyber vß grossem mitlyden / mit weinen vnd klagen sy biß zum thor beleitet.
Sappler, H. Kaufringer
27, 74
(schwäb.
, Hs. 1472
): barmherzigkait. | damit werdent sie dann belaidt | von hinnen zuo dem ewigen leben.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
48, 23
(schwäb.
, 1548
): ettliche hackennschitzenn, die soltten in beleytte.
Barack, Zim. Chron.
1, 481, 20
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): hat er des Gunzo gewartet und hat in alsdann widerumb haim belaitet.
Chron. Augsb.
8, 203, 6
(schwäb.
, zu 1563
): er ist mit etlichen statsöldnern belaitet worden.
Henisch
273
(Augsb.
1616
): Beleiten / gelaiten / ein gesellschafft auff den weg halten.
McClean, Havich
2461
(moobd.
, Hs. 15. Jh.
): do Moyses pelaite durch das mer | von Israhel ein grosses her.
Turmair
5, 39, 25
(moobd.
, 1522
/33
): ist gedult die höchst tugent, die uns gên himel zu gott mueß füeren und belaiten.
Qu. Brassó
5, 530, 11
(siebenb.
, 1615
): der Popa Costantin aber beleitet ihnen mit Ehren aus der Stadt.
Tittmann, a. a. O.
2, 32
Regieanweisung; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 3, 2
; 118, 22
; 284, 8
; 297, 40
; 3, 148, 4
; Goedeke u. a., Liederb.
72, 10
; Chron. Nürnb.
5, 597, 14
; Sachs
2, 264, 37
; 14, 157, 16
; 166, 26
; 16, 78, 7
; 235, 19
; 431, 1
; Bell, G. Hager
285, 2, 15
; 403, 3, 11
; V. Anshelm. Berner Chron.
1, 38, 3
; Morrall, Mandev. Reiseb.
55, 15
; Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 64, 15
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
92, 20
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 64
; Gereke, Seifrits Alex.
7470
; Weber, Füetrer. Poyt.
58, 3
; Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
30, 25
; 212, 21
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
90, 28
; Turmair
4, 763, 9
; 900, 27
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
164, 12
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
155, 15
; Maaler
57r
/v; Wmu
1, 178
; Rwb
1, 1526
; Dietz, Wb. Luther
1, 252
; Preuss. Wb. (Z)
1, 517
; Schwäb. Wb.
1, 833/4
; Wolf, Mathesius.
1969, 388
.2.
als part. Adj. beleitet
›erfahren, mit Vergangenheit‹ (von der Frau mit Bezug auf sexuelle Beziehungen gesagt); euphemistisch auf 1 beziehbar.Belegblock:
Henisch
273
(Augsb.
1616
): Ein belaitet weib / mulier multis viris comitata.
3.
›etw. (Güter, Ausrüstungen, Fuhrwerke o. ä.) beim Transport, der Bewegung begleiten und dadurch sichern; (eine Feste) mit Besatzung belegen; etw. (Feststehendes) bewachen, (Werte, z. B. die Gerechtigkeit) schützen‹.Bedeutungsverwandte:
verwachen
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 354, 37
(preuß.
, 1454
): das gröste, ewerer kirchen gerechtigkeit zu beleiten, alles hinden an gelassen habt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
604, 7
(nobd.
, um 1525
): ist in gepotten, das geschutz zu plaitten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
251, 17
(halem.
, 1534
/5
): da nun allso vil lüt zamen kemend [...] beleytend sj des Waͤpfers hus.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 26, 23
(whalem.
, 1484
): und solten etwas wines und spiswaͤgen den Eidgnossen von Múlhusen harus beleiten.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2536
(Zürich
1560
): Der dicke ist fünfftzg schůch [...] | [...] | Zů dem ist sy gar starck beleit.
Chron. Augsb.
1, 106, 8
(schwäb.
, zu 1395
): fieng dri der stat diener, die daz gůt solten belaiten.
Chron. baier. Städte. Regensb.
224, 2
(noobd.
, 1552
): im dorff haben sy das gelt entphangen und voln herein gepleyt.
Chron. Nürnb.
2, 214, 6
; Baumann, a. a. O.
368, 22
; Chron. Augsb.
4, 416, 23
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
199, 12
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 3, 4991b, 15
.4.
›etw. ausführen, durchführen, tun‹.Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 241, 37
(preuß.
, 1453
): bitte ich euw. erw. gn. mir czu schreiben [...] wie ich die dink beleiten sal.
Dirr, Münchner Stadtr.
614, 11
(moobd.
, 1489
): wie vnd inwas gestallten die vischvaͤng syen zu beleidten.
Wohl hierher: Niewöhner, Teichner
357, 103
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): peychtiger | dw da liten grozz swaͤr | durich der christenhait belaiten.
5.
als Teil eines Funktionsverbgefüges etw. zu einem abtrag beleiten
›etw. zur Schlichtung bringen‹.Belegblock:
UB Zug
1406, 7
(halem.
, 1485
): den handell, wie wol er eben gros ist, zů guͤtigen abtrag zů beleiten.
6.
›sich an etw. beteiligen, an etw. teilnehmen‹.Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 315, 8
(preuß.
, 1418
): off das der ordin desin kryk hette mocht beleytin [...], so gobin alle gebitiger [...] von sich alle ir silberin gevese.
7.
›etw. (mit Zeugen) beweisen, nachweisen; etw. amtlich besichtigen; (die Grenze) begehen‹. – Der Beleg Loersch
kann auch als Form von nl. belijden
2 ›bekennen‹ (Wb. Ned. Taal
) gelesen werden, die Belege aus 1, 1730
Grosch
sind auch als kontrahierte Schreibungen von belegen
12 lesbar.Bedeutungsverwandte:
beweisen
Belegblock:
Loersch, Weist. Boppard
220, 43
(mosfrk.
, 1510
; Hs. 17. Jh.
): was sunst eigen erbe antrifft, muß mit zweien mannen beleidt werden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
163, 5
(thür.
, 1474
): Hat Jacuff Knoche solliche wunden [...] in gerichte [...] bewiset unde beleytt.
Ebd.
170, 38
: ym Hans Hoderdei eyne wunden gehouwen habe, die [...] met deme gesworn artczte unde met zcweyen burgern beleyt ist.
Ebd.
194, 20
: daz dy wunden uff frischer tad nicht beleyt sint.
Mitzschke, UB Bürgel
378, 25
(thür.
, 1428
): daz dy wondin nicht beleid synt vor den schepphin.
Struck, Cist. Marienst.
1374
; Wiese, UB Wetzlar
1, 418, 24
; Rwb
1, 1526
.