belehenen,
V.
– Gehäuft md.; vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
1.
›e. P. oder eine konstitutionelle Einheit (z. B. eine Stadt) leihweise entweder auf Zeit oder erblich nach bestimmten personen- und sachenrechtlichen Bedingungen mit Land begaben‹; offen zu 2 und je nach syntaktischer Konstruktion nicht von 2 trennbar.Bedeutungsverwandte:
begaben
begnaden
versehen
beleihen
Syntagmen:
jn. eines gutes b
.; jn. / etw
. (z. B. die stat
) mit etw
. (z. B. mit einem gut, mit der mark
) b.
; mit etw
. (z. B. mit einer hube
) belehenet sein, von jm
. (z. B. von dem bischof / fürsten / lehenherren, von dem reiche, von der majestät
) belehenet sein / werden
; beleheneter man / fürst
, belehenete leute
.Belegblock:
Große, Schwabensp.
127a, 20
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): NJehein here sol dicheinen vronen boten han, wan der vri si, vnde sol da zů belent si zů minnest mit eyner halben hobe.
Aubin, Weist. Köln/Brühl
141, 8
(rib.
, 2. H. 16. Jh.
): und sollen die scheffen [...] mit scheffengutern belehent und versiehen sein.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
93, 35
(thür.
, 1474
): daz danne daz wip alspalde belenet unde beerbet ist alles des gutis.
Ebd.
305, 39
: synes gotishuß belenter unde gehulter man.
Opel, Spittendorf
320, 44
(osächs.
, um 1480
): das uns seine gnade so gnedigk wolde sein und uns zum ersten mahle belehen wolde mit unsern guttern ohne gelt.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
23, 1
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): dy Tartirn, idoch czu vordirst alle dy belenyt synt von chaam.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
366, 2
(osächs.
, 1523
/4
): Eine itzliche statt, die von einem fursten belehent wird mit gut.
Thür. Chron.
23v, 16
(Mühlh.
1599
): Da sandte der Koͤnig noch jhrem Hertzoge / vnd belehnet jhn mit allem / was ander seits der Vnstrut war.
Gille u. a., M. Beheim
99, 1010
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): wan er sein diener und auch man | und pelehenter were.
Chron. Nürnb.
4, 432, 14
(nobd.
, 1475
): die [...] umb unnserr statt Nuremberg gesessen und von seiner mayestatt und dem hailigen riche belehnet sind.
Rennefahrt, Statut. Saanen
27, 27
(halem.
, 1401
): einen byschoff von Losen, von dem wir belehent sint.
Piirainen, Stadtr. Sillein
48b, 21
(sslow. inseldt.
, 1378
): Von dez belehenten mannez chindern noch seym tode.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 604, 21
; Grosch u. a., a. a. O.
51, 22
; 91, 9
; 223, 6
; 277, 33
; Thür. Chron.
16r, 18
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 14, 3
Var.; Bernoulli, Basler Chron.
5, 236, 22
; Koller, Ref. Siegmunds
240, 21
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
188, 28
; 193, 19
; Piirainen, a. a. O.
48r, 29
; 144l, 2
; 145r, 5
; Wmu
1, 178
; Rwb
1, 1521
; Preuss. Wb. (Z)
1, 517
; Schwäb. Wb.
1, 833
.2.
›jm. etw. nach den unter 1 angedeuteten rechtlichen Vorgaben als Leihbesitz zuweisen‹; gegenüber 1 mit Verschiebung der Bezugsgröße (von der belehnten Person auf die zugewiesene Sache).Bedeutungsverwandte:
verleihen
Syntagmen:
jm. etw. b
.; die massen
(›Grubenfelder‹) belehenet sein
; belehenetes gut, beleheneter gang
(jeweils mehrmals) / wald
.Belegblock:
Küther, UB Frauensee
322, 23
(thür.
, 1514
): das mir geleyen lyehen belenen [...] dem ersamen Marx Rynneck [...] und erbnemen das zwette teyl des guts.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
820, 18
(osächs.
, 1523
/4
): ir seit bei euern belehenten gutern neher und mit besserem rechten zu pleiben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
95, 18
(omd.
, um 1559
): das die maßen, so nach dem neufenger belehnet, ehe kuebel und seil eingeworfen.
Ebd.
114, 25
: derselbigen ordnung sollen sich die andern massen, so darauf belehent sein, alweg zu halten schuldig sein.
Ebd.
132, 28
(Hs. M. 17. Jh.
): soll der bergmeister sich wohl fuhrsehen, daß ein jeder seinen belehnten gangk an daß ort [...] augenscheinlich beweiße.
Rintelen, B. Walther
36, 18
(moobd.
, 1552
/8
): das ist nicht allein von den frei aignen Güettern, sonder auch von den belehenten und Zinsgüettern zu verstehen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
418, 31
(m/soobd.
, 1506
): diejenigen gewerken so unsern vorfahren oder gewesten vizdomben belehente wälder haben.
Küther, a. a. O.
333, 23
; Löscher, a. a. O.
92, 35
; 147, 25
; Schmitt, Ordo rerum
605, 9
; Schwäb. Wb.
1, 833
.‒
Vgl. ferner s. v. allein
7.3.
›(eine Stadt) mit einem bestimmten Recht ausstatten, (einer Stadt) ein Recht verleihen; jm. die Bewirtschaftungsberechtigung (oft: die Abbaurechte in einem Grubenfeld) erteilen‹; auch mit verschobener Bezugsgröße, dann: ›eine Bewirtschaftungsberechtigung verleihen‹; offen zu 4.Bedeutungsverwandte:
begnaden
besetzen
Syntagmen:
jn. mit etw
. (z. B. dem zol, der kirche
) b
.; beleheneter caplan / priester
, mit verschobener Bezugsgröße: belehenete vicarie
; subst.: alte belehenete
›derjenige mit der älteren Berechtigung‹, belehenete
(dazu bdv.: besitzer
) des altars
.Belegblock:
Behrend, Magd. Fragen
217, 46
(omd.
, um 1400
): das wir unnd unnser stadt Thorn mit Magdeburgischenn rechte sinnt besatzt unnd belehnet.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 329, 12
(omd.
, 1429
): Myn herre bisschoff uff Warmland hot begnadet und beleenet mit der kirchen Seborke diszen czeiger Wichardus.
Küther, UB Frauensee
259, 29
(thür.
, 1489
): so sal ein rath mit iren belehenten vicarien vorschaffen, das sie sich gein dem pferner [...] gehorsamlich erczeigen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
86, 17
(omd.
, um 1559
): auf das andere, so nach ihnen belehent sein, sich darnach zu richten haben.
Opel, Spittendorf
226, 25
(osächs.
, um 1480
): die sich ungehorsamlich hetten gehalden kegen das capittel und seine vorfaren, der wolte seine gnade nicht belehen.
Ebd.
242, 32
; Löscher, a. a. O.
85, 5
; 106, 12
; Rwb
1, 1522
.4.
›jn. mit etw. beauftragen; jm. etw. (z. B. ein Amt) übertragen; jn. zu etw. ernennen‹.Syntagmen:
jn. zu etw
. (z. B. zu einem diakon
) b., jn. mit etw
. (z. B. mit der pfarre / frümesse, einem ampte / gericht
) b., einen frümesser / schepfen b
.; beleheneter vogt
.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21281
(nrddt.
, 14. Jh.
): Wer ist belenet dar zu | Daz her im diz dienst tu.
Opel, Spittendorf
416, 2
(osächs.
, um 1480
): dem schuster, der uff die zeit im rathe sass [...] und wolte sich mit dem ampte lassen belehen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 564, 2
(omd.
, 1434
): dy pristere, dy mit der frumesse seyn belenit [...], sullen dieselbe messe czu ewigen czeiten halden.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
729, 27
(osächs.
, 1523
/4
): Ist der richter nicht belehent mit dem gericht.
Dietz, Wb. Luther
1, 252
; Rwb
1, 1521
; Schweiz. Id.
3, 1241
.5.
›von jm. etw. entleihen; eine bergbauliche Abbauberechtigung erwerben; (Schafe) pachten, mieten; (Holz) bestellen‹; in allen (jeweils schwach belegten) Varianten konversosem zu 1-4.Belegblock:
Buch Weinsb.
2, 196, 22
(rib.
, 1569
): Er hat ein amt van dem graven van Seine beleint.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 105, 10
(schles.
, 1480
): alde vorfallen schechte und stolle zu fertigen, auch off eyn neues eynczuslohen und zu beleen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
137, 12
(halem.
, 1412
): das den obgenempten berg [...] der bergtheilen entkeiner nút verkúmberen sol mit froͤmbden belechnoten schafen.
Rwb
1, 1522
; Schwäb. Wb.
6, 1613/4
.