aufrecht,
Adj.;
als Adv.
auch
aufrechtlich
(selten) und
aufrechtlichen
(vereinzelt).1.
›aufrecht, aufwärts gerichtet, hochstehend, senkrecht‹.Bedeutungsverwandte:
gestraks
ungebogen
3
auf
aufricht
aufgerecht
aufrichtig
Syntagmen:
a. gehen / sitzen / stehen, etw.
(z. B. den nak
) a. halten, etw.
(z. B. den becher
) a. tragen
; a. lade / linie, a. bret / gebein / feld
(Verschiebung der Bezugsgröße: ›Feld mit hochstehender Frucht‹), a. fänlein
(„Zeichen eines obrigkeitlich gebotenen oder erlaubten kriegerischen Auszuges“ und metonymisch: ›ausrückende Mannschaft‹; vgl. Schweiz. Id.
).6, 218
Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11462
(rib.
, 1444
): Van den anderen ich sagen mach | Dat die da waren up recht | Ind swummen in yren clederen slecht.
Gille u. a., M. Beheim
316, 18
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): get nicht also verslimet, | auff reht, gestrak und slecht!
Ebd.
443, 139
: wann sy [grechtikait] sal stan auffrecht, gestrak und ungebagen.
Rupprich, Dürer
2, 170, 18
(nobd.
, um 1512
/13
): teill a b mit 6 awfreter linj jn 7 gleiche felt.
Päpke, Marienl. Wernher
7059
(halem.
, v. 1382
): Menges
[Tiere]
uf zwain fuͤssen gie | Ufrecht an sinen gesellen. Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
1, 81, 21
(alem.
, um 1430
): Do nam in der henker und band inn mit hüß und mit allem an ain uffrecht brett.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
91, 17
(schwäb.
, 1551
): im selbenn jar erfror das auffrecht feld, nemlich der weingarttenn.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
49, 35
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): sunder sieche machst du raine, | krump und lam aufrecht gepaine | setzt du an lait in maß.
Rupprich, a. a. O.
209, 822
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
1095
; Päpke, a. a. O.
5954
; Wiessner, Wittenw. Ring.
8312
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
4, 1
; Dietz, Wb. Luther
1, 138
; Maaler
155v
; Rwb
1, 922
; Schwäb. Wb.
1, 406
; Schweiz. Id.
6, 218-222
; Schirmer, Wortsch. Mathematik
1912, 8
.2.
›aufrichtig, ehrlich, redlich, gerade, korrekt, rechtschaffen, unbescholten, vertrauenswürdig (von Menschen, menschlichen Handlungen und Haltungen)‹; Ütr. zu 1; offen zu 3.Bedeutungsverwandte:
aufrichtig
billich
erbar
erlich
ersamlich
from
gerecht
getreu
gewis
gewissenhaft
glaubhaft
gut
gutherzig
offen
redlich
tapfer
treu
unbestochen
ungegleisnet
warhaftig
straks
ane arglist
aufgericht
aufricht
Gegensätze:
arg
böse
falsch
fälschlich
tückisch
untreu
Syntagmen:
a. handeln / kriegen / leben / spielen, a. bei etw. bleiben, jm. a. dienen, e. S. a. nachgehen, jn. a. finden, etw. a. ersetzen / gewinnen / halten / vergleichen / versprechen, das leben a. füren, a. mit etw. umgehen, etw.
(Subj.) a. zugehen
; mit seinem tun a. sein, im herzen a. sein, in worten / werken a. sein, märe / rede / sache a. sein
; a. handel / tausch / wandel / friede / glaube / mut / man / hausvater / knecht / richter / zeuge, a. gemüt / herz / leben / trauen / handlung
; a. todschlag
›Todschlag ohne böse Absicht‹.Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6578
(rib.
, 1444
): Gerne wiste ich off dyne meren | Warachtich ind uprecht weren.
Chron. Mainz
1, 346, 6
(rhfrk.
, 15. Jh.
): was uns gebort nach wisunge der rachtunge wollen wir ofrechtlichen und erberlichen halten.
Kurz, Waldis. Esopus
1, 56, 30
(Frankf.
1557
): [das du] meinem Herren dienest trewlich, | Auffrecht, in allen sachen freundtlich.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1099
(halem.
, Hs. um 1435
): Das ist das er oͮch haben sol | Zuͦ Gott ainen uffrechten muͦt.
Bachmann, Haimonsk.
193, 22
(halem.
, 1530
): es wirt nǔt beschechen, daz du wider gebest daz, so ich uffrechtlich gwunnen hab mit kriegsrecht.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
345, 1339
(Zürich
1548
): Du hast es ufrecht und redlich | Gwunnen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern
755, 23
(halem.
, 1615
): das der getroffne tusch kein kauff, sonders ein wahrer uffrechter tusch sye.
Chron. Augsb.
4, 171, 7
(schwäb.
, v. 1536
): auff gnuͦgsam red und widerred sind die Fugger krecht, auffrecht und redlich, frum und erbar erfunden worden.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
209a, 23
(smoobd.
, 1624
): wann sich etwo miessig geende leüt im gericht aufhielten, die nit arbaiten und kainen aufrechten erbaren wandl füeren.
Meijboom, a. a. O.
4624
; Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 140, 2
; Merk, Stadtr. Neuenb.
79, 32
; Kottinger, Ruffs Etter Heini
1662
; Rennefahrt, a. a. O.
756, 32
f.; Jörg, Salat. Reformationschr.
627, 7
; Chron. Augsb.
7, 147, 9
; 269, 34
; 278, 7
; Voc. Teut.-Lat.
b viijv
; Serranus
18v
; Maaler
35v
; 213v
; 219v
; 221r
; 252r
; 455v
; Schwartzenbach
C jv
; H jr
; Rot
322
; Hulsius
N iiijv
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
371
; Schweiz. Id.
6, 218-222
.3.
›ordnungsgemäß, der Vorschrift, dem Gesetz entsprechend, gebührlich, rechtmäßig; von vorschriftsmäßiger Beschaffenheit‹ (von Sachen, menschlichen Handlungen); Ütr. zu 1; offen zu 4.Phraseme
(in rechtlichen Verwahrformeln): aufrecht verkaufen
(dazu bdv.: ane gefärde verkaufen
).Bedeutungsverwandte:
glaubhaft
gut
ordenlich
redlich
statlich
ampthaftig
aufredlich
aufrichtig
Syntagmen:
a. pfächten / urteilen, etw. a. ausrichten / gelten / halten / verkaufen / verlieren, jm. etw. a. verheissen
; sache / urteil a. sein, etw. a. hergehen
; a. brief / eid / handel / kauf / wein, a. büchse / münze / schuld, a. abgemächt / testament
.Belegblock:
Chron. Köln
2, 496, 3
(Köln
1499
): hadden die scheffen gewist ein urdel einre armer vrauwen dat niet uprecht was.
Merk, Stadtr. Neuenb.
123, 24
(nalem.
, 1616
): nach der statt erin geschir und gefächt ordenlich, ufrecht und redlich zue fechten.
Welti, Stadtr. Bern
109, 2
(halem.
, 1311
): wele aber sin guͦt verkoͮffen wil vfrecht ane geuerd.
Ebd.
316, 15
(1450
): die soͤllent ire pfruͦnde ane gnade vffrechtlichen verlorn haben.
Ebd.
500, 2
(1452
): Er sol ouch [...] zuͦ der appoteg vnd dem appotecker luͦgen vnd besehen, dz die vffrecht gehalten werdent, in massen die ordnung [...] innhalt.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
1218
; Chron. Augsb.
4, 169, 8
; 9, 122, 7
; 127, 19
; Rintelen, B. Walther
8, 18
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
210, 18
; Winter, Nöst. Weist.
3, 380, 20
; Piirainen, Stadtr. Sillein
114a, 26
; Maaler
35v
; Rwb
1, 922
; Pfälz. Wb.
1, 390
; Schwäb. Wb.
1, 406
; Schweiz. Id.
6, 218-222
.4.
›rechtskräftig, rechtsgültig, rechtlich anerkannt‹; Ütr. zu 1; offen zu 5.Belegblock:
Chron. Augsb.
7, 273, 12
(schwäb.
, zu 1552
): das solche capitulation vermöcht, ires thails aufrecht zuͤ halten, wie erbern leuten gebürt.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
73, 5
(mslow. inseldt.
, 1603
): vermug vnśers bey śeinen handen habenden śchuldtścheins aufrechter śchult śchultig.
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 200, 8
(halem.
, n. 1529
): Uss welchen redlichen, frommen, ufrechten ursachen.
Pfälz. Wb.
1, 390
; Vorarlb. Wb.
1, 154
.5.
›erhalten, bewahrt‹; Ütr. zu 1.Syntagmen:
jn. / etw.
(z. B. haus / hof
) a. behalten, etw. a. bleiben.
Belegblock:
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
115, 36
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): wo derselbig dein hauff vffrecht pleipt, so hostu vberwunden.
Schweiz. Id.
6, 219
.6.
›rühmlich, ruhmreich, Ansehen bringend‹.Belegblock:
Sachs
13, 549, 21
(Nürnb.
1559
): Dardurch wir zu ewiger zeit | Beide gedechtnuß-wirdig werden | Den göttern im himel und auff erden | Bey allem menschlichen geschlecht, | Durchleuchtig, rumreich und auffrecht, | Ganz für-breißlich durch alle stück.
Chron. Augsb.
9, 61, 4
(schwäb.
, 1544
/5
): kain römischer könig in zwaihundert jaren vor im kain soliche auffrechte, erliche schlacht gehalten [...] hat.