1
beistand,der
;-(e)s/
auch -Ø
+ Uml.;pl. t.
1.
›Unterstützung, Hilfe, Beistand, die / den man in unterschiedlicher Form e. P. oder einem Rechtsverband leistet; Hilfe (Gottes)‹; bei negativer Bewertung: ›Vorschub‹.Bedeutungsverwandte:
beilauf
beilegung
beisprung
beistat
beschirmung
dienst
feste
förderung
hilfe
nothilfe
rettung
schild
schirm
schuz
steuer
trost
vorschub
vorstand
zuflucht
zusaz
zuschub
Syntagmen:
b. finden / leisten, jm
. (z. B. dem man / weibe
) / einer rechtlichen Bezugsgröße (z. B. der krone / stat, dem land / reich
) b. tun
; mit b. beiständig sein, j. mit b. verdacht sein, jn. um b. anfallen
; b. gottes, der gebrüder / mistäter, des bundes
(jeweils gen. subj.), b. der gerechtigkeit
(Gen.obj.); guter / hilflicher / kräftiger / treuer / tröstlicher b
.; hand des b
.Belegblock:
Ralegh. America
15, 20
(Frankf.
1599
): ohne welcher Beystandt er nicht hette konnen durchkommen.
Schöpper
12b
(Dortm.
1550
): Auxilium. Hilff beistand stewr zuschub fuͤrderung zůsatz dienst fuͤrstand fuͤrschub rettung.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 505, 14
(mosfrk.
, 1466
/7
): sal dat cappittel synre ledich stain ind yme geynen bistant doin.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 23, 1
(Wittenb.
1545
): DV solt falscher anklage nicht gleuben / Das du einem Gottlosen bey stand thust.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 9, 2
(Bautzen
1567
): Wolst vns heut huͤlff vnd beystandt than, | Vnser Seel Leib vnd gut bewarn.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
232, 1
(Nürnb.
1548
): was hast du fur huͤlff vnd beistand? Nemlich den Herrn.
Sachs
14, 161, 21
(Nürnb.
1551
): Das ein getrewen man ich het, | Der in der noht mir beystandt thet!
Jörg, Salat. Reformationschr.
68, 34
(halem.
, 1534
/5
): da fand er volg und beystand / by sins glychen eergytigen […] pfaffen.
Koppitz, Trojanerkr.
21807
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): tünd bystantt geliche | Der cronne und dem riche.
Anderson u. a., Flugschrr. 20,
3, 8
([Augsb.
] 1525
): Dem Allmechtigen Got zů ainem ewigen lob […] / auch zŭ beystand der gerechtigkait.
Barack, Zim. Chron.
2, 61, 8
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): das er allain, one hilf oder bistandt seiner gebrüeder, sich diser sach understeen solle.
Henisch
267
(Augsb.
1616
): Schaff vns beistand in der noth […]. Lehr vnd kunst ist ein guter beystand / schutz vnd feste der armen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
76, 20
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): wie kunig Mathias von Vngern inn der puntnuss verdacht war mit peystanndt und zuschuben.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
177, 1
; Lauater. Gespaͤnste
36v, 1
; Wyss, Limb. Chron.
103, 34
; Schmidt, a. a. O.
482, 4
; Rosenthal. Bedencken
6, 7
; v. Keller, Amadis
386, 40
; Opitz. Poeterey
3, 33
; Hampe, Ged. v. Hausrat
3, 11, 3
; Gille u. a., M. Beheim
98, 114
; Mayer, Folz. Meisterl.
32, 169
; Dinklage, Frk. Bauernweist.
90, 34
; 37
; Toeppen, Ständetage Preußen
2, 137, 17
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
29, 10
; Koller, Ref. Siegmunds
222, 25
; 232, 20
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
244, 23
; Grossmann, a. a. O.
81, 28
; 129, 35
; 162, 25
; Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
1, 116, 14
; Alberus
Z iiijr
; Schwartzenbach
J vjr
; Ulner
143
; Dietz, Wb. Luther
1, 244
; Rwb
1, 1484
; Schweiz. Id.
11, 1020
.‒
Vgl. ferner s. v. anfallen
5, assistenz
, auftücheln
, ausrichten
13.2.
›Hilfstruppen‹.Belegblock:
Turmair 4,
627, 17
(moobd.
, 1522
/33
): die geurlaubten knecht und krieger; ausserhalb des römischen reichs herschaft geporn, haben si ,beistänt‘ und ,hilf‘ gehaissen.
Ebd.
638, 19
: ist bei hundert und zwainzig tausent ausclaubts kriegsvolks, zehen tausent pferd on die beistänt.
3.
›Assistenz, Hilfstätigkeit‹; metonymisch: ›Arbeiter, der Hilfsdienste leistet; Helfer, Büttel (des Gerichtsboten)‹.Bedeutungsverwandte:
handreichung
Belegblock:
Aubin, Weist. Hülchrath
141, 29
(rib.
, 1616
): gestalt die mißtätige […] durch den gerichtsboten und deßen beistand anzugreifen […], fast und gefänglich […] zu halten.
Schwartzenbach
E vjv
(Frankf.
1564
): Hat allzeit mit gantzer treuw gehorsamlich gedient vnd beystand gethan.
Küther, UB Frauensee
259, 32
(thür.
, 1489
): ime [pferner] auch sunderlich in der kerchin zu den hoen festen […] beistant thun […] sullen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
449, 6
(m/soobd.
, 1644
): ein jeder nachbaur, keuschler und gast einen tauglichen beistant morgens in aller frue mit hacken und hauen zu der pruggen sent.
Schwartzenbach
N vr
.4.
›Rechtshilfe vor Gericht, Beistand, Zeuge bei rechtsrelevanten (z. B. der Heirat) oder gerichtsähnlich gedachten (z. B. dem Jüngsten Gericht) Handlungen; Anwalt (einer Partei), Advokat‹.Bedeutungsverwandte:
advocat
anwalt
der
) 1, anweiser
assessor
aufmerker
fürsprech
procurator
ratgebe
redner
schuzherre
verteidiger
Syntagmen:
einen b. zulassen, jm. b. antragen / tun
(häufig), jm. einen b. erlauben
; dem b. den lon bezalen
; mit dem b. kommen, jm. jn. zum b. abordnen / senden
; b. für gericht, b. zum rechten
(mehrfach), b. in rechtssachen, b. zur beförderung e. S.
; adelicher / besoffener / fremder / taugentlicher b
.; erlaubung eines b
.Belegblock:
Rudolph, Qu. Trier
164, 17
(mosfrk.
, 1593
/4
): Damit man jedoch nicht glauben mögte, als wollte man die freuntschaften und beistand in solchen fällen zumal vertrennen.
Langen, Myst. Leben
177, 16
(nobd.
, 1463
): dy liben heiligen engel, daz sy ym peystandt thuen wider dy posen geist in seinen leczten streit.
Welti, Stadtr. Bern
606, 15
(halem.
, 1539
): kumpt er sampt sinem bystannd mit gewertter hannd […], werden im die gwer durch vrtheyl vnnd recht abbekennt.
Müller, Nördl. Stadtr.
349, 10
(schwäb.
, 1488
): usserhalb der richter mag ain ieder biderman dem andern wol ungefarlichen beistand zum rechten thun.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 280, 18
(schwäb.
, 1592
): das ir dem gerichtschreiber, auch eurem beistand, redner, fürsprechen oder gewalthaber ire löhn und besoldungen bezahlen können.
Ebd.
320, 31
(1603
): daß hinfüro […] außerhalb der contrahierenden personen, deren vatter und muotter, jeder partey noch drey frembde beyständ […] zuegelaßen sein.
Ebd.
616, 28
(1672
): alßdan mag der stabhalter […] sein sach selbsten oder durch ein taugentlichen beystand in aller kürtze dem rechten gemäß fürbrüngen zue laßen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
95, 4
(mslow. inseldt.
, 1611
): Martha Strakhen śambt ihrem beyśtand dem Gregor Klinśur.
Langen, a. a. O.
181, 22
; Lichtenstein, Lindener. Katzip.
248
; Brinkmann, Bad. Weist.
131, 39
; 246, 7
; Welti, a. a. O.
600, 9
; Rennefahrt, Zivilr. Bern
598, 3
; Maaler
67v
; Henisch
267
; Rwb
1, 1484
; Preuss. Wb. (Z)
1, 502
; Schwäb. Wb.
1, 815
; Vorarlb. Wb.
1, 279
; Schweiz. Id.
11, 1020
.‒
Vgl. ferner s. v. advocation
1, advocieren
1, anwalt
(der
) 1, antragen
7, aufmerker
.5.
›Ratmann, Beisitzer eines Rechtsorgans‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. beisitzer
Belegblock:
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
75, 19
(m/soobd.
, a. 1672
): ist […] zu einen dorfrichter erwählt worden Hannß Radtwängl, zu beiständt seind ihme zugeeignet worden H. Georg Netsch, Jacob Zehendorfen.
Rwb
1, 1485
.6.
›Grund, Umstände, Zusammenhang‹.Belegblock:
Köbler, Ref. Nürnberg
133, 15
(Nürnb.
1484
): Es waͤr dann sach das soͤllichs Nayn oder laugnẽ besonndern beystand oder vmbstennde het.
Sudhoff, Paracelsus
9, 429, 3
(1531
/5
): Der sich understeen wil auszelegen die eigenschaft der cometen, wird gezwungen, seine zwen beistend nit außzulassen. […]. soliches auch zuwissen, folgent mit einem ieglichen cometen anhangende zeichen, welche beistand genant sollen werden.
Ebd.
440, 5
: Der dritt tractat von dem beistand, so in figuren gesehen seind worden.
Köbler, Ref. Wormbs
39, 21
.