begreiflich,
begriflich,
Adj.;
Schreibungen mit Diphthong und Monophthong werden hier durch ein Doppellemma repräsentiert. Eine Trennung in 2 Wortbildungen, nämlich zur 1. und 2. Hochstufe des Verbs begreifen
, ist für alle Texte, die die Diphthongierung nicht durchgeführt haben, nicht sicher möglich. Doppel- bzw. Einfachschreibung des -f-
liefert wegen seiner Fakultativität keine zuverlässige Entscheidungshilfe.1.
›sinnlich greifbar, betastbar, berührbar‹; vgl.
begreifen
2.Bedeutungsverwandte:
berürlich
leibhaftig
leibhaft
leiblich
Belegblock:
Köbler, Ref. Wormbs
152, 7
(Worms
1499
): nit allein beweglicher oder vnbeweglicher begrifflicher od’ lyphafftiger güter. Sonder auch vnbegrifflicher vnnd vnlyphafftiger dinge mag einer entsetzt werden.
Mayer, Folz. Meisterl.
100, 362
(nobd.
, um 1480
): so sy geberen, so haben sye wesenliche leichnam oder begreüfliche leichnam, wan auß den leichnam von der luft möchten si nit geberen.
Ebd.
103, 73
: solt Got eine solche enge stat haben, so wer er meslich wegreifflich.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 274, 3
Var. (Straßb.
1466
; Var. Augsb.
um 1475
): Wann ir habt eúch nit genachent zů dem berúrlichen
[Var.:
begreyflichen]
vnd zů dem genechlichen feúer. Dietz, Wb. Luther
1, 233
.2.
›begreiflich, faßlich, verstehbar (von Bezugsgegenständen)‹; verschoben auf den Verstehenden: ›etw. erfassend, begreifend‹; vgl.
begreifen
12.Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
2, 94, 5
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): daz got gegeben hât und daz got gelobet hât ze gebenne, daz ist gar wunderlich und ist unbegrîfelich und unglouplich. Und dem ist reht; wan wære ez begrîfelich und wære ez glouplich, sô enwære ez niht reht.
Anderson u. a., Flugschrr. 3,
8, 14
(Wittenb.
1525
): wie denn das volck […] leicht zu vberreden ist / das es die ding glewbe / wilche der vernunfft wolgefallen vnd begreyfflich sind.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
165, 24
(schwäb.
, 14. Jh.
): wan die begriflich craft (der) begerlichen offebaret iren gegenwurf.
Stackmann u. a., Frauenlob
10, 1
[A], 6; Voc. inc. teut.
s iiijv
; Maaler
54v
; Henisch
248
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
65
.3.
›fähig, etw. (oft: religiöse Bezugsgegenstände) zu erfassen, zu verstehen‹; vgl.
begreifen
12.Bedeutungsverwandte:
geschikt
Syntagmen:
b. vernunft
.Belegblock:
Schmidt, Rud. v. Biberach
54, 3
(whalem.
, 1345
/60
): so si [verstandnissi] ze hohern […] dingen wirt gefuͤrt, so wirt si deste witer vnd dest begriffelicher.
Ebd.
138, 24
: Dv frúnt Thimothee, daz dv́ begriflich werdest der verborgen beschoͮde vnd ofnunge, dv́ solt ingelipt […] werden dem goͤtlichen glantze.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
130, 2
(schwäb.
, 14. Jh.
): daz die umbesinten creaturen niht begriflich sint der ere nah in selber.
Ebd.
169, 3
: Ez ist zemerken, ob gevolgen allein behöre zuo dem begriflichen teile der sele.
Ebd.
341, 1
: die redelich creaturen, die da begriflich ist dez ewigen lebennes.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
3r, 10
: Ein eyntzig thier / hat die natur geschaffen / den menschen / vnnd den allein / der da vernunfft hat / vnd begrifflich ist der gotheit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
212, 17
(oobd.
, 1349
/50
): wan diu vernunft ist begreifleich aller dinge gotes.
Lutz, Buch Alfadol
200, 12
(obd.
, n. 1478
): Der mensch sol die künst | lernen wan er ist ir wol | begrifflich.
Diefenbach
302a
; Voc. inc. teut.
c iijr
; Dietz, Wb. Luther
1, 233
; Preuss. Wb. (Z)
1, 476
; Schwäb. Wb.
1, 765
.4.
›etw. unternehmend, initiativ handelnd‹; vgl.
begreifen
16.Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 218, 10
(preuß.
, 1413
): welch hus […] von vnserm hern Romisschen konige […] listlichen vnd begrifflichen wart […] gebuwet.
5.
›inhaltlich; inhaltsreich, Wesentliches enthaltend‹; vgl.
begreifen
22.Syntagmen:
etw. b. durchlaufen
; b. brief
.Belegblock:
Maaler
54v
(Zürich
1561
): Etwas in einer sum̃ vnd kurtz Begrifflich durchlauffen.
Schweiz. Id.
2, 721
.6.
›umfassend, umgreifend‹; vgl.
begreifen
19; 22.Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3340
(rib.
, 1444
): Want umb des hertzen cleyne behalt | Hain ich dat broit cleyne gemacht, | Ind durch syne groisse begrijfliche acht | Hain ich dat overste guyt dar in gestoissen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
9, 334, 22
Var. (Straßb.
1466
; Var. Augsb.
1518
): ein vnwirdigkeit die do ist die begrifffenst:
[Var.:
begrifflichißt]
mit trunckenheit vnd mit seer.