behaltnis,
behältnis,
beheltnis
(ersteres etwas häufiger, im Oobd. stark überwiegend), vereinzelt epithetisches
t
:
behaltnist,
behältnist,
beheltnist,
die / das
(ersteres häufiger);
-Ø/-nisse
;
unter Position 5 Tendenz zum Gebrauch als
Präp.,
s. d.
1.
›Erhaltung e. P. oder S. in seiner Existenz oder in seinem Zustand; Schutz, Schirm, Beschützung‹;
vgl.
behalten
(V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
hut
.
Syntagmen:
ein b. finden
;
jm. ein b. vor etw. sein, zu js. b. geneigt sein
;
b. der gnade, des eigentums / rechtes / schlosses, b. leibes und gutes
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged.
494, 6, 11
(
1631
/
39
):
sein liebliches Gestirn’, als fester Liebe Zeichen, | kunt’ ihm für Wind und Tod sein kein Behältnüß nicht.
Dat nuwe Boych
440, 38
 (
rib.
,
1396
):
So giengen sij eyn deil mit beheltnisse lijfs vnd gůtz vp die Torne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch 
11162
 (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich finden nit in keynen weg | Da ich myn behelteniße so wol finden moge | Als ich nach Gotte an dir dun.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
50, 7
(
nürnb.
,
1446
):
Also was do der keuscheit beheltnüß die ursach der mertrey.
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 23, 20
(
halem.
,
n. 1529
):
so woͤllend doch bedenken und gneigt sin zů unser behaltnuͤss, als ir gwesen sind, uns in disen stat zesetzen.
Reissenberger, Väterb.
30009
;
Eggers, Psalter 
61, 14
;
Chron. Nürnb.
2, 155,
Anm. 1;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. 
1, 120, 18
;
Voc. inc. teut.
c iijr
;
Brinckmeier
1, 321
;
Rwb
1, 1441
;
Schweiz. Id.
2, 1243
.
2.
›Erlösung (des Menschen); Gnade, Seligkeit‹;
zu
behalten
(V.) 5.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. 
24, 119
(
nobd.
,
v. 1496
):
ist ein frag hie ob Cristus | In dem heiligen sacrament | Den menschen zu ir behaltnus | Enpfangen auß des pristers hent.
Ebd.
75, 540
(
nobd.
,
1517
/
8
):
das ein yeder crist | Hie mit dem sacrament bewart | Zw der behaltnüs wirt geacht.
Drescher, Hartlieb. Caes. 
398, 11
(
moobd.
,
1456
/
67
):
Ettlich sind vast guͤtt, die werden zw Gott und ewiger behaltnúsz geurtailt.
Schweiz. Id.
2, 1243
;
Winkler, Flugschr.
1975, 97
.
3.
›sichere Verwahrung e. S., Aufbewahrung von etw., Gewahrsam‹; metonymisch vereinzelt: ›aufbewahrtes Gut‹;
vgl.
behalten
(V.) 6.
Bedeutungsverwandte:
verwarung
.
Syntagmen:
einem schaz b. geben
;
sein b. in etw. haben
;
etw. in js. b. behalten / nemen
;
b. des küsters
;
heimliche b
.
Wortbildungen:
behaltnisweise
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch 
2986
 (
rhfrk.
,
um 1405
):
Den grossen schatz den ich da inne verborgen han. | Ich han yme viel behelteniß geben.
Chron. Nürnb. 2, 
13, 5
(
nobd.
,
1424
):
ein gros kreutz, do die merckliche stück ir behaltnus inen haben.
Ebd.
530, 16
(
1453
):
nu ger ich nit, das ir mir die panier gebt, sunder behalt die in ewer behaltnüß.
Leidinger, V. Arnpeck
653, 32
(
moobd.
,
v. 1495
):
ist di steur an herzog Ruprechten, so in leben herzog Jorgen behaltnusweis in das sloss kumen, erfordert worden.
Rintelen, B. Walther 
45, 10
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wann […] ligunde oder varunde Güetter unverendert befunden werden, die ime behaltnußweiß zuegestelt sein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
33, 36
(
m/soobd.
,
1478
):
soll […] diser unser brief, […], bei unsern getreuen N. […] erlegt werden, di dann in behaltnuszweisz inner haben.
Rieder, Gottesfr.
117, 12
;
Chron. Augsb.
9, 163,
Anm. 2;
Rintelen, a. a. O.
112, 3
Var.;
Rwb
1, 1442
;
Schwäb. Wb.
1, 772
.
4.
›Behältnis, Behälter, Ort unterschiedlicher Art zur Aufbewahrung von etw. (meist: von Wertgegenständen)‹; im einzelnen: ›Gefäß, Kasten, Kiste, Truhe, Schrank; Raum, Gemach; Hütte, in der etw. gelagert wird; Bassin, Grube (für Fische); Garten‹; Metonymie zu 3.
Bedeutungsverwandte:
behaltfas
,
gehältnis
,
grube
 1,
kiste
 1,
malche
,
1
tasche
 1,
tenakel
,
trog
 3,
truhe
 1,
vase
,
vogelkorb
,
weier
; vgl.
behalter
 8.
Syntagmen:
die b. finden / aufschlagen
;
die b
. (Subj.)
verbrennen
;
etw. in der b. behalten / verwaren, etw. aus der b. nemen / stelen, etw. in die b. legen
;
b. der briefe, des reichtums
(jeweils gen. obj.),
b. der kirche
(gen. subj.);
b. im garten, b. von schätzen, b. für etw
.;
beschlossene / heimliche b
.

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle 
311, 25
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do quam der bisschoff do hen unnd slug die beheltnisse uff mit siner manschafft unnd rate, unnd nam das gelt mit gewalt en wegk.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
5, 16
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
vant her unczelich andir beheltnisse, do her grozen schacz vant.
Mon. Boica, NF. 1, 
584, 21
(
nobd.
,
1414
):
Ein vischgruben und beheltnuͤsz im pawmgarten.
Voc. Teut.-Lat.
bb iijr
(
Nürnb.
1482
):
Roßengart od’ behaltnuß der rosen. rosarium.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
195, 2
(
Bamb.
1507
):
welcher auss weyern oder beheltnussen visch stilt.
Ebd.
227, 4
:
ein yeder […] vrteyl […] sol […] in einer sundern beheltnuss verwardt werden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel 
8, 195, 19
Var. (
Straßb.
1466
; Var.:
Augsb.
um 1475
):
Ein jeglich gab derfult sy von iren geschlechten: vnd werdent an en pfenglich
[Var.:
vnd die behaltnussen
]
von iren schetzen.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 41, 21
(
schwäb.
,
1491
):
Denen stetten werdent rechtlich úber gesetz die behaltnusten, dannen gemainklich der rǒch uff stigt.
Chron. Augsb.
5, 210, 2
(
schwäb.
,
1523
/
7
):
die raisigen […] asen und trancken […] und sůchten zů Liechtenberg in den haimlichen behaltnusen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
172, 15
(
schwäb.
,
v. 1542
):
daß man am grienen donstag […] das hochwirdig sacrament auß der behaltnuß nempt.
Mell u. a., Steir. Taid.
247, 21
(
m/soobd.
,
1638
):
hat das gotshaus widerumb ein pröß, da im lösen die möst gebröst werden und ain behältnus für die pünter und lären startin.
Küther, UB Frauensee 
136, 25
;
Leman, Kulm. Recht
2, 5, 3
;
Schmitt, Ordo rerum 
197, 2
;
201, 8
;
236, 35
;
Voc. inc. teut.
c iijr
;
s iiijv
;
Dasypodius
25r
;
30v
;
342v
;
Volkmar
334
;
Henisch 
249
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
66
;
Rwb
1, 1442
;
Diefenbach
521
c;
Preuss. Wb. (Z)
1, 480
;
Schwäb. Wb.
1, 772
.
5.
›Vorbehalt‹; in der Form
behältnis(se)
oder
mit behältnis(se)
›unter Vorbehalt, mit Ausnahme; vorausgesetzt‹;
vgl.
behalten
(V.) 10.
Md.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 74, 4
(
rib.
,
A. 14. Jh.
):
de is up sine hůste busse; beheltnisse hůs inde hoifz sins rethis.
Chron. Köln
3, 891, 17
(
Köln
1499
):
hulden wir vrie burgere von Coelne unsme heren […] getruwe zo sin, beheltnis uns, unsen wiven ind unsen kinderen, unser stat van Coelne, alle privilegien, brieve, gracien ind genaden, […] vast zo bliven.
Chron. Mainz
1, 45, 4
(
rhfrk.
,
15. Jh.
):
doch mit beheltnisse, daz die alden sunbriefe in allen iren begreff kreftig und mechtig virliben sullen.
Ebd.
257, 29
:
das derselbe dagk behelteniß beider parthien gelimph und bescheidenheit dem obgemelten unserm gnedigen herren zu eren und zu willen gelenget und gestrecket worden ist.
Thiele, Chron. Stolle 
489, 4
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
so mochte der schultheisse als danne richtunge von on uff neme, doch mit beheltenisse deme rate siner gerechtickeit.
Wyss, Limb. Chron.
68, 28
;
Loesch, a. a. O.
1, 59, 14
;
185, 17
;
2, 515, 6
;
Chron. Mainz
1, 49, 28
;
Brinckmeier
1, 323
;
Rwb
1, 1442
;
Haltaus
121
;
Dief./Wü.
183
.
6.
›Haft, Gewahrsam, Gefangenhaltung‹; metonymisch: ›Gefängnis‹;
vgl.
behalten
(V.) 17.
Bedeutungsverwandte:
fängnis
,
haft
(
der/die
) 7.
Syntagmen:
jn. in (js.) b. bringen / füren / schlagen / tun, j. in b. sein
;
gefängliche b
.

Belegblock:

Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. 
11, 20
(o. O.
1532
):
soll man sy, sovil gefengklicher behalltnuss halb sein mag, vonn einander theillen, damit sy sich vnwarhafftiger sage mit einander nit […] vnnderreden mögenn.
Reissenberger, Väterb.
9884
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do man in rehte als einen dieb | Gevillet hete wol genuc, | In beheltnisse man in slůc.
Schmidt, UB Halberst.
4, 3138, 15
(
nd.
,
1398
):
dat se one denne angrepen unde in ore beholtnisse brochten unde behelden so lange, dat […].
Opel, Spittendorf
102, 15
(
osächs.
,
um 1480
):
Daruff hat der rath die jhennen, die in beheltnissze und yn geboten gewest sint, uns zu willen in yre huszere geweyszet bisz zu usztrage der sachen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
341, 8
(
osächs.
,
1523
/
4
):
ist Heinrich Stecher des auf fluchtigem fuß becreftigt, zu recht bestalt und in beheltnus und hefte bracht worden.
Leman, Kulm. Recht
2, 3, 135
(
Thorn
1584
):
den [man] mag her wedir an gryfen wo her yn ankumpt ane gerichte. vnd yn wedir furen in syn beheltnysse vnd yn halden also eyn pfant.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 2, 
3619, 6
(
moobd.
,
1455
):
zu gemainem nucz der Universitet und zu ainer behaltnuss und venknuss der studenten.
7.
›Aufenthaltsort, Versteck, Unterschlupf e. P.‹;
vgl.
behalten
(V.) 18.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
behaltung
 12.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
16, 4
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
las mine vorvluchtige wonen bi dir, Moab, biz ir beheltnisse vor deme antlitze des, der si heret, der stoub ist geendet.
Feudel, Evangelistar
22, 8
 (
omd.
,
M. 14. Jh.
):
myn huz sal heizen eyn bete huz, sundir ir hat iz gemachet czu eyme beheltnysse der mordere.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob 
8999
(
omd.
,
1338
):
Dis wolken ist dis beheltnis syn, | Wan er hat sich verborgen drin.
Luther. Hl. Schrifft. 
Offb. 18, 2
(
Wittenb.
1545
):
sie ist gefallen / Babylon die grosse / vnd eine Behausung der Teuffel worden / vnd ein Beheltnis aller vnreiner Geister / vnd ein Beheltnis aller vnreiner feindseliger Vogel.
Sachs 12, 
396, 23
 (
Nürnb.
1555
):
Komb mit mir in die kammer mein! | Da will ich dir ein bheltnuß zeigen | In der mawer, die sey dein eigen!
Karsten, a. a. O.
10106
;
Schwäb. Wb.
1, 772
.
8.
›Gedächtnis, das Merken, Erinnerung, Gedenken‹;
zu
behalten
(V.) 21.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl. 
561
(
pfälz.
,
1436
):
memoria, das ist alsouil gesprochen als ein vernonfftlich gedechtnisse oder behaltnis.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. 
2
(
Bamb.
1507
):
wir haben auch in dieser vnser ordnung, vmb eigenlticher merckung vnd beheltnus willen des gemeinen mans, […] drucken lassen.
Rwb
1, 1442
.
9.
›Einhaltung, Befolgung (z. B. eines Gebotes)‹;
zu
behalten
(V.) 23.
Syntagmen:
b. des landfriedens, des rechten
.

Belegblock:

Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci 
57, 16
(
önalem.
,
v. 1478
):
wer spricht, daz in der behaltnis der volkumenheit des ewangelii […] stante etwes nùwes […] oder vnmugliches ze behaltende, der wirt geahtet, daz er schelte gegen Cristum.
Warnock, Pred. Paulis
28, 358
(
önalem.
,
1490
/
4
):
won in beiden clöster lept man nach gotz lob und behaltnus aller gaistlichait.
Rieder, St. Georg. Pred.
339, 17
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
In der sele closter sol Got únser herre prior sin, […], gnade der sigrist, behaltnust dez zites die gloggan.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 314, 5
(
schwäb.
,
1451
):
so sollen die stette des spruchs hertzog Albrechts von Osterrich ledig sin, doch beheltnis demselben hertzog sins rechten davon gegen den von Rotemburg.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
229, 10
;
Ruh, Bonaventura
360, 23
;
Schmitt, Urkundenspr.
160
.
10.
›Inhalt (von Urkunden)‹;
vgl.
behalten
(V.) 24.
Md.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. U
143, 5
(
mfrk.
,
1390
):
so mogent sij uns mẏt geistlichen gerichte drengen beheltnisse dissez bribe, bit daz in genůch ist geschen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
6, 19
(
schles.
,
1382
):
noch laute vnd beheltnis der aldin briue.
Ebd.
131, 19
(
n. 1350
):
briue vnde hantfestin, als sy von den uorgenanten Herczogen […] behaldin sint, in allen iren behaltnissen, meynungyn vnde synnen, ubir welchirley recht […] syͤ gemacht sint.
Preuss. Wb. (Z)
1, 480
.
11.
›Habitus, Haltung, Zustand‹;
vgl.
behalten
(V.) 28; 31.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
behältlichkeit
.

Belegblock:

Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 9
:
dy vornunft vnd dy redelichkeit dy do sint eyn beheltnisse der sele.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
99, 4
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Daz erst von seinr pehaltnüss zü got in der lieb.
12.
›Vorrichtung, mittels der etw. festgehalten, gebunden wird‹.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
p vjr
(
Nürnb.
1482
):
Inworff inhãg. […]. od’ behaltnus. od’ harpãt. od’zugel od’ zawm.
Ebd.
n vijv
;
qq jv
.