ausschütten,
V.
1.
›etw. (Flüssigkeiten o. ä.) aus einem Behälter ausgießen, etw. (z. B. Getreide) ausschütten, wegschütten‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. (Behälterähnliches) durch Ausgießen, Ausschütten des Inhalts leeren‹; auch Verwendung in Vergleichen und Bildern.Bedeutungsverwandte:
ausgiessen
anschütten
ausschwelben
Syntagmen
den fisch / seich, das korn / mus / wasser, die erde / unreinigkeit a.
; verschoben: den laden / sak, das becken a.
; wasser sich a.
; eingeweide ausgeschüttet sein
›heraushängen‹.Wortbildungen:
ausschut
ausschütstein
ausschütte.
Belegblock:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
1974
(rhfrk.
, um 1405
): Uff das da ußgeschudt werde | Die große unreynikeit und die erde.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
408, 23
(preuß.
, 1449
): 26 ½ last korn, die der homeister hat lasen usschutten.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 178, 23
(hess.
, 1598
): so etwaß unraines von kerig oder dergleichen an das ufer tragen oder außschütten werden.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 42, 35
(Wittenb.
1545
): da sie die Secke ausschutten / fand ein jglicher sein Bündlin gelds in seinem sack.
Ebd.
2. Kön. 21, 13
: [Jch] wil Jerusalem ausschütten / wie man Schüssel ausschüttet / vnd wil sie vmbstürtzen.
Ebd.
Ps. 22, 15
: Jch bin ausgeschütt wie wasser / Alle meine Gebeine haben sich zurtrennet.
Bell, G. Hager
68, 2, 4
(nobd.
, 1594
): Hat sich er Hencket mit leid, | vnd ist miten ent zweÿ | Ge borsten, vnd sein jngeweid | aus geschidet.
Vetter, Pred. Taulers
150, 15
(els.
, 1359
): So hat man gemacht mit behentkeit das sich das wasser selber us schút.
Golius
336
(Straßb.
1579
): außschütte was von dem tisch falt / oder im tischlachen außgeschütet würt.
Maaler
45v
(Zürich
1561
): Außschütte / was ab dem tisch falt / als broßmen / bein.
Barack, Zim. Chron.
3, 39, 1
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): wie sie dann nie rein wasser [...] haben ussgeschütt.
Wickram
4, 15, 15
; Maaler
45v
; Rot
341
; Mylius
C 6r
; Dietz, Wb. Luther
1, 186
; Pfälz. Wb.
1, 475
; Schwäb. Wb.
1, 512
; 6, 1567
; Schweiz. Id.
8, 1563/4
.2.
›überlaufen (z. B. von einem Faß)‹.Belegblock:
Vetter, Pred. Taulers
340, 23
(els.
, 1359
): es [vas] schút sich ze mole eines ganges wider us.
3.
phras.: einen hund ausschütten
›einen getöteten Hund (mit einer bestimmten Menge Getreide) aufwiegen, ersetzen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. 2
abkeren
ableinen
abschönen
abtun
Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
1, 54, 36
(moobd.
, 18. Jh.
): so sol der dasig den hund nehmen und soll ihn bei den hintern füssen aufhenken auf einen ebenen fleg und mit waiz außschütten.
4.
›etw. zuschütten, vollschütten‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abtun
abwerfen
Syntagmen:
das bolwerk a.
Belegblock:
Schwäb. Wb.
1, 513
(M. 16. Jh.
).5.
›(etw.) in die Luft schwenken, schwingen‹.Bedeutungsverwandte:
1
ausstäuben
erluften
schwingen
ventilieren
Belegblock:
Rot
358
(Augsb.
1571
): Ventilirn, Erluͤfften / schwingen / außschuͤtten / gegen dem lufft außtauben.
6.
im Anschluß an 1 eine Reihe von jeweils schwach belegten und schwer assoziierbaren, teilweise mit Phraseologisierungen verbundenen Übertragungen auf unterschiedliche Gegenstandsbereiche; im eigenen Corpus sind folgende Ütr. belegt: ›etw. verkaufen‹; ›sich (durch Abschütteln der Knechtschaft) befreien‹; ›sich verschenken, mitteilen (von Gott gesagt)‹; ›etw. verbreiten, allgegenwärtig machen (z. B. den Tod)‹; ›etw. (Habe) aufwenden, zur Verfügung stellen, ausgeben‹; holz a.
›Bauholz gebrauchsfertig zuschlagen‹; phras.: das herz ausschütten
(wie nhd.), die kutte / kappe ausschütten
›die Kutte ablegen, aus dem Orden austreten‹; die Wörterbücher belegen diese Verwendungen mit eigenem Material und nennen weitere, darunter: holz a.
›Holz schälen‹; einen stein a.
›einen Stein behauen und dadurch leichter machen‹; seinen grol auf jn. a.
›seinen Zorn über jn. kommen lassen‹; freude / troz a.
›Freude, Unwillen mitteilen‹; neue irtume a.
›neue Irrtümer verbreiten‹; ein gebet, ein wort, einen schwur a.
›ein Gebet, ein Wort, einen Schwur äußern‹; sich der notdurft a.
›sich aus einer Notlage befreien‹; anschläge / bübereien a.
›Gaunereien verüben‹; jn.
(z. B. schiedleute, ein kind
) a.
›jn. als untauglich ausscheiden, hintansetzen, verwerfen‹; ausgeschüttetes hurenkind
(als Schimpfausdruck).Belegblock:
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 533, 37
(rib.
, 1505
): of iemant, [...], herboven einiche vische heimlich [...] zerzit brechte ind uisschudde.
Chron. Köln
2, 599, 15
(Köln
1499
): dat si sich uissschuten ind intledichten van sulcher knechtlicheit.
Apherdianus
180
(Köln
1575
): Auß dem kloster lauffen / die kap auff den zaͤun hangen / außschuͤtten.
Luther, WA
49, 281, 30
(1543
): das ist ein schatz, das Er sich aus schutt unnd beweiset seyne liebe, schenckt sein einigen Son.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 1, 15
(Wittenb.
1545
): [Jch] hab mein hertz fur dem HERRN ausgeschut.
Goldammer, Paracelsus.
4, 298, 4
(1530
): was ist offenbarlicher dann der tod, der am allermeristen usschutt, bewert, bezeugt, verkundt ist über alle worter predigen.
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 112, 14
(halem.
, n. 1529
): hond ouch gůte hofnung [...], alle unsere und des heiligen stůls hab usschiten.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. II,
348
(Basel
1616
): Endtlich sie doch jhr Red vmbwand(t) | Vnd schuͤttet vor jhm auss jhr Hertz, | Klagt jhm auch jhren grossen schmertz.
Chron. Augsb.
4, 60, 22
(schwäb.
, v. 1536
): Bischoff Friderich hat [...] das ausbereit und ausgeschidt holtz darzů auff dem Lech herab gefiert.
Barack, Zim. Chron.
3, 214, 39
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): hetten die münch zu Ellwangen die kuten auch ussgeschüt.
Dietz, Wb. Luther
1, 185/6
; Schwäb. Wb.
1, 512
; Schweiz. Id.
8, 1563-66
.7.
bedeutungsverwandt zu profundieren
.