bekleiden,
V.
1.
›jm. (auch: sich) Kleider anlegen; jn. auf eine bestimmte Weise anziehen, kleiden; etw. mit einem Überzug versehen‹; als pars pro toto auch: ›jn. bezahlen, jm. Unterhalt geben‹; als part. Adj. bekleidet
: ›auf eine bestimmte Weise gekleidet‹; auch in bildlicher Verwendung; ütr.: ›(ein Amt) bekleiden, innehaben‹.Bedeutungsverwandte:
anlegen
antun
umlegen
Syntagmen:
jn
. (z. B. den nackenden, die leute
) / tiere b., js. leib b., die holzung, das gesicht b
.; sich als ein aussätzig mensch, auf die teutsche manier, mit einem hemde / rocke b., jn. mit kleidern b., jn. als eine tocke b
.; in einem samt, mit samt, in schwarz gewand, in gelb, von häuten, mit einem rok bekleidet sein
; köstlich / manlich / schlecht / säuberlich / zart bekleidet sein
; bekleidetes bette, bekleidetes geding
›förmlicher Vertrag‹.Wortbildungen:
bekleidnis
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
1, 328, 6
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Dâ von hât er sich bekleidet mit dem rocke der glîchnisse des brôtes.
Ebd.
2, 274, 4
: Wan güete und gerehticheit ist ein kleit gotes, wan ez bekleidet in.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 107, 5
(Köln
1619
): der gwaltig Gott, | Der Himmel vnd Erd erschaffen hat, | Der alle Thier bekleidet.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 6, 29
(Wittenb.
1545
): Jch sage euch / Das auch Salomon in aller seiner Herrligkeit nicht bekleidet gewesen ist / als der selbigen [Lilien] eins.
Thiele, Minner. II,
14, 168
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): arm nackent lüt bekleiden | du solt, die hungerigen spisen.
Goldammer, Paracelsus
2, 56, 3
(1531
/4
): darumb komben die knecht auch in den teil der erden, werden davon bekleidet.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
628
(schwäb.
, 1453
): Die wǎren all beclaidet gar | Mit semit rott.
Heydn. maister
13v, 17
(Augsb.
1490
): vnd hat sÿ mit neüen klaÿdern beklaidet vnd begabt mit heÿrat gůt.
Chron. Augsb.
8, 239, 6
(schwäb.
, zu 1563
): nach inen ist ir herr vatter, hertzog Albrecht, gantz schlecht beklaidt, allain geriten.
Klein, Oswald
41, 45
(oobd.
, 1431
/2
): Von mandel, rock recht als ain tock ward ich beklait, | durch füxs und märder.
Weber, Füetrer. Poyt.
64, 6
(moobd.
, 1478
/84
): Auch het dy keusch peklaidet sich, | das durch ir plick manigen stach dy mynne.
Roth, E. v. Wildenberg
159, 7
(moobd.
, v. 1493
): bekleit er sich als ein aussetzig mensch.
Turmair
4, 904, 20
(moobd.
, 1522
/33
): Er tet oft das römisch und welsch klaid ab, beclaidet sich auf die teutschen monir.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
9, 26
(tir.
, 1464
): Johannes der was peklaidet in der wüest von den heüten der kemeltier.
Kehrein, a. a. O.
1, 15, 9
; 360, 44
; Stammler, Berner Weltger.
559
; Adrian, Saelden Hort
1995
; Wiessner, Wittenw. Ring
5355
; Sappler, H. Kaufringer
21, 96
; Brandstetter, Wigoleis
192, 41
; 227, 14
; Chron. Augsb.
1, 60, 3
; 8, 239, 28
; Maaler
56v
; Golius
195
; Henisch
270
; Dietz, Wb. Luther
1, 249
; Rwb
1, 1503
; Schweiz. Id.
3, 624
.2.
›(eine Mauer) verputzen, verkleiden; etw. (z. B. Festungsgräben) ausbauen, stützen‹.Bedeutungsverwandte:
bewerfen
Belegblock:
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
775
(Köln
1476
): Wye man do dye grauen bynnen | Becleytten ind machten | Vast gebolwerckt in der erden.
Ebd.
3137
: bolwerck dyck myt guden grauen, | Seer dyep ind wayll becleydt, dy moyssz man hauen.
Opel, Spittendorf
211, 43
(osächs.
, um 1480
): die kirche was nicht gewelwet, sondern mit patronenbretern bekleidet.
Henisch
270
(Augsb.
1616
): Die wand bekleiden / bewerffen.
3.
›jn. umstrahlen, mit Licht umgeben (z. B. von der Sonne); jn. umhüllen; jn. umgeben, begleiten‹.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Offb. 10, 1
(Wittenb.
1545
): der [Engel] war mit einer Wolcken bekleidet.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 401, 7
(Nürnb.
1631
): Sie [Maria] ists Weib mit der Sonn bekleyd, | Mit Tugend hoch geziert.
˹In einem Wortspiel mit
sunne
›Sonne‹ und sun
›Sohn‹: Lindqvist, K. v. Helmsd. 3275/81
(halem.
, Hs. um 1435
): die was so klar | Das sÿ der sunne hat beklait | Und under ir fuͤss den mon geleit. | [...] | Maria die hat och beklait | Der ware sunn der gotthait
.˺
Klein, Oswald
91, 74
(oobd.
, 1431
/2
): nu wend meins herzen laid, | das mich all raid beklaid.
4.
›jn. / etw. mit etw. ausstatten, versehen, schmücken, auszeichnen‹; oft von abstrakten Bezugsgrößen gesagt.Syntagmen:
oft mit präp. Satzglied oder (seltener) mit präd. Attribut für die Größe, mit welcher die P. / S. ausgestattet ist, z. B. mit weisheit bekleidet (sein), lobesam bekleidet
, dann: ›voller Weisheit‹, ›im Besitz hohen Lobes‹.Älteres und mittleres Frnhd.
Belegblock:
Quint, Eckharts Trakt.
228, 7
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Ist diu zunge bekleidet mit bitterkeit.
Ebd.
268, 7
: wilt dû [...] mit tugenden und gnâden bekleidet werden.
Jostes, Eckhart
7, 6
(14. Jh.
): und nimt got blozze, e er worde becleidet in den gedanchen mit weisheit.
Vetter, Pred. Taulers
369, 16
(els.
, 1521
): das ist gelassenheit, vnd ledigkeit vñ vnannemlicheit, vnd deñ die drey tugent bekleidt seind.
Schmidt, Rud. v. Biberach
116, 29
(whalem.
, 1345
/60
): so zuht es [gemvͦte] sich selben vs vnd bekleidet sich selber mit einer goͤtlichen begirde.
Päpke, Marienl. Wernher
14387
(halem.
, v. 1382
): Du minnekliche schoͤne, | [...] | Mit allen eren so beklait.
Koppitz, Trojanerkr.
12944
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Waz man von lichten blümen spechen | Mag, der waz der anger braitt | Völlenklichen beclaitt.
Adrian, Saelden Hort
5438
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): den maͤhtigosten lúten, | die tugent, schóne, wishait | vor allen luten hat beklait.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
149
(halem.
, Hs. um 1435
): die siben gaben vor gezalt | Mit den Cristus ward be klayt.
Ebd.
2674/80
: So sÿ von siner marter laid, | Sich tugentlich hat beklait | [...] | Hat gaistlich sich beklaidet die zart | Und hat durch uns der helle hund | Da mit ertoͤt.
Sappler, H. Kaufringer
16, 356
(schwäb.
, Hs. 1464
): her Salomon, der mit weißhait | was über all man beclaitt.
Klein, Oswald
109b, 10
(oobd.
, 1431
/2
): Ave, mütter, frau, magt und maid, | erenreiche, lobesam beklait.
Wiessner, Wittenw. Ring
9
; Brinckmeier
1, 326
; Preuss. Wb. (Z)
1, 509
.5.
anschließbar an 1 oder 4 metaphorisch oder bildlich in Syntagmen wie sich / jn. / etw. menschlich / mit menschheit b
. ›Mensch werden; menschliche Gestalt annehmen; (Gott) als Menschen gebären‹.Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 412, 3
(Leipzig
1537
): Dweyl von ihm geborn ist der Herr, | Nach seiner heyligen menscheyt, | Mit welcher er sich hat bekleydt.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
307
(halem.
, Hs. um 1435
): Das sÿ solt schwanger werden | Und bringen uff die erden | Mit menschlicher natur beklaitt | Jhesum.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
10, 5
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): dem höchsten got, der sich verspart | zu dir, du wol versloßner gart, | da er menschleich bechlaidet wart.
Ebd.
3, 26
: Pflegerinn der taugenhait, | die got menschlich hat bechlait.
6.
›etw. bemänteln, verschleiern, umhüllen‹.Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
4, 54, 38
(Frankf.
1557
): Das etlich sein also bescheiden, | Jr vnwissenheit zu bekleiden.
7.
›etw. mit angemessenen Worten erläutern, beantworten‹.Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
77, 31
(nobd.
, 1517
/8
): Das ich mit inigkeite | Dir disse frag becleite | Und sindlich gerb.
Klein, Oswald
35, 34
(oobd.
, 1431
/2
): si hat den rüff, | du seist ir kind, sun güter, | Freuntlich veraint, das ich Wolkenstein | die lieb nicht kan beklaiden.