ausschreien
(halem. vor allem im Part. Prät. auch Schreibungen mit
ü, u/au
, die zum Lemmaansatz
ausschräuen,
ausschrauen
führen würden), V., unr. abl.,
sehr vereinzelt auch regelmäßig; vgl. Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
.1988, 290/1
; 473
1.
›etw. mit lauter Stimme ausrufen, laut rufend verkünden‹; offen zu 2.Bedeutungsverwandte:
ausrufen
berufen
melden
verkünden
abkünden
absagen
aufbieten
ausbieten
ausbrechtigen
ausgöcken
ausschreiben
Wortbildungen:
ausschreier
ausschreiung.
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 20, 15
(Wittenb.
1545
): DEs Narren geschenck wird dir nicht viel frumen [...]. Er gibt wenig / vnd rücket einem viel auff / vnd schreiets aus / als ein Weinrüffer.
Fastnachtsp.
380, 28
(nobd.
, 15. Jh.
): Nu wird ich doch in keinem jar | Weder durch prediger noch außschreier | Gepoten.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
116
(Nürnb.
1517
): der [gebererin] sich die engel und menschen verwundern, die sie loben und die allerseligsten ausschreien.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 3, 5
(Nürnb.
1631
): Daß ich preiß den Namen dein, | So lang ich leb dein Lob schrey auß.
Roloff, Brant. Tsp.
2067
(Straßb.
1554
): ir Senger vohen singen an | Den verß Deposuit will ich wider han | Lont in außschreien / predigen / singen.
Buijssen, Dur. Rat.
208, 27
(moobd.
, 1384
): Dye auffderhebung der stym, wann gesprochen wıͤrt: NOBIS QUOQUE, das ist: auch uns etc., bedewt die auzschreiung centurionis.
Turmair
4, 745, 9
(moobd.
, 1522
/33
): Christus [...] hebt an [...] die gueten mär, [...] und huld gottes zu verkünden, berüefen und außschreien.
Ebd.
762, 29
: s. Pauls [...] ist nachmals wider gein Damasco in die groß stat kumen, hat alda auch Christum außgeschrien.
Mayer, Folz. Meisterl.
75, 517
; Kehrein, a. a. O.
1, 365, 5
; Höver, Bonaventura. Itin. B
80
; West, Dasypodius.
1989, 270
; Maaler
45v
; Dietz, Wb. Luther
1, 185
; Rwb
1, 1095
; Schweiz. Id.
9, 1478
.2.
›etw. kraft obrigkeitlicher Macht ausrufen, bekanntgeben, proklamieren, verkünden‹.Bedeutungsverwandte:
anzeigen
ausrufen
proclamieren
verkünden
abrufen
absagen
absprechen
ansagen
anrufen
ausschreiben
Syntagmen:
den anstand / ban / fluch / frieden / markt / tag / turnei, das feuer, die abenteuer, die fasten / schulden / stunden a., etw. an der kanzel a., etw. öffentlich a., a., das [...], jn. für seinen herren a.
Wortbildungen:
ausschreier
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Ri. 7, 3
(Wittenb.
1545
): las nu ausschreien fur den ohren des Volcks vnd sagen / Wer blöde vnd verzagt ist / der kere vmb.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
191, 827
(osächs.
, 1607
): Bedennckt Ihr also Euern Eÿdt, | wie, dass Ihr nicht die stunden ausschreÿ(t)?
Chron. Nürnb.
3, 161, 23
(nobd.
, 1488
): also ließ er das hailtumb zaigen an dem freitag darvor und stund der außschreier auf dem umblauf unser frawen capellen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
237, 3
(Bamb.
1507
): darauff sol der Richter den andern rechttag oͤffenlich vor gericht durch den Puͤtel ausschreyen lassen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
479, 7
(nobd.
, n. 1525
): ward darbey ausgeschrien bey merklicher straf, das ain yeder uff dem pferd sitzen bleyben, [...] sollt.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 28, 19
(schwäb.
, 1491
): die maͤss des ackers die er in sinem maisterampt uss foͤlckischer bittung uss geschrúwen hett.
Rot
341
(Augsb.
1571
): Proclamirn, Offentlich mit klarer lauter stim̃ ruͤffen oder außschreyen. Jtem einen vnter die leut bringen oder außschreyen.
Weber, Füetrer. Poyt.
145, 1
(moobd.
, 1478
/84
): DEr hat news ausgeschreyet | ain turnay harte grossen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
56, 43
(m/soobd.
, 16. Jh.
; Hs. 2. H. 17. Jh.
): wer weeg, steig im wäldern oder andern hölzern verschlueg, und man daselbst außkummen solt, und das in dreien tagen nicht außschreit.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
33, 14
; Baumann, a. a. O.
548, 11
; Ders., Bauernkr. Oberschw.
214, 16
; Welti, Stadtr. Bern
446, 4
; Löffler, a. a. O.
180, 15
; Diefenbach
188
c; Dasypodius
353v
; 379v
; Maaler
41v
; 45v
; Rot
306
; Golius
220
; Hulsius
J iijr
; M ijr
; Dietz, Wb. Luther
1, 185
; Rwb
1, 1095
; Preuss. Wb. (Z)
1, 329
; Pfälz. Wb.
1, 474
; Schwäb. Wb.
1, 511
; Schweiz. Id.
9, 1478
; 1480
.3.
›etw. öffentlich anprangern; jn. öffentlich wegen eines Vergehens beschuldigen‹.Bedeutungsverwandte:
ausrufen
austragen
berüchtigen
berüsseln
infamieren
verleumden
verumglimpfen
ansprechen
anzeihen
auflegen
aufsprechen
ausbreiten
Syntagmen:
den übeltäter a., jn. übel / hussitisch / lutherisch a., jn. einen verräter a., jn. für den antichrist / einen ketzer a., etw.
(z. B. den namen / wein
) a.
Belegblock:
Schöpper
63a
(Dortm.
1550
): Traducere. Verleumbden beruͤchtigen verunglimpffen außtragen beruͤsseln jnfamieren außschreyen außruͤffen.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
594, 4
(halem.
, 1619
): mögent sy dieselben [...] vermog irer fryheit ufftryben und so lang für unreedlich halten und ußschryen, biß [...].
Schottenloher, Flugschrr.
57, 23
(Landshut
1523
): wie negst ein onmechtig man zů Fürfelt im wirtzhauss Frantzen unnd seinem hauffen den wein ausschrier.
Rot
341
(Beleg unter 2); Dietz, Wb. Luther
1, 185
; Rwb
1, 1095
; Preuss. Wb. (Z)
1, 330
; Schweiz. Id.
9, 1479
; Winkler, Flugschr.
1975, 93
.4.
›das Rufen, die Verkündung von etw. zu Ende führen, vollenden‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ausschreiben
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
3, 88, 59
(Frankf.
1557
): Wer sich auffs singen soll begeben, | Der muß nit all zu hoch anheben, | Das ers auch kan zum End außschreien.