1
bärlich,
Adj.,
in Bed. 5 und 6 nur als
Adv.
belegt;
zu
5
bar
, vgl. aber die etymologische Bemerkung unter 4.
– Vorwiegend wobd.
1.
›strahlend, glänzend‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
ausbrehend
.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
24, 19
(
14. Jh.
):
daz wazzer von der rosen chumt mit clukheit der materie des glazes von der berlichen craft der sonne.
2.
›offenbar, offensichtlich, klar erkennbar, deutlich‹;
zu
5
bar
 2.
Bedeutungsverwandte:
offen
 5.

Belegblock:

Adrian, Saelden Hort
10185
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
die sprechen: ‘wir gelóbig sin’ | und ús tůn mit ir werchen schin | daz si berlich liegen.
Welti, Stadtr. Bern
116, 30
(
halem.
,
1400
):
daz aber berlich wider vnser eide vnd ere vnd vnser stat fryheit were.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
398, 9
(
halem.
,
1533
):
doch nyemand scheyden an groß, eehaft, bärlich und träffenlich ursachen.
Klein, Oswald
86, 7
(
oobd.
,
1431
/
2
):
sich klärlich, bärlich vindet das | nach adelicher mass.
Welti, a. a. O.
170, 26
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
160, 20
;
Klein, a. a. O.
62, 9
;
Henisch
172
;
186
;
Wmu
144
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
31
;
Schwäb. Wb.
1, 647/8
;
Schweiz. Id.
4, 1435
;
Schatz, Sprache Oswalds.
1930, 50
.
3.
›merklich (mit dieser Nuance offen zu 2 und 5); bedrückend, belastend, schwer (von Auflagen, Krankheiten und anderen sozialen und natürlichen Gegebenheiten)‹.
Bedeutungsverwandte:
merklich
 5;
gefärlich
 2,
gros
(Adj.) 7,
unleidenlich
; vgl.
angstbäre
 1, (s. v.)
1
anliegen
 10,
ausbrüchig
 1.
Syntagmen:
jn. b. beschweren / übersteuern
;
etw.
(Subj.)
jm. b. sein
;
b. schade
(mehrfach)
/ koste / mangel, b. laster / leiden / übel, b. beladnis / not / schande / schatzung.

Belegblock:

Enders, Eberlin
3, 237, 10
(
Erfurt
1524
):
das vnns so barlicher schade vnser bruͤdern nit bewegt.
Sachs
3, 348, 21
(
Nürnb.
1531
):
nachred, wo sie trifft, | Eym zuhörer, dem ist sie perlich, | Schedlich.
Bihlmeyer, Seuse
60, 7
(
alem.
,
14. Jh.
):
wan in den selben jaren vielen uf in gar berlichú liden.
Leisi, Thurg. UB
6, 894, 16
(
halem.
,
1363
):
Als meister Felix [...] gross unrecht und berlich laster erbotten hatte mir.
Koppitz, Trojanerkr.
9924
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Berlichü schande | Mag dir da von uff ston.
V. Anshelm. Berner Chron.
1, 71, 6
(
halem.
,
n. 1529
):
so werde einer kron von Frankrich von inen niemerme kein baͤrlicher schaden zůgefuͤegt werden.
Enders, a. a. O.
243, 6
;
Bihlmeyer, a. a. O.
114, 19
;
Boos, UB Aarau
238, 17
;
Rennefahrt, Statut. Saanen
58, 18
;
144, 35
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
256, 15
;
Rwb
1, 1237
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
22
;
Vorarlb. Wb.
1, 243
;
Schwäb. Wb.
1, 647/8
;
Schweiz. Id.
4, 1435
.
4.
›ungehörig, brutal, frech, unverfroren, unverhüllt, offen, unumwunden, gewaltsam‹; vgl.
5
bar
 5, in dieser Bedeutung kann semantische Beeinflussung von
bäre
1,
1
baren
,
1
bären
(Bed. 1) vorliegen.
Wobd.
Syntagmen:
b. fluchen / reden, jm. b. zureden, jn. b. an- / begreifen / betriegen / bescheissen / erstechen / erzürnen, b. gehandelt werden, b. nach etw. stellen, den frieden b. brechen
;
b. tot, b. rottierung.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse
85, 29
(
alem.
,
14. Jh.
):
wenn du von ieman wirst mit worten ald wisen berlich gehandelt.
Geier, Stadtr. Überl.
24, 8
(
nalem.
,
14.
/
15. Jh.
):
wer ŏch zů disen sachen baͤrlich und unreht redot, das sol an den raͤten stan.
Päpke, Marienl. Wernher
2674
(
halem.
,
v. 1382
):
Die magt si begriffen wolte | Bærlicher denne si solte, | An ierm werden blossen lib.
Welti, Stadtr. Bern
144, 13
(
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Alz och etzlich froͮwen oder man berlich wider got vnd betrogenlich manig ewip vnd eman nement.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
147, 17
(
schwäb.
,
1431
):
unzimlich unfuͤre [...] zů triben, so baͤrlich das ir ains aigen geborn friunde missfallen ab sollichem hetten.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1312
(
schwäb.
,
1453
):
Du redst minr froͤwen berlich zů, | Das sie nie me gezigen wart.
Chron. Augsb.
2, 34, 1
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
wie die herrn von Bairn den frid so barlich geprochen hetten.
Ebd.
50, 30
:
Als nun die von Augspurg sahen, daß sie die Onsorgen nit aufsetzen wolten und so barlich nach irem leib und guet stallten.
Bihlmeyer, a. a. O.
258, 19
;
Barack, Teufels Netz
12528
Var.;
12631
Var.;
Rennefahrt, Stadtr. Bern
140, 24
;
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
2555
;
Bad. Wb.
1, 120
;
Schwäb. Wb.
1, 647/8
;
Schweiz. Id.
4, 1435
.
5.
›vollständig, gänzlich, sehr‹.
Wobd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (s. v.)
aus
 12,
ausbündig
 2.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse
57, 4
(
alem.
,
14. Jh.
):
Da můst du einen berlichen undergang nemen diner fúrnemekeit in etlichen blinden menschen.
Ebd.
219, 9
:
Er trúget sich selber berlich, der den kúnig aller kúnge wenet setzen in ein gemeines gasthus.
Jörg, Salat. Reformationschr.
569, 20
(
halem.
,
1534
/
5
):
wil es je zů undertruckung des evangely / und gmeyner grechtikeytt / so baͤrlich langen.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
154, 21
(
schwäb.
,
1403
):
daz die zunft der muͥller, die doch von alter in gůten eren herkomen ist, als gar baͤrlich an luͥten abkomen waz.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 48, 38
(
schwäb.
,
1471
):
Wie pärlich mir das widert | Fräd vnd alle wunn!
Schweiz. Id.
4, 1435
.
6.
›einzig und allein, nur‹.

Belegblock:

Päpke, Marienl. Wernher
8486
(
halem.
,
v. 1382
):
Wan alle sine zit Ihesus | So lúczel spise und trankes nos, | Vil barlich die notdurft blos, | Das sich sin natur enhielt.
Niewöhner, Teichner
707, 84
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1472
˺):
aber wa die sel hin soll, | das würt layder wenig gewegen. | sein württ auch paͤrlich gepflegen | bey dem grab inn uͤber můtt.