beizen,
V.;
Kausativum zu beissen
(V., unr. abl.), mit Ausgleich des ursprünglichen Wechsels von -ss-
und Affrikata zugunsten letzterer; vgl. beissen
(V.).1.
›mit abgerichteten Tieren (in den diesbezüglich interpretierbaren Belegen: mit Vögeln) jagen‹; auch ›(ein Tier) jagen, verfolgen‹; zu
beissen
(V.) 1.Zur Beizjagd mit Vögeln s.
Lex. d. Mal.
.1, 1825-9
Belegblock:
Luther, WA
51, 657, 362
(um 1535
): Wer mit eülen beitzt fehet meüse.
[Sinn: ›mit untauglichen Mitteln ist wenig zu erreichen‹; zur Jagd auf Wild sind Falken nötig.] Ebd.
54, 393, 27
(1545
): Sie muͤsten mit dem Keiser wie mit einem todten Falcken baytzen
[›leere Drohungen mit dem Kaiser ausstoßen‹].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 38, 23
(Straßb.
1522
): ein Edelman, der het ein Sperwer, mit dem er beitzt und vil Froͤd mit het.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 126, 2
(halem.
, 1508
/16
): als er [...] über die lustigen witen felder kam, hůb er an zů beitzen und warf sinen vogel.
Gereke, Seifrits Alex.
4961
(oobd.
, Hs. 1466
): die vertreiben ir zeit | mit nicht wann mit behendikait, | mit jagen und mit pierssen | [...] | mit paiczen auf der haid.
Winter, Nöst. Weist.
4, 44, 2
(moobd.
, 17. Jh.
): ob aber einer ein schwein im schaden funte und laidiget sich mit schlagen oder werfen schiessen oder paizen.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 8, 16
; Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
617, 3
; Koppitz, Trojanerkr.
6124
; 6427
; Primisser, Suchenwirt
18, 139
; Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 24
; Schwäb. Wb.
1, 821
; Schweiz. Id.
4, 1981
.2.
›jn. zu etw. veranlassen, reizen, verlocken, verführen‹.Bedeutungsverwandte:
anregen
anreizen
hetzen
locken
weigeln
Syntagmen:
jn. b
.; beizende holdseligkeit / lieblichkeit
.Belegblock:
Schöpper
96b
(Dortm.
1550
): anregen anreitzen weiglen hetzen / beitzen.
Sachs
15, 431, 13
(Nürnb.
1563
): Wenn ihn der arge feind wil beytzen, | Zu den sünden locken und reytzen.
Schwäb. Wb.
1, 821
.3.
›etw. zermürben, zu Fall, zur Strecke bringen; jn. niedertreten, zugrunderichten‹.Belegblock:
Helm, Maccabäer
1931
(omd.
/nrddt.
, Hs. A. 15. Jh.
): Do er so sterben sich versach, | zu sinen sunen er do sprach: | ,Nu ist die hochvart gebeizet‘.
Ebd.
6822
: da wart er daz volc zu reizen | unde an urlouge beizen.
4.
›etw. mit Säure, Lauge oder scharfen Stoffen bearbeiten, tränken und dadurch haltbar machen, gerben, beizen, weichen‹; zu
beissen
(V.) 3.Wortbildungen:
beizbrühe
beizwasser
Belegblock:
Hajek, Gůte spise
55
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): Dar zvͦ solt du nemen einen bersich gebeizt in ezzig.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
79, 8
(osächs.
, 1570
/7
): Die wurzeln klein gepulfert und eine nacht in weineßig gebeizet, dann wiederumb ausgetruckt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 199, 10
(schles.
, 1650
): dass ihr die kunst mitbringet, wie das beizwasser zu machen.
Welti, Stadtr. Bern
413, 12
(halem.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): das [...] alle kuͥrsener ire fell an der matten, oder in dem ober gerwer graben weschen, fleischen vnd beitzen suͥllend.
Maaler
56r
(Zürich
1561
): Beitzwasser Beitzbruͤye / Dz stincke͂d wasser von gebeitztem laͤder.
Ebd.
127v
: Eyntuncken / Jn ein farb stossen / Erstli befeüchten / beünen / bicken / beitze͂.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
284, 3
(oobd.
, 1349
/50
): wenn man in [tarant] tœt und in paizt in öl, daz öl ist guot wider des tarandes hecken.
Ebd.
351, 10
: wer die weinper behelt und si auf hæht oder si paizt mit honig.
Haage, Hesel. Arzneib.
5r, 12
(Hs. ˹noobd.
/md.
, E. 15. Jh.
˺): der sol nemen centauriam und baiz die ain luczel in aschen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214v, 30
; Broszinski, Minner. Chir. Parva
74v, 10
; Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 53
; Löffler, Columella/Österreicher
1, 159, 15
; Dasypodius
295v
; Hulsius
B ijr
; Henisch
268
; Dietz, Wb. Luther
1, 246
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
26
; Schwäb. Wb.
1, 821
; Schweiz. Id.
4, 1982
.