bäurisch,
Adj.
1.
›bäuerlich, zum Bauernstand passend‹; zu
bauer
(der
) 1.Belegblock:
Henisch
210
(Augsb.
1616
): Baͤwrisch / das zum bawren werck gehoͤrt / ruralis, [atque] hoc rurale quod ad rus pertinet.
2.
›bäurisch, ungehobelt, ungebildet, grob; einfach (von Personen, Haltungen, Handlungen)‹; vgl. bauer
(der
) 1 (speziell unter dem Aspekt der dem Bauern zugeschriebenen Ungebildetheit).Bedeutungsverwandte:
dörfisch
dum
dumhirnig
einfältig
grimmig
grob
grobköpfig
hartsinnig
kunstlos
ländlich
närrisch
rau
schädlich
schlecht
stölpisch
stumpf
tierisch
unartig
unbehauen
unedel
unerlich
ungehobelt
ungelert
ungeschlacht
ungezämt
unhöflich
unkönnend
unkundig
unverschämt
unverstöndig
unwissend
viehisch
wütig
wild
hochmütig
Gegensätze:
sittig
edel
Syntagmen:
bäurische art
(mehrfach) / arbeit / sitte / gebärde / gesang / getat / hoffart / rede / stimme / zierde / kappe, bäurischer mensch / jüngling / knecht / mutwille, bäurisches exempel / gedicht / gemüt / leben / streiten
; etw. b. lauten, b. antworten
.Wortbildungen:
bäurische
Belegblock:
Schöpper
8a
(Dortm.
1550
): Obtusus ingenio. Vngelert vnkuͤndig vnkuͤnnend kunstloß vnuerstendig grob härtsinnig dumhirnig stoͤlpisch dumm stumpff grobkoͤpffig grober troll goͤtte ruͤdischer eselischer doͤlpell bewrisch vnbehauwen vngehoͤbleter.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
65, 29
(Hs. ˹pfälz.
, M. 16. Jh.
˺): Wo beurisch art zu hoff regiert, | gefunden wirt | gutts regiment gar selten.
Opitz. Poeterey
8, 22
(Breslau
1624
): haben […] Homerus / Hesiodus vnnd andere […] die baͤwrischen vnd fast viehischen Menschen zue einem hoͤfflichern vnd bessern leben angewiesen.
Ebd.
21, 22
: pflegen alles worvon sie reden / als von Liebe / heyrathen […] auff jhre baͤwrische vnd einfaͤltige art vor zue bringen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
8, 352, 12
(Straßb.
1466
): er hat nichtz nit in seinen sprúchen das do beurisch oder grob laut.
Maaler
166v
(Zürich
1561
): Ein Gemein peüwrisch oder schlaͤcht liedle singen.
Henisch
210
(Augsb.
1616
): Er ist der baͤwrischen sitten noch nicht vergessen […] Wo bewrisch art zu Hoff regiert / Gefunden wirdt / Gut Regiment gar selten.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
80, 22
(Ulm
1486
): Merck wie grob und peürisch.
Ebd.
91, 15
: Er was ain pürischer knecht. wie wol er von den edeln burger zů Athenis was darumb antwurt er pürisch.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
37, 9
(München
1528
): wil ich geben nachuolgend pawrisch exempel.
Kurrelmeyer, a. a. O.
6, 111, 11
; 9, 1, 4
; Göz. Leichabd.
236, 15
; Fischer, a. a. O.
89, 11
; Bremer, Voc. opt.
39063
; 39065
; Schmitt, Ordo rerum 168,
1
.1; Diefenbach
134
c; 170
c; Voc. inc. teut.
s iijv
; Dasypodius
295v
; 458v
; Alberus
e iiijr
; Maaler
65v
; 66r
; 316v
; 462v
; Schwartzenbach
C vr
; R ir
; Mylius
K 3v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
59
; 85
; Dietz, Wb. Luther
1, 215
; Rwb
1, 1270
; Preuss. Wb. (Z)
1, 433
(vgl. den Belegkommentar s. v. baurecht!
); Pfälz. Wb.
1, 619
; Schweiz. Id.
4, 1527
.‒
Vgl. ferner s. v. abenteurig
2, abrichtung
3.3.
›grobschlächtig, nicht verfeinert, primitiv, einfach (von Gegenständen der ländlichen Sachkultur)‹; vgl.
bauer
(der
) 1.Bedeutungsverwandte:
ländlich
Belegblock:
Alberus
L ijr
(Frankf.
1540
): daß zum feld gehoͤrt / daß dem bawman oder bawren zů stehet / bewerisch.
Fastnachtsp.
381, 23
(nobd.
, n. 1494
): Etlich ir vernuft so gar an werden | Mit hauen, schaufeln und gabeln, | Do mit sie in dem mist umb krabeln, | Mit großen stifeln, peurischen kappen.
Maaler
66r
(Zürich
1561
): Ein Beürisch instrument von eysenwerck.
Ebd.
81v
: Ein Beüwrisch oder landtlich kleid oder zierd.
Diefenbach
575a
.4.
›von Bauern (als sozialem Stand) verursacht, angezettelt‹.Phraseme:
bäurische aufrur
›Bauernaufstand, -krieg‹.Syntagmen:
bäurische entpörung
.Belegblock:
Küther, UB Frauensee
411, 30
(thür.
, 1540
): als wir landtgrave Philips in tzeit der beuerischen uffruhr das closter Frauensehe […] uberkommen.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
243, 3
(nobd.
, Hs. M. 17. Jh.
): hat wegen der bawrischen aufruhr undt zerstörung der clöster und schlösser vihl unruhe leyden […] müssen.
Barack, Zim. Chron.
1, 65, 21
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Diser gewurkt aufschlag ist […] sambt vilen andern monumenten […] in der beurischen aufruor zerhawen […] worden.
Krebs, Prot. Spey. Domkap.
2, 6936, 3
; Stahleder, Juliussp. Würzb.
178
; Schwäb. Wb.
1, 731
; Dietz, Wb. Luther
1, 215
; Rwb
1, 1270
.5.
›aus Bauern bestehend (z. B. von Heereshaufen); den Bauern anhangend, zugehörig, zu den Bauern haltend‹; vgl. bauer
(der
) 1, speziell unter dem Aspekt der dem Bauern zugeschriebenen Neigung zum Aufruhr.Belegblock:
Bell, G. Hager
543, 1, 14
(nobd.
, 1611
): [die fürsten] Detten an griefen Die Beürische schare.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
459, 4
(nobd.
, n. 1525
): das pundisch kriegsvolk […] hetten […] die bewrischen kriegslewt darinnen so hart benötigt.
Ders., Bauernkr. Oberschw.
79, 40
(schwäb.
, v. 1542
): wiewol vil beser buben aus der gmain pewrisch waren.
Ebd.
80, 13
: aber die ganz gmaind von Bobenhausen peurisch.
6.
›von bäurischer Herkunft‹; zu
bauer
(der
) 1.Syntagmen:
bäurische tochter
.Belegblock:
Schweiz. Id.
4, 1527
(n. 1529
).